MV Stingray vom 24.03. bis 07.04.2005Am Flughafen ...
MV Stingray vom 24.03. bis 07.04.2005
Am Flughafen Male wurden wir von Kuday, Cheftauchguide und nach eigenen Angaben Mitbesitzer der Stingray einschließlich begleitendem Tauchdhoni, empfangen. Mit dem Tauchdhoni erfolgte dann die ca. fünfzehnminütige Überfahrt zur Stingray. Nach kurzer Zuteilung der Kabine, Organisation der Tauchausrüstung auf dem Dhoni und einem ersten Mittagessen startete die zweiwöchige Safari – und zwar ohne vorherige Vorstellung der übrigen Crewmitglieder und ohne jede Sicherheitsinstruktionen, wie sie insbesondere auf einem Schiff Standard und vorgeschrieben sind. Die Tour startete insbesondere auch ohne jegliche Besprechung mit den Gästen oder wenigstens einer Nachfrage von Kuday, was denn ggf. die acht an Bord befindlichen Taucher gern sehen oder unternehmen möchten. Beim Mittagessen wäre dafür eine gute Gelegenheit gewesen, aber außer dem für den täglichen Essenservice zuständigen Crewmitglied hat sich leider niemand sehen lassen.
Die Tauchsafari startete somit ins Südmale-Atoll und führte im Verlauf der ersten Woche weiter ins Felidhe- und Meemu-Atoll.
Die Tauchplätze dort waren bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich Kanäle am Außenriff, die sich bei einlaufender, insbesondere mittlerer bis stärkerer Strömung, als ideal für Großfischbeobachtungen erwiesen. Grau- und Weißspitzenriffhaie in größerer Zahl, Stachel- und Adlerrochen, kapitale Napoleons, Makrelenschwärme sowie gelegentlich Barrakudas waren an den Kanaleingängen neben reichlich übrigem Schwarmfisch Standard. Bei einem Tauchgang zeigte sich sogar als Zugabe ein Segelfisch !
Bei diesen Tauchgängen wurden wir leider zu häufig etwas zu weit entfernt von der nächsten Ecke des Kanaleingangs abgesetzt. Mir ist es fast immer ein Rätsel, wie die Dhonicrew überhaupt den richtigen Platz zum Abtauchen findet und daher ist mir auch die Schwierigkeit dieses Unterfangens bewusst. Wer aber hier Kuday oder Hardy, dem anderen Tauchguide, gleich auf 30+m beim Abtauchen folgte oder versuchte zu folgen, dem fehlte nach 10 bis 15 Minuten Tauchen entlang der Außenriffwand zum Kanaleingang häufig schlicht und ergreifend Luft und/oder Zeit, um sich dann in Ruhe im Kanaleingang ausgiebig den Großfischen zu widmen und anschließend auch noch dem Briefing entsprechend den Kanal mit der dann seitlichen Strömung zu durchtauchen, um dann an der anderen Eingangsecke angekommen in den Kanal entlang seiner Innenseite zu driften. Wen es aufgrund von Luftmangel oder Dekovermeidung bereits in der Mitte des Kanals nach innen gedriftet hat, erlebte immer eine sehr öde zweite Tauchganghälfte. Wegen der Strömung waren die Seiten des Kanals dann nicht mehr zu erreichen, die Sicht sehr mäßig und Fisch eigentlich Fehlanzeige.
An den Kanalinnenseiten war der Fischbestand fast immer gut. Hier bestand nach dem Großfisch Gelegenheit, Augenmerk auf kleinere Dinge zu legen. Allerdings waren die Korallen bis auf wenige Ausnahmen an einigen Kanaleingängen leider nur Schrott. Diese Ödnis hat den durch das gute Fischvorkommen zunächst positiven Eindruck immer wieder getrübt.
Übrigens, egal wo man nach kürzerem oder längerem Driften im Kanal mit seiner Signalboje auch auftauchte, die Dhonibesatzung, bestehend aus dem Fahrer und seinem Helfer, haben hier einen wirklich guten Job gemacht und jeden der kleinen Gruppe nach kurzer Zeit eingesammelt.
In dieser ersten Woche zeichnete sich für mich ziemlich schnell nicht nur bei der Vorbesprechung der Tauchgänge ein erhebliches Kommunikations- und Betreuungsdefizit ab. Die Briefings wurden vor dem Wechsel aufs Tauchdhoni an Bord der Stingray weitestgehend inhaltlich verständlich, im Übrigen bei 7 deutschen Tauchern und einer Tschechin auf Englisch durchgeführt. Die Begleitung der Tauchgänge durch einen oder beide Guides war jedoch zu Beginn der Safari aus meiner Sicht mangelhaft und besserte sich erst nach entsprechenden Unmutsbekundungen in der zweiten Woche.
Es kann nicht angehen, dass ein Taucher ohne Buddy in dreißig Meter Tiefe in großem Abstand den übrigen Buddypaaren hinterhertaucht und Fotos macht, während die Tauchguides ihren eigenen Tauchgang gestalten oder aber ´Individualbetreuung´ betreiben.
Bereits an dieser Stelle muss ich deutlich sagen, dass es für den gesamten Ablauf der Safari nicht von Vorteil war, dass Kudays nette Freundin als Gast mit an Bord war. Der Schwerpunkt seiner Betreuung als maßgeblichem Crewmitglied lag sowohl über als auch unter Wasser ganz offensichtlich nicht bei der Gruppe.
Das sicher auch aus diesem Umstand resultierende bereits angesprochene Kommunikationsdefizit wurde für mich persönlich am Ostermontag, 28. März 05, in den späten Abendstunden überaus deutlich. Zu diesem Zeitpunkt erreichte die Stingray über Funk eine Tsunami-Warnung wegen des erneuten starken Erdbebens vor Sumatra. Die Stingray ankerte zu diesem Zeitpunkt im Vattaru Falhu, einem kleinen kreisrunden Riff genau zwischen Felidhe- und Meemu-Atoll. Egal wie die bisherigen Erfahrungen der Crew mit dem ersten Tsunami an anderer Stelle auf See auch waren, dieser Platz war der denkbar ungeeignetste, um eine mögliche Welle und deren Wirkungen abzuwarten. Ein aufklärendes oder auch beratendes Gespräch mit dem Kapitän war leider in dieser besonderen Situation schon wegen seiner unzureichenden Englischkenntnisse nicht möglich und Informationen betreffend die Tsunami-Warnung gab es im Verlauf der Nacht nur spärlich.
Der einzig positive Aspekt der gesamten Geschichte war, dass es Gelegenheit gab, sich selbst mit dem Aufbewahrungsort der Rettungwesten vertraut zu machen.
Aber wie bereits alle wissen, es gab ja keine zweite Welle.
Für mich jedenfalls war die Situation trotz meiner persönlichen Hochseeerfahrungen auf Segelschiffen auch bei schlechtem Wetter nicht angenehm und eine kompetente Crew sieht für mich wirklich anders aus.
Vattaru Falhu war übrigens bis dahin der Tauchplatz mit der bis dahin einzigen Mantasichtung. Da diese Zweiwochensafari von meinem Anbieter kurzfristig als „Manta Ray Special Cruise“ beworben war lagen die Hoffnungern aller - diese Spezies betreffend - auf dem südwestlichen Ari-Atoll.
Zunächst wurde daraus aber nichts, da bei der Überfahrt vom Meemu- zum Ari Atoll der Motor des Begleitdhonis streikte und obwohl wir uns meilenmäßig bereits näher am Ari Atoll befanden, war ein Abschleppen gegen Wind und Wellen nicht möglich. Daher alles zurück Richtung Meemu und Gelegenheit, fakultativ auf der Insel Alimatha abends die Seebeine zu vertreten und sich über italienisches Inselentertainment zu wundern.
Am nächsten Tag glückte nach erfolgtem Einbau der per Speedboot beschafften Ersatzteile die Überfahrt ins Ari Atoll ohne weitere Zwischenfälle und die sich dort für den Rest der zweiten Woche anschließenden Tauchgänge waren zum Teil Spitzenklasse.
An einigen einschlägig bekannten strömungsexponierten Thilas im Südari Atoll ist der Fischreichtum, wie ich ihn schon vor über 10 Jahren erlebt habe, immer noch sensationell und die Korallen sind an diesen Plätzen trotz Korallenbleiche und Tsunami ebenfalls sehr gut.
An zwei Plätzen habe ich die wohl besten Weichkorallenbestände in meiner bisherigen Tauchkarriere gesehen und wenn der Drift entlang eines dieser Plätze auch noch an einer Putzerstation für Mantas endet und der Manta sich auch prompt für den Rest des Tauchgangs einstellt, dann ist wie so oft schnell die Monotonie der ersten Woche und auch vieles andere zunächst vergessen.
Ach ja die Mantas. Hier muss ich die Tauchguides jetzt einmal loben. Die Aus/Ansprache in der ersten Woche hat eindeutig eine Änderung bei Kommunikation und Tauchgang-begleitung bewirkt. An Bord der Stingray wurde sich bei den Gästen gelegentlich erkundigt und die bekannten Mantaplätze wurden zur richtigen Zeit, d. h. bei richtiger Strömung, auch mehrfach gezielt betaucht. Z B. Abtauchen und 10 Mantas waren bei Erreichen des Grunds für den Rest des Tauchgangs an der Putzerstation.
Auch vom Tauchdhoni und sogar von der ankernden Stingray haben wir Gelegenheit gehabt, mit 12, 15 und einmal 22 Mantas an der Oberfläche länger zu schnorcheln.
Tja und als wir uns auf dem Tauchdhoni gerade wieder mal ABC-fertig gemacht haben, um die Mantas zu beschnorcheln, tauchte unvermittelt auf, was die zweite Woche fischmäßig perfekt gemacht hat: der Walhai.
Drei Mal bestand je nach Schnorchelkondition Gelegenheit, kurz oder lang diesem Giganten zu folgen. Nach Meinung der Dhonicrew waren es sogar zwei verschiedene Walhaie.
Mit diesen zufälligen Walhai-Sichtungen hatte sich damit für die Stingray-Crew, insbesondere die Tauchguides, die weitere Suche nach Walhaien entlang des südwestlichen Außenriffs erledigt. Es war mehr als deutlich zu beobachten, dass dieses Suchen -zumindest auf dieser Safari- auch nicht zu den Lieblingsübungen der Crew gehörte. Entsprechend schnell wurde die einzige Suche dann überhaupt eingestellt.
Nach all dem Tauchen noch ein paar Worte zu Boot und Crew:
Im Hafen von Male bestand Gelegenheit, Teile der dort ebenfalls ankernden Safarischiff-Armada aus der Nähe zu sehen.
Die Stingray ist bezogen auf Größe und Ausstattung aktuell sicher eines der besten Schiffe auf den Malediven, erreicht aber nicht annähernd den Standard und Komfort mir bekannter amerikanischer oder australischer Tauchschiffe. (z.B.Aggressor–Fleet bzw. Mike Ball-Schiffe ).
Die Stingray bietet 9 einfach eingerichtete Kabinen mit mehr oder weniger gut funktionierenden und geräuschvollen Klimaanlagen, einem Bullauge in Untertassengröße und 220 V-Anschlüssen.
Angeschlossen ist jeweils eine kombinierte Dusch-Toilettennasszelle mit Waschbecken, deren Nutzung als Dusche sehr gewöhnungsbedürftig ist, da je nach Größe und Funktion des Abflussloches im Boden alles mehr oder weniger lang geflutet ist. Vor Nutzung der Dusche empfiehlt sich insbesondere das Toilettenpapier vor Durchfeuchtung zu sichern.
Der Aufenthaltsraum auf dem Hauptdeck ist für eine Gruppe von nur 8 Gästen großzügig bemessen. Bei voller Belegung und schlechtem Wetter kann es eng werden. Insbesondere wenn die Unterwasserfotografen ihre Ausrüstung notgedrungen auf dem Boden ausbreiten. Da ich selbst kein Fotograf bin, kann es mir egal sein, aber auf dem gesamten Schiff gibt es keine geeigneten Behältnisse zum Spülen und keine gesicherten Ablageflächen für dieses teure Equipment.
Auf dem Oberdeck befindet sich neben Steuerstand und zwei Kabinen/Abstellräumen der Crew ein halbüberdachter Freisitz mit Stühlen und fünf Holzliegen. Die überdachte und damit beschattete Fläche war für unsere Gruppe ausreichend, wäre bei maximaler Belegung aber viel zu klein. Das Topdeck, auf dem sich lediglich vier Liegen befanden, wird nach meiner Beobachtung tagsüber wegen der intensiven Sonneneinstrahlung weitestgehend gemieden und dient nachts einigen Crewmitgliedern als Schlafplatz.
An Bord werden drei Mahlzeiten, fast immer als Buffet, sowie nachmittags ein zusätzlicher kleiner Snack (Kekse oder Kuchen), angeboten. Für den Speisen- und Barservice ist der aus Indien stammende Shiwa zuständig. Das Frühstück ist trotz täglicher Hühnerwürstchen und Eiern nach Wunsch für 14 Tage eher eintönig. Mittag- und Abendbuffet hingegen mit der ganzen Palette asiatischer Gewürze, viel frischem Fisch und Gemüse fand ich toll. Erstaunlich, was der srilankische Koch in seiner kleinen, schmuddelig anmutenden Küche zubereitet hat. Wenn er doch nur zum Frühstück einmal auf die Wünsche der Gäste eingegangen wäre. Da backt er sich an asiatischen Pfannkuchen, sogenannten Tschapatis, jeden Morgen für die Crew fast zu Tode, kann diesen Wunsch den mehrfach fragenden und teilweise verärgerten Gästen mit der Begründung ´once a week´ ´too much work´ eben nur einmal pro Woche erfüllen .Mit verschiedenen Füllungen sind Pfannkuchen mal eine Abwechselung und schmecken, was die Crew bestätigen kann.
Wenn die Magenerkrankung des Kochs, der damit eineinhalb Tage flach lag, zum Inselarzt musste und in seiner Eigenschaft damit vorübergehend ausgefallen ist, nicht doch eine Strafe von höherer Stelle war Ich habe ihn jedenfalls nicht bedauert. Von der Erfüllung individuller Wünsche war hier, wie auch an anderer Stelle, nichts zu spüren.
Das von anderen gelobte und auch angekündigte wöchentliche Barbecue auf einer Insel fiel übrigens ohne Angabe von Gründen in beiden Wochen aus.
Zu den Getränken ist zu sagen, dass man sich an einer Wasserbombe mit entsalztem Meerwasser ständig vor Dehydrierung schützen kann. Zur Geschmacksverbesserung sollte man sich hier Mineraltabletten oder Eisteepulver mitnehmen. Kaffee und Tee sind ebenfalls frei und dauernd im Selbstservice erhältlich. Das San Miguel-Fassbier ist gut und mit 3 $ preislich o.k.. Vernünftiger Wein ist eher Glückssache.
Zur Crew ist noch abschließend zu sagen, dass diese die 14-Tage-Tour mit so einer kleinen Gruppe wohl ebenfalls als sehr erholsam betrachtet hat. Ausdrücklich ausgenommen davon sind der Dhonisteuermann und sein Helfer.
Jeder hat genau so viel gemacht, wie für den gesamten Ablauf nötig war oder ihm gesagt wurde. Dabei hätte man an der einen oder anderen Stelle gern mal den Putzlappen oder Staubsauger benutzen oder andere Reinigungsdinge verrichten können. Statt dessen wurde aber jede Pause genutzt, um zu rauchen, bei vorhandenem Empfang unverzüglich die Handys zu nutzen und vor allem im Steuerhaus auf einem Laptop vorrangig asiatische Musikvideos mit Maximallautstärke zu hören. Letzteres habe ich in den Ruhepausen auf dem Oberdeck als sehr störend empfunden, liess sich aber trotz entsprechender Bemerkung nicht abstellen. Sobald alle Gäste abends das Hauptdeck verlassen haben, wurde dieses von mehreren Crewmitgliedern als Schlafplatz oder für Bollywood-Videovorführungen genutzt. Dagegen ist nichts zu sagen, die Entspannung wurde aber für meinen Geschmack etwas zu deutlich dargestellt.
Abschließend noch ein Wort zur Trinkgeldprozedur. Trinkgeld ist selbstverständlich o. k. und nach meiner Auffassung eine höchstpersönliche Angelegenheit. Daher ist der am letzten Tag in jeder Kabine vorzufindende Umschlag mit der Aufschrift ´Tips for the crew; Room No. XY´ unangebracht, sieht es doch sehr nach persönlicher Kontrolle aus. Um zu vermeiden, dass immer nur die im Vordergrund agierenden Crewmitglieder Trinkgeld bekommen, sollte statt dessen eine Trinkgeldbox aufgestellt werden, in die jeder einwirft, was er für angemessen hält. Man kann aber auch einfach den Umschlag ignorieren !
Fazit:
Das Schiff ist für eine kleinere Gruppe o.k., mehr auch nicht.
Die Crew insgesamt ist von ihrem Verhalten gewöhnungsbedürftig, insbesondere die Tauchguides können sich noch verbessern.
Insgesamt habe ich alle und damit insgesamt 40 Tauchgänge, davon vier Nachttauchgänge, in den zwei Wochen mitgemacht.
Das Ari Atoll ist von den Tauchplätzen eindeutig abwechslungsreicher und interessanter, obwohl die Sicht zu dieser Jahreszeit planktonbedingt deutlich schlechter als in den östlichen Atollen ist. Aber dafür hat man eben auch Mantas und ggf. auch Walhaie.
Wegen des insgesamt guten Tauchens, und nur deshalb, gibt es von mir vier Flossen.
Am Flughafen Male wurden wir von Kuday, Cheftauchguide und nach eigenen Angaben Mitbesitzer der Stingray einschließlich begleitendem Tauchdhoni, empfangen. Mit dem Tauchdhoni erfolgte dann die ca. fünfzehnminütige Überfahrt zur Stingray. Nach kurzer Zuteilung der Kabine, Organisation der Tauchausrüstung auf dem Dhoni und einem ersten Mittagessen startete die zweiwöchige Safari – und zwar ohne vorherige Vorstellung der übrigen Crewmitglieder und ohne jede Sicherheitsinstruktionen, wie sie insbesondere auf einem Schiff Standard und vorgeschrieben sind. Die Tour startete insbesondere auch ohne jegliche Besprechung mit den Gästen oder wenigstens einer Nachfrage von Kuday, was denn ggf. die acht an Bord befindlichen Taucher gern sehen oder unternehmen möchten. Beim Mittagessen wäre dafür eine gute Gelegenheit gewesen, aber außer dem für den täglichen Essenservice zuständigen Crewmitglied hat sich leider niemand sehen lassen.
Die Tauchsafari startete somit ins Südmale-Atoll und führte im Verlauf der ersten Woche weiter ins Felidhe- und Meemu-Atoll.
Die Tauchplätze dort waren bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich Kanäle am Außenriff, die sich bei einlaufender, insbesondere mittlerer bis stärkerer Strömung, als ideal für Großfischbeobachtungen erwiesen. Grau- und Weißspitzenriffhaie in größerer Zahl, Stachel- und Adlerrochen, kapitale Napoleons, Makrelenschwärme sowie gelegentlich Barrakudas waren an den Kanaleingängen neben reichlich übrigem Schwarmfisch Standard. Bei einem Tauchgang zeigte sich sogar als Zugabe ein Segelfisch !
Bei diesen Tauchgängen wurden wir leider zu häufig etwas zu weit entfernt von der nächsten Ecke des Kanaleingangs abgesetzt. Mir ist es fast immer ein Rätsel, wie die Dhonicrew überhaupt den richtigen Platz zum Abtauchen findet und daher ist mir auch die Schwierigkeit dieses Unterfangens bewusst. Wer aber hier Kuday oder Hardy, dem anderen Tauchguide, gleich auf 30+m beim Abtauchen folgte oder versuchte zu folgen, dem fehlte nach 10 bis 15 Minuten Tauchen entlang der Außenriffwand zum Kanaleingang häufig schlicht und ergreifend Luft und/oder Zeit, um sich dann in Ruhe im Kanaleingang ausgiebig den Großfischen zu widmen und anschließend auch noch dem Briefing entsprechend den Kanal mit der dann seitlichen Strömung zu durchtauchen, um dann an der anderen Eingangsecke angekommen in den Kanal entlang seiner Innenseite zu driften. Wen es aufgrund von Luftmangel oder Dekovermeidung bereits in der Mitte des Kanals nach innen gedriftet hat, erlebte immer eine sehr öde zweite Tauchganghälfte. Wegen der Strömung waren die Seiten des Kanals dann nicht mehr zu erreichen, die Sicht sehr mäßig und Fisch eigentlich Fehlanzeige.
An den Kanalinnenseiten war der Fischbestand fast immer gut. Hier bestand nach dem Großfisch Gelegenheit, Augenmerk auf kleinere Dinge zu legen. Allerdings waren die Korallen bis auf wenige Ausnahmen an einigen Kanaleingängen leider nur Schrott. Diese Ödnis hat den durch das gute Fischvorkommen zunächst positiven Eindruck immer wieder getrübt.
Übrigens, egal wo man nach kürzerem oder längerem Driften im Kanal mit seiner Signalboje auch auftauchte, die Dhonibesatzung, bestehend aus dem Fahrer und seinem Helfer, haben hier einen wirklich guten Job gemacht und jeden der kleinen Gruppe nach kurzer Zeit eingesammelt.
In dieser ersten Woche zeichnete sich für mich ziemlich schnell nicht nur bei der Vorbesprechung der Tauchgänge ein erhebliches Kommunikations- und Betreuungsdefizit ab. Die Briefings wurden vor dem Wechsel aufs Tauchdhoni an Bord der Stingray weitestgehend inhaltlich verständlich, im Übrigen bei 7 deutschen Tauchern und einer Tschechin auf Englisch durchgeführt. Die Begleitung der Tauchgänge durch einen oder beide Guides war jedoch zu Beginn der Safari aus meiner Sicht mangelhaft und besserte sich erst nach entsprechenden Unmutsbekundungen in der zweiten Woche.
Es kann nicht angehen, dass ein Taucher ohne Buddy in dreißig Meter Tiefe in großem Abstand den übrigen Buddypaaren hinterhertaucht und Fotos macht, während die Tauchguides ihren eigenen Tauchgang gestalten oder aber ´Individualbetreuung´ betreiben.
Bereits an dieser Stelle muss ich deutlich sagen, dass es für den gesamten Ablauf der Safari nicht von Vorteil war, dass Kudays nette Freundin als Gast mit an Bord war. Der Schwerpunkt seiner Betreuung als maßgeblichem Crewmitglied lag sowohl über als auch unter Wasser ganz offensichtlich nicht bei der Gruppe.
Das sicher auch aus diesem Umstand resultierende bereits angesprochene Kommunikationsdefizit wurde für mich persönlich am Ostermontag, 28. März 05, in den späten Abendstunden überaus deutlich. Zu diesem Zeitpunkt erreichte die Stingray über Funk eine Tsunami-Warnung wegen des erneuten starken Erdbebens vor Sumatra. Die Stingray ankerte zu diesem Zeitpunkt im Vattaru Falhu, einem kleinen kreisrunden Riff genau zwischen Felidhe- und Meemu-Atoll. Egal wie die bisherigen Erfahrungen der Crew mit dem ersten Tsunami an anderer Stelle auf See auch waren, dieser Platz war der denkbar ungeeignetste, um eine mögliche Welle und deren Wirkungen abzuwarten. Ein aufklärendes oder auch beratendes Gespräch mit dem Kapitän war leider in dieser besonderen Situation schon wegen seiner unzureichenden Englischkenntnisse nicht möglich und Informationen betreffend die Tsunami-Warnung gab es im Verlauf der Nacht nur spärlich.
Der einzig positive Aspekt der gesamten Geschichte war, dass es Gelegenheit gab, sich selbst mit dem Aufbewahrungsort der Rettungwesten vertraut zu machen.
Aber wie bereits alle wissen, es gab ja keine zweite Welle.
Für mich jedenfalls war die Situation trotz meiner persönlichen Hochseeerfahrungen auf Segelschiffen auch bei schlechtem Wetter nicht angenehm und eine kompetente Crew sieht für mich wirklich anders aus.
Vattaru Falhu war übrigens bis dahin der Tauchplatz mit der bis dahin einzigen Mantasichtung. Da diese Zweiwochensafari von meinem Anbieter kurzfristig als „Manta Ray Special Cruise“ beworben war lagen die Hoffnungern aller - diese Spezies betreffend - auf dem südwestlichen Ari-Atoll.
Zunächst wurde daraus aber nichts, da bei der Überfahrt vom Meemu- zum Ari Atoll der Motor des Begleitdhonis streikte und obwohl wir uns meilenmäßig bereits näher am Ari Atoll befanden, war ein Abschleppen gegen Wind und Wellen nicht möglich. Daher alles zurück Richtung Meemu und Gelegenheit, fakultativ auf der Insel Alimatha abends die Seebeine zu vertreten und sich über italienisches Inselentertainment zu wundern.
Am nächsten Tag glückte nach erfolgtem Einbau der per Speedboot beschafften Ersatzteile die Überfahrt ins Ari Atoll ohne weitere Zwischenfälle und die sich dort für den Rest der zweiten Woche anschließenden Tauchgänge waren zum Teil Spitzenklasse.
An einigen einschlägig bekannten strömungsexponierten Thilas im Südari Atoll ist der Fischreichtum, wie ich ihn schon vor über 10 Jahren erlebt habe, immer noch sensationell und die Korallen sind an diesen Plätzen trotz Korallenbleiche und Tsunami ebenfalls sehr gut.
An zwei Plätzen habe ich die wohl besten Weichkorallenbestände in meiner bisherigen Tauchkarriere gesehen und wenn der Drift entlang eines dieser Plätze auch noch an einer Putzerstation für Mantas endet und der Manta sich auch prompt für den Rest des Tauchgangs einstellt, dann ist wie so oft schnell die Monotonie der ersten Woche und auch vieles andere zunächst vergessen.
Ach ja die Mantas. Hier muss ich die Tauchguides jetzt einmal loben. Die Aus/Ansprache in der ersten Woche hat eindeutig eine Änderung bei Kommunikation und Tauchgang-begleitung bewirkt. An Bord der Stingray wurde sich bei den Gästen gelegentlich erkundigt und die bekannten Mantaplätze wurden zur richtigen Zeit, d. h. bei richtiger Strömung, auch mehrfach gezielt betaucht. Z B. Abtauchen und 10 Mantas waren bei Erreichen des Grunds für den Rest des Tauchgangs an der Putzerstation.
Auch vom Tauchdhoni und sogar von der ankernden Stingray haben wir Gelegenheit gehabt, mit 12, 15 und einmal 22 Mantas an der Oberfläche länger zu schnorcheln.
Tja und als wir uns auf dem Tauchdhoni gerade wieder mal ABC-fertig gemacht haben, um die Mantas zu beschnorcheln, tauchte unvermittelt auf, was die zweite Woche fischmäßig perfekt gemacht hat: der Walhai.
Drei Mal bestand je nach Schnorchelkondition Gelegenheit, kurz oder lang diesem Giganten zu folgen. Nach Meinung der Dhonicrew waren es sogar zwei verschiedene Walhaie.
Mit diesen zufälligen Walhai-Sichtungen hatte sich damit für die Stingray-Crew, insbesondere die Tauchguides, die weitere Suche nach Walhaien entlang des südwestlichen Außenriffs erledigt. Es war mehr als deutlich zu beobachten, dass dieses Suchen -zumindest auf dieser Safari- auch nicht zu den Lieblingsübungen der Crew gehörte. Entsprechend schnell wurde die einzige Suche dann überhaupt eingestellt.
Nach all dem Tauchen noch ein paar Worte zu Boot und Crew:
Im Hafen von Male bestand Gelegenheit, Teile der dort ebenfalls ankernden Safarischiff-Armada aus der Nähe zu sehen.
Die Stingray ist bezogen auf Größe und Ausstattung aktuell sicher eines der besten Schiffe auf den Malediven, erreicht aber nicht annähernd den Standard und Komfort mir bekannter amerikanischer oder australischer Tauchschiffe. (z.B.Aggressor–Fleet bzw. Mike Ball-Schiffe ).
Die Stingray bietet 9 einfach eingerichtete Kabinen mit mehr oder weniger gut funktionierenden und geräuschvollen Klimaanlagen, einem Bullauge in Untertassengröße und 220 V-Anschlüssen.
Angeschlossen ist jeweils eine kombinierte Dusch-Toilettennasszelle mit Waschbecken, deren Nutzung als Dusche sehr gewöhnungsbedürftig ist, da je nach Größe und Funktion des Abflussloches im Boden alles mehr oder weniger lang geflutet ist. Vor Nutzung der Dusche empfiehlt sich insbesondere das Toilettenpapier vor Durchfeuchtung zu sichern.
Der Aufenthaltsraum auf dem Hauptdeck ist für eine Gruppe von nur 8 Gästen großzügig bemessen. Bei voller Belegung und schlechtem Wetter kann es eng werden. Insbesondere wenn die Unterwasserfotografen ihre Ausrüstung notgedrungen auf dem Boden ausbreiten. Da ich selbst kein Fotograf bin, kann es mir egal sein, aber auf dem gesamten Schiff gibt es keine geeigneten Behältnisse zum Spülen und keine gesicherten Ablageflächen für dieses teure Equipment.
Auf dem Oberdeck befindet sich neben Steuerstand und zwei Kabinen/Abstellräumen der Crew ein halbüberdachter Freisitz mit Stühlen und fünf Holzliegen. Die überdachte und damit beschattete Fläche war für unsere Gruppe ausreichend, wäre bei maximaler Belegung aber viel zu klein. Das Topdeck, auf dem sich lediglich vier Liegen befanden, wird nach meiner Beobachtung tagsüber wegen der intensiven Sonneneinstrahlung weitestgehend gemieden und dient nachts einigen Crewmitgliedern als Schlafplatz.
An Bord werden drei Mahlzeiten, fast immer als Buffet, sowie nachmittags ein zusätzlicher kleiner Snack (Kekse oder Kuchen), angeboten. Für den Speisen- und Barservice ist der aus Indien stammende Shiwa zuständig. Das Frühstück ist trotz täglicher Hühnerwürstchen und Eiern nach Wunsch für 14 Tage eher eintönig. Mittag- und Abendbuffet hingegen mit der ganzen Palette asiatischer Gewürze, viel frischem Fisch und Gemüse fand ich toll. Erstaunlich, was der srilankische Koch in seiner kleinen, schmuddelig anmutenden Küche zubereitet hat. Wenn er doch nur zum Frühstück einmal auf die Wünsche der Gäste eingegangen wäre. Da backt er sich an asiatischen Pfannkuchen, sogenannten Tschapatis, jeden Morgen für die Crew fast zu Tode, kann diesen Wunsch den mehrfach fragenden und teilweise verärgerten Gästen mit der Begründung ´once a week´ ´too much work´ eben nur einmal pro Woche erfüllen .Mit verschiedenen Füllungen sind Pfannkuchen mal eine Abwechselung und schmecken, was die Crew bestätigen kann.
Wenn die Magenerkrankung des Kochs, der damit eineinhalb Tage flach lag, zum Inselarzt musste und in seiner Eigenschaft damit vorübergehend ausgefallen ist, nicht doch eine Strafe von höherer Stelle war Ich habe ihn jedenfalls nicht bedauert. Von der Erfüllung individuller Wünsche war hier, wie auch an anderer Stelle, nichts zu spüren.
Das von anderen gelobte und auch angekündigte wöchentliche Barbecue auf einer Insel fiel übrigens ohne Angabe von Gründen in beiden Wochen aus.
Zu den Getränken ist zu sagen, dass man sich an einer Wasserbombe mit entsalztem Meerwasser ständig vor Dehydrierung schützen kann. Zur Geschmacksverbesserung sollte man sich hier Mineraltabletten oder Eisteepulver mitnehmen. Kaffee und Tee sind ebenfalls frei und dauernd im Selbstservice erhältlich. Das San Miguel-Fassbier ist gut und mit 3 $ preislich o.k.. Vernünftiger Wein ist eher Glückssache.
Zur Crew ist noch abschließend zu sagen, dass diese die 14-Tage-Tour mit so einer kleinen Gruppe wohl ebenfalls als sehr erholsam betrachtet hat. Ausdrücklich ausgenommen davon sind der Dhonisteuermann und sein Helfer.
Jeder hat genau so viel gemacht, wie für den gesamten Ablauf nötig war oder ihm gesagt wurde. Dabei hätte man an der einen oder anderen Stelle gern mal den Putzlappen oder Staubsauger benutzen oder andere Reinigungsdinge verrichten können. Statt dessen wurde aber jede Pause genutzt, um zu rauchen, bei vorhandenem Empfang unverzüglich die Handys zu nutzen und vor allem im Steuerhaus auf einem Laptop vorrangig asiatische Musikvideos mit Maximallautstärke zu hören. Letzteres habe ich in den Ruhepausen auf dem Oberdeck als sehr störend empfunden, liess sich aber trotz entsprechender Bemerkung nicht abstellen. Sobald alle Gäste abends das Hauptdeck verlassen haben, wurde dieses von mehreren Crewmitgliedern als Schlafplatz oder für Bollywood-Videovorführungen genutzt. Dagegen ist nichts zu sagen, die Entspannung wurde aber für meinen Geschmack etwas zu deutlich dargestellt.
Abschließend noch ein Wort zur Trinkgeldprozedur. Trinkgeld ist selbstverständlich o. k. und nach meiner Auffassung eine höchstpersönliche Angelegenheit. Daher ist der am letzten Tag in jeder Kabine vorzufindende Umschlag mit der Aufschrift ´Tips for the crew; Room No. XY´ unangebracht, sieht es doch sehr nach persönlicher Kontrolle aus. Um zu vermeiden, dass immer nur die im Vordergrund agierenden Crewmitglieder Trinkgeld bekommen, sollte statt dessen eine Trinkgeldbox aufgestellt werden, in die jeder einwirft, was er für angemessen hält. Man kann aber auch einfach den Umschlag ignorieren !
Fazit:
Das Schiff ist für eine kleinere Gruppe o.k., mehr auch nicht.
Die Crew insgesamt ist von ihrem Verhalten gewöhnungsbedürftig, insbesondere die Tauchguides können sich noch verbessern.
Insgesamt habe ich alle und damit insgesamt 40 Tauchgänge, davon vier Nachttauchgänge, in den zwei Wochen mitgemacht.
Das Ari Atoll ist von den Tauchplätzen eindeutig abwechslungsreicher und interessanter, obwohl die Sicht zu dieser Jahreszeit planktonbedingt deutlich schlechter als in den östlichen Atollen ist. Aber dafür hat man eben auch Mantas und ggf. auch Walhaie.
Wegen des insgesamt guten Tauchens, und nur deshalb, gibt es von mir vier Flossen.
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