M/Y Julia (Inaktiv)

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Familiär auf dem Meer Ägypten, Hurghada, Nordrut ...



Familiär auf dem Meer

Ägypten, Hurghada, Nordrute


Vom 18.10. bis zum 01.11.2009 dauerte meine erste Tauchsafari. Von Freunden wurde ich auf die seit 2008 als Safariboot operierende MS Julia, betrieben von der GERMAN RED SEA DIVE SAFARI (www.red-sea-dive-safari.com), aufmerksam gemacht. Dieses Boot wurde von drei deutschen Tauchenthusiasten und ihrem ägyptischen Partner gekauft, aufwendig generalüberholt und für Tauchsafaris im gesamten ägyptischen Bereich des Roten Meeres ausgerüstet.

Das Boot wird häufig privat genutzt, was sicher mit ursächlich ist für die dort den Gast sofort umgebende familiäre Atmosphäre. Auch die für ein derart weiträumig operierendes Safariboot eher kleinen Dimensionen tragen in angenehmer Weise hierzu bei und lassen die MS Julia ideal für Tauchclub-, Familien- oder sonstige Gruppenreisen erscheinen. Gleichwohl bietet die MS Julia genug Rückzugsraum, um sich auch einmal allein zu entspannen. Deshalb kann ich dieses Schiff auch guten Gewissens alleinreisenden Tauchern empfehlen.

Die 6 Zweierkabinen im Unterdeck bieten zusammen mit den 4 Zweierkabinen auf dem Oberdeck Platz für 20 Passagiere. Ideal scheint mir aber eher einer Belegung mit 16 bis allenfalls 18 Passagieren zu sein. Die Unterdeckkabinen sind höher, wirken etwas geräumiger und lassen den Seegang weniger spüren. Dafür verfügen sie jedoch notwendigerweise nur über jeweils zwei bis drei zu öffnende kleine Bullaugen. Die Oberdeckkabinen sind mit jeweils zwei Fenstern ausgestattet, die sich über die gesamte Länge der Außenwand ziehen. Jeweils ein Fenster kann geöffnet werden, sodass die in allen Kabinen vorhandene Klimaanlage in den Oberdeckkabinen kaum benötigt wird. Alle Kabinen sind holzvertäfelt, zweckmäßig eingerichtet und verfügen über je ein kleines Bad mit WC und Dusche. Besonders geräumig sind die Bäder der beiden Bugkabinen, die dafür aber getrennte Schlafebenen haben.

Das oberste Sonnendeck, makellos weiß gestrichen, bietet ausreichend Platz zum „Grillen“. Über den einzigen Sonnenschutz verfügt der dort wirkende Steuermann. In geeigneten Nächten kann man dort auch herrlich unter dem Sternenhimmel schlafen.

Das darunterliegende Panoramadeck ist über die gesamte Außenfläche sehr schön mit Teakholzplanken versehen. Sonnenschutz, Bar und Kühlschrank im hinteren Bereich machen diesen zusammen mit dem Salon zum Mittelpunkt des sozialen Lebens an Bord. Der Vorderbereich des Panoramadecks ist wieder zum Sonnen und als Rückzugsbereich geeignet. Sonnen- und Panoramadeck sind im hinteren Bereich über eine sehr schöne, aber nicht ungefährliche schmale Treppe miteinander verbunden. Von übermäßigem Alkoholgenuss vor Gebrauch rate ich ab.

Auch das Hauptdeck ist ganzflächig im Außenbereich mit Teakholzplanken ausgelegt. Im hinteren Bereich befinden sich die Tauchausrüstungen, der Trinkwasserspender und der Zugang zum Salon. Der vordere Bereich kann selbstverständlich auch betreten werden, sollte aber doch überwiegend der Crew vorbehalten bleiben. Diese ist recht beengt und spartanisch untergebracht.

Der geräumige Salon mit Mahagoniparkett und –vertäfelung versprüht einen prächtigen kolonialen Charme. An zwei Esstischen finden bequem jeweils sieben Personen platz. Weitere zwei kleine Tische für jeweils zwei Personen und eine Bar sind vorhanden. Bei Vollbelegung ist ein gemeinsames Essen der Passagiere damit allerdings nicht möglich.

Im Salon befindet sich auch der große Flachbildschirm mit DVD-Player und Surroundanlage , was gemeinsame Filmabende zum Vergnügen macht. Aber auch das Panoramadeck kann von dort aus in bemerkenswerter Qualität mit Musik versorgt werden. Vor allem zum Sonnenuntergang haben wir dies sehr genossen.

Die mehr als reichliche Verpflegung an Bord war durchgängig ausgezeichnet. Auch Gemüse, Salate und frisches Obst wurden täglich serviert, „Pharaos Rache“ blieb bei allen Teilnehmern aus. Wer zum Frühstück allerdings Nutella oder guten Aufschnitt gewöhnt ist, sollte sich dies in geeigneter Form selbst mitbringen.

Während unserer Fahrt waren auch Soft-Drinks im Preis inbegriffen. Für Alkoholika haben wir selbst durch Duty-free-Einkäufe und Bierkauf im Golf-Hotel, Sheraton Street, Hurghada, gesorgt. Dadurch entfiel lästiges bezahlen oder Listen führen an Board. Ausreichende Kühlkapazitäten sind vorhanden. Gerade für Gruppenreisen ist diese Vorgehensweise dringend zu empfehlen.

Zu den Tauchgängen verweise ich vorab auf die zahlreichen hiesigen Einträge. Ich war schon oft in Ägypten, jedoch anfangs in Dahab/Sinai und dann in den jeweils südlichsten Hotels der ägyptisch-afrikanischen Festlandsküste. Nun komme ich mir vor wie ein erfahrener Paris-Tourist, der aus lauter Snobismus den Eifelturm hat links liegen lassen! Wir haben spektakuläre Wracks und wunderschöne Korallengärten mit teils erstaunlichem Fischreichtum betaucht. Zahlreiche Kontakte mit Delphinen waren einfach beglückend. Die Nordroute kann hinsichtlich Sichtweiten, Qualität der Korallengärten, Fischreichtum und Wracks weiterhin uneingeschränkt empfohlen werden. Nur allein wird man kaum sein. Der Daily- und Safaribootverkehr ist erheblich. Zum Glück kann man aber auf einem Safariboot den Beginn der Tauchgänge entsprechend planen, sodass vor allem die early-morning-dives und die Dämmerungstauchgänge sehr idyllisch waren.

Obwohl wir sowohl vom Alter, als auch von der taucherischen Erfahrung her eine sehr heterogene Gruppe waren, hat es unser Kapitän Mansur, der auf dieser Fahrt ausnahmsweise auch als einziger Diveguide teilnahm, verstanden, uns zusammenzuhalten und auf ein gemeinsames höheres Niveau zu bringen. So konnten Tauchgänge mit unterschiedlichem und ansteigendem Niveau absolviert werden, die im Ergebnis jedem unvergessliche Erlebnisse verschafft haben.

Auch darin zeigt sich die wahre Stärke der MS Julia und ihrer Crew: größtmögliche Flexibilität, Eingehen auf individuelle Bedürfnisse und die Schaffung und Aufrechterhaltung einer familiären Atmosphäre. Mansur, ebenso sanftmütig wie kompetent, vermochte es, durch geschickte und teilsweise kurzfristige Auswahl der Tauchplätze, Ermutigung der weniger Erfahrenden und sanfte Zügelung der sich stärker Wähnenden aus uns eine Einheit zu schaffen, die nur mit großem Bedauern am Ende der Fahrt wieder auseinanderging.

Schließlich verdient auch der leise und offensichtlich absolute sauber arbeitende Kompressor Erwähnung. Die Pressluft schmeckte stets einwandfrei, Abgase an Bord waren nicht zu bemerken, die Motoren des Bootes selbst ließen beachtliche Geschwindigkeiten zu.

Gleichwohl darf es nicht überraschen, dass, nebst kreuzfahrttypischen Erschwernissen, zwischendurch kleinere Mängel zu Tage traten, sei es bei einzelnen elektrischen Installationen, sei es bei einzelnen handwerklichen Ausführungen. Manches scheint vorschnell zu altern, bei anderen Dingen wurde bei der Renovierung schlicht geschlampt. Nachhaltig negativ beeinflusst wurde hierdurch das Reise- und Tauchvergnügen bei keinem bei uns. Einiges wurde von der Crew unmittelbar behoben, anderes war auch in Anbetracht der guten Stimmung schlicht zu unbedeutend. Kinderkrankheiten sind bei einem faktischen neuen Boot mit gerade beginnender, noch semi- professioneller Vermarktung ebenso unvermeidbar, wie überwindbar. Der familiäre Charme des Bootes geht mit dem ihm zu wünschenden Erfolg hoffentlich nicht verloren.

Alles in allem verlebten wir zwei wunschlos glückliche Wochen auf der sympathischen und entspannten MS Julia. Gleichwohl gebe ich nur fünf von sechs Flossen, um Management und Crew vor überzogenen Erwartungen neuer Gäste zu schützen. Wer streng durchstrukturierte Tauchtage gepaart mit luxuriöser Unterbringung sucht, mag sich in der Luxusklasse umschauen. Die lockere, entspannte und familiäre Atmosphäre, die der MS Julia innewohnt und die mir glückliche Tage geschenkt hat, wird man dort aber nicht finden.