M/Y Amsterdam 2 (Inaktiv)

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Tauchtörn Amsterdam 2, 7.-14.9.2006, St. John´sIc ...

Tauchtörn Amsterdam 2, 7.-14.9.2006, St. John´s

Ich möchte zunächst unseren generellen Eindruck der Amsterdam 2 und Ihrer Besatzung schildern, bevor wir auf die besonderen Umstände unserer Safari vom 7. bis 14.9. zu sprechen kommen.

Der erste Eindruck, als wir mit dem Zodiac im Hafen vom Marsa Alam auf die Amsterdam 2 fuhren war: oh Gott, dass ist aber ein alter Kahn. Das hing damit zusammen, daß das Schiff von schräg unten beim Taucherdeck betrachtet arg verrostet ist und deutliche Rußspuren vom Auspuff her sichtbar waren. Zum Glück änderte sich unser Eindruck sofort als wir an Bord kamen: der Salon ist groß und geräumig, wir wurden mit einem Orangensaft begrüßt und der ägyptischeTauchguide machte einen organisierten Eindruck. Auch die Kabinen sind sehr geräumig und bieten genügend Platz für alles Gepäck. Uns hat es auch gut gefallen, dass ein Kühlschrank in der Kabine war. Die Klimaanlage lief allerdings nur ganz oder gar nicht. Die Bedienelemente waren wirkungslos und auch die Bullaugen ließen sich nicht öffnen. Es roch leicht nach Lösungsmitteln, aber nicht dramatisch.

Wir fragten nach, wann der deutsche Tauchguide käme. Dies war uns sehr wichtig bei der Buchung gewesen und wurde uns schriftlich zugesagt. Wir erhielten die Antwort: ´Spät heute abend´. Er kam nicht und das hat uns verärgert. Es ist einfach eine Mentalitätsfrage, die sich besonders bemerkbar macht, wenn es um Probleme und unsere Sicherheit geht. Dies hat sich im Lauf der Safari sehr bestätigt. Am Abend kam dann noch ein 2. ägyptischer Diveguide. Die beiden Guides kannten sich nicht. Es war also ein nicht eingespieltes Team.

Es gab noch ein Briefing, alles schien ok. Gleich am nächsten morgen ging es jedoch mit Verspätung los. Wir fuhren als letztes Schiff aus dem Hafen und diese morgendliche Verspätung galt für die ganze Woche an jedem einzelnen Tag. Es wurde nie wie besprochen geweckt, oft gar nicht geweckt und so fand der erste Tauchgang nur einmal um 8 Uhr statt, sonst immer später (angekündigt wurde meistens 6 Uhr 30). Das verzögerte z.B. das Frühstück z.T. auf 11 Uhr und der Nachtauchgang war dann so spät, dass immer weniger Taucher noch daran teilnehmen wollten.

Das Essen war immer sehr gut und der ´Salon-Boy´ immer sehr aufmerksam. Da waren sich fast alle einig. Die Bootscrew hingegen war sichtlich mit der Amsterdam 2 überfordert. Jedes ´Parkmanöver´ am Riff gestaltete sich zu einem langwierigen Prozedere und verzögerte den Tagesablauf weiterhin. So kam es, dass an einem Tag das schlecht befestigte Zodiac vom Tauchdeck rutschte und die Tauchleiter abriß.

Die Tauchgruppeneinteilung lief problemlos und die Briefings waren gut, allerdings wurde die Strömung nur erraten (meist falsch), so daß eigentlich alle unsere ´Driftdives´ gegen die Strömung gingen. Die Sicherheitsvorkehrungen während der Tauchgänge waren mangelhaft! Der Guide drehte sich so gut wie nie um und merkte auch nicht, wenn ihm jemand verlorenging. Es wurde auch keine Wache an Bord eingeteilt um nach aufgetauchten Tauchern zu sehen - nicht einmal während der Nachttauchgänge!! Aufgetauchte Taucher wurden mehr zufällig entdeckt und einmal wäre das Boot beinahe ohne 3 Taucher abgefahren, wenn wir uns nicht beschwert hätten. Sie ´dümpelten´ schon seit 20 Minuten mit ihrer Boje im Meer. Das ´Manifest´ in dem man Tauchzeit und Tiefe eintragen mußte wurde nur pro forma geführt - oft abends nachgetragen. Es wurde keinerlei Überprüfung durchgeführt, ob alle Taucher wieder an Bord waren!

Nochmal zum Boot: es gab nur sehr wenige Schattenplätze auf den ´Sun Deck´, die für 21 Gäste und 2 Guides zu knapp bemessen waren. Das ´Fly´ Deck der Amsterdam 2 ist nicht überdacht.

Nun zu den speziellen Problemen bei unserer Safari:

Das rechte Getriebe war vom ersten Tag an defekt. Die Geräusche des Getriebes und die Öldämpfe aus dem Auspuff waren unmißverständliche Warnzeichen. Das Boot war so laut, daß man es während der Fahrt definitiv nicht in der Kabine oder auf dem Tauchdeck aushalten konnte. Schon bald war kein Sauerstoff für die Nitroxfüllungen mehr vorhanden (am 9.9., dem 2. Tauchtag!). Dann konnte zeitweise nur mit einem Zodiac gefahren werden, weil immer wieder mal ein Außenbordmotor ausfiel. Die Zodiacs sind alt und morsch und mußten vor jedem Tauchgang neu aufgepumpt werden. Der ´Spiegel´ an dem die Motoren aufgehängt sind ist bei beiden Zodiacs eingerissen. Es fehlen Schlaufen und Seile zum festhalten und zum ins Boot ziehen. Alles abgerissen. Am 10.9. fiel die erste Maschine nach Getriebeschaden aus. Die 2. Maschine lief nur langsam. Es gab dort Probleme mit der Kühlung und ständig tropfte heißes Öl-Wasser-Gemisch auf den heißen Motor. Entsetzlicher Gestank überall, man konnte es nicht mehr in den unten gelegenen Kabinen aushalten. Seit diesem Tag kamen wir nur so langsam voran, daß wir die schönsten Riffe nicht mehr oder nur noch teilweise anfahren konnten. Z.B. Dolphin House oder Elphinstone.
Es kam ein Mechaniker an Bord, der versuchte jeden Abend die Maschinen zu reparieren. Meines Erachtens nach war der Schaden jedoch so groß, dass es angemessen gewesen wäre, ein neues Schiff loszuschicken.
Das Spiel setzte sich täglich fort. Immer mit der Aussage: ´Don´t worry, the engine will be working in 30 Minutes´. Es wurden die blumigsten Versprechungen gemacht, z.B. wir würden über Nacht fahren und doch noch zum Elphinstone Riff kommen. Es ist grob fahrlässig mit einem Schiff, bei dem ein Getriebe nicht läuft und das andere nur noch ´etwas´ mit Kühlungsproblemen und Dieselverlust die Safari weiterzuführen! Hier kommt der ägyptische Diveguide Abdou ins Spiel: er berief sich darauf dass er für das Schiff nicht verantwortlich wäre, nur für das Tauchen. Das ist aber so nicht korrekt, er ist der Mittler zwischen uns und der nicht englisch sprechenden Mannschaft und dem örtlichen Veranstalter, Seawolf Diving Safaris.

Am letzten Tag mußten wir dann das Heft selbst in die Hand nehmen. Ich habe mehrfach mit der Aqua Active Agency in Deutschland telefoniert. Kurz vor Sonnenuntergang ging die Maschine nach vielen, vielen Stunden Reparaturversuch immer noch nicht. Wir wollten unseren Flug auf keinen Fall verpassen und machten uns sorgen, daß wir nach Sonnenuntergang nicht mehr aus dem Riff-Wirrwarr kämen. Es hat dann doch noch geklappt: nachts, mit einer Maschine, unter Aussetzern, sehr langsam, mit großer Diesel-Rauchwolke.

Mit der Amsterdam 2 und Seawolf Diving Safaris würde ich keine Safari mehr planen.