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Schraubes BruderFT-Ausbilder

Tauchsafari AIDA-MOMO 12.10.-19.10.2006 (Südtour) ...

Tauchsafari AIDA-MOMO 12.10.-19.10.2006 (Südtour)

Ich habe ebenfalls an der von „Schraube“ beschriebenen Tauchsafari mit der M/Y AIDA-MOMO teilgenommen und kann seine Reisebeschreibung ohne Einschränkung bestätigen. Wiederholungen will ich daher weitgehend vermeiden. Wir hatten eine hervorragende Woche mit herrlichen Tauchgängen, diversen Haisichtungen und einer Superstimmung an Bord. Das lag zum einen an der Ägypten-erfahrenen Tauchergruppe, die mit einer entsprechenden positiven Grundeinstellung angereist war und innerhalb der eine Forschungstaucherin mit 120 Ostsee-Boots-/Schiffs-TG die geringste Taucherfahrung aufwies. Zum anderen lag das aber auch ganz wesentlich an der Besatzung der AIDA-MOMO, die stets freundlich, unaufdringlich-hilfsbereit vor und nach, aber vor allem wachsam während der Tauchgänge war. Besonders zu spüren war das bei den vom Zodiac begleiteten Drift-Tauchgängen, bei denen der Schlauchbootbesatzung außerordentliche Verantwortung zukommt. Bei benachbarten Safarischiffen waren da z. T. wesentlich unachtsamere Schiffsbesatzungen zu beobachten.
Dank der Membran-Füllanlage stand Nitrox 32 uneingeschränkt zur Verfügung, die 12l-Aluflaschen sowohl für Nitrox als auch für Pressluft befanden sich in einem tadellosen Zustand. 15l-Flaschen standen auf Wunsch ebenfalls zur Verfügung.
Das Schiff befindet sich technisch in einem ausgezeichneten und gepflegten Zustand, besonders deutlich wurde dies bei einem Blick in den sauberen lackierten und aufgeräumten Maschinenraum, der sich auf anderen Schiffen häufig als ölverschmierte Rumpelkammer erweist. Kurz: ein schönes, ein stolzes Schiff, das sich auch in der Farbgebung von dem üblichen weißen Einheitsbrei abhebt.
Jeder, der ein wenig mehr in der Seefahrt zu Hause ist, sollte wissen, dass der Zustand eines Schiffes ganz wesentlich von der Einstellung seines Kapitäns abhängig ist. Insofern kann ich die Kritik, die auf diesen Seiten an Kapitän/Rais Moawd geäußert wurde, in keiner Weise nachvollziehen. Für mich, der als Forschungstaucher z. T. mit zusätzlicher Funktion als stellvertretender bzw. verantwortlicher Taucheinsatzleiter im direkten Kontakt mit dem jeweiligen Kapitän an diversen Expeditionen mit deutschen Forschungsschiffen teilgenommen hat, ist es selbstverständlich, dass auf einem Schiff - sei es nun auf einer Safari vor Ägypten oder einer Forschungsausfahrt vor der deutschen Küste - der Kapitän immer das letzte Wort hat. Er allein trägt am Ende die volle Verantwortung für Schiff und für die Menschen an Bord, niemand kann oder wird ihm diese im Zweifelsfall abnehmen. Und auch auf deutschen Forschungsschiffen ist es selbstverständlich, dass der Kapitän eine besondere Kabine bewohnt.
Moawd habe ich im Abstand mehrerer Jahre nun zum dritten Mal als Kapitän (zuvor auf Mehr-Tages-Ausfahrten mit Jasmin I und II) erleben können und es ist auch dieses Mal so gewesen, wie Schraube es bereits beschrieben hat. Er führt das Schiff umsichtig mit sicherer Hand, gibt klare und eindeutige Kommandos, wird ohne Zweifel von seiner Mannschaft respektiert und angehört. Das war beim Besuch von Besatzungsmitgliedern anderer Safarischiffe oder beim abendlichen Beisammensein mit traditioneller Wasserpfeife deutlich zu spüren. Pöbeleien habe ich selbst zu keinem Zeitpunkt vernommen, vielleicht mag hier für den einen oder anderen Europäer die ungewohnte arabische Sprachmelodie befremdlich klingen.
Gegenüber seinen Gästen ist Moawd in meiner Gegenwart immer freundlich aufgetreten, sicher auch als stolzer Rais – aber das zu recht, denn wir sind zu Gast in seinem Land und wir leben nicht mehr in der Kolonialzeit. Moawd war uns gegenüber stets bemüht, die an ihn herangetragenen Wünsche der Taucher soweit möglich und verantwortbar auch umzusetzen. So ist es auch bei unserer diesjährigen Safari gewesen, die anfänglich bei weitem nicht so ruhig gewesen ist wie von Schraube beschrieben. Geplant war eine Südtour mit Daedalus- und Elphinstone-Reef als Fixpunkte. Bereits bei Ankunft in Port Ghalib zeichnete sich aber ab, dass die für den zweiten oder dritten Tag geplante Überfahrt zum Daedalus-Reef aufgrund angekündigter Windzunahme problematisch werden könnte.
Kurz entschlossen änderte Moawd deshalb entgegen der vorherigen Absprache den Routenplan und nahm bereits nach dem Eingewöhnungstauchgang bei Abu Dabab am ersten Tag Kurs auf das Daedalus-Reef, welches er kurz vor Sonnenuntergang erreichte und einigen von uns damit noch einen Dämmerungstauchgang auf dem Südplateau ermöglichte. Die Wind- und Wellenverhältnisse am nächsten Tag zeigten, dass seine Entscheidung absolut richtig gewesen war, denn zu diesem Zeitpunkt wäre eine Überfahrt nicht mehr möglich gewesen. Die AIDA-MOMO lag aber bereits windgeschützt auf der Südseite des Riffes und wir konnten zwei phantastische Tauchtage an diesem herrlichen Ort genießen.
Nach zwei Tagen hatte der Wind zur Nacht so weit nachgelassen, dass wieder an ein Ablaufen Richtung Küste zu denken war. Nachts um drei wurden die Leinen losgemacht. Bemerkenswert war auch hier, wie Moawd durch geschicktes Manövrieren versuchte, die durch den starken Seegang verursachten Rollbewegungen des Schiffes nach Möglichkeit zu minimieren. Letztlich ist er mit Kurs Südwest einen großen Umweg mit den Wellen gefahren, um den weniger Seefesten unter uns unnötiges Leiden zu ersparen. Einige von uns werden diese Rückfahrt dennoch nicht in guter Erinnerung behalten haben. Erst in ruhigeren Gewässern unter Land wurde dann wieder Kurs nach Norden zum nächsten Tauchziel Godda Sharm genommen, wo sich überraschend alle wieder fit zum Tauchen meldeten . Es folgten weitere schöne Tauchgänge und zum Abschluss wie bereits beschrieben entgegen des ursprünglichen Routenplanes ein zweites Anlaufen des Elphinstone-Reefs am Morgen des letzten Tauchtages.
Diese etwas ausführlichere Beschreibung soll zeigen, dass sich Moawd als verantwortlicher Schiffsführer bei unserer Tour mit Sicherheit nicht als „kleinlicher Dieselsparer“ aufgeführt hat, sondern die kleine vorhandene Chance genutzt hat, um seinen Gästen deren Wünsche zu erfüllen. Bei ein wenig mehr Wind bereits am ersten Tag wäre das nicht möglich gewesen, was dann aber sicher nicht an ihm gelegen hätte. Da ich ihn auch in früheren Jahren stets als engagierten Kapitän erlebt habe, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass er sich bei anderen Safaris anders verhalten haben soll.
Ich kann durchaus verstehen, dass bei Manchem der Frust tief sitzt, wenn das schlechte Wetter einem die erhoffte Reiseroute nicht ermöglicht. Ähnliches habe ich auch schon auf der Ostsee während Forschungsausfahrten erlebt, als wir unser Arbeitsprogramm nicht wie geplant durchführen konnten. Dafür kann man aber nicht dem Kapitän und seiner Mannschaft die Schuld geben, sie leiden unter dem Nicht-Erreichen eines Ziels sicher ebenso.
Letztendlich ist es so, wie es auch auf der Internetseite zu lesen ist: Sicherheit geht vor – und die Verantwortung dafür hat der Kapitän. Deshalb obliegt auch ihm die letzte Entscheidung, egal auf welchem Gewässer er zu Hause oder welcher Nationalität er ist.
Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn ich bei der von Schraube angekündigten Nordtour im nächsten Jahr wieder mit dabei sein kann und wenn Moawd und seine Crew wieder unsere Gastgeber in einem gastfreundlichen Ägypten wären. Deshalb jetzt auch von mir die sechs Flossen!