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Dieses komische Gefühl

Tach allerseits,

ich weiss nicht was das ist, aber manchmal bekomme ich Unterwasser so ein komisches Gefühl. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich versuche es mal.

Erst beginnt es mit Unwohlsein worauf ich versuche die Ursache zu ergründen und mich selbst zu beruhigen. Wenn es dann schlimmer wird grenzt das aber schon fast an eine Panik, so denke ich zumindest. Da kommen so Gedanken, z.B. dass ich jetzt ganz schnell aus dem Wasser muss und ich hier eigentlich nix zu suchen habe. Dann denk ich mir wieder das es doch Blödsinn ist was ich da jetzt denke, weil ich ja schon "länger" tauche (~150 TGs) und der TG auch nicht anders ist als die 10 TGs vorher, trotzdem bleibt dieses komische Gefühl bzw. diese fast Panik. Ich atme dann ziemlich stark und fühle auch wie mein Herz sehr intensiv schlägt.

Das erste mal als das passiert ist war in Ägypten an `ner Steilwand auf 20m. Ich hab dann die Augen geschlossen und mir einen Sonnenaufgang vorgestellt. Dann ging es so einigermassen bis Ende des TGs. Heut ist es das zweite mal passiert, und diesmal bin ich einfach von 30m auf 25m aufgestiegen und dann ging es wieder.

Wisst ihr was das sein kann? Vielleicht Müdigkeit in Verbindung mit einsetzender N2-Narkose? Kann sowas Panik verursachen? Wie gesagt, das passiert so "aus heiterem Himmel", es gibt überhaupt keinen (bewussten) Anlass für dieses Gefühl.

Ciao,
Tobi

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01.04.2007 00:17
du bist in den 1. April verliebt?
01.04.2007 00:36
Nö, will nur noch nich ins Bett. Is mir gar nicht aufgefallen ...

Die Frage ist ernst gemeint, ehrlich! Bin weder Troll noch ein 1. April Junkie ...

Wär hilfreich wenn hier jemand evtl. Erfahrung mit ähnlichen Situationen hat.

Tobi
bikefreshTaucher i.R.
01.04.2007 09:01
Hallo Tobi,
wie war Dein Tauchverhalten die Tage vorher? Mehrere Tage getaucht, mehrere Wiederholungstauchgänge?
Die Sache hört sich ganz nach Tiefenrausch an, gerade weil durch etwas geringere Tiefe die Probleme verschwanden.
Ich hatte sowas mal vor ein paar Jahren, Non-Limit gebucht, zwischen 3 und 4 TG täglich, jeder TG startete bei knapp 30m Tiefe. Nach 4 oder 5 Tagen hatte ich ein beklemmendes Gefühl und einen metallischen Geschmack im Mund (bei zwei TG´s). Da ich dann auch noch Ohrenprobleme bekam, habe ich einen Tag ausgesetzt, danach gab es keine Probleme mehr. Ich habe dann aber auch nur noch zwei bis drei TG am Tag gemacht.
Frank34CMAS**, 700TG
01.04.2007 09:07
Hört sich schon nach einem einsetzenden Tiefenrausch an. Ist ja durchaus auch tagesform abhängig. Insbesondere der Hinweis, dass bei 25m wieder alles in Ordnung war spricht sehr dafür.

Allerdings bei 20m - hattest Du an der Steilwand vielleicht Höhenangst?
MorsPADI Rescue
01.04.2007 10:18
Ich glaub ich weiss welches Gefuehl du meinst. Ich krieg das so alle 7 Pfingsten, normalerweise total Grundlos und auch nicht ortsgebunden. Ist normalerweise verbunden mit koeperlichen Sympthomen die aehnlich einer Unterzuckerung. Bis jetzt ging das immer nach ner Minute oder so von selbst weg. Ist mir aber, Gott sei Dank, noch nie unter Wasser passiert.
01.04.2007 10:54
@bikefresh
In Ägypten war es der 4. Tag während einer Safari. Das wäre dann genau wie bei Dir.

@frank34
Gestern war es der erste TG seit Mittwoch. Das war dann wohl eher die Tagesform. Ich glaub ich war schon irgendwie unfit. Müde einfach ...

@morsnowski
Was sind das für körperliche Symptome? Zittern, heiss-kalter Rücken?
01.04.2007 11:07
@frank34
Höhenangst habe ich eigentlich nicht. Die Tiefe hab ich nochmal nachgesehen, es waren 23,2m.

Aber ich kann mich noch gut erinnern, dass es schon beim Abtauchen anfing und ich dann nochmal hoch ans Boot bin um zu checken was los ist. Als es dann besser wurde bin ich runter und erst nach ca. 10min fing es dann wieder an.
bikefreshTaucher i.R.
01.04.2007 12:56
@Tobi132: Bedenke auch die "üblichen" Verdächtigen zur Begünstigung der Stickstoffaufnahme/des Tiefenrausches: Alkohol, Medikamente (auch Aspirin!!!) etc.
01.04.2007 13:43
@divegod1982
Wieso sollte ich aufhören? Mir macht das Tauchen sehr viel Spass. Ich sehe das nicht als Rückschlag oder etwas Negatives. Ich will verstehen was da vor sich geht um es das nächste mal vermeiden zu können. Ich denke, dass ist einfach ein Erfahrungsprozess, oder täusche ich mich da?

@bikefresh
Hatte weder Alkohol noch irgendwelche Medikamente intus.
bikefreshTaucher i.R.
01.04.2007 14:38
Tja Tobi, ganz einfacher Tipp: etwas konservativer tauchen, d.h. nicht soviele Wiederholungstauchgänge pro Tag, nicht mehr (so oft) ganz so tief, dann bist Du auf der sicheren Seite. Wahrscheinlich reagierst Du sensibler auf Stickstoffaufnahme als andere Leute, obwohl der zweite Fall evtl. auch "nur noch" psychologische Ursachen hatte, da Dir das erste Mal noch im Hinterkopf rumgespukt ist
Und denke dran: Aufhören nimmer, Abtauchen immer
02.04.2007 09:34
@Tobi132, kann es auch damit zusammenhängen, dass mit fortschreitendem Alter beim Tauchen manchmal Gedanken aufkommen, wie "Was wäre wenn...?" oder andere Sachen und man sich fragt, was habe ich unter Wasser zu suchen und eigentlich ganz schnell raus will? Das hat dann nichts mit Feigheit vor dem Feind zu tun, sondern ist ganz normale Psychologie des Menschen, der ohne hilfsmittel im Wasser nicht lebensfähig ist.

Wer es leugnet, dass es ihm schonmal ähnlich wie Tobi ging, der lügt.
Thorsten74Taucher
02.04.2007 10:34
Auch ich kann so ein ähnliches Gefühl bestätigen. Bei mir ist es zwischen 25-30m und nach einer kurzen Pause und einigen, ruhigen Atemzügen ist es auch sofort verschwunden. Ist eine Sache von weinigen Sekunden, aber Panik ist es definitiv nicht, mehr ein Unwohlsein. Kenne es aber nur von "heimischen" Gewässern.

Telemar-king
Stimme Dir zu 100% zu, ist bestimmt den meisten Tauchern schon so ergangen

Tobi
Finde es klasse, dass Du es geschrieben hast
KormoranEN 14153-2
02.04.2007 11:26
@Tobi: Das ist reinste Psyche und hat nix mit Alkohol, Tiefenrausch, Ort oder sonstwas zu tun. Telemar-King trifft die Ursachen auf den Punkt. Hinzu kommt vielleicht eine unbewusste Unsicherheit über die eigenen Fähigkeiten und den Umgang mit der Ausrüstung. Letztendlich ist es eine beginnende Panik, da gibt es nichts dran zu beschönigen.

Ich hatte genau diese Gefühle gelegentlich auch. Mal bei 20m im dunklen See, mal bei 10m im hellen Meer, und dann wieder nicht bei 25m im dunklen See ohne Sicht!

1. Mit dem Buddy darüber reden. Nur mit Buddies tauchen, denen man wirklich vertraut. Das ist schon mal die halbe Miete. Das Gefühl tritt dann schon fast nicht mehr auf.

2. Langsam rantasten. Sich immer wieder darüber im klaren werden, dass keine reale Gefahr besteht. Den Tauchgang immer im Geist vorweg durchgehen. Alternativ-Situationen vorstellen, z.B. dass es auf der Autobahn gefährlicher ist. Durch Übung UW sicher sein.

3. Wenn das Gefühl auftritt die oben schon beschriebenen Techniken anwenden, Augen schließen, stop, breath, think. Buddy signalisieren. Nicht mehr auf der Tiefe bleiben, sondern langsam den Aufstieg beginnen. Das Gefühl war dann bei mir _immer sofort und komplett_ weg und wir konnten ohne weitere Probleme sogar wieder völlig entspannt weiter abtauchen!

3. Viel tauchen und üben! Bei mir ging es vollständig weg, nachdem die Abstände zwischen dem Tauchen "kurz genug" waren, ich also nicht mehr Tage- und Wochenlang über den Vorfall nachgrübeln konnte und er damit im Gedächtnis noch gesteigert und irreal wurde. Auch die Sicherheit, Ausnahemsituationen UW meistern zu können steigt dadurch.
hketTL CMAS
02.04.2007 15:11
bei bodenloser Tiefe an drop offs in Egypt und auf dem schwarzen Bodenschlick im Baggersee hatte ich so ein Unwohlsein, Wegwollen, Unruhe, Fluchtinstinkt.
Meine Buddys haben in diesen Fällen beobachtet, dass ich schneller wurde und Signale (z.B. ok-Abfrage) kaum beachtete.
Als ich mich dem Phänomen stellte, hatte ich in beiden Fällen das Gefühl, in einen Tunnel zu fallen, irgendwo raus zu müssen.
Seltsamer Weise tritt das Gefühl nicht auf bei null Sicht, weder im verrauchten Raum bei der Atemschutzübung noch bei Suchübungen im Brackwasser. Auch nicht in engen Durchgängen, in Wracks oder Höhlen. Wohl aber, wenn das Auge etwas sehen könnte, aber nichts da ist (deep blue oder mattschwarzer Schlick)
Also habe ich bewusst diese Situation gesucht und dort verharrt, unterm Safariboot mit dem Ankerseil hinter mir, 20m tief im Blauwasser oder allein am Seeboden, Lampe aus und gewartet, bis die Augen sich an das Nichts gewöhnt haben.
Inzwischen geniese ich diese Momente, ich fühle wie der Puls ganz langsam wird und die Atmung ganz flach wird, fast aufhört. Echt geil ist es dann, wenn irgendwelche Fische neugierig vor meiner Maske auftauchen, kleine weisse Krebschen sich zuckend hüpfend aus dem schwarzgrau lösen, um dann doch beim nächsten blubbern wieder zu verschwinden.

Helmut
02.04.2007 19:37
Hallole...

Gut, daß dieses Thema mal angesprochen wurde.
Auch finde ich es klasse, daß einige hier dies auch zugeben und nicht (immer) den ach so großen Max spielen, die ja gerade unter Tauchern sehr verbreitet sind.

In mir ist das beklemmende Gefühl auch schon ein paar Mal aufgetreten, hervorgerufen durch irgendwelche saublöden Gedanken, die mir urplötzlich und eigentlich grundlos durch den Kopf geschossen sind.
Vor langer Zeit habe ich mich sogar soweit in diese dummen Gedanken reingeschaukelt, daß ich einen kontrollierten Notaufstieg (Gott sei Dank kontrolliert) aus ca. 25m mitten auf dem See machen mußte.
Ich hatte nur noch das Bedürfnis den Automaten aus dem Mund zu nehmen und an der frischen Luft frei zu atmen.
Den TG habe ich nach kurzer Unterhaltung mit meinem Buddy über dieses Problem wieder fortgesetzt, aber in geringerer Tiefe...ich denke das war für die Psyche auch gut so.

Die anderen 2-3 Mal konnte ich mich nach kurzer Zeit wieder ablenken und damit beruhigen.

Aber wie gesagt, ich kann bis heute nach sehr vielen weiteren problemlosen TG nicht nachvollziehen woher dieses beklemmende Gefühl bzw. diese komischen Gedanken kamen oder eben alle Schaltjahre kommen.

Liebe Grüße
Susan
02.04.2007 19:52
Also erstmal GROSSEN Dank an die vielen und vor allen SEHR hilfreichen Antworten auf die ich jetzt nochmal einzeln eingehen werde und am Schluss ziehe ich dann mein Resumee. Damit ihr seht was ich daraus gelernt habe.

@bikefresh
Der Spruch gefällt mir. Ganz ehrlich, wenn ich bei jedem Problem gleich mit dem aufhören würde was das Problem verursacht wär ich heute nicht da wo ich bin, privat und beruflich, und darauf bin ich sehr stolz.

@Telemar-king
Naja, hhmmm, bin 28. Ist das schon "fortschreitendes Alter" ... Ich hoffe nicht ... Natürlich mache ich mir die "Was wäre wenn"-Gedanken und ich glaube das ist gerade beim Tauchen überlebenswichtig. Nur übertreiben darf man es halt nicht und sich in irgendwas reinsteigern. Ich gebe zu, dass ich leicht dazu neige. Aber dazu später mehr.

@Thorsten74
Freut mich, dass Du es klasse findest was ich da schreibe. Ich kann Leute nicht verstehen, die sich schämen über sowas zu schreiben. Ist doch ganz natürlich, dass mal was schief geht. Wie sagt man so schön: "Misserfolge sind Zwischenstationen auf dem Weg zum Ziel.".

@Kormoran
Ich stimme Dir zu, es ist hauptsächlich etwas mit der Psyche. Angangs dachte ich auch, dass es in erster Linie mit Stickstoff zu tun hat, aber IMO spielt das lediglich mit rein, ist aber nicht der Auslöser. Bitte jetzt nicht aufschreien, aber ich war ohne Buddy unterwegs und das völlig bewusst und auch nicht das erste mal. Ausrüstung ist vollkommen redundant, nur mein Kopf halt nicht ... Mit der Ausrüstung komme ich gut zurecht, nur mit meinem Kopf halt nicht. Da muss ich üben, üben, üben, wie Du selbst schreibst. Ich muss mich auch alleine wohl fühlen, da vielleicht erst recht.

@hket
Wow, Du beschreibst es genau so wie ich es eigentlich wollte. Es kann noch so schlechte Sicht sein und noch so eng, alles kein Problem. Da fühle ich mich sogar sehr wohl dabei. Das Problem ist dieses "Verlorensein im Nichts". Klingt jetzt esoterisch, aber ich find das drückt es ganz gut aus.

Soooo, was habe ich nun daraus gelernt ... ?

Langsamer tun, und stärker in mich reinhören, vor allem wenn es runter geht. Ich werde öfter mal anhalten und einfach "lauschen". Also nicht nur stufenweises Auftauchen sondern auch Abtauchen.

Ähnlich zu hkets` Übungen werd ich mich einfach mal über die Kante hängen lassen und ins Schwarze reinschauen und nicht an der Wand, die ja immer als Referenz dient, entlang tauchen.

Jetzt würd`s mich halt schon noch interessieren, ob die ganze Angelegenheit noch tiefere psychologische Gründe hat. Aber ich glaub dazu braucht es schon einen richtigen Psychologen ...

Danke nochmal Euch allen für eure tollen Antworten.

Der Tobi

02.04.2007 23:00
Hi
Noch eine Ursache, die mir passierte: Mit noch wenig Trockierfahrung im kalten Baggersee auf 25m ohne Anstrengung. Wir bewegten uns ganz ruhig. Es war sehr trüb und dunkel. Plötzlich ein sehr beklemmendes Gefühl, ich konnte nur noch schwer atmen. Angst kam hoch. Bis mir einfiel, ich tauche ja trocken! sprich: ich hatte vor Konzentration auf das trübe Wasser die Tarierung automatisch über das Jacket gemacht und den Trockiinflator vergessen. Also schnell den Trocki gelüftet und Jacket entleert -ahh, welche Erleichterung. Die Beklemmung und dann die Angst waren weg . Also Ursache: Atembehinderung durch zu engen Anzug. Kann auch im Neo passieren.

Als Nachwirkung hatte ich die Angstauslösung wohl im Unterbewussten gespeichert, und bekam auch später noch einige Male ein "komisches Gefühl" bei tieferen TGs. Vorher hatte mich sogar mal ein Vereiser - auch im Trüben - nicht aus der Ruhe gebracht. Es dauerte ein paar - auch anspruchsvollere - Tauchgänge, bis mein Selbstvertrauen wieder hergestellt war.

Grüße
Klaus
03.04.2007 16:21
Hallo Tobi132,

ich kenne dieses Gefühl auch. Bei mir äußerst sich das so, dass ich mir schlagartig bewußt werde, dass ich im Wasser eigentlich nichts zu suchen habe. Wäre froh, wieder aus dem Wasser raus zu sein.

Dieses Feeling hatte ich als Anfänger immer wieder, wenn ich nach einer längeren Pause wieder anfing. Je mehr ich dannn aber tauchte, zB auf Safaris, umso seltener trat es auf.

Kurioserweise hatte ich dieses Feeling aber nie, wenn tatsächlich eine vom Normal- oder Idealfall abweichende Situation eintrat.

Bei starker Strömung, bei tiefen und/oder recht kalten TGs, beim Eintauchen ins Wrack, bei Nacht-TGs oder Null-Sicht -TGs hatte ich dieses Gefühl niemals!

Immer nur bei relativ langweiligen TGs, bei denen man so ins Grübeln kommt.

Mir hat immer folgendes geholfen:

1. Sofort Kontakt zum Buddy herstellen, sich quasi ranklemmen.

2. Einige Meter höher gehen (wobei das bad-feeling bei mir nichts mit der Tiefe zu tun hatte, half das)

3. Ausrüstung checken (z.B. Blick auf die Konsole, Wasser aus Maske blasen, Tarierung checken, Gurte checken (evtl. weiter machen, falls zu eng)

4. Action und Ablenkung (Fisch angucken, an der Ausrüstung spielen, nach Getier und Korallen suchen.

5. sich bewußt machen wie toll es ist, sich in dieser Sphäre bewegen zu können.

und schon hat das tauchen wieder richtig Spaß gemacht und dieses komische Gefühl war ganz weit weg.

Ich glaube, dass es sich um einen natürlichen Fluchtreiz handelt, der bewältigt werden will, soll daraus keine Panik entstehen.

Trat früher immer wieder mal auf, seit meinem 100. TG aber nur noch selten.

Grüße vom

Lungenhering



04.04.2007 23:56
Das Unwohlseingefühl hatte ich auch schon einige Male. Aber nur, wenn ich entweder nicht richtige vorbereitet war in größerer Tiefe (Kompasskurs auf 30 m einfach schlichtweg vergessen anstatt ihn vorher eingestellt oder aufgeschrieben zu haben) oder im Deep Blue an Dropp-Offs. Während das eine vermeidbarer Stress war, waren das andere wohl Urängste tief in mir drinnen. Aber immer wieder habe ich mich der Situation an Dropp-Offs gestellt, denn im Grunde genommen taucht man ja genau so sicher wie einen halben Meter über dem Grund in gleicher Tiefe. Ist alles eine Kopfsache, die sich nur durch den Kopf wiederum regeln lässt. Und irgendwann war es dann weg, dieses komische Gefühl. Und da Tauchen bekanntlich blöd macht, schreibe ich mir die Gradzahlen für den beabsichtigten Tauchgang immer auf meine Tafel, auch wenn ich nicht immer darauf zurückgreifen muss.
Ich finde es aber immer noch besser, mit dem nötigen Respekt an die Sache (den Tauchgang) heranzugehen, auch unter Berücksichtigung vorhandener Schwächen, als sich und seine Fähigkeiten zu überschätzen. Denn gerade die Selbstüberschätzung führt im günstgsten Fall oft direkt in die Dekokammer, im ungünstigsten Fall zu einem Nachruf und auf jeden Fall zu einer möglichen Gefährdung des Tauchpartners. Deshalb sollte man mit seinem Tauchpartner ohne Scham diese Dinge auch ruhig vorher besprechen.
11.11.2022 05:37

Hallo Tobi,
ich habe heute eine ähnliche Situation erlebt. Daraufhin habe ich gegoogelt ob ich was zu der Situation und dem Thema finde. Tatsächlich bin ich auf deinen Thread gestoßen. Da dein Erfahrungsbericht zu diesem Thema leider schon 15 Jahre her ist, bin ich gespannt ob du noch in diesem Forum aktiv bist und eventuell auf meine Erfahrung eingehst.

Ein paar kurze Worte wie ich zu dem Hobby tauchen gekommen bin. Ich habe vor 3 Wochen mit dem tauchen in Thailand begonnen. Dort habe ich meinen Advanced Adventure absolviert und das Nitrox Brevet hinterher geschoben. Die Insel Koh Tao habe ich mit 10TG verlassen. Eine Woche später bin ich mit zwei erfahrenen Tauchern (jeweils ca. 100TG) nach Marsa Alam geflogen um etwas Routine in mein neues Hobby zu bekommen. Denn die Atmung ruhig und ausgeglichen zu kontrollieren fällt mir noch etwas schwer. Gesagt getan.

So, jetzt zu meiner heutigen Situation, bei meinem 19TG. Normalerweise tauche ich mit einer 15L Nitrox Flasche. Aber an diesem Tag hatte ich nur eine 12L Flasche bekommen. Ich hatte am Vorabend leider die 12L Flasche bestellt, blödes Missverständnis. Nun gut, ist leider passiert. Wir sind wie gewohnt vom Boot ins Wasser und hinunter auf ca. 8m. durch einen Canyon, der ca. 3-5m. tief ist. Die Sicht war super und die Wasseroberfläche war zu sehen. Einen Notaufstieg hätte ich nicht machen können, dafür war das Riff an der Oberfläche zu eng. Kurz nachdem wir den Canyon passiert haben, habe ich ein Unwohlses Gefühl bekommen. Ich stellte mir die selbe Frage wie du, was mache ich hier eigentlich. Ich gehöre hier doch garnicht hin. Mein Herzschlag wurde mehr aber es fing nicht an zu rasen. Ich hatte das Gefühl ich muss raus aus dem Wasser bzw. dem Canyon. Platzangst habe ich nicht, also daran liegt es nicht. Ich habe mich dann innerhalb von 2-3 Minuten beruhigen können. Ich hatte u.a. den Gedanken, Mist jetzt habe ich mir die teure Ausrüstung gekauft und muss sie verkaufen. Indem ich mir die schöne Umgebung noch schöner geredet habe. Mir bewusst war das meine Jungs dabei sind und ich genug Luft habe um ohne Probleme an die Oberfläche zu kommen. Trotzdem stelle ich mir so eine Panikattacke vor.

Mein Wissens kann es kein Tiefenrausch gewesen sein. Es war der erste TG an diesem Tag und wir waren auf maximal 5m. Tiefe. Nitrox 33%.

Was sagst du? Kannst du dir im Laufe deiner Jahre erklären, Wochen Grund deine Situation 2007 hatte oder eine Vermutung was das bei mir war?

Gruß Sven

AlTAOWD
GUE Fundi Tec
TDI ANDP
11.11.2022 06:22
Sehr interessantes Thema!

Ich (Ich-Botschaft) kann mir vorstellen dass es grundsätzlich nicht schlecht ist, wenn man sich immer mal wieder bewusst macht wo oder in welcher Situation man sich beim Tauchen eigentlich befindet. Sich der Realität bewusst werden und sensibilisieren. In Angst/ Panik darf dass natürlich nicht umschlagen. Entscheidend ist vermutlich der Umgang damit in diesen Moment.

Gibt es da nicht ein Buch drüber, "Angstfrei Tauchen" oder so ähnlich?! Hat das jemand?
11.11.2022 08:39Geändert von kwolf1406,
11.11.2022 08:42
Autorin ist Monika Rahimi ("Tauchen ohne Angst" und "Tauchen ohne Stress"). Sehr gut. Die Büchlein kann man wohl nur antiquarisch bekommen

Tauchen ist für Anfänger immer ein großer Stress im Unterbewusstsein, für das atmen unter Wasser eigentlich tödlich ist. Das ist ein innerer Konflikt zwischen Unterbewusstsein und Bewusstsein, selbst wenn es eingentlich viel Spaß macht. Dies kann gelegentlich entgleiten. Wenn dazu ein Auslöser (ob tatsächlich kausal oder nicht) vorhanden war, kann der "gelernt" werden und sorgt späterhin immer wieder für das Problem, selbst wenn man den Auslöser bewusst gar nicht kennt.
Mit der Zeit lernt das Unterbewusstsein aber, dass atmen unter Wasser sehr gut und sicher geht. Und das Problem kann vollständig verschwinden. Man sollte Geduld haben und nur(!) in der Wohlfühlzone tauchen, dabei aber auch an die Grenze gehen und diese langsam erweitern. Und sich bei jedem Erfolg selbst (innerlich) belohnen.
IvoryAOWD DTSA**
11.11.2022 09:28Geändert von Ivory,
11.11.2022 15:51
Ich glaube gerade als Anfänger ist es wichtig, sich nicht in Situationen zu begeben, die man nicht kontrollieren kann. Das geht ziemlich schnell, wenn man mit erfahreneren Buddies taucht und darauf vertraut, dass die einen schon da durch bringen. Für deine Buddies war dieser sehr flache und unkomplizierte Tauchgang ein Kinderspiel. Für dich war der Canyon aber ein Problem. Die kleinere Flasche, auch wenn das natürlich quatsch ist, war vermutlich trotzdem ein weiterer Triggerfaktor.

Ich selbst hatte eine vergleichbare Situation am Anfang meiner Taucherlaufbahn, wenn auch unter komplett anderen Bedingungen. Das ist aber im Endeffekt nicht entscheidend, kann sich ja keiner aussuchen was einen triggert. Ich hatte in der Folge Probleme, sobald es an die 20 Meter Marke ging.

Ich habe es letztlich überwunden. Dazu sind mehrere Dinge wichtig. Schritt eins wäre, in Zukunft erstmal nur Tauchgänge zu machen, bei denen die Bedingungen ideal sind. Also gute Sicht, sehr flach, keine Decke (auch keine halbe) über dem Kopf, keine Strömung, kein Droppoff. Also in einer flachen Bucht, oder in einem flachen See. Wichtig ist, mit deinen Buddies darüber zu sprechen. Informiere Sie vor dem TG über deine Ängste, verabredet ein Zeichen und auch eine Vorgehensweise, wenn das Unwohlsein losgeht, und sehr wichtig: Warte nicht mit dem Anzeigen. Sobald du nur einen Hauch von Unwohlsein spürst, melden. Oft genügt es schon, dass deine Buddies deinen Zuständ kennen und ihre Aufmerksamkeit voll auf dich richten, um dich zu beruhigen. Versuche bei diesen Tauchgängen vor allem deine Tauchfertigkeiten zu festigen. Wiederhole am Anfang oder Ende des TG mal ein paar Übungen, versuche aktiv an deiner Tarierung zu arbeiten und versuche vor allem nicht zu viel über die Lunge zu tarieren. Wenn du permanent zu tief atmest, damit du den Inflator nicht so oft benutzen musst, kann das allein schon Angst auslösen, falsche Atemtechnik ist ein fetter Trigger. Übe auch bei flachen Tauchgängen mal einen Freiwasseraufstieg mit deinen Buddies. In der Regel wird bei flachen Hausriff TG am Ufer entlang zum Einstieg ausgetaucht, gleiches gilt im See. Das ist bequem und im Grunde auch keine schlechte Orientierungsübung, aber der Aufstieg im Freiwasser wird so oft vernachlässigt. Dieser ist es aber, den du bei einem Zwischenfall, egal wie klein er ist, beherrschen musst, damit du einen Tauchgang kontrolliert abbrechen kannst. Es hilft im Unterbewusstsein ungemein, wenn man ein gewisses Selbstvertrauen hat, einen Tauchgang jederzeit sicher und kontrolliert beenden zu können.

Wenn du das mal so für 30 oder 40 TG gemacht hast, wirst du feststellen, dass du schon wesentlich entspannter bist. Wenn du ein gutes Gefühl hast, kannst du zum zweiten Schritt kommen, der mir damals geholfen hat. Sich langsam und schrittweise an die ursprüngliche Auslösersituation wieder anzunähern. Auch hier gilt, vorher alles durchsprechen, frühzeitig reagieren, wenns zu viel wird und auch von Rückschlägen nicht beirren lassen. Irgendwann wirst du über den Punkt hinaus kommen. Der größte Fehler den du machen kannst, ist das Ganze als Einbildung abzutun und zu igorieren. Solche Ängste sind, egal wie irrational, erstmal vollig real und man muss sich damit auseinandersetzen.

Scheue auch nicht davor zurück, öfter mal mit einem Divemaster oder TL gezielt zu tauchen. In deiner Ausbildung hast du relativ viel in kurzer Zeit gelernt, beherrschen wirst du davon vermutlich so gut wie nichts. Das ist einer der Tücken der Tauchausbildung wie sie weltweit praktiziert wird. OWD, dann schnell Kärtchen sammeln und nach 25 TG meinen, man sei ein guter Taucher. Dafür kannst du nichts, aber so wird es verkauft.

Ich vergleiche das gerne mit Skifahrern. Wenn die einen Anfängerkurs hinter sich haben, fahren die auch nicht gleich die schwarze Buckelpiste runter, nur weil da zwei erfahrene Alpinisten dabei sind. Nimm dir die Zeit die du brauchst und lass dich nicht stressen. Wenn du das Gefühl hast, die Tauchgruppe will mehr als du, dann lass den Tauchgang aus. Bloß weil die ganze Basis geil auf den Bootasuflug ans Elphinestone ist, musst du nicht mit saftiger Strömung zwischen Haien auf 30 Meter über einem 250 Meter Abgrund tauchen. Die Zeit wo du dafür bereit bist wird kommen, aber nicht, wenn du dich am Anfang überforderst.
11.11.2022 11:56
@ der mit dem Wolf Tanzt

Die Bücher von Moni habe ich Zuhause, nebenbei kenne ich die Lady von Bathala her.
War nicht immer einfach, vor allem was tauchen ohne Blei betrifft...

Beste Grüße, Guppy (in Gedenken an alte Malediven Zeiten)
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