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Bewußtlos unter Wasser

Ich habe beim Stöbern hier im Forum irgendwo gelesen, wenn eine Person einfach nur unter Wasser bewußtloc wirs, aber weiter atmet, könne man ja (inkl. Dekostops?) einfach normal mit ihr aufsteigen.
An Land ist es relativ normal, dass Leute "umkippen", normal weiteratmen und bald wieder aufwachen, und gut ist. Ich frage mich allerdings, ob in dem Moment die Atmung nicht automatisch reflexhaft durch die Nase stattfindet - sprich: ist es tatsächlich möglich, dass jemand bewußtlos wird, aber brav durch den Regulator weiteratmet?
Müßte ich das eigentlich wissen? Ist das allen anderen klar, und nur ich bin zu blöd? Oder ist das eine seriöse Frage? Und vor allem: Hat das jemand schon mal real erlebt?
gut Bewußtsein,
bruja
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Kölle AlaafPADI - DM,SSI-MD ...
17.08.2007 09:14
In den entsprechenden Kursen und der Literatur wird hierzu ausgeführt, dass der Bewußtlose durch den Regulator weiter atmet - wenn er denn überhaupt atmet:
http://www.rettungstaucher.net/PDF/Rettung_eines_verunfallten_Taucher.pdf
Erfreulicherweise kann ich Dir jedoch kein real erlebtes Geschehen meinerseits beisteuern, welches das bestätigen kann. Insgesamt ist die Bergung eines Bewußtlosen unter Wasser auch relativ selten. Zum Thema Dekostop: wenn es für den Retter selber gefährlich wird, dann soll man den Bewußtlosen die letzten Meter alleine aufsteigen lassen ... zwei verunfallte an der Oberfläche machen die Sache nicht wirklich einfacher - ist das Boot oder weitere Helfer aber nicht in der Nähe, so ist das sicher nicht amüsant für den Bewußtlosen ... und den Retter, der seinen Dekostop macht. Wie es aussieht, wenn "nur" der Sicherheitsstop fällig ist: Es muß jeder selber entscheiden, wie weit er sich in Gefahr bei einer Rettung begibt, aber ich denke das "normalerweise" (für mich) nur eine Antwort "richtig" wäre ...

boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
17.08.2007 09:50
Wenn er denn von selber atmet bzw. atmen kann (die Muskeltätigkraft der Lunge ist meist bei einem Bewustlosen schwächer und der Wasserdruck ist ja dann von außen da ...) und noch seine Maske auf hat, dann ist das Atmen durch die Nase ja in den meisten Fällen so oder so nicht möglich - Ausatmen ja, aber beim Einatmen würde die Person ja eher die Maske ansaugen ...

Wegen Wissen - das ist eine Streitfrage ...

Beim Rescue wird gelehrt, den Bewustlosen mit an die Oberfläche zu nehmen - bei Nachfragen bei Taucherärzten bekam ich aber auch schon die Hinweise, den Bewustlosen an die Oberfläche zu schießen, da meist die Atmung bei Bewustlosen so schwach wäre, das er gegen den Wasserdruck nicht atmen könnte, die Atmung meist nicht feststellbar wäre und man ihm unter Wasser eh nicht helfen könnte ...

Es gibt also so gegehen keine garantierte Anleitung - das muß jeder für sich alleine regeln.

Wichtig ist auf alle Fälle Eigenschutz, ein Verunfallter reicht ...
KormoranEN 14153-2
17.08.2007 10:19
Wieso ist es an Land normal "dass Leute "umkippen", normal weiteratmen und bald wieder aufwachen, und gut ist."

Ich hab` ehrlich gesagt in 46 Jahren noch überhaupt niemanden einfach so umkippen gesehen.
Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
17.08.2007 10:27
Einem Bewustlosem kann kann der Atemregler aus dem Mund fallen.

Hat er mittlerweile schon Wasser eingeatmet????


Egal, an die Oberfläche ist die beste Wahl und dort dann mit Rettungkette und HLW usw. weitermachen.

Der Sicherheitsstop dient der "Sicherheit". Im Notfall kann man darauf verzichten.
Ein Dekostop ist da schon was anderes.
17.08.2007 10:28
Kormoran: Ich habe das ab und an selbst erlebt, bei blöden Verletzungen, weil ich kein Blut sehen kann - unter Wasser hat es dann etwas länger gedauert, bis ich kapiert habe, dass diese grünlich-bräunliche Schmiere an der Hand Blut ist, und da konnts mich nicht mehr aufregen. Und in meinen bisher 32 Jahren sind schon zwei mal Leute in meiner Gegenwart umgekippt, einmal mit einem epileptischen Anfall und einmal ohne mir bekannte Ursache - so ungewöhnlich ist es also nicht.
bösewicht: das klingt mir einigermaßen logisch...
boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
17.08.2007 11:34
@Kormoran

kurze Bewustlosigkeit an Land ist nicht selten ...

extreme Freude, starke Trauer, da genannte "kein Blut sehen können", starke Hitze (gerade in einem guten Sommer fallen die Leute reihenweise um), längere Zeit still stehen (zb. Vereidigung bei der Bundeswehr) - auch da lichten sich immer schnell die Reihen der Beteiligten ...

Kölle AlaafPADI - DM,SSI-MD ...
17.08.2007 13:59
@ Stephan K.

Wenn Wasser geatmet wurde und gemäß dem Link vorgegangen wird, sorgt der Atemreflex dafür, dass das ganze raus kommt, wenn denn wie gesagt überhaupt noch geatmet wird ...

Beim Sicherheitsstop bin ich grds. bei Dir, ich glaube, dass man dies auch meiner Antwort entnimmt ... zudem möchte ich persönlich selbst auch gar nicht wirklich in die Situation kommen, entscheiden zu müssen, ob ich mir einen Dekostop nun gönne, während ein Bewußtloser alleine "auftaucht". Aber selbst "nur" der Sicherheitsstop dient ja auch der eigenen Sicherheit und jeder muss für sich selber mralisch/juristisch/abhängig vom eigenen vorherigen "grenzwertigen" TG entscheiden, wie weit er diesen "abkürzt"
17.08.2007 14:15
Hai Boesewicht

Du sagtest:

>> bei Nachfragen bei Taucherärzten bekam ich aber auch schon die Hinweise, den Bewustlosen an die Oberfläche zu schießen<<

Meintest damit Jacket aufblasen und ihn alleine nach oben "schießen"??




boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
17.08.2007 14:40
@whaleshark

Ja - genau dieses ...

17.08.2007 15:06
Boesewicht

das könnte doch nur "vielleicht" funktioniern wenn er oben erwartet wird und zwar exakt an der Stelle wo er hochkommt. Wie will man denn denen da oben Bescheid geben , dass man jemanden nach oben schickt.
Vorrausgesetzt da oben ist überhaupt jemand.

Dass eine Ohnmachtssichere Position von dem Bewusstlosen automatisch durch sein "Jacket" eingenommen wird ist wohl eher nicht der Fall wie ich vermute. Wie weit das bei einem Stabilizing Jacket funktioniert weiß ich nicht,da ich leider solches noch nie selbst tauchen konnte.

Ich denke da ist die Chance für den Bewusstlosen größer wenn er bei mir bleibt und zwar mit seinem Regler im Mund,bevor er nach oben treibt und dort mit ziemlicher Sicherheit ertrinkt wenn ihn niemand empfängt.

boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
17.08.2007 15:15
@whaleshark

Du hast eine mail ...

17.08.2007 16:38
boesewicht
habe die Mehl in der Tüte

Werde nachher das mal alles lesen.
Danke
17.08.2007 20:15
Es gibt keine andere Möglichkeit, als ihn/sie mit dem Regler im Mund nach oben zu bringen!
Lasst ihn/sie fliegen und sie sind tot, da die Lunge überdehnen wird.
IHR müßt seinen/ihren Kopf beim Aufstieg überstreckt halten!!!
Ob ihr nun noch Rücksicht auf einen Dekostop nehmt, liegt an eurer eigenen Opferbereitschaft!

boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
18.08.2007 01:17
Warum Lunge überdehnen ?? - Die Luft in der Lunge sucht sich schon Ihren natürlichen Weg ins freie ...

Unter Wasser besteht eher die Gefahr, das der Bewustlose (nicht wie einer bei Bewustsein) den Atemregler nicht richtig mit den Lippen umschließt, somit eher Wasser mit einatmet und somit eher ertrinkt.
Beim Hochschießen erhält er zwar eher eine DCS, diese ist jedoch leichter zu behandeln und der Taucher zu retten als wenn er unter Wasser auch Wasser einatmet.
Übel ist für den Taucher beides, die DCS jedoch von beiden das kleinere Übel ...
Es ist halt nur mit in der Überlegung einzubeziehen wo man gerade taucht.
Wenn dies an einem belebten See passiert, dann ist die Möglichkeit, das man den hochgeschossenen Taucher von Land aus sieht und aktiv wird nicht ausgeschlossen.
18.08.2007 07:44
Weil das auf Erfahrung beruht! Taucher gerettet - Taucher tot.
Wenn der Kopf auf die Brust fällt ist die Lunge verschlossen. Da reichen selbst geringe Tiefen.
Deswegen bergen wir an der Oberfläche die noch lebenden Taucher und sie gehen später in den ewigen Tauchertopf!
18.08.2007 09:44
was spricht dagegen den Taucher hoch zubringen, ihn sicher zu positionieren, Hilfe herbeirufen und wieder abzutauchen? So kann wenigstens der Retter seine Deko absitzen, schließlich ist es eine normale Methode, aufzutauchen und im Fall der Fälle bei seiner Oberflächenmannschaft Dekogas nach zubestellen. Nach 3 Minuten taucht man wieder ab und sitzt seine Deko großzügig ab, dabei hoffend dass oben alles klappt.
Gruß,
D3
18.08.2007 11:17
Ein bewusstloser Taucher sollte so rasch wie möglich an die Wasseroberfläche gebracht werden, egal, ob er atmet oder nicht. Die Spontanatmung wird beim Scubatauchen durch den Wasserdruck übrigens nicht beeinflussst, wohl aber durch den Neoprenanzug und Tarierweste. Die Spontanatmung ist also auch bei Bewusstlosigkeit unter Wasser möglich, jedoch ist die Abdichtung des Mundstückes mit den Lippen nicht gewährleistet, so dass mit der Einatmung von Wasser gerechnet werden muss.
Das unkontrollierte Auftauchen lassen des Bewusstlosen dürfte wohl eher nicht zu einem Lungenbarotrauma führen, da die in den Lungen enthaltene Luft passiv ausströmt, und auch das Vorsinken des Kopfes, bzw. das Zurücksinken der Zunge kein wirkliches Hindernis darstellt. (Bei der Einatmung ist das aber was anderes.) Möglicherweise kann ein Kehlkopfkrampf Probleme machen, was aber bei langsamerem Auftauchen mit erhöhter Aspirationsgefahr noch wahrscheinlicher wäre.

Ob man nun den bewusstlosen Taucher an die Wasseroberfläche begleitet, lässt sich pauschal gar nicht festlegen, denn es hängt von den Parametern des Tauchganges ab. Bei der Rettung gilt grundsätzlich: eigene Sicherheit geht vor!
Solange man den Taucher jedoch begleiten kann sollte der Kopf überstreckt und der Atemregler im Mund des Bewusstlosen fixiert werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Jackett des Bewusstlosen einen icht allzu großen Druck auf den Brustkorb ausübt.

Aber alle Theorie ist grau. Ich kenne auch keinen einzigen so gearteten Fall aus erster oder zweiter Hand...

vg

Andi
13.01.2017 15:07
Hallo an alle, auch wenn die Frage bereits zehn Jahre alt ist kann ich eine Antwort darauf geben.Bei unsere KindsTauchsafari letztes Jahr im RotenMeet wurde mein Sohn,12 Jahre, während eines Tauchgangs Ohnmächtig. Dieser Tauchgang war für uns alle von vorne herrein sehr stressig da wir viele Kinder dabei hatten und es eine starke Strömung hatte. Wir mussten auf ca. 15m Tiefe durch einen schmalen Gang tauchen und hatten ganz schön Speed drauf.Offensichtlich war es für meinen Sohn eine zu große Stresssituation und ich bemerkte dass er plötzlich schlaff mit geschlossenen Augen im Wasser hing. Da ich selber regelmäßig Ohnnmächtig werde erkannte ich diese Situationen sofort. Ich schnappte ihn am Arm und drückte regelmäßig die LuftDusche da ich nicht wusste ob er selbständig atmete. Wir stiegen etwas schneller als üblich dennoch langsam genug auch. Zum Glück hat uns das Zodiac sofort entdeckt und an Bord gezogen. Mein Sohn wachte erst wieder an Bord auf. Er weiß bis heute nicht was geschehen ist und ich werde es ihm auch nicht mitteilen sondern in Zukunft besser auf Stresssituationen unter Wasser achten. Ich hatte sehr große Angst während des Aufstiegs da ich nicht wusste ob er noch lebt. Es war eine furchtbare Situation diein ich keinem Wünsche.
SolosigiPADI DM, RAB/VDST/CMAS CCR Tec, Poseidon SE7EN CCR
13.01.2017 15:20

@Tanja318430

super gemacht thumbupthumbupthumbup! So einen Buddy wünsche ich mir auch!

Gruss

Solosigi

13.01.2017 18:35

Ich möchte nur kurz etwas zur Wortwahl anmerken. Solange jemand lebt rettet man ihn. Geborgen werden Sachgüter, Tiere und Tote. Wird in den Medien leider ebenfalls sehr oft falsch verwendet.

Tümpitausche Sterne gegen Muscheln
13.01.2017 21:35

hmmm, einen Buddy, der weiß, dass er regelmäßig ohnmächtig wird, wünsche ich mir gar nicht. Welcher Arzt hat dir denn eine Tauchtauglichkeit bestätigt? Machst du dir keine Gedanken darüber???

grogCMAS**
14.01.2017 01:51

"Da ich selber regelmäßig Ohnnmächtig werde..." - ich hoffe (und nehme fast an) dass es sich hier um einen schlechten Scherz handelt.

Wer regelmäßig ohnmächtig wird, spielt beim Tauchen massiv mit seinem Leben, und sollte sich wirklich eine andere Freizeitbeschäftigung aussuchen.

Michael-NRescue u. AIDA Instr
14.01.2017 01:54

@nightstar

ja bei dieser Wortwahl da streitet man gerne und völlig unnützt.

Interessanter Artikel : feuerwehrleben.de


-/-

Betrachten wir einmal das Szenario hochbringen:

Beide in senkrechter Position

Warum den Kopf überstrcken? Erstens kann man unter Wasser den Kopf nicht korrekt überstrecken, weil der Körper nachgibt und man dann ständig am nachfassen und korrigieren ist (vergesst die Übungen, da ist der Buddy nicht bewusstlos). Außerdem kann dann eher die Zunge den Atemweg verlegen und Wasser eindringen.

Wenn der Kopf nach vorne sackt, kann die Zunge schon mal nicht nach hinten rutschen, Die Atemwege sind etwas beeinträchtigt aber definitiv frei. Dadurch das der Mund nach unten gerichtet ist, wird weniger Wasser eindringen (ähnlich wenn ich ein Glas umgedreht ins Wasser tauche). Wenn die Griffmöglichkeit am Jacket oder sonstigem Gerödel optimal ist, kann ich mit dem Unterarm den Automaten im Mund des Buddy halten und sein Kopfgewicht übt den notwendigen Druck aus das er dort bleibt.  Ich habe eine Hand frei um die Aufstiegsprozedur zu regeln. 

ramklovApnoeTL, TL**
14.01.2017 21:58

Genau wie Michael-N es geschrieben hat. Kopf nach vorne sacken lassen, vermindert die Gefahr, dass Wasser eindringt.

gruß ramklov

divertonCMAS ***
27.01.2017 21:46

@Michael-N

Das ist fachlich nicht so ganz richtig. Wieso soll die Zunge die Atemwege nicht verlegen können? Das Rückfallen der Zunge kann nur durch Intubation mit Guedeltubus, Larynx- Endotrachealtubus verhindert werden.

Wichtiger als die Atmung wäre, dass man den Buddy schnell an die Oberfläche bringt. Da bei Bewusstlosigkeit, viele Muskeln erschlaffen, wird der Buddy vermutlich auch seinen Regler aus dem Mund verlieren. Dann hilft mir das ganze überstrecken und bla bla nix mehr.

Wieso glauben eigentlich einige, nur weil sie mal einen 1. Hilfe Kurs beim 2* hatten, dass sie jetzt Fachleute sind??????

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