Aufkommendes Unwohlsein/Panik
Hallo ihr Lieben!
Gestern hatte ich eine unangenehme und, im Nachhinein, spannende Situation.
Beim zweiten TG gestern, ~30 Minuten nach dem Abtauchen, machte sich langsam aber sicher ein allgemeines Gefühl von Unwohlsein im Sinne von Unsicherheit und Schreckhaftigkeit breit. Wir waren zu diesem Zeitpunkt schon am Rückweg. Wären wir das nicht gewesen, hätte ich hier den TG abgebrochen.
Da ich mit meinem JJ unterwegs war, bin ich, nachdem ich diese Entwicklung registrierte, sofort ins Bailout ausgestiegen, da ich bei "allgemeinem Unwohlsein" einfach an Hyperkapnie gedacht habe.
Auf diesen Punkt bin ich eigentlich recht stolz, da ich relativ schnell mit BO reagiert habe und dies das erste Mal war, dass ich außerhalb einer Trainingssituation ins BO aussteigen "musste". Ich freue mich, dass das recht gut und sauber und entsprechend automatisiert funktionierte.
Leider hat sich auch nach dem BO die Situation nicht wirklich gebessert und auch mein Gasverbrauch im BO war recht moderat, weshalb ich im Nachhinein einen beginnenden CO2-Hit eher ausschließe. Aber better safe than sorry, lieber ins BO als warten, bis ein größeres Problem auftaucht.
Spannenderweise haben mich besonders menschengemachte Objekte stark irritiert, beispielsweise ein Felssturz-Netz, dass aus irgendeinem Grund im See lag oder eine, aus Holzpflöchen bestehende Uferbefestigung. Aber auch ein Baumstupf, der einen im relativ hellen Uferbereich eine ziemlich dunkle "Höhle" bildete, erzeugte ziemlich unangenehme "Fluchtreflexe".
Mein Buddy war OC mit (im Bezug auf den ppO2) suboptimalem Gas unterwegs, weshalb er ein paar Minuten Deko gesammelt hat, während ich noch in meiner NDL war. Diese haben wir noch gemeinsam abgewartet und sind dann relativ ruhig von 6m aufgetaucht. Sobald ich an der Oberfläche war, fühlte ich mich wieder relativ wohl.
So eine Situation ist für mich recht ungewohnt, da ich unter Wasser eigentlich sehr tiefenentspannt bin und mich in den meisten Fällen pudelwohl fühle. Trotzdem hatte ich sowas bis jetzt zwei mal in 106 Tauchgängen, 36 davon am JJ. Logischerweise erkenne ich noch nicht wirklich ein Muster bzw. Trigger, welche ähnliche Gefühle auslösen.
Trotzdem konnte ich für mich wichtige Erkenntnisse aus diesen Erlebnissen ziehen. Bei meinem ersten derartigen Erlebnis hatte ich eine Buddyne dabei, welche sehr präsent war und ab dem Zeitpunkt, ab dem ich kommunizierte, dass ich mich nicht wohl fühle, nicht mehr von meiner Seite wich. Mit meinem gestrigen Buddy war ich noch nicht oft unterwegs, dementsprechend kennen wir uns noch nicht gut. Er war auch nachdem ich mitteilte, dass etwas nicht in Ordnung sei, sehr mit sich selbst beschäftigt und wenig präsent, ich verlor ihn relativ oft aus den Augen und musste mich gelegentlich nach ihm umsehen (was sicherlich nicht nur an ihm lag sondern auch durch mich bedingt war, da ich sehr mit mir beschäftigt war.)
Dementsprechend lief mein erstes derartiges Erlebnis für mich bedeutend angenehmer, während es beim zweiten Mal durchaus eine Herausforderung für mich war.
Das heißt für mich: weniger triviale Tauchgänge nur mit entsprechendem Buddy (was ansich eh klar sein sollte, allerdings sehe ich das jetzt wohl noch etwas enger.)
Außerdem hatte ich an diesem Tag noch nichts gegessen, was durchaus einen Einfluss auf meine allgemeine Stimmung haben könnte und sicherlich mein Energielevel beeinflusst hat.
Weiters bin ich über ein Gefühl von "eigentlich hab ich gerade keine Lust mehr auf einen zweiten TG" hinweg gegangen, was im Nachhinein mitunter auch nicht übertrieben schlau war. Auch darauf werde ich in Zukunft besser achten.
Und nicht zuletzt bzw. eigentlich mit am wichtigsten: klar kommunizieren, dass es mir nicht gut geht. Mein Buddy ging scheinbar relativ lange von einem Equipment-Problem aus.
Nachdem beim Tauchen manchmal noch das Image vom starken, furchtlosen Mann herrscht, wollte ich das teilen.
Außerdem hat mir dieser "Incident Report" geholfen, ein bisschen heraus zu finden, was möglicherweise falsch lief.
Nachdem ich sicherlich nicht der einzige bin, der solche Erfahrungen gemacht hat, würde ich mich darüber freuen, wenn ihr ähnliche Erlebnisse teilt und falls euch mehr als "mit dir würde ich nie wieder tauchen gehen" zu meiner Erzählung einfällt, würde ich mich auch über Kommentare, Lösungs- und Vermeidungsstrategien etc. freuen.
Liebe Grüße
Jacques