Tiefseebergbau: Forscher fordern mehr Schutzgebiete

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29.07.2016 08:54
Kategorie: News

Deutsche Wissenschaftler informieren Internationale Meeresbodenbehörde über ökologische Folgen

Im Juli 2016 diskutierten Vertragspartner der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) in Kingston (Jamaika) Regeln für einen möglichen Bergbau in der Tiefsee. Wissenschaftler des am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel koordinierten Projekts „JPIO MiningImpact“ stellten dabei Forschungsergebnisse von mehreren Expeditionen zu den Manganknollenfeldern im Pazifik vor – wir berichteten. Basierend auf ihren Erkenntnissen empfehlen sie mehr Schutzgebiete und eine gute Überwachung möglicher industrieller Aktivitäten am Meeresboden.

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Auf der Erde leben derzeit beinahe 7,4 Milliarden Menschen. Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass die Zahl bis 2030 auf 8,5 Milliarden steigen wird. Damit wächst auch der Bedarf an Ressourcen, wie zum Beispiel Metallen. Immer mehr Staaten und Firmen bekunden daher Interesse, Rohstofflagerstätten in der Tiefsee zu untersuchen und möglicherweise zu erschließen. Zu diesen Lagerstätten gehören auch die Manganknollenfelder in der Clarion Clipperton Zone (CCZ) im zentralen Pazifik.

Da der Meeresboden dort auf halber Strecke zwischen Mexiko und Hawaii nicht in den Hoheitsgewässern oder der ausschließlichen Wirtschaftszone eines Staates liegt, wird er von der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) in Kingston verwaltet. Die Grundlage dafür ist das Internationale Seerechtsabkommen (United Nations Convention on the Law of the Seas, UNCLOS). Jetzt trafen sich die Vertragspartner der ISA in Kingston zur jährlichen Hauptversammlung, auf der die die Forscher ihre neuesten Erkenntnisse über mögliche ökologische Folgen des Tiefseebergbaus präsentierten .

Bei der aktuellen ISA-Versammlung ging es auch um zukünftige Regeln für Tiefseebergbau, den sogenannten Mining Code“, erklärt Dr. Matthias Haeckel vom GEOMAR,  Projektkoordinator von „JPIO MiningImpact“.

Resultierend aus den bisherigen Projekt-Ergebnissen gaben die Wissenschaftler einige Anregungen für den Mining Code. Insbesondere hoben sie hervor, dass die Ökosysteme rund um die Manganknollen im Pazifik aus sehr unterschiedlichen festsitzenden und mobilen Organismen bestehen. Mit der Manganknollendichte ändert sich die Artenvielfalt erheblich. Auch auf den zahlreichen Unterwasserbergen in der CCZ leben andere Arten als direkt in den Manganknollenfeldern. „Die Manganknollen sind also essentiell, um die Biodiversität in der Tiefsee zu erhalten“, betont Dr. Haeckel. Zudem hoben die Wissenschaftler hervor, dass die Störungen der Manganknollen-Ökosysteme durch Tiefseebergbau über viele Jahrzehnte nachwirken würden.

Daher empfahl das Team, Schutzzonen einzurichten, in denen die gleichen Umweltbedingungen herrschen wie in den Abbaugebieten. „Die bisher in der CCZ eingerichteten Schutzzonen, die sogenannten Areas of Particular Environmental Interest, sind sehr nützlich, können diese Schutzaufgabe aber vermutlich alleine nicht leisten“, so Dr. Haeckel. „Zusätzliche Schutzgebiete scheinen nötig zu sein“. Die gute Nachricht der Forscher: Technologie zur Überwachung der Tiefseebergbauauswirkungen sei bereits vorhanden. Ein entsprechender Wissenstransfer zwischen Industrie und Wissenschaft sowie eine Standardisierung der Untersuchungsverfahren sei aber notwendig.

Weitere Informationen: www.geomar.de

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