Stellungnahme Roger Tours zu den Anschlägen

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24.07.2005 20:50
Kategorie: News
(Anmerkung der Redaktion: Roger hat früher lange Jahre an entscheidender Position im Sicherheitsbereich gearbeitet zudem leitet er ja bereits seit Jahrzehnten Reisen, Pioneertouren und Expeditionen in alle Welt – häufig wurde über die Touren in vielen Medien berichtet)

Liebe Taucher, liebe Leser,

erneut liegt ein sehr trauriges Kapitel auf dem Tisch. Für viele Menschen erneut ein Abschnitt des Lebens voller Trauer und voller Sorgen. Auf jeden Fall bedauern wir sehr den erneuten Verlust von Menschenleben, den Hinterbliebenen unser aufrichtiges Mitgefühl. Kranken und Verletzten wünschen wir viel Mut und Kraft, vor allem Durchhaltevermögen, dass sie schnell wieder gesund werden. Sonst betroffenen Familien Trost sowie starke Nerven und den Inhabern von Geschäften sowie Unternehmen, denen großer, zum Teil irreparabeler Schaden zugefügt wurde, ein Funken Hoffnung in eine bessere Zukunft.

Dr. Martina Gauer aus Sharm el Sheik, wo sie das Foto- sowie Filmgeschäft FOCUS betreibt, beschreibt die Situation ganz richtig, wo soll man noch sicher sein? Den Kopf in den Sand stecken, das hilft nicht.

Schade, sehr schade, dass es nun erneut ein bekanntestes Touristenzentrum und vor allem auch Tauchgebiet getroffen hat. Sofern Handlungen in Afghanistan, im Irak oder sonst weit weg spielen, dann nimmt man das zwar zur Kenntnis, doch wenn man näher involviert ist, wie z.B. bei der Flutwelle in Asien (viele waren ja schon mal dort, oder waren gerade da, hatten Freunde und Bekannte da) dann nehmen Angst und Schrecken ganz andere Formen an.

Mit Sicherheit hilft schwarz malen und Angst machen echt nicht weiter, am Ende muss jeder Mensch für sich entscheiden, was er unternimmt oder lässt. Es wird schon richtig beschrieben, dass solche oder andere Anschläge zu jeder Zeit und überall erfolgen können. Selbst einmauern hilft da nicht viel und absolut sicher kann man es nirgendwo auf der Welt machen. Grundsätzlich liegt der berühmte Hase in der Weltpolitik und vor allem aber bei den Typen begraben (die man echt nicht als Menschen bezeichnen kann), die total irre und unberechenbar gezielt Menschenleben auslöschen. Doch dieses Thema genau zu beleuchten würde eher Bücher, als mehrere Seiten füllen.

Diesen Fundamentalisten und Fanatikern muss dringend und zwar international ganz schnell und verschärft das Handwerk gelegt werden und hoffentlich ist es auch bald mal so weit, die Politik ist gefragt und zwar massiv. Doch wir alle können auch etwas tun. Mehr die Augen auf und mehr Selbstkurrage, nicht nur die anderen machen lassen. Auch mal was feststellen, was beobachten, was melden und in Angriff nehmen, die Zeiten des Vogel Strauß „nur den Kopf in den Sand stecken“ sollten für alle vorbei sein.

Toll finde ich, dass heute in der Frühe Tina mit einem Schiff mit 25 Tauchern ausgelaufen ist und ebenso, dass Tina und Oli weiter in Sharm wohnen werden. Nur durch ein wenig Mut können wir den Terroristen die Stirn zeigen. Sie wollen uns in Angst und Schrecken versetzen, sie wollen die Wirtschaft und den Tourismus schädigen, immer und überall Nadelstiche setzen. Einfach zu einem anderen Reiseziel fliegen oder fahren, hilft nur so lange, bis dort auch mal was passiert. Wer die Traute hat, der sollte Ägypten weiter besuchen, doch man kann es auch keinen Freunden oder Bekannten verdenken, wenn sie Angst haben und solch ein Gebiet meiden. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, daher auch nicht mit den Menschen hadern, die Sharm nun fluchtartig verlassen! Oft ist es ja so, dass eine längere oder kürzere Zeit ein Gebiet gemieden wird, bis Gras über die Sache gewachsen ist und dann fahren doch wieder alle (fast alle) hin! Also, warum, dann erst diese Wartezeit, sie hat bislang nie was gebracht – außer großem Schaden!

Vielleicht hilft aber nicht ausgerechnet in die größten Ballungsgebiete zu fahren, evtl. Plätze mit Menschenansammlungen zu meiden, denn die Terroristen, die können ja nicht überall sein und bislang haben sie eher sehr markante Ziele angegriffen als abgelegene Bereiche. Nun, wenn wir dies tun, dann haben sie natürlich auch ein Teil ihres Zieles erreicht, aber eben nur ein Teilziel.

Wir auf jeden Fall bereisen weiter Asien, z.B. Thailand, auch nach der Riesenwelle, ständig besuchen wir Bali und wir werden auch Ägypten treu bleiben. Gut, wir haben es ja auch ein wenig einfacher, denn seit Jahrzehnten setzen wir auf mehr Abgeschiedenheit und Entlegenheit. Vielleicht hilft das, doch wir alle dürfen die Einheimischen in den Gebieten nicht vergessen, jahrelang waren sie GUT und jetzt lassen wir sie plötzlich mit ihrem Schicksaal ganz alleine.

Jeder der ein Geschäft hat, jeder der seine Familie schätzt und jeder der irgendwo hin verreist, der sollte sich dessen bewusst sein. Vor allem auch, wie es aussieht, wenn bei uns etwas passiert und der ganze Rest der Welt, alle Freunde und Bekannte usw. uns dann alleine lassen – sicher kein schönes Gefühl. Evtl. immer mal etwas mehr in die Haut des anderen versetzen!

Da leider niemand voraussagen kann, wo die nächste Gefahr lauert, bleibt jedem selbst überlassen, wie er sich entscheidet, was er tut und was er selbst verantworten kann. Hätten wir nur „Hosenscheißer“, dann würden wir vermutlich heute noch mit dem Lendenschurz im Wald leben, für viele vielleicht auch eine interessante Variante (oh Schreck – da gab es aber auch wilde Tiere usw.)!

Sicher haben es Taucher auf Safaribooten besonders gut, denn die schwimmen ja gemütlich abseits der Touristenpfade. Klar, auch hier kann man Verdacht schöpfen, genau wie bei jeder Veranstaltung und überall wo Menschen zusammen kommen. Unsere Devise, je weiter weg und je entlegener um so besser, doch leider ist dies auch kein Allheilmittel.

Tina hat ja so recht und es ist auch meine ganz persönliche Devise:
“Jetzt erst recht“! Mich kann deswegen niemand abhalten meine Wege zu gehen, die ich mir ausgesucht habe und die ich begehen, bereisen oder betauchen möchte. Auch da habe ich natürlich schon wieder Glück, denn meine Wunschziele sind immer mehr abseits oder vor allem auf Safarischiffen.

Allen Menschen, allen Reisenden und allen Tauchern stets viel Glück (über und unter Wasser) und vor allem beste Gesundheit. Lasst Euch nicht unter bekommen!

Viele Grüße
Roger Winter