Nachruf Heinz Ritter

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27.06.2022 21:43
Kategorie: News

Heinz Ritter (* 12.11.1953 - † 23.Juni 2022), einer der kreativsten Köpfe in der Tauch-Medienlandschaft, ist am 23.Juni 2022 für immer abgetaucht. Ende der 1980er Jahre hat Heinz mit seinem neuen Magazin UWF und später mit der Zeitschrift „Unterwasser“ neue Maßstäbe in der Branche gesetzt. Sein Gefühl für ein perfektes Layout mit qualitativ hochwertigsten Bildern, bestens umgesetzt, war für die Konkurrenz Monat für Monat eine große Herausforderung.

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Kreativ, Visionär und auch kritischer Geist. Mit den Nachgedanken in der „Unterwasser“ hast du die Branche und ihre Protagonisten genauestens durchleuchtet und Texte verfasst die von vielen geschätzt und anderen gefürchtet wurden. Klartext reden und schreiben, nie ein Blatt vor den Mund nehmen – auch so werden wir dich in Erinnerung behalten.  

Wir haben unseren Kollegen Linus Geschke gebeten deinen Nachruf zu schreiben. Die Wahl fiel auf ihn, weil er über die Jahre den engsten Kontakt zu dir hatte – und ein persönlicher Nachruf der passende Abschied von dir ist.

 

Mensch, Heinz …

Jetzt bist du weg. Einfach so. Eine kurze Mitteilung auf Facebook, ein paar Fotos von dir, trauernde Kommentare. Das war´s. Sehr viel mehr bleibt wahrscheinlich nicht von einem Leben, dass die deutsche Tauchmedienlandschaft über mehrere Dekaden hinweg stärker geprägt hat als alle anderen. R.I.P., Heinz, Ruhe in Frieden.

Ne, so einfach mache ich es dir nicht. Ich kenne deine Anfänge nicht, kenne die UWF nur aus Erzählungen. Das Magazin war nie meine Baustelle, das war lange vor meiner Zeit. Dafür habe ich dich aber gut kennengelernt, als du der Herausgeber der unterwasser warst. Du hattest mich eines Tages angerufen und meintest, ich solle unbedingt für dein Magazin schreiben, müsse es sogar. Denn das war es damals noch, dein Magazin – der Olympia Verlag stand nur der Form halber im Impressum. Ich wollte zuerst nicht, vor allem wegen des damaligen Chefredakteurs, aber du hast nicht locker gelassen. Niemals. Hast angerufen, geschrieben, mich auf jeder boot bequatscht. Dann wurde Lars Brinkmann Chefredakteur, den mochte ich, und dein Strahlen über die Zusage werde ich nie vergessen. Du hast mir sogar deine legendären „Nachgedanken“ anvertraut, was für eine Ehre!

Ich habe mich im Nachhinein oft gefragt, warum du mit einer solchen Hingabe immer und immer wieder versucht hast, mich zur unterwasser zu lotsen. Heute glaube ich, du hattest eine Vision, und ich habe in deine Vision gepasst. Machen wir uns nichts vor, Heinz: Du warst schon immer ein Visionär, die Effektivität war nie dein Ding. Dafür war der Lars da, und zusammen wart ihr ein ziemlich geniales Gespann. Echt jetzt: Die Jahre mit Euch waren die schönsten, die ich in der Tauchbranche hatte!

Und du bist ein Freund gewesen, ein sehr loyaler sogar, obwohl ich glaube, dass du im wahren Leben gar nicht so viele Freunde hattest. Vielleicht täusche ich mich da, keine Ahnung. Ich weiß nur, dass Norbert Probst ein Freund für dich war, ganz sicher auch Udo Kefrig. Auf die beiden hast du nie etwas kommen lassen, niemals. Weißt du noch, damals, in irgendeiner fränkischen Gaststätte? Lars und ich haben dich mit den beiden geärgert, nur um dich aufzuziehen, und du hast dich so in Rage geredet, dass du uns beinahe dein Schäufele um die Ohren gehauen hast. Hast gesagt, wir hätten ja keine Ahnung, wären Deppen, und überhaupt könne den beiden keiner das Wasser reichen: Dem Probst als Fotografen nicht, dem Kefrig als Menschen.

In deiner Zeit als Herausgeber hast du viele Fotografen groß gemacht, und viele aus der Branche haben dir Dank geschuldet. Dennoch haben dich die meisten im Stich gelassen, als es bergab ging, auch ich. Die unterwasser wurde von einem anderen Verlag übernommen, dich haben sie rausgeekelt, dir dein Lebenswerk genommen. Jetzt, wo du in andere Welten abgetaucht bist, werden sie natürlich behaupten, wie toll du warst, was für ein Großer, und wie sehr sie dich stets bewundert haben. Ekelhaft, nicht wahr? Aber so sind Menschen eben. Wir urteilen nach dem Moment, nach dem Sichtbaren, und hinterfragen nicht, was davor war oder was dahinter steckt. Das muss grausam sein, gerade für jemanden wie dich, der sich äußerlich gerne unbeeindruckt gibt und innerlich so sensibel ist. Vielleicht ist diese Diskrepanz sogar das Dilemma deines Lebens: In dir hat immer eine empfindsame Künstlerseele gesteckt, gefangen im Körper eines polnischen LKW-Fahrers.

Nach deinem Rauswurf hast du mich angerufen, wir haben drei Stunden telefoniert, die Art deines aufgezwungenen Abgangs hat dich mitgenommen und verärgert. Nein, mehr als das, du warst zornig. Am Ende des Telefonats habe ich dann versprochen, mich bald mal wieder zu melden, und habe es trotzdem nie getan. Du hast mich auf der nächsten boot darauf angesprochen und ich gab dir ein neues Versprechen; nur, um dieses dann wieder zu brechen. Immer kam irgendwas dazwischen, das Leben wahrscheinlich, und heute schäme ich mich dafür. Genau, wie viele andere sich auch schämen müssten, und vielleicht tun sie es sogar.

Während ich das schreibe, würde ich dich so gerne so vieles fragen. Ich würde gerne wissen, wie es dir die letzten Jahre ergangen ist, wie du gelebt und was du den ganzen Tag über getan hast. Ich würde dir auch gerne noch mal Danke sagen, für so vieles, und kann es nicht mehr. Am liebsten jedoch würde ich wieder mit dir an einer der legendären Bootsfahrten der unterwasser teilnehmen, zusammen mit Lars, mit Nina Ziesche, mit Udo Kefrig, Werner Lau, Ella Stoß und all den anderen, die ich mit dir verbinde. Die alten Zeiten zurückholen, während wir uns glückselig und leicht betrunken versichern, dass das Beste noch vor uns liegt. Aber das geht nicht, nie wieder, dafür ist es zu spät. Ich kann mich nur noch erinnern, während ich an dich denke, an den Menschen Heinz. Manchmal denke ich auch: „Mensch, Heinz!“, und muss lächeln.

Mach es gut, Blauauge: Wir hier unten versuchen, die Erinnerung an dich noch eine Zeitlang lebendig zu halten!


RIP lieber Heinz. Du warst einer der Großen in der Branche und wirst noch viele Jahre unvergessen bleiben! Du wirst fehlen. An Heinz Familie möchten wir unser tiefempfundenes Mitgefühl ausdrücken. In stillem Gedenken – Redaktion Taucher.Net / DiveInside.

 

In Folge Stimmen aus der Branche

Heinz, Du hast als Herausgeber von UWF, dem -wie ich finde- damals schönsten Tauchmagazin, mit Deinem einzigartigen Sinn für Layout und Grafik Maßstäbe gesetzt und die Welt der Tauchzeitschriften verändert. Du hast auch mein Leben nachhaltig beeinflusst, indem Du mich bei einem Treffen auf der BOOT regelrecht zu meinen ersten Publikationen in UWF gedrängt hast. Vielen Dank! RIP Ralf Kiefner

Mit Heinz Ritter verliert die Medienlandschaft der Tauchszene ein Urgestein. Unvergessen ist das erste Tauchmagazin, welches er aus der Taufe hob, die UWF. Seine Kreativität und sein wegweisender Input, wie gute Unterwasserfotografie auszusehen hat, haben viele Unterwasserfotografen erst auf den Weg gebracht - auch mich persönlich. Gerne erinnere ich mich an unsere Gespräche bei vielen Unterwasser-Foto-Shootouts die er mit Herz und Seele rund um das Millennium,  erst für UWF und später für „seine“ Unterwasser, das Nachfolgemagazin organisierte. Heinz Ritter hinterlässt eine Lücke und wird der Szene als kreativer, visionärer und stets kritischer Geist, der er war, sehr fehlen. Werner Thiele

Heinz Ritter hat unsere Szene verlassen, er ist am 23.Juni 2022 für immer abgetaucht… Heinz war ein Revolutzer in den deutschen Tauchmedien. Er hat gegen Ende der 80iger Jahren mit seinem Hochglanzmagazin UWF die alteingesessenen „Gazetten“ zum schwitzen gebracht. Die Themenwahl, das kreative Layout, die Bildsprache und die Druckqualität, hoben sich weit von allen anderen ab.
Später dann bei der Zeitschrift UNTERWASSER, in Werbemitteln, Katalogen und Broschüren namhafter Tauchartikel, Kamera und Gehäusehersteller, kam immer wieder die „Heinz’sche“ Kreativität und das perfekte layout zum Ausdruck. Fuer die publizierten Fotografen, war das auch immer eine Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit. Einfach war er nie, aber das wusste er selber und es wurde auch akzeptiert. Heinz war einfach genial in seinem Beruf, ein liebenswerter Brummbär mit Herz und immer nur eines im Kopf - Augenschmaus abliefern in all seinen „Werken“ !! Rest in Peace Heinz - Du wirst uns in Erinnerung bleiben… Kurt Amsler

Ein ganz Großer – wenn nicht der Größte der taucherischen Kreativ- Medienlandschaft – hat gestern unsere Szene verlassen: Heinz Ritter ist am 23.Juni 2022 für immer abgetaucht. Ein Schock für alle, nicht nur für Unterwasserfotografen und -filmer und auch nicht nur in Deutschland!
Tolle Erinnerungen bleiben an dich, du alter Brummbär: mit deinem UWF hast du das beste Tauchmagazin kreiert, das es jemals gegeben hat, immer optische Leckerbissen in Sachen Layout und Themen. Dass es nie rechtzeitig auf den Markt kam, erhöhte sogar die Spannung. Es nahm dir eigentlich keiner übel, das „ist halt so“. Dein Werk war Herzblut pur und gut Ding braucht eben auch Weile. Deine Fotosubs, in denen du die Fotoszene z. B. nach Mirihi und Kuba eingeladen hast, waren einfach superklasse. Du hast auch damit fotografische Talente auf deine Art gefördert, die dir viel zu verdanken haben, denn ohne dich wären sie wahrscheinlich nicht bekannt.
Deine Texte waren pfiffig, oftmals provokant, nie Lull und Lall, das Hirn durfte dabei gerne eingeschaltet werden. So wolltest du`s. Als späterer Herausgeber der UNTERWASSER fing ich dein Magazin von hinten zu lesen an– deine Nachgedanken sprachen vielen aus der Seele: du warst in unserer Szene Mister Tacheles, deine Worte und Sätze waren Klartext und das war für einige nicht immer einfach.
Hand aufs Herz: Einfach warste nie, das wusstest du selbst, aber das war dir auch einfach wurscht. Du warst einfach genial in deinem Metier, ein liebenswerter Dickkopf mit Herz und immer nur eines im Kopf: Augenschmaus abliefern bei deinen Lesern. Aus fotografischen Individuen hast du im Laufe der Jahre eine Unterwasser-Fotofamilie geschaffen und für dich schön zu wissen: wir „Alten“ sind es bis heute geblieben.
Wenn es nun auch etwas ruhiger wurde um dich in letzter Zeit nach der Einstellung des online-Magazins „HEINZ“ , du fehlst uns einfach allen. Und schade, dass wir ein neues gemeinsames Projekt nicht mehr zusammen geschafft haben, von dem du einerseits begeistert, als auch skeptisch warst. Es liegt unfertig auf meinem Schreibtisch…
Ruhe in Frieden, „Heinzibär“, du hinterlässt eine große Lücke.
Allen Hinterbliebenen herzliches Beileid.
Vom Süßwasser-Fuzzi - so war immer deine Begrüßung - seit 40 Jahren.  Pauli Munzinger

Auch wenn wir selbst wenig Kontakt zu Heinz Ritter hatten, sein Name und seine Arbeit sind bzw. waren uns allen bekannt. Heinz Ritter war der erste, der Farbe und Licht in die Taucher Welt brachte. Mit seiner Zeitschrift „Unterwasser“ zeigte er den Menschen die Schönheit der Unterwasser Welt auf und konnte dadurch viele für das Tauchen begeistern.
Unvergessen auch die BOOT Partys auf dem Rhein, das Erlebnis für alle die mitfeiern konnten. Wir sagen einfach nur DANKE für dein Schaffen, das uns allen in Erinnerung bleiben wird. Wolfgang und Volker Clausen

Heinz war ein sehr kreativer Mensch, der auch öfter "gegen den Strom geschwommen ist". Das hat der Tauchbranche sehr gut getan, auch mal anders zu denken! Ich hatte persönlich mit Heinz auf jeder boot Düsseldorf Gespräche geführt, die immer für neue Ideen oder eine Problemlösung gut waren. Heinz wird uns mit seiner speziellen Art sehr fehlen. Thomas Kromp

Für mich war er kein Mensch der Freunde suchte. Er war sehr direkt und teilweise fast beleidigend, aber das machte ihn auch interessant für mich. Ein Mensch der unbeirrt seinen Weg ging und das machte ihn einzigartig….. - Heinz Toperczer

 

Lieber Heinz, scheinbar plötzlich bist du nicht mehr da. Zurückgezogen hattest du dich ja schon aus der Szene. Kurz nach dem Niedergang der unterwasser hast du kurzerhand auch dein Heinz eingestellt. Wir hatten einen schwierigen Anfang, wir zwei. Als Gerald und ich in den Anfängen Autoren der unterwasser waren, konnten wir beiden uns menschlich nichts abgewinnen. Sehr spät und mehr durch Zufall brach der Damm während eines Telefonats und von da an hatten sich unsere Herzen für einander geöffnet. Hinter deinen blauen Augen steckte ein äußerst vitaler und kreativer Geist. Dein „Auge“ im übertragenen Sinn für Fotografie, für Design und Emotionen durch Bilder, setzten schon in der UWF Maßstäbe, die bis heute gelten und niemals aus der Mode kommen werden. Du warst fair, geradlinig und hast mit deinem sonoren „frrängischen“ Schnarren kein Blatt vor den Mund genommen. Trotzdem strahltest du auch eine gewisse Menschenscheu aus, die dich manchmal einsam wirken ließ. 

Lieber Heinz, hoffentlich können die da oben auch gescheite Bilder machen. Bitte lass uns wissen, wie dein neues Magazin heißt. Ich tippe auf www.Heinz.heaven. - Sibylle Gerlinger und Gerald Nowak