Methangas vor Spitzbergen: der Klimawandel ist unschuldig

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02.03.2018 08:42
Kategorie: News

Neue Studie identifiziert nacheiszeitliche Prozesse als Ursache

Seit Jahren werden im Polarmeer vor Spitzbergen Methanquellen am Meeresboden beobachtet. Die Vermutung, dass die Erwärmung des Meerwassers durch den Klimawandel für die Freisetzung des Methans verantwortlich ist, hat sich jetzt als falsch erwiesen. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass nacheiszeitliche Landhebungen die wahrscheinlichste Ursache für die Auflösung der Methanhydrate ist.

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Methanhydrate, auch als brennendes Eis bezeichnet, kommen in vielen Regionen der Ozeane vor. Aber nur unter hohem Druck und kalten Temperaturen geht das Produkt aus Methan und Wasser eine feste Verbindung ein. Wird der Druck zu gering oder die Temperatur zu hoch, lösen sich die Hydrate auf, das Methan wird als Gas freigesetzt und entweicht aus dem Boden in die Wassersäule. Vor Spitzbergen werden bereits seit einigen Jahren starke Ausgasungen beobachtet. Entweicht das Methan aus zersetzten Methanhydraten? Was ist die Ursache für eine Auflösung der Methanhydrate? Erwärmung bedingt durch den Klimawandel oder andere, natürliche Prozesse? Ein internationales Forscherteam konnte jetzt eine Antwort auf diese Frage geben, die kürzlich in der internationalen Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde.

Unsere Untersuchungen zeigen, dass in dieser Region die Hebung, bedingt durch das Abschmelzen der Eismassen, vermutlich seit dem Ende der letzten Eiszeit schon seit einigen Tausend Jahren zur Auflösung von Methanhydrat im Meeresboden führt“, erläutert Prof. Dr. Klaus Wallmann, Erstautor der Studie vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. „Die Region hat sich stärker gehoben, als der Meeresspiegel angestiegen ist, dadurch kam es zu einer Druckentlastung, sodass sich die Methanhydrate auflösen“, so Wallmann weiter.

Für ihre Untersuchungen führten die Wissenschaftler eine Expedition mit dem deutschen Forschungsschiff „Maria S. Merian“ unter Leitung des Bremer Forschungszentrums MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen durch. Dabei wurde auch das Bohrgerät „MARUM-MeBo70“ eingesetzt. „Mit diesem Spezialgerät konnten wir erstmals in dem Meeresgebiet lange Sedimentkerne gewinnen, was bei vielen anderen Expeditionen nicht möglich war“, erklärt Fahrtleiter Prof. Dr. Gerhard Bohrmann vom MARUM. „Darin fanden wir signifikante Süßwassermengen, die aus aufgelösten Hydraten stammen“, so Bohrmann weiter. Dieser Prozess, so konnten die Forschenden nachweisen, begann schon vor 8.000 Jahren, kann also nicht durch die Klimaerwärmung der vergangenen Jahrzehnte bedingt sein.

Neben den geochemischen Analysen wurden auch Ergebnisse einer Modellsimulation der Eisverteilung in der Arktis seit der letzten Eiszeit herangezogen. „Das Land hat sich rascher und stärker gehoben, als der Meeresspiegel stieg, sodass der Druck auf die Hydrate nachließ und sie schließlich instabil wurden“, so Prof. Wallmann. Daher sei die Auflösung von Hydraten mit diesem Prozess zu erklären, zumal die Erwärmung des Meerwassers in tiefen Schichten des Ozeans bislang noch gering ist, so die Forscher

Die Untersuchungen vor Spitzbergen zeigen eine Methanfreisetzung, die nicht auf Klima-Erwärmung zurückzuführen ist. Ob dies für weitere Gebiete der Arktis oder auch in mittleren Breiten zutrifft, dazu sind weiteren Forschungsanstrengungen notwendig.

Link zur Studie: http://dx.doi.org/10.1038/s41467-017-02550-9.