Die Sehnsuchtsziele. Wo Taucher bekommen, was Taucher wollen

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02.06.2013 16:40
Kategorie: Reise


Machen wir uns nichts vor: Die Realität vor Ort hält oftmals nicht, was die Prospekte der Reiseveranstalter versprechen. Aber was sind denn nun die besten Plätze für Großfischfans, für Wracktaucher, für Freunde der Makrowelt? DiveInside stellt Reiseziele vor, die halten, was sie versprechen.

Von Linus Geschke

Eigentlich ist es ein hoffnungsloses Unterfangen, das wir hier versuchen. Warum? Weil so ein Bericht eigentlich zum Scheitern verurteilt ist. Dieser Leser wird diesen Tipp ablehnen, jener Leser jenen Tipp vermissen. Keine Auflistung wird vollständig sein, keine Meinung enthalten, zu der andere Menschen nicht eine andere Meinung haben. Und dennoch sind die aufgeführten Reiseziele es wert, zusammengestellt zu werden – weil sie Anregungen geben, allesamt etwas Besonderes haben und es Plätze sind, an denen Taucher mit bestimmten Interessen ebenso bestimmt auf ihre Kosten kommen.

Unterteilt haben wir die Ziele in jeweils drei Rubriken: Für den prall gefüllten Geldbeutel, für den normalen Geldbeutel und für Taucher, die Neues entdecken wollen.

Wracktauchen


Hohes Budget:
Der Weg zu einem der bekanntesten Wracktauchgebiete weltweit führt meist über Manila und Guam nach Truk oder – politisch korrekt – Chuuk:

Hier liegen so berühmte Wracks wie die "Fujikawa Maru", "Heian Maru", "Shinkoku Maru", "Sankisan Maru", "San Francisco Maru" oder das "Emily Flying Boat"; allesamt Überbleibsel der "Operation Hailstone", bei der die US Navy am 17. Februar 1944 fast 60 japanische Schiffe und rund 250 Flugzeuge auf den Grund der Lagune schickte.

Ob Anfänger, Fortgeschrittener oder Tekkie: Hier ist in allen Tiefen für jeden etwas dabei. Und da die Nummer eh schon schweineteuer ist, kann man Truk auch direkt mit Yap und Palau kombinieren – und erhält Haie sowie Mantas direkt dazu.



Normales Budget:
Wer in eine Reise nicht den Wert eines Kleinwagens stecken will oder kann, aber dennoch Wracktauchen vom Feinsten erleben möchte, ist im Mittelmeer am besten aufgehoben. Vor der französischen Küste rund um Hyeres (Vorsicht vor den französischen Tauchregularien: Ohne ein 3***-CMAS-Brevet macht es aufgrund der dann anfallenden Tiefenbeschränkungen für SSI- und PADI-Brevetierte nur bedingt Spaß!) liegen einige der schönsten Wracks Europas, beispielsweise die "Donator" oder die "Le Grec".

Mindestens genauso interessant und weniger reguliert ist das Wracktauchen rund um Malta. Vor der kleinen Insel unterhalb Siziliens liegen neben vielen künstlich versenkten Schiffen mit der HMS Stubborn auch ein englisches U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg und die "Le Polynesien" – ein 152 Meter langer Traum für technische Taucher!



Entdecker:
Noch weitestgehend unbekannt unter deutschen Tauchern ist die schwedische Insel Öland. Innerhalb von 24 Stunden konnte ein englisches U-Boot 1915 dort drei deutsche Schiffe versenken: Die "Nicomedia", die "Direktor Reppenhagen" und die "Gutrune" – alle mit Längen zwischen 80 und gut 100 Meter, alle drei einfach zu betauchen und wenig geplündert. Und noch immer hat die Insel Überraschungen auf Lager: Erst 2012 entdeckten Taucher dort in 40 Metern Tiefe ein russisches U-Boot!


Haie


Hohes Budget:
Eines der besten Haigebiete der Welt liegt im Pazifik: Cocos Island. Hunderte Hammerhaie sind hier bei den meisten Tauchgängen an der Tagesordnung, dazu Silberspitzen- und Galapagoshaie. Nachts sieht man jagende Weißspitzenriffhaie – ebenfalls in dreistelliger Anzahl.

Cocos Island ist nur im Rahmen einer Tauchsafari zu erreichen: Die Plätze an Bord sind ebenso begehrt wie teuer. Als Alternative bietet sich noch Französisch-Polynesien oder Galapagos an: Günstiger wird es damit aber auch nicht.

Normales Budget:
Für einen Bruchteil der Summe bekommt man in Ägypten schon eine Brothers-Daedalus-Safari. Auch hier hat man gute Chancen auf Hammerhaie, Graue Riffhaie und Fuchshaie; vereinzelt mischen sich noch Weißspitzen-Hochseehaie darunter. Dies alles bei weitem nicht in der Anzahl, wie die grauen Räuber im Pazifik auftreten, aber eben mit deutlich weniger Zeit- und Geldeinsatz. Dass man die Tauchreviere bei der Masse an Anbietern nicht exklusiv hat, dürfte sich von alleine verstehen. Eine teurere, aber auch spektakulärere Alternative dazu: Südafrika.



Entdecker:
Der Sudan ist, obwohl haireicher als Ägypten, für viele immer noch ein unbeschriebenes Blatt. Dies liegt nicht zuletzt an der umständlichen Anreise und den unsicheren politischen Verhältnissen. Taucher, die davor nicht zurückschrecken, werden mit Hammerhaischulen an legendären Tauchplätzen wie Angarosh belohnt.


Fischschwärme


Hohes Budget:
Ob es um die pure Masse an Fisch geht, den Artenreichtum oder die Farbenpracht: Raja Ampat spielt immer in der ersten Liga mit. Preislich leider auch. Großfische sieht man eher selten, aber der Rest? Atemberaubend! Genauso wie die lange Anreise ins Archipel westlich von Neuguinea, die sich über mehrere Tage hinziehen kann.

Normales Budget:
Ein Tipp, der Kopfschütteln auslösen mag: Gran Canaria! Die Topografie der Tauchplätze ist wenig abwechslungsreich, die Farbenpracht ebenso. Aber die pure Masse an Fisch hätte man hier nicht erwartet: Grunzerschwärme mit zwanzig- bis dreißigtausend Exemplaren, hunderte Barrakudas auf einen Haufen, dazu Stechrochen und Engelshaie an vielen Plätzen. Also: Weg mit dem Vorurteil – einfach mal ausprobieren! (Mehr darüber bald hier in DiveInside!)

Entdecker:
Fisch ohne Ende, Mantas im Dutzend, dazu Zackenbarsche, Barrakudas, Schildkröten sowie der ein oder andere Buckelwal: Der Oman ist eines der spannendsten Ziele, die in den letzten Jahren neu auf die "Taucher-Landkarte" gekommen sind. Ob Tauchbasis an Land oder Tauchsafaris mit der "Saman Explorer" – das Bad in der Fischsuppe ist garantiert.




Makroleben


Hohes Budget:
Selten sind sich die Tauchermassen so einig: Wenn es um Critter geht, geht nichts über die in der indonesischen Provinz Sulawesi gelegene Lembeh Strait oder die Region Raja Ampat.

Tiere wie der Mimic-Oktopus (Thaumoctopus mimicus), die Mandarinfische (Synchiropus splendidus), Pygmäen-Seepferdchen (Hippocampus denise) oder ein Zwerg-Flügelrossfisch (Eurypegasus draconis) lassen Fotografenherzen höher schlagen.

Alleine rund 300 verschiedene Nacktschneckenarten soll es hier geben. Und noch eine gute Nachricht: In der Rubrik "Hohes Budget" gehört die Lembeh Strait zu den günstigeren Angeboten.

Normales Budget:
Oft recht günstig angeboten wird die Insel Bali – und die Riffe halten Makromotive im Überfluss bereit. Wer es auf die skurrilsten Meeresbewohner abgesehen hat, ist in der im Nordosten liegenden "Secret Bay" gut aufgehoben, wo man Anglerfische (Antennariidae), Imperatorgarnelen, Fangschreckenkrebse (Stomatopoda) oder Leierfische (Callionymidae) vor das Objektiv bekommt.



Entdecker:
Auf der Jagd nach Kleinzeug ist ein scharfes Auge gefragt – und nirgendwo kann man dies so gut schulen wie in heimischen Gewässern. Ob Tümpel, Seen oder die Ostsee: Wer hier mit offenem Blick taucht, wird verblüfft sein, wie lebendig es dort ist. Das Gleiche gilt auch für unsere österreichischen Nachbarn, die ebenfalls viele erkundungswürdige Seen im Angebot haben.