Den Bug voraus. Safarischiff SevenSeas

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17.04.2013 07:41
Kategorie: Reise


Safarischiffe gibt es im Roten Meer gefühlt so häufig wie Sandkörner in der Wüste. Manche sagen auch: Zu viele. Doch es sind nur wenige Schiffe, die aus der Masse herausragen, die neue Maßstäbe setzen und deren Name für Taucher zum Begriff wurde. Die SevenSeas ist so ein Schiff – für einige bereits heute eine schwimmende Legende. Zu Recht?

Bericht von Linus Geschke

Normalerweise steht ein Fazit immer am Ende eines Berichtes. Hier wollen wir es einmal vorwegnehmen: Im Gesamten betrachtet, in der Summe aller Eigenschaften also, ist die SevenSeas das beste Safarischiff in Ägypten. Punkt. Dabei ist es nicht ganz so einfach, das Besondere zu beschreiben, dass dieses Schiff ausmacht. Der Versuch in einem Satz: Die SevenSeas ist ein Stück Europa, mitten in Ägypten.

Das fängt schon bei der optischen Gestaltung an. Keine dunklen Hölzer mit Hochglanzlack, keine verschnörkelten Elemente, keine buntgemusterten Polster – also nichts von dem, was einige Touristen häufig den "ägyptischen Barock" nennen. Schon der Salon erinnert eher an die Lobby eines europäischen Designhotels als an einen der üblichen Tauchkreuzer: Weiße Polster, viel Glas und Chrom, dazu modische Hocker mit roten Sitzbezügen vor einer Bar, deren Getränkeangebot keine Wünsche offen lässt.

Und der Eindruck bleibt, egal, wohin man sich fortan auf dem Schiff bewegt: Helle und große Kabinen mit vielen Ablagemöglichkeiten, in denen der Gast DVDs schauen kann, einen eigenen Kühlschrank hat und eine Klimaanlage, die perfekt auf die eigenen Bedürfnisse einstellbar ist. Ein Tauchdeck, ordentlich und klar strukturiert, mit festen Equipmentboxen und starr angebrachten Bügeln für den Anzug, die sich genau darüber befinden. Dass jede Kabine auf dem Tauchdeck eine eigene Ladestation hat und Haken für den Bademantel, fällt da kaum noch ins Gewicht – der Grat an Perfektion, den dieses Schiff auch in vielen kleinen Detaillösungen zeigt, ist in Ägypten nahezu einmalig.

Was auch für den allgemeinen Zustand gilt: Es scheint fast unglaublich, dass die SevenSeas mittlerweile bereits sieben Jahre alt ist. In einem Land, in dem bereits zwei- bis dreijährige Kreuzer häufig so aussehen, als hätten die den Sechs-Tage-Krieg in vorderster Front mitgemacht, ist das 41 Meter lange und achteinhalb Meter breite Liveaboard auch gegen Ende einer Saison noch in einem Zustand, von dem manches andere Schiff träumt, das gerade das Trockendock verlassen hat. Also nichts zu motzen? Doch, ein wenig schon: Auch das beste Boot ist noch lange nicht perfekt.

Die Kritikpunkte


Es gab auch Dinge, die DiveInside an Bord nicht so gefallen haben – Dinge, die auf anderen Safarischiffen besser gelöst wurden. Das fängt an mit den recht steilen Treppen, die die einzelnen Decks miteinander verbinden. Auch Eigner Wolfgang May gibt zu: "Würden wir die SevenSeas heute noch einmal bauen, würden wir dies anders lösen."

Auch die Praxis, Softdrinks nur gegen Gebühr zu servieren, mag manchem Gast aufstoßen, der dies von anderen Schiffen anders gewohnt ist. Auch, wenn die SevenSeas hiermit nicht alleine steht (auf der "Longimanus" beispielsweise wird dies auch so gehandhabt): Kostenlos dürfte den meisten Tauchern besser gefallen. Ebenso, wie ein wenig mehr Platz im Essbereich: Gerade, wenn die SevenSeas voll belegt ist, kann es hier schon mal ein bisschen eng werden.

Der größte Nachteil jedoch ist die Gestaltung des mittleren Decks; auf anderen Schiffen oftmals das "soziale Zentrum" des Ganzen. Auf der SevenSeas fällt dieser – auch bedingt durch den platzraubenden Grill für den Barbecue-Abend – schlicht zu ungemütlich aus. Alles ist nett anzusehen, man kann sich gepflegt auf Bänke und Stühle setzen, aber so richtig gemütlich ist es nicht. Wer sich einmal hinlegen will, ein wenig Platz haben möchte, der muss eine Etage höher auf das Sonnendeck – und ist dort Wind und Sonne stärker ausgesetzt.



Die Highlights


Noch mehr Positives außer dem oben erwähntem? Ja! Wenn ein Punkt ein Extrakapitel verdient hat, dann ist es das Essen. Wer jetzt schon öfter auf einer Tauchsafari unterwegs war, mag denken, dass er dort ja auch gut gegessen hat – schließlich sind fast sämtliche Lesermeinungen in der Taucher.Net-Datenbank Rubrik Safarischiffe in diesem Punkt voll des Lobes. Wahrscheinlich stammen diese Meinungen dann aber größtenteils von Menschen, die zuvor nie auf der SevenSeas unterwegs waren…

Sagen wir es so: Auf fast allen Safarischiffen in Ägypten isst man gut – gekocht wird im Stil einer "ägyptischen Hausmannskost", was bedeutet: Der Fisch ist meistens innen noch roh, das Rindfleisch totgebraten, den Rest bekommen sie gut hin. Das ist schmackhaft, das macht satt, aber Gourmetküche ist es nicht. Auf der SevenSeas schon: Vom auf den Punkt gebratenem Roastbeef über die aus Argentinien importierten Steaks bis zur Garnelen-Pasta oder dem Fisch in Salzkruste hat hier nahezu alles die Qualität eines ausgezeichneten Restaurants. Ob Kaiserschmarrn zum Nachtisch oder die diversen Vorsuppen: Hier gibt es nichts, was nicht perfekt abgeschmeckt wäre.

Wahrscheinlich hat dies auch viel mit dem Eigner zu tun: Wolfgang May ist in der Regel zwei von vier Wochen selbst an Bord. Hier geht nichts aus der Küche raus, was der ehemalige Steigenberger-Mitarbeiter vorher nicht probiert hat, kommt kein neues Gericht auf die Karte, was die Köche in mehreren Probedurchläufen nicht ausprobieren konnten – und wenn es dem Chef am Ende nicht schmeckt, bekommen es auch die Gäste nicht vorgesetzt.

Das Tauchen


Ja, getaucht wird auch noch. Aber machen wir uns nichts vor: Die Brothers sind die Brothers, egal, von welcher Plattform welchen Schiffes aus man sie in Angriff nimmt. Die SevenSeas mag nicht das geeignetste Schiff für Taucher sein, die sich selber für den besten Diveguide und Kapitän halten und bei allem mitreden wollen – die SevenSeas ist ein Schiff für Taucher, die gute Briefings schätzen und einen Guide respektieren, der sicherlich zu den Besten im Roten Meer gehört.

Wenn möglich, sorgt Diveguide Wolfgang Müller dafür, dass das Schiff alleine am Riff liegt – was ihm gerade bei St. Johns-Touren auch häufig gelingt. Er plant die Tauchgänge danach und lässt Tauchern auch ihre persönlichen Freiheiten; immer angepasst an die individuellen Fähigkeiten jedes Einzelnen. Kurzum: Er passt in Können und Kompetenz zu einem Schiff, dessen Ruf im Roten Meer bald schon legendär geworden ist.

Es ist nicht ein einzelner Punkt, der die SevenSeas so besonders macht. Es ist auch nicht so, dass dieses Schiff fehlerfrei und perfekt wäre. Aber in der Kombination aller Eigenschaften, in der Quersumme aus "wohnen, essen, tauchen", ist es ein Schiff, welches momentan in Ägypten nahezu konkurrenzlos ist – und den etwas höheren Reisepreis mehr als rechtfertigt.



Video Tauchsafari Brothers Islands:




Weitere Videos zu den Brother Islands oder zum beliebten Deadalus Riff findet man in der Taucher.Net Videodatenbank.