Antarktis-Expedition zum Larsen-C-Schelfeis und zum Eisberg A68

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18.03.2019 17:19
Kategorie: News

Forscher wollen Leben unter hunderte Meter dickem Eis erkunden

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) wird am 9. Februar 2019 in Punta Arenas (Chile) mit dem Forschungseisbrecher „Polarstern“ zu einer neunwöchigen Expedition in die Antarktis aufbrechen, um ein bisher unter Schelfeis verborgenes Meeresökosystem zu erkunden.

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Der Eisberg namens A68, der fast die siebenfache Fläche Berlins aufweist, kalbte im Juli 2017 vom antarktischen Larsen-Schelfeis. Jetzt planen Forscher, in die Region zu fahren, um dort Proben vom Meeresboden zu nehmen. Durch den Abbruch des riesigen Eisbergs wurde eine Fläche von etwa 5.800 Quadratkilometern von der hunderte Meter dicken Schelfeisschicht befreit. Schon zwei Expeditionen hatten vergeblich versucht, das Gebiet zu erreichen. Die Mission eilt: Das wahrscheinlich seit mehreren tausend Jahren vom Eis bedeckte Ökosystem könnte sich mit dem jetzt einfallenden Licht rasch verändern.

Das Team unter Leitung des AWI wird am 9. Februar 2019 in Punta Arenas (Chile) mit dem Forschungseisbrecher „Polarstern“ zu der neunwöchigen Expedition in die Antarktis aufbrechen. Die Nutzung von Satellitenaufnahmen unterstützt die Navigation durch das Meereis, um die abgelegene Region des Larsen-C-Schelfeisgebietes östlich der Antarktischen Halbinsel zu erreichen.

Die Expedition zum Larsen-C-Schelfeis ist eine einmalige Gelegenheit, um in dieser vom Klimawandel betroffenen Region interdisziplinäre Forschung durchzuführen“, sagt der wissenschaftliche Fahrtleiter der Expedition, Dr. Boris Dorschel. „Larsen-C liegt wirklich weit im Süden und selbst in Zeiten minimaler Meereisbedeckung in der Antarktis ist dort viel Eis vorhanden. Zum jetzigen Zeitpunkt dorthin zu gelangen ist sehr wichtig, weil wir uns Einblicke in die erst kürzlich vom Schelfeis befreite Welt erhoffen“. Die Wissenschaftler werden unterstützt von hochauflösenden Satellitendaten und Eiserkundung mit den Bordhelikoptern der „Polarstern“.

Das Kalben von A68 ist eine einmalige Gelegenheit, Meereslebewesen zu untersuchen, die einem dramatischen ökologischen Wandel ausgesetzt sind. A68 ist einer der größten jemals beobachteten Eisberge. Sein Abbruch eröffnet uns die Chance, eine Welt zu erforschen, über die wir praktisch nichts wissen, weil sie normalerweise unter hunderte Meter dickem Eis verborgen liegt“, sagt der Meeresbiologe Dr. Huw Griffiths vom British Antarctic Survey (BAS). Er leitet eines der Projekte zur Erforschung der Biologie am Meeresboden. „Das Gebiet war Jahrtausende ohne Sonnenlicht, und wir gehen davon aus, dass sich hier eine Artengemeinschaft entwickelt hat, die sich speziell an ein Leben mit sehr wenig verfügbarer Nahrung angepasst hat. Der Abbruch des riesigen Eisbergs wirkt so, also nehme man plötzlich die Decke von einer Höhle. Erstmals seit tausenden von Jahren können durch das einfallende Sonnenlicht an der Wasseroberfläche Mikroalgen wachsen, was das gesamte Nahrungsnetz verändert, so dass sich andere Arten ansiedeln“, erläutert Huw Griffiths.

Das Expeditionsteam wird Tiere, Mikroorganismen, Plankton, Meeressedimente und Wasserproben untersuchen. Dabei kommen verschiedenste Geräte zum Einsatz wie UW-Videokameras und ein Schlitten, der am Meeresboden kleine Tiere sammelt. Der Meeresboden wird mithilfe von Sonarsystemen detailliert vermessen.