Alle FTI-Reisen ab 06. Juli 2024 werden abgesagt

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17.06.2024
Kategorie: News

Vorläufiges Insolvenzverfahren FTI Touristik GmbH

Trotz intensiver Verhandlungen mit Mitbewerbern wurde keine Lösung zur Übernahme der Pauschalreisen gefunden: Alle Reisen mit Abreisedatum ab Samstag, o6. Juli 2024, werden umgehend von FTI storniert. Bisher geleistete Zahlungen von Pauschalreise-Kunden sind über den DRSF abgesichert. Kunden müssen keine weiteren Zahlungen leisten.

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Nun ist es sicher, es wird keine weiteren FTI-Urlaube mehr geben. Nach einem Beschluss des Gläubigerausschusses storniert der Reiseveranstalter alle bei ihm gebuchten Pauschalreisen. In Summe geht es wohl um mehr als 175 000 Reisebuchungen. Die Kunden bekommen ihr Geld vom Deutschen Reisesicherungsfonds erstattet. Die Entscheidung war in der Branche erwartet worden, andere Marktteilnehmer hatten sich bereits von Anfang an gefragt, warum der vorläufige Insolvenzverwalter nicht sofort alle Urlaubsreisen abgesagt hat.

Axel Bierbach, der vorläufige Insolvenzverwalter hatte zunächst andere Pläne. Er wollte Mitbewerber finden, die dazu bereit gewesen wären, die Reisen anstelle von FTI zu organisieren. Trotz intensiver Bemühungen und Verhandlungen konnte keine zufriedenstellende Lösung zur Übernahme der übrigen, bereits gebuchten Pauschalreisen gefunden werden.  Die FTI Touristik GmbH wird daher alle Reisen mit Abreisetermin ab Samstag, 06. Juli 2024, unverzüglich stornieren. Nach dem entsprechenden Beschluss des Gläubigerausschusses am Freitagnachmittag hat das Unternehmen damit begonnen, die betroffenen Kunden sowie die Leistungspartner von FTI wie Reisebüros oder Hoteliers über die Stornierungen zu informieren. Betroffen sind alle Pauschalreisen und bestimmte Einzelleistungen, die Kunden für Abreisen ab dem 06. Juli 2024 über die insolventen Gesellschaften FTI Touristik GmbH und BigXtra Touristik GmbH sowie über die Vertriebsmarke 5vorFlug gebucht haben.

Es konnte kein überzeugendes Ergebnis für eine Übernahme erzielt werden

Für die FTI Touristik GmbH arbeiten in Deutschland etwa 843 Menschen, für die ebenfalls zahlungsunfähige Tochtergesellschaft Big Xtra 75. Weltweit sind etwa 11 000 Menschen für den Veranstalter tätig, im Geschäftsjahr 2022/23 erzielte die Firma einen konsolidierten Umsatz von rund 4,1 Milliarden Euro. Der vorläufige Insolvenzverwalter wolle weiterhin alle Sanierungsoptionen innerhalb der FTI-Group ausloten und sei dazu in zahlreichen Gesprächen, heißt es in einer Mitteilung.

In enger Kooperation mit FTI und dem Deutschen Reisesicherungsfonds haben wir in den vergangenen zehn Tagen sehr hart darum gerungen, im Sinne der Kunden und Partner von FTI eine gute Lösung zu finden, um bereits gebuchte Pauschalreisen doch noch zu ermöglichen. Der DRSF wäre bereit gewesen, in Zusammenarbeit mit einem oder mehreren übernehmenden Mitbewerbern die Verrechnung bestehender Erstattungsansprüche zu regulieren. Damit hätten Urlauber mit kleinem Budget ihre Reisen antreten können, ohne zuvor auf die Erstattung warten zu müssen. Eine solche Lösung ist uns trotz großer Anstrengungen aller Beteiligten leider nicht gelungen“, so Bierbach am Freitag.  „In intensiven Verhandlungen mit verschiedenen Wettbewerbern haben wir zunächst vielversprechende Lösungsansätze gesehen. In der Kürze der Zeit konnten wir jedoch kein überzeugendes Ergebnis für eine Übernahme der bei FTI und BigXtra gebuchten Pauschalreisen erzielen“, sagte er. Um den Kunden vor Beginn der Sommerferien endlich die nötige Planungssicherheit zu geben und ihnen eine sofortige Neubuchung ihrer Reise bei einem anderen Anbieter zu ermöglichen, musste daher jetzt die Entscheidung getroffen werden, alle verbliebenen Reisen zu stornieren. Mit der Absage sämtlicher Pauschalreisen erhalten nun auch die Reisebüro-Partner von FTI die Möglichkeit, ihren Kunden alternative Reisen anzubieten.

Einzelleistungen sind im Gegensatz zu Pauschalreisen nicht abgesichert

Bierbach bekräftigte, dass alle bereits geleisteten Anzahlungen und etwaige Vorleistungen von Pauschalreisenden vom Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) erstattet werden und kein Pauschalreisender fürchten muss, sein Geld nicht zurückzubekommen. Kunden, die Einzelleistungen wie Flüge, Hotels und Transfers über FTI gebucht haben, haben dagegen keinen Anspruch auf Rückerstattung bereits geleisteter Zahlungen durch den DRSF.

Keinerlei Werte mehr vorhanden

FTI-Reisen sind nach Einschätzung Bierbachs ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in den Reiseländern gewesen, insbesondere für Hotels und Transportunternehmen. Daher habe sich der Gläubigerausschuss den Entschluss, alle Reisen zu stornieren, nicht leicht gemacht. Für den Münchner Reiseveranstalter ist dieser Schritt verheerend. FTI habe damit als Reiseveranstalter „keinerlei Werte mehr, keine Stammkunden und Kundenlisten in der Gegenwart, kein Hotel- und Gästevertrauen mehr für die Zukunft“, sagt Felix Kolbeck, Professor an der Fakultät für Tourismus der Hochschule München. „Die Marke FTI ist zusammen mit viel Geld verbrannt.

Für besonders günstige Reisen bekannt

Der vorläufige Insolvenzverwalter nannte mehrere Gründe dafür, dass letztlich keine Lösung für die Übernahme des Pauschalreisegeschäfts durch einen oder mehrere Wettbewerber gefunden werden konnte. Laut Bierbach standen zuletzt viele Leistungspartner in den Zieldestinationen nicht mehr zur Verfügung. „In den vergangenen Tagen ist eine Vielzahl lokaler FTI-Unternehmen, die sich in den Urlaubsgebieten um Hotels und Transfers kümmern, weggefallen, so dass eine Durchführung der Pauschalreisen in der ursprünglich geplanten Form nicht mehr möglich gewesen wäre“, so Bierbach. Konkret hätten sich viele Hotels aufgrund der Insolvenz nicht mehr an die Vereinbarungen mit dem Unternehmen gebunden gefühlt. Zudem hätten die hohe Dynamik des Reisemarktes und die aktuelle Wettbewerbssituation eine Lösung verhindert.

Mit dem Münchner Reiseveranstalter könnte ein Rivale vom Markt verschwinden, der für besonders günstige Reisen bekannt war und damit den Preisdruck erhöht hatte. Für die Kunden könnte das langfristig teuer werden, aber sehr wahrscheinlich nicht in diesem Jahr – im Gegenteil. Kurzfristig dürfte es eher billiger werden, da nun bei Fluggesellschaften und Hoteliers Kontingente freigeworden sind, die sie wieder füllen müssen.