Ab morgen: Streik der Rotmeer-Tauchbasen!

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27.12.2019 19:52
Kategorie: News

Ägypten: Neuer Gebühren-Schock zum Weihnachtsfest

Ab morgen: Streik der Rotmeer-Tauchbasen!

Ab morgen streiken zahlreiche Tauchbasen und Schnorchelanbieter in Hurghada und in anderen Rotmeerregionen gegen einen Beschluss der ägyptischen Regierung! Der Stein des Anstoßes:  Ab sofort werden Abgaben von allen Personen verlangt, die von einem Schiff aus tauchen oder schnorcheln. James & Mac werden aus Protest gegen diese nach ihrer Auffassung völlig überzogenen neuen Gebühren streiken und zunächst Samstag und Sonntag keine Tauchausfahrten durchführen. In Hughada schlossen sich alle großen Anbieter von Tauch- und Schnorcheltouren zusammen und boykottieren diese umstrittene Maßnahme. 

Auch in anderen Rotmeerregionen streiken die Tauchveranstalter und protestieren damit gegen diese kurzfristig angesetzte und in ihren Augen völlig überzogene Gebühr. Und da nicht kalkulierte Kostensteigerungen irgendwie auch gedeckt werden müssen, steht zu erwarten, dass zahlreiche Tauchbasen und Tourenanbieter diese Kosten auch auf ihre Endpreise für die Tauch- und Schnorcheltouristen umlegen werden.

Die Gebühr soll ab morgen, Samstag den 28.12. für jeden Schnorchler oder Taucher 5 US Dollar pro Tauchtag betragen und die Betreiber der Schiffe sollen eine von der Länge des Schiffes abhängige zusätzliche Gebühr zwischen 10 und 60 US-Dollar pro Tag entrichten. Diese Gebühr wird sowohl für Tages- als auch für Tourenschiffe erhoben.

Man muss kein großer Rechenkünstler sein um festzustellen, dass sich die Preise für einen Tauchurlaub am Roten Meer damit drastisch erhöhen werden. Und was mit den deutlichen Mehreinnahmen geschehen soll, war bisher auch nicht zu hören.

Gerade in einer Zeit, in der der ägyptische Tauchtourismus sich noch längst nicht wieder erholt hat und Ägypten wegen mangelnder Infrastruktur, Umweltverschmutzung und ristriktiven Maßnahmen gegen Tauchbasen dabei ist, den ohnehin bröckelnden guten Ruf zu ruinieren, könnte die eingeführte Gebührenpalette das Fass zum Überlaufen bringen.

Die Tauchbasen und Schnorcheltour-Anbieter halten diese Maßnahme für nicht akzeptabel. Ihre Ansicht: “Die Kosten sind dermaßen übertrieben angesetzt und werden, ohne Vorlaufzeit, von heute auf morgen in Kraft gesetzt, daß wir uns zu diesem Streik gezwungen sehen", hieß es auf der Webseite von James & Mac. 

Und die Folgen dieser Kostenexplosion für die Tauchgäste werden auch gleich hochgerechnet: „Als Beispiel, die „Galambo“ (BWDR: Masria) kostet dann unglaubliche 40 US Dolllar am Tag. Diese Kosten kann keine Tauchbasis kompensieren und somit müsste die Genehmigungsgebühr für unsere Tauchgäste auf ca. 12,- € am Tag erhöht werden. Das sind Kosten, die einen Familien-Tauchurlaub fast unmöglich machen. Bei drei Personen (Vater, Mutter und Sohn/Tochter) und 10 Tauchtagen wären das 360,- € nur an Behördengebühren", so zu lesen auf der Webseite von James & Mac

Da darf man wohl gespannt sein, wie ein angesetztes Gespräch mit dem Gouverneur der Rotmeerregion am Samstagabend verlaufen wird. Die ägyptische Administration ist inzwischen ja dafür bekannt, dass Beschlüsse und neue Dekrete häufig durch nicht ganz zuende gedachte Entscheidungsprozesse stürmische Proteste zufolge hatten und danach entweder abgemildert oder ganz fallen gelassen wurden. Einen solch heftigen Protest, der mit weitreichenden Streikmaßnahmen begleitet wird, hatte es bisher allerdings noch nicht gegeben.

Der Aufschrei von Taucherinnen und Tauchern ist indes auch schon deutlich hörbar und in Foren und Kommentaren und auf den Webseiten der am Streik beteiligten Tauchbasen formiert sich eine breite Front des Widerstandes. Immer wieder waren aber auch Kommentare zu lesen, deren Verfasser Verständnis zeigen und ein Ende des ausufernden Massen-Billigtourismus fordern. Oft verbunden übrigens mit der Hoffnung, dass die Mehreinnahmen aus dieser neuen Gebühr zweckgebunden dem Riffschutz, dem Umweltschutz und der Kontrolle der Nationalparks zu Gute kommen sollten. Die Zweifel hieran sind allerdings weit verbreitet.

Nun bleibt abzuwarten, wie die ersten Gespräche morgen Abend nach dem ersten Streiktag verlaufen und ob es möglicherweise zu einer Annäherung der verhärteten Fronten kommt. Einen Gewinner allerdings gibt es schon jetzt: Von einigen Tourismusbehörden und Tauchbasen aus der Mittelmeerregion gab es schon fröhliche Kommentare und einen „Daumen hoch“ für die ägyptische Gebührenpolitik: Ihre Tauchdestinationen von Spanien über Malta, Italien und Frankreich bis hinein ins östliche Mittelmeer nach Griechenland und der Türkei, werden hiervon profitieren! Denn: Gut Tauchen kann man nicht nur im Roten Meer! (hap)