„Fenides Liveaboard“: Wie eine Superyacht für Taucher entsteht

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07.06.2019 11:45
Kategorie: News

Wenn Ideen schwimmen lernen

Moritz Drabusenigg hat Ideen. Viele Ideen! Und die, die ihn nicht loslassen, verfolgt er in der Regel hartnäckig und manche von ihnen setzt er auch um. Moritz ist Taucher, inzwischen 34 Jahre alte und in Bayern aufgewachsen. In Schwabing Abitur, in Wien Architekturstudium und dann gab es den Wechsel in eine andere Welt. Er folgte seinen Eltern nach Indonesien, wo er seit 2010 auf Bali seinen Lebensmittelpunkt hat.

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Seine Ideen waren es, die ihn ständig mit Neuem konfrontierten und seine Liebe zum Meer war schließlich ausschlaggebend für seine berufliche Neuausrichtung hinein in die Tauchbranche. Zwei Tauchbasen betreibt er inzwischen, zählte zu den ersten Basisbetreibern auf Komodo und nun steht eine weitere Idee kurz vor der Vollendung, sein bisheriges Meisterstück sozusagen:
Die „Fenides Liveaboard“, ein eigenes Liveaboard für Taucher, eine indonesische Phinisi, die auf den Weltmeeren ihresgleichen sucht.

Die Phinisi ist ein indonesischer Bootstyp, der seit Jahrhunderten in traditioneller Handwerksarbeit auf einigen Inseln gebaut wird. Es sind Familienclans, die diesen Bootstyp, der besonders für die rauen, wechselhaften Wetterbedingungen um Flores und in der Bandasee konzipiert wurde, nach überlieferter Handwerkstradition bauen. Die Phinisi sind schwer, robust und passen mit ihrer ungewöhnlichen Konstruktion und ihrer für europäische Schiffbauer nur schwer zu verstehenden Bauweise hervorragend in die indonesischen Gewässer. Moritz und sein Bootsteam kennen die indonesische Inselwelt seit vielen Jahren und folgen mit ihrem ausgeklügelten Tourenplan den saisonalen und regionalen Wetterbedingungen um den Gästen stets optimale Wetter- und Tauchbedingungen zu bieten. „Und wenn es ausnahmsweise einmal etwas rauer wird, gibt es wohl kein besseres Schiff in der Region, als die „Fenides Liveboard“, ist der Eigner von seiner Phinisi rundum überzeugt.

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Moritz Drabuseniggs „Fenides Liveboard“ unterscheidet sich grundlegend von dem, was man aus unseren Regionen so kennt. Und die Art, wie dieser historische indonesische Bootstyp gebaut wird ist aufregend anders, als man es in Europa gemeinhin praktiziert. Kostspielig ist es aber dennoch, denn die „Fenides Liveaboard“ wird mit Baukosten von rund 1,5 Millionen Euro kein Schnäppchen werden. Sie wird aber auch garantiert zu den wenigen 'Rolls Royce' unter den auf den Weltmeeren fahrenden Liveaboards für Taucher zählen.  Moritz hat mit seinem Partner Michael Schnadhorst einen erfahrenen Schreiner und Bootsbauer an Bord, der sich auch in der regionalen Handwerkstradition, in der Lebensweise und der Sprache Indonesiens auskennt. Die beiden jungen Schiffbauer hatten sich entschieden, dieses Projekt mit enger Einbindung von erfahrenen Bootsbaufamilien ins Beratungsteam, aber mit einer komplett eigenen Werftmannschaft aus erfahrenen einheimischen Handwerkern und Bootsbauern umzusetzen. Ein eigenes Team wurde zusammen gestellt, ein geeigneter Platz gesucht und Michael, der das Projekt seither 24 Stunden am Tag vor Ort begleitet, ist inzwischen seit mehr als zwei Jahren auf der Werft zuhause.

Die Phinisi werden in Indonesien am Strand gebaut. Für jedes Schiffsprojekt entsteht eine eigene kleine Werft, die aus nicht viel mehr als aus einer vor Ort aufgebauten zeltähnlichen großen Konstruktionshalle besteht. Keine stählerne Slipbahn, keine Helgen, keine großen Kräne oder Werkstätten sondern lediglich ein Dach über dem Kopf und das Wasser vor der Haustür. Das sind die Kennzeichen dieser ungewöhnlichen Strandwerften. Große Werk- oder Drehbänke und Schreinereimaschinen wird man hier nicht finden. Handarbeit steht auf der Agenda und das mit ungewöhnlichen Methoden, die sich vom klassischen europäischen Bootsbau deutlich unterscheiden.

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Traditionell werden in Deutschland Schiffe 'auf Kiel' gelegt, einem über die gesamte Länge des Schiffes laufenden zentralen Balken. An ihm werden dann die Querspanten und Spanten befestigt. Sie bilden das „Gerippe“, den Rahmen des Schiffes, der schließlich von außen mit Planken verschalt, also geschlossen wird. Auf der Oberseite dieser Konstruktion werden schließlich zur Aussteifung die Decksspanten angebracht. Sie nehmen später die Decksplanken auf, die den Rumpf oben verschließen. Soweit zur bei uns gängigen Methode.

Eine indonesische Phinisi entsteht genau anders herum. Hier entsteht zuerst der Rumpf, die Schale des Schiffes, die bei der „Fenides Liveaboard“ immerhin 41 Meter Länge misst und eine Breite von fast acht Meter aufweist. Erst danach werden die Spanten als Aussteifung eingezogen und das Deck gesetzt.
Die gesamte Konstruktion des Rumpfes erfolgt mit einheimischen Harthölzern, deren Nutzung nur noch für wenige vom Staat zugelassene historische Bootsbauprojekte genehmigt wird. Der Kiel und die anstelle von Eisennägeln handgefertigten Hartholzbolzen werden aus Borneo Ironwood (Eisenholz) gefertigt. Dieses unter Schutz stehende Holz weist eine extrem hohe Dichte, Formbeständigkeit und Robustheit auf, die nur von wenigen anderen Holzarten auch nur annähernd erreicht wird. Jede Planke wird mit den handgefertigten Bolzen mit dem Gegenüber verbunden und final fixiert. Hier muss jede Bohrung, jeder Bolzen präzise sitzen. Nur an extrem belasteten Punkten finden massive Edelstahlbolzen Zugang zum exklusiven, hölzernen Materialkanon dieses Projektes. Nägel sind am gesamten Schiff Fehlanzeige...

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Die Verformung und Bearbeitung der Hölzer ist ziemlich aufwändig. Sie müssen ständig feucht gehalten werden, weil sie sonst austrocknen und sich irreparabel verformen oder schlimmstenfalls sogar reißen würden. Daher wird das Eisenholz für den Kiel und die für die Planken vorgesehenen Hölzer bis zu ihrer Verwendung im Meer gelagert. Nach und nach entstehen aus ihnen die Planken, des Rumpfes, der ganz ohne Spanten also Querstreben zu einem Baukörper zusammengefügt werden. So entsteht die 41 Meter lange „Nussschale“ aus Holz, so hart wie Eisen. In Form werden die langen Hölzer gebracht indem sie aufwändig mit Spannvorrichtungen feucht geformt und unter Mithilfe von Hitze, die in Feuergruben aus Holzkohle erzeugt wird, weiter gedreht, gebogen und schließlich getrocknet und damit fixiert. Ein hochkomplexer schwieriger Vorgang, dessen Präzision für den gesamten Konstruktionsprozess des Schiffes wichtig ist. Insgesamt werden drei einheimische Hölzer verwendet: Neben dem Ironwood für den Kiel und die Bolzen wird ein helleres Holz namens Kayu Biti für den Bootskörper verwendet. Die Aufbauten, das Deck und die Möbel entstehen weitgehend aus Teakholz.

Allein die Auswahl der Hölzer, die im Urwald mit einheimischen Forst-Experten stattfindet, ist ein Abenteuer für sich. Sie kommen aus Kendari (Südsulawesi) und Bira. „Wenn die Auswahl getroffen wurde, wird das Holz markiert und gefällt. Mit Pferden werden die Stämme dann aus dem Urwald gezogen und per Schiff weiter an die Werftstrände in Süd-Sulawesi verfrachtet“, erklärt Moritz den schwierigen und zeitaufwändigen Prozess der Materialbeschaffung.

Bei soviel Handarbeit und durch den von der Kiellegung bis zum Stapellauf durchgängig nach traditionellen Techniken ablaufenden Bau des Schiffes, erstreckt sich der Bau der „Fenides Livaboard“ insgesamt über fast drei Jahre. So ist es auch nicht verwunderlich, dass wenn der Rohbau steht und der Stapellauf erfolgen kann, auch hier ein aufwändiger handwerklicher Ablauf beginnt, der sich von unseren Methoden grundlegend unterscheidet. Ein Stapellauf ist auf europäischen Werften ein Vorgang, der nur wenige Minuten dauert. Wenn der Prozess nach der Schiffstaufe einmal gestartet wurde heulen die Werftsirenen, die Bremsklötze der Slipwagen, auf denen die Last des Neubaus ruht, werden losgeschlagen und schon setzt sich der schwimmfähige Rohbau erst unmerklich langsam, dann immer schneller werdend in Bewegung und rauscht schließlich in sein neues Element hinein.

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Der Stapellauf einer Phinisi ist ein eher schleppender Vorgang und erstreckt sich bisweilen über fast zwei Wochen. Wie beim Bau der ägyptischen Pyramiden wird auch hier mit Rollenhölzern gearbeitet um die Tonnenlast des Neubaus über den Strand ins Flachwasser zu bringen. Erst hier wird ihn dann das steigende Wasser der Flut irgendwann genug Auftrieb verleihen um seine Last selbst zu tragen. Dieser Vorgang wird von zwanzig bis dreißig Männern mit Umlenkrollen und Kettenzügen gesteuert, der das Schiff vorsichtig und Millimeter für Millimeter Richtung Meer bewegt.

Schwimmt der Rohbau erst einmal, wird das während des Stapellaufes demontierte Werftdach auf dem schwimmenden Rohbau montiert um den weiteren Ausbau und Innenausbau geschützt vor Wind und Regen vornehmen zu können. Die „Fenides Liveaboard“ hat diesen Prozess inzwischen auch schon längst hinter sich und die späteren Kabinen, Salons und der Betriebsräume haben ihre Gestalt schon angenommen. Stück für Stück wurde mit Handwerkzeugen wie Sägen, Beiteln und Stecheisen präzise auf Maß angefertigt. In den massiven Rumpf sind schon vor Beginn der finalen Innenausbauten Kabel- und Steuer- sowie Versorgungsleitungsschächte installiert worden. Tanks für Frisch- und Abwasser wurden so platzsparend in den Rumpf integriert, dass ein Höchstmaß an Nutzraum entstand, was am Ende gewährleistet, dass fünf geräumige Kabinen für die maximal 11 Gäste entstehen konnten und die umfangreiche technische Ausstattung des Schiffes perfekt und platzsparend weitgehend unsichtbar aber doch zugänglich integriert werden konnte.

In den fast drei Jahren der Bauzeit dieses ungewöhnlichen Schiffes haben auch die ansässigen Bootsbaufamilien rege Anteil an dem Projekt genommen. Die Nähe zu der über Jahrhunderte ausgebildeten Tradition und Handwerkskunst sowie die Akribie und die Suche nach Präzision des von den „Fremden“ geleiteten Teams haben für Aufmerksamkeit und Anerkennung gesorgt. Der technische Leiter Michael Schnadhorst hat mit der Unterstützung der Bootsbaumeister der Insel ein neues, hydraulisches Rudersystem für seine „Fenides Liveaboard“ entwickelt, das die einheimischen Fachleute so begeistert und überzeugt hat, dass diese Komfortsteigerung für die Führung des Schiffes auch bei den Traditionalisten Einzug halten wird.

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Am 23. September startet nun die lange erwartete Jungfernfahrt der „Fenides Liveaboard“. Natürlich längst ausgebucht, wie schon die meisten Touren des Jahres 2019. Sie führt von Flores nach Ambon und das gesamte Fenides-Liveaboard Team freut sich auf den schon lange und sehnlich erwarteten Start des Tourenbetriebes für ihr Schiff. Taucher.Net wird über diesen ersten Trip der außergewöhnlichen „Fenides Liveaboard“ ausführlich berichten. (hap)



Weitere Infos und Kontakt
Web: fenidesliveaboard.com/
Facebook: facebook.com/Fenidesliveaboard/
Instagram: @fenidesliveaboard

E-Mail: kontakt@fenidesliveaboard.com
Telefon (Whatsapp): +62 812 3630 3644 bzw. +43 677 62014048

Preisbeispiel cirka Tagespreis
Ab USD 417 pro Nacht (Preise variieren je nach Tour und Datum)

Tourenplan
Die „Fenides Liveaboard“ steuert Komodo, Raja Ampat, Alor, Halmahera und die Banda Islands an. Genauere Informationen zu den geplanten Safaris sowie Verfügbarkeiten finden Sie hier:
fenidesliveaboard.com/itinerary/


Fakten zum Schiff
Name: Fenides Liveaboard
Type: Verdränger Motoryacht
Gaffelgetakelter Schooner
Geplante Fertigstellung: Juli 2019
Länge: 41,00 Meter
Breite: 7,70 Meter
Tauchdeck, 2 Sonnendecks
Anzahl der zu vermietenden Kabinen: 5 (alle En-Suite)
1 Suite (max. 3 Betten, 20m2)
2 Doppelkabinen (12m2)
2 Zweibettkabinen (12m2)
Maximale Gästeanzahl: 11
Duschen und Toilette: je 1 pro Kabine
Klimaanlage in jeder Kabine
Maschine: Yanmar 6HA2M WDT (298kw/405hp)
Schiffspropeller: Newton 4-blade 110cm Durchmesser
Maximale Geschwindigkeit: 10 Knoten
Treibstoff Kapazität: 6.000 Liter
Frischwasser Kapazität: 6.000 Liter
Abwasser Kapazität: 2.000 Liter
Strom: 2x Yanmar 33kva Generatoren
Navigation: Garmin GPS und Radar
Funk: VHF, SSB, Satellit
Beiboote: 2 Zodiacs RIB mit Mittelkonsole, Yamaha 50hp
Kompressor: Bauer
Nitrox: CompAir
12 Liter Alu (DIN & INT), 15 Liter Flaschen auf Anfrage
Zahlungsmittel an Board: Bargeld Euro, US Dollar, Britische Sterling, Indonesische Rupiah, Kreditkarte, Paypal (alle Umrechnungskurse aktuell laut www.xe.com)
Sonstiges: Klimatisierter Kameraraum, Salon, TV, Bose Sound System, Essbereich im Freien, Bar, Internet, Wäscherei, Massageservice

Designer/Architekt: Michael Schnadhorst
Schiffstechnik und Schiffsmaschinenbau: Michael Schnadhorst
Baumeister: Kammisi (Bonto) und die legendären Konjo Bootsbauer von Ara