Tauchen im Bergwerk Kleinenbremen. Porta Westfalicas 'Blaue Lagune' unter Tage

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11.09.2013 19:44
Kategorie: Reise

"Es ist kalt, es ist dunkel, es ist dreckig, es ist anstrengend - und es ist geil!". Gelächter in der Runde nach dem ersten auflockernden Satz des Briefings. Die Teilnehmer, die als Wiederholungstäter nicht zum ersten Mal dabei sind, wissen: Besser lässt es sich nicht formulieren, denn wir sind kurz vor einem Tauchgang an einem der klarsten Tauchgewässer überhaupt, mit gefühlt hunderten Metern Sichtweite - genauer gesagt, weiter als das Licht der Tauchlampen in diesem dunklen Höhlensystem reicht.

Eines gleich vorweg - dies ist nicht Yucatan, sondern ein für uns Europäer wesentlich besser erreichbares Ziel: Porta Westfalica, eine kleine Stadt an der westfälisch-niedersächsischen Grenze. Genauer gesagt befinden wir uns an dem "Blaue Lagune" genannten Tauchplatz eines teilweise mit Grundwasser vollgelaufenen Untertagebergwerkes.


Bericht von Patrick Döhler

Bis in die 1960er Jahre wurde hier noch Eisenerz abgebaut, damals noch unter dem Grubennamen Wohlverfahrt. Seit 1988 befindet sich hier das "Besucherbergwerk Kleinenbremen". Bereits vor etlicher Zeit bin ich als gewöhnlicher Besucher in diesem Bergwerk gewesen. Damals war mein erster Gedanke beim Anblick des unterirdischen Sees, dessen klares Wasser durch fest angebrachte Scheinwerfer in einem faszinierenden Blau erscheint ein klares "Wow!" - unmittelbar gefolgt von einer gewissen Enttäuschung, dass das Tauchen an dieser Stelle nicht genehmigt ist.

Zum Glück gibt es nun seit einiger Zeit eine Vereinbarung zwischen dem Bergbauamt und dem "TreVpunkt", einer seit vielen Jahren in der Umgebung gut etablierten Tauchschule: In diesem wohl einmaligen Gewässer darf nun eingeschränkt getaucht werden.

Die Genehmigung gilt nur einmal im Monat und für eine begrenzte Zahl an Teilnehmern; Anmeldungen sind deswegen möglichst weit im Voraus zu tätigen. Dies hat aber den unbestreitbaren Vorteil, dass die Wasserqualität jedes Mal auf einem konstant einwandfreien Level ist. Apropos konstant, dies trifft auch auf die Tauchbedingungen zu, da diese unabhängig von der Jahreszeit immer um die 8° betragen.

Vor dem Tauchen gibt es zunächst ein ausführliches Briefing. Anhand eines Tonmodells wird plakativ gezeigt, wie die Kontur des Tauchgewässers aussieht, in welchen Bereichen getaucht werden darf, und in welchen nicht. Ebenfalls wird sichergestellt, dass jeder Taucher in einem geeigneten Buddyteam untergebracht ist.

Für allein anreisende Taucher findet sich alternativ zur Buchung einer Tauchgangsbegleitung auch immer ein Tauchpartner oder ein Buddyteam, welches bereit ist, einen weiteren Taucher in der Gruppe aufzunehmen. Auch hier ist die famose Sichtweite des Gewässers wieder ein Vorteil, denn im Gegensatz zu trüben Gewässern sind Dreier- oder Vierergruppen problemlos umsetzbar, ohne dass man unbequem nah zusammenrücken muss.


Nun stehe ich also hier, fertig angezogen im obligatorischen Trockentauchanzug, und bringe meine übrige Tauchausrüstung in den Berg.

Bereits jetzt lässt sich klar erkennen, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Tauchplatz handelt, denn anstatt die Tauchausrüstung an oder in die Nähe des Tauchgewässers zu tragen, bringe ich sie zunächst einmal zur Grubenbahn. Dort wird sie in einem eigens für den sicheren Ausrüstungstransport umgebauten Trailer verstaut, bevor Taucher und Ausrüstung mit der Bahn tief in den Berg hineingefahren werden.

Eintauchen in den Untertagesee

Bergwerktauchen

Bergwerk Kleinenbremen
Buchung über TreVpunkt

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Weitere Tauchvideos

Einmal an der "Endstation" angekommen, gilt es jedoch, die Ausrüstung noch ein gewisses Stück zu schleppen, da die Bahn nicht direkt am Untertagesee hält.

Zwar können selbst nicht übermäßig im Gewichte schleppen geübte Taucher diese Strecke selbstständig zurücklegen, für Rückengeschädigte empfiehlt es sich jedoch auf das Doppel-12-Paket zu verzichten. Dieses ist auch nicht wirklich nötig, durch die relativ geringe durchschnittliche Tauchtiefe kommt man hier mit normalen "sporttaucherkonformen" Luftvorräten gut zurecht.

Angerödelt wird ein paar wenige Meter vom Einstieg entfernt in aller Ruhe an stabilen Metalltischen, die seitens der Betreiber hier aufgestellt wurden. Die Tischgrößen sind gut abgestimmt auf die maximale Gruppengröße, so dass niemand auf die Verwendung der Tische verzichten muss.

Vor dem Tauchen sieht man nun mit eigenen Augen, dass für den hoffentlich nie eintreffenden Fall der Fälle in einem sehr löblichen Maße an die Sicherheit gedacht worden ist. So gibt es neben einem alten Grubentelefon mit direkter Verbindung zu den außerhalb des Bergwerkes wartenden Helfern Sicherungstaucher, die per Namensliste genau überprüfen, wer wann ein- und ausgestiegen ist. Auch für Rettungsmittel und Trage ist gesorgt, welche jedoch zum Glück bisher nur für die regelmäßigen Übungen zum Einsatz kamen.


Der See als solches ist zunächst einmal schräg abfallend auf ca. 15m Wassertiefe. Ein paar Meter vom Ufer entfernt geht er in eine überdachte Höhle über, deren Wände jedoch ca. 8-10 Meter hoch, und deren Gänge ebenfalls einige Meter breit sind - ein Gefühl der Enge kommt hier auf keinen Fall auf - ganz im Gegenteil, durch das kristallklare Wasser und die scheinbar unendliche Sichtweite, mit der kein Schwimmbad mithalten kann, hat man hier ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit.

Für Höhlenfans, die es gerne etwas "enger" haben, gibt es allerdings auch einen über hunderte Meter geraden Gang mit ca. 2 Metern Durchmesser - also gerade noch ausreichend, um zu zweit nebeneinander tauchen zu können. Bereits beim Eintauchen in den Gang das nächste faszinierende Erlebnis: Taucher, welche sich in sehr großer Entfernung von einem aufhalten, lassen sich erkennen - und nicht nur das Licht als solches, sondern komplette Konturen.

Das Ende des bislang freigegebenen Tauchgebietes ist klar durch unübersehbar aufgestellte "Stop"-Schilder gekennzeichnet. Einzelne professionell durchgeführte Erkundungstauchgänge in die angrenzenden, noch nicht für Besucher freigegebenen Bereiche lassen einem jedoch die Hoffnung, dass irgendwann vielleicht noch weitere Plätze dieses einmaligen Tauchgebietes zu besuchen sind.

Nach dem ersten Tauchgang kann die Ausrüstung direkt auf stabilen Tischen ein paar Schritte vom Wasser entfernt gelagert werden, bevor es mit der Bahn zur - in dem Fall wörtlich zu nehmenden- Oberflächenpause wieder hinauf geht. Oben angekommen, merkt man erst wieder: Es ist Sommer, und dementsprechend draußen wesentlich wärmer als im Berg. Also kurz mit Bratwurst und Getränken stärken, um pünktlich zum zweiten Tauchgang wieder bei der Bergbahn zu sein. Was für ein einmaliges Erlebnis! Auch wenn sich der Tauchplatz mangels Unterwasserlebewesen von Mal zu Mal nicht verändert – dieser Tauchplatz ist so speziell, dass es viele begeisterte Wiederholungstäter gibt.



Impressionen vom Außenbereich des Bergwerks Kleinenbremen


Interessenten am Tauchen im Besucherbergwerk sollten auf jeden Fall gut im Voraus planen können, da die freien Plätze immer relativ schnell ausgebucht sind. Voraussetzungen für das Tauchen sind mind. 50 Tauchgänge, kaltwassertaugliche Ausrüstung einschließlich Trockentauchanzug. Die entsprechende Erfahrung im Umgang damit ist ebenfalls zwingend erforderlich.

Zudem müssen Teilnehmer volljährig sein, und eine gültige Tauchtauglichkeit und Tauchversicherung vor Ort nachweisen können (diese werden hier auch tatsächlich überprüft!). Ein Höhlenbrevet ist nur für ein Teilgebiet verpflichtend, alternativ kann hierfür eine entsprechende Begleitung gebucht werden. Ein Tag mit max. 2 Tauchgängen kostet € 52, eine Tauchgangsbegleitung kann für € 15 dazugebucht werden.

Infos zum Autor

Patrick Döhler, Jahrgang 1984, hat bereits im zarten Alter von 14 Jahren die Leidenschaft am Tauchsport erwischt. Noch vor den ersten Tauchgängen war Patrick regelmäßig mit einer alten M42-Spiegelreflex auf Fotojagd, so dass er früh beide Hobbies verbunden hat, und erste Erfahrungen in der Unterwasserfotografie sammelte.

Im Jahr 2004 hat Patrick im Alter von gerade einmal 20 Jahren seinen 300. Tauchgang und seine CMAS***-Ausbildung abgeschlossen. Seit einiger Zeit übt und trainiert er im Bereich des technischen Tauchens, hier wird sicherlich sein taucherischer Fokus in den nächsten Jahren liegen.

Neben vielen Urlaubsreisen zu Tauchzielen wie dem Sudan oder dem Socorro-Archipel ist Patrick auch heute noch begeisterter Süßwassertaucher und sehr regelmäßig in einem von vielen (überwiegend sauerländischen) Tauchgewässern zu finden.

Nichttauchende Besucher können in aller Regel problemlos mitkommen, und die Zeit zum Beispiel mit vom Bergwerk angebotenen Führungen überbrücken, oder entlang des Berges sehr schöne Spaziergänge unternehmen. Besucher, welche hier ein komplettes Wochenende verbringen möchten, können sich beispielsweise in der näheren Umgebung noch das Wiehengebirge, das Weserbergland, oder auch die schöne Mindener Altstadt anschauen. Es gibt auf jeden Fall genug zu sehen!

Video zum Thema:


Tauchen im Besucherbergwerk Kleinenbremen. Weitere Tauchvideos zum Thema in unserer Videodatenbank.