Schwamm drüber!. Porenträger in Meer und See

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11.01.2015 16:40
Kategorie: Biologie


Seit SpongeBob haben Schwämme deutlich an Popularität gewonnen. Mit Hinweis auf den Badeschwamm "Bob" bekommt man sogar die Kleinen seither leichter in die Badewanne. Doch die Porenträger können viel mehr als nur den Schmutz von der Haut schrubben!

Bericht von Harald Mathä

Schwämme sind die ältesten vielzelligen Organismen auf der Erde. Lange wurden sie für Pflanzen gehalten. Was SpongeBob und seine Fans gar nicht freuen wird: Schwämme besitzen zwar ein einfaches Nervensystem, jedoch kein Gehirn. Mangels diesem müssen sie auch nicht schlafen. So können sie ihrer Lieblingsbeschäftigung 24 Stunden am Tag nachgehen: Fressen! Dazu saugen sie durch feinste Strudelbewegungen im Wasser herumtreibendes – z.B. Plankton – in sich hinein und filtern die Feststoffe heraus. Dies erfolgt durch die große(n) Ansaugöffnung(en) die an jedem Schwamm erkennbar sind.

Große, karibische Exemplare (siehe auch Bild in Infobox) können dabei bemerkenswerten Unterdruck entwickeln: Ganze Langusten wurden schon in ihnen gefunden. Für Taucher besteht aber keine wirkliche Gefahr, solange die Ausrüstung nahe am Körper getragen wird und mit etwas Abstand zum Schwamm getaucht wird. Kleinwüchsige Taucher sollten dennoch eine gewisse Vorsicht walten lassen! ;-)


Schwämme


Etwa 7500 Arten weltweit, davon 6 bei uns im Süßwasser
Englisch: Sponge
Lat: Porifera (Porenträger)
Größe: bis etwa 2 Meter
Aussehen: sehr individuell, typisch sind nur die Poren
Lebensraum: vom Flachwasser bis in die Tiefsee
Nahrung: Herumtreibendes
Verbreitung: weltweit im Salz- und selten auch im Süßwasser
Verwechslungsmöglichkeit: Häufig werden Seescheiden für Schwämme gehalten.



"Schwamm drüber"


Das ist ein beliebter Titel oder Anfang für Referate oder Berichte über Porifera. Doch was steckt dahinter? Seit der Antike ist im Mittelmeerraum und nicht nur dort der (Bade)schwamm Synonym für etwas, das unerwünschtes, flüssiges Aufsaugen und Entfernen kann. So waren Schwämme auch die ersten medizinischen Tampons bei Verletzungen oder chirurgischen Eingriffen. Der Weg zum Mittel der Wahl zur Schwangerschaftsverhütung war vorprogrammiert, die Erfolgsquote ist jedoch unbekannt.

Chemische Waffen und Hoffnungsträger


Am Riff herrscht Krieg! Tagtäglich wird um jeden Zentimeter gekämpft. Mangels Mobilität kann man sich gegenseitig jedoch keine "auf die Birne kloppen" sondern versucht seinem Nachbarn zu überwuchern und ihn so von Licht und Nahrung zu isolieren. Zur Verteidigung wird in Offensive und Defensive auch Chemie eingesetzt. Komplexe chemische Verbindungen sollen das Vorrücken stoppen oder den Gegner töten. In diese Substanzen setzen Medizin und Pharmaindustrie große Hoffnungen: In Schwämmen könnten potente Wirkstoffe gegen Krebs oder wirkungsvolle, neue Antibiotika stecken.

Schwämme identifizieren


Die Identifikation von Schwämmen ist nur manchmal leicht, in den meisten Fällen aber sehr schwierig, da je nach Umgebungsbedingungen und Futter in Form und Farbe stark variieren können. Wissenschaftlich identifizieren kann man Schwämme eigentlich nur durch Skelettelemente, den Nadeln (Skleren). Dazu sollte man wissen, dass es Kieselschwämme (Demospongia), Glasschwämme (Hexactinellida) und Kalkschwämme (Calcarea) gibt. Kocht man ein Stückchen Schwamm in Säure bleiben die Skelettnadeln über und man kann so unter dem Mikroskop mit Übung und Literatur den unbekannten Schwamm identifizieren. Bei den Kalkschwämmen kann man aber Pech haben, denn war das Säurebad zu stark, zu lang oder zu heiß, dann haben sich die Skleren aus Calciumcarbonat in ihm aufgelöst und man guckt durch Okular und Objektiv ins Leere. Und das mit den Skleren ist auch nur eine halbe Sache! Denn die artenreichste Gruppe, die Hornkieselschwämme (Demospongiae) bilden teils gar keine Skleren.


Verschiedene Schwammarten

Dies alles spielt für normale Taucher kaum eine Rolle, da sich am Tauchboot sich in den allermeisten Fällen weder ein Labor noch ein Mikroskop findet. Bleibt wieder fürs Logbuch wieder nur der Eintrag "schöne Schwämme", "gelber Schwefelschwamm" oder "roter Geweihschwamm". Shit happens!

Feinde


"Wahre" Feinde haben Schwämme kaum welche. Also solche Feinde, die sie fressen würden. Die Kombination aus den nadelspitzen Skleren und das faserige, unverdauliche Spongin machen sie als Futter für Flossenträger & Co recht unattraktiv. Der geringe Nährwert tut sein übriges. Nur manche Nacktschnecken finden Schwamm lecker und mümmeln mit ihrer Raspelzunge die Oberfläche der Schwämme ab. So sind die Leopardenschneckchen im Mittelmeer fast immer auf den braunen Feigenschwämmen zu finden!


Verschiedene Schwammarten, manche davon mit Untermieter

Zusammenfassung


Obwohl Schwämme zu den ältesten Vielzellern auf unserem Planeten gehören, ist ihre Identifizierung nicht einfach. Die Farbe kann je nach Licht, Nahrung und symbiotischen Algen stark variieren. Auch die Form ist nicht immer typisch. Erst durch Analyse der Skelettnadeln, den Skleren, lässt sich ein Schwamm richtig zuordnen. Doch dazu benötigt man ein Labor und viel Erfahrung.