27.05.2013 09:32
Kategorie: Reise
Kategorie: Reise
Der Traunfall gilt als das abwechslungsreichste Tauchrevier Österreichs und ist weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Der fischreiche Voralpenfluss begeistert Jahr für Jahr immer wieder Taucher und Schnorchler. Die erste Tauchbasis eröffnete hier vor 20 Jahren. Grund genug also wieder einmal vorbei zu schauen und "Grüß Gott!" zu sagen.
Bericht von Harald Mathä
Mit dem Salz eng verbunden
Salz, Holz und Eisen waren einst die wichtigsten Exportgüter der Alpen, besonders aus dem Salzkammergut. Straßen waren vor Jahrhunderten staubig, holprig und rar. Daher waren die Voralpenflüsse wichtige Handelswege, allen voran die Traun. Das kostbare Salz wurde von Bergleuten im Salzkammergut bergmännisch abgebaut und in Salinen aufgearbeitet. Auf besonderen Salzkähnen wurde das "weiße Gold" über die nach einem ausgeklügelten System geflutete Traun vom Hallstättersee an den Traunsee geschifft. Von dort ging es weiter Richtung Linz und die Donau. Eine eher gemütliche Reise auf der jetzt gemächlich fließenden Traun schien anzustehen - wenn da nicht ein unüberwindliches Hindernis in Form des zwölf Meter hohen Traunfalles gewesen wäre!
Lange Zeit mussten die Kähne in Gmunden entladen und in Stadl-Paura, weit unterhalb der Wasserfälle auf neue Zillen geladen werden. Diese 25 Kilometer zu Pferd kosteten nicht nur Zeit, sondern auch Geld und das schmälerte die Gewinne der Salzfürsten. Daher wurde die Traun in diesem Bereich ab 1552 mittels einer genialen Holzkonstruktion, der Floßgasse von Thomas Seeauer, schiffbar gemacht. Ein atemberaubendes Bauwerk, das aber auch ziemlich haarsträubend gewesen sein muss, wie ein Zeitzeuge schilderte: "Ich habe gezittert und das werden Sie mir auch verzeihen, wenn Sie hier ein Schiff durchfliegen sehen durch diese grauenvollen Katharrakten."
1922 wurde das Kraftwerk Siebenbrunn errichtet. Wehranlagen und Brunnenhäuser verschwanden im ansteigenden Wasser des Staubereichs. Der alte Traunfall unterhalb davon ist noch heute von der Brücke aus erkennbar. In mehreren Wasserfällen donnerte die Traun parallel zum Ufer zwölf Meter in die Tiefe. Links, wo heute im klaren Quellwasser getaucht wird, kochte das Wasser in den Wasserfällen. Heute fällt kaum mehr Traunwasser in den Fall, denn es fließt über einen Kanal einige hundert Meter flussabwärts zum Traunfallkraftwerk von 1902. Dies ist in etwa der Weg, den die wagemutigen Flößer auf ihrer Schussfahrt einst nahmen.
Infobox Traun/Traunfälle
Lage: Roitham/Desselbrunn, Oberösterreich
Seehöhe: 398 m
Länge: mehrere Flusskilometer
Tiefe: max. 18 Meter
Sichtweiten: Staubereich bis 10 Meter, Quelltöpfe 20 Meter und mehr
Beachten: Im Winter und bei Hochwasser ist Tauchen nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich! Nach Regenfällen in den Alpen kann die Sicht stark sinken.
Beste Reisezeit: Sommer und Herbst
Temperatur: bis 22°C
Tauchgebühr: grundsätzlich keine, Dive Card empfohlen
Nachttauchen/Eistauchen: mit den Tauchbasen/nicht möglich
Weiteres: Taucher.Net Infos zum Traunfall
Tauchen am Traunfall
1) im Staubereich, auch "oberer Traunfall" genannt
Direkt vor der Wiese von "Atlantis Qualidive" liegt eine grüne Felsinsel, an ihr zieht das Wasser der Traun träge vorbei. Vor ihr liegt mit 18 Metern die tiefste Stelle des Tauchgebietes. Die riesigen Felsen sind über und über mit Dreikantmuscheln besiedelt. Diese kleinen Eindringlinge schaffen es durch ihre unglaubliche Zahl und ihrer Filterleistung das Wasser nochmals aufzuklaren. Im Felsenlabyrinth warten überall Spalten und Höhlen auf ihre Erkundung. Hier kann man Versteckenspielen! Die beiden alten Pumphäuschen sind einfach zu betauchen und erinnern an eine Zeit, als das direkt hinter ihnen entspringende Quellwasser nach oben gepumpt wurde. Das kalte, klare Nass der Quellen von "Siebenbrunn" war immer schon begehrtes Trinkwasser und labte die trockenen Kehlen von Einheimischen ebenso wie die der Durchreisenden.
Im oberen Bereich des Staubereichs locken mehrere Tauchtouren, die Namen wie "Hecht" tragen. Den tragen sie nicht ohne Grund, denn so fette und riesige Hechte wie man hier zu sehen bekommt sind selten. Hinter ins Wasser hängenden Äste lauern sie im Gegenlicht auf Beute. Faszinierend auf diesen Touren sind die aus Holz gefertigten Regulierungsbauwerke mitten im Fluss. Sie müssen einige hundert Jahre alt sein und sind immer noch bestens erhalten. Wie alt sie wirklich sind, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, aber mit einer "Römerstraße" haben sie bestimmt nichts zu tun! Das gesamte Tauchgebiet kann auch vom Treppelweg, der entlang der Traun verläuft, betaucht werden. So auch vom Einstieg von "Magic Dive", der etwas stromaufwärts liegt.
2) in den Quelltöpfen, auch "unterer Traunfall" genannt
Von oben gesehen, scheinen die Forellen im Nichts zu schwimmen, so klar ist das Wasser. Doch um "da runter" zu kommen bedarf es etwas Mut und einen beherzten Schritt in Nichts. Drei Meter tiefer klatscht man in das kalte Quellwasser des unteren Traunfalls. Geht doch! Die Forellen und Flussbarsche, die im Nichts zu schweben scheinen, sind an die Taucher gewöhnt und wenig scheu. Wozu auch Angst vor den Froschmännern haben, wenn man flinker ist? Die Sichtweiten im unteren Traunfall zählen zu den besten im gesamten Alpenraum.
3) Flusschnorcheln, neudeutsch "Scuben"
Ist ober- und unterhalb der Traunfälle möglich. Besonders schön sind Touren, die an die glasklaren Quelltöpfe anschließen. Kilometerlang kann man den Fluss und die Auenlandschaft rechts und links genießen. Im Fluss gibt es viel zu sehen: Flusskrebse beispielsweise, oder ganze Schwärme von Barben, welche mit ihren Barteln im Flussgrund nach Nahrung stöbern. Die Begegnung mit den scheuen Huchen ist etwas ganz besonderes. Ein riesiges Exemplar lässt sich regelmäßig, aber nur kurz blicken! Scuben mit den Tauchbasen ist ein "rundum-sorglos" Paket: Man wird an den Einstiegspunkt gefahren und am Ausstieg wieder abgeholt. Die Guides kennen die Traun perfekt und wissen, wie man Engstellen und Stromschnellen gefahrlos meistert.
Am Traunfall gibt es zwei Tauchbasen. Konkurrenz ist gut für den Kunden, denn beide Anbieter versuchen alles, um ihre Kunden glücklich zu machen. Die Angebote unterscheiden sich teils deutlich. Es kann also gar nicht schaden, mit beiden Anbietern zu tauchen. Preisabsprachen oder gar ein Kartell gibt es am Traunfall keines, so ist´s eben bei Hund und Katz.
Tauchbasen am Traunfall
1993 eröffnete Franz Pramendorfer seine Tauchbasis links der Traun. Sein Herz hat er schon Jahre zuvor an den wildromantischen Traunfall verloren. Zum 20-jährigen Jubiläum locken im Sommer 2013 zahlreiche Events rund ums Tauchen.
2003 eröffnete Harald Buchner seine Flusstauchbasis am Traunfall. "Magic Dive" feiert heuer sein zehnjähriges Bestehen. Den runden Geburtstag feiert die Tauchschule im neuen Basisgebäude samt Shop auf der rechten Traunseite.
Infobox Tauchbasen
Atlantis Qualidive
Viecht am Traunfall 10a, 4693 Desselbrunn
Geöffnet: 15. Mai bis 31. Oktober
Leitung: Franz Pramendorfer
fon: +43 (0) 676 4190106
mail: info@flusstauchen.at
web: www.flusstauchen.at
Ausbildung nach: CMAS, PADI, SSI
Transport: Bus, Elektroboot
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Flusstauchbasis & Privatzimmer Magic-Dive
Geöffnet: Juni bis Oktober
Leitung: Harald Buchner
fon: +43 (0) 699 11 676 299
mail: info@traunfall-tauchen.at
web: www.traunfall-tauchen.at
Ausbildung nach: SSI
Transport: Bus
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Lokaltipps
Bestens kann man im Gasthof Kastenhuber mit schönem Blick auf die Traun sehr gute bodenständige Kost genießen. Ein Highlight sind sicherlich die Hascheeknödel. Der kulinarische Höhepunkt am Traunfall ist aber trotzdem der "Steckerlfischbrater" Hager bei der Traunfallbrücke. Einheimische, Durchreisende und Urlauber kommen genau wegen der legendären Steckerlfische extra an den Traunfall. Die Fische sind frisch, nach geheimer Rezeptur gewürzt und superlecker! Neben der Makrele am Steckerl, die bestimmt nicht aus der Traun stammt, gibt es auch Forelle, Saibling und geräucherten Aal.
Sonst noch was?
Bis bald im wohl besten Tauchrevier Österreichs!
Video zum Thema:
Flusstauchgang am Traunfall.
Weitere Videos zum Traunfall in unserer Videothek (Österreich, Traunfall).