Costa Brava - Cap de Creus. Taucher contra Fischer!

Teile:
19.06.2015 08:35
Kategorie: Reise



Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt, die Atmosphäre vergiftet. Die Beteiligten dieses Konflikts in Roses: auf der einen Seite die Fischindustrie mit ihrer rund 250 Schiffe großen Fangflotte, auf der anderen Seite die ortsansässigen Tauchbasen, die den Fischern vorwerfen, sich nicht an die Vorgaben der Naturpark-Verwaltung zu halten.

Diese lauten: In bestimmten, geschützten Bereichen des Parc Natural Cap de Creus, wo Tauchern der Zugang erlaubt ist, dürfen keine Netze ausgeworfen werden bzw. Fischerboote an den Bojen festmachen! Doch immer wieder verletzen einige Berufsfischer diese Regelung.

Die Bürgermeisterin von Roses, Montse Mindan, will jetzt zwischen den Parteien vermitteln. Taucher.Net hat sie befragt.


Taucher.Net: Welchen Stellenwert hat der Tauchsport in Roses?
Montse Mindan: Wir setzen uns für eine Gleichbehandlung aller Freizeitunternehmungen ein, egal ob Segeln, Tauchen, Fischen, Radfahren oder Wandern. Insofern erfährt der Tauchsport dieselbe Gleichberechtigung und Wertschätzung wie alle anderen sportlichen Aktivitäten.

Taucher.Net: Gibt es von Seiten der Stadt Unterstützungen für die Tauchbasen?
Mindan: Das Tourismusbüro verteilt an unsere Gäste Informationen über das Tauchen, die Costa Brava, die Schönheit unseres Meeres. Auf Messen und Ausstellungen wird die Region, und dazu gehört auch der Unterwasser-Naturpark, präsentiert. Wir wissen um die Bedeutung von Tauchern, deshalb erhält die Sportart als wichtiger Bestandteil des touristischen Angebots unsere volle Unterstützung.

Taucher.Net: Dazu gehört ja sicherlich auch die Überwachung des Naturparks. Diese ist momentan aber nicht sehr effektiv. Wie wollen Sie dies verbessern?
Mindan: Grundsätzlich ist das eine Sache der Wasserschutzpolizei, und die steht unter staatlicher, nicht unter Gemeindeverwaltung. Wir werden in Bälde einen Generalplan, einen sogenannten PRUG (Pla Rector d’Usos i Gestió del Parc Natural de Cap de Creus; Anm. der Red.), erarbeiten, in dem genau festgelegt und gesetzlich verankert wird, was in Zukunft erlaubt ist und was nicht. Ich weiß, dass wir mit zwei, drei Fischern, es sind immer dieselben, Probleme haben. Und ich weiß, dass sie die Vorgaben nicht einhalten. Aber im Großen und Ganzen gibt es meiner Meinung nach keine gravierenden Schwierigkeiten.

Taucher.Net: Von den Fischern werden aber immer wieder zum Beispiel Bojen, an denen Tauchboote festmachen, zerstört bzw. deren Taue gekappt?
Mindan: Dieses Thema ist eines der wichtigsten im neuen PRUG. Die Stadt möchte zum einen den Tauchschulen keine Steine in den Weg legen, sie sollen selbstverständlich ihre Aktivitäten ausüben können. Zum anderen möchten wir aber auch prüfen, ob Bojen an bestimmten Stellen Sinn machen – da werden wir ganz genau hinschauen. Klar ist, dass es unter Strafe steht, durch das Bürgermeisteramt genehmigte Bojen zu zerstören. Das Problem, dass Fischernetze an einigen Plätzen Taucher gefährden, ist uns ebenfalls bekannt. Auch hier werden wir eine Lösung finden.

Taucher.Net: Es scheint trotzdem, dass die Taucher in Roses keine Lobby haben. So soll im Parc Natural eine Tauchgangssteuer eingeführt werden – die Fischer dagegen sollen ungeschoren davonkommen.
Mindan: Steuern werden vom Land Katalonien erhoben, die Stadt hat darauf keinen Einfluss. Ich bin aber dafür, dass nicht nur die Gruppe der Taucher, sondern alle, die im Nationalpark beruflichen oder Freizeitaktivitäten nachgehen, einen Obolus bezahlen sollen.

Taucher.Net: Wäre es aus Ihrer Sicht nicht sinnvoll, wenn sich alle Parteien an einen Tisch setzen und einen Dialog beginnen würden?
Mindan: Das wäre wünschenswert. Aber die Fischer haben eine staatliche Vertretung, touristische Belange dagegen sind städtische Angelegenheiten. Somit haben wir ein Behörden- und Zuständigkeitsproblem. Aber: Der PRUG sieht einen runden Tisch vor, an dem sich die Fischindustrie, die Tauchschulen und andere nautischen Interessenverbände austauschen sollen. Treffen haben schon stattgefunden, weitere sind geplant. Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind.

Taucher.Net: Frau Bürgermeisterin, vielen Dank für dieses Gespräch.

Zurück zum Hauptbereich Costa Brava