03.03.2014 08:05
Kategorie: Reise
Kategorie: Reise
Ziemlich genau in der Mitte der kroatischen Adriaküste liegt Biograd. Die Inselwelt von Dalmatien ist hier am dichtesten und hinter den Inseln Pašman und Žut liegt ein Nationalpark, der über und unter Wasser zum Beeindruckendsten gehört, was Kroatien zu bieten hat: Der legendäre Archipel der Kornaten!
Bericht von Harald Mathä
Biograd war einmal eine wichtige Königsstadt. Dies ist lange her und heute merkt man nichts mehr davon: Das Städtchen wurde Im Jahre 1125 von den Venezianern plattgemacht und dann nochmals 1646 von den Türken. Schöne alte Bauten wie in Nin, Zadar oder Šibenik sucht man vergeblich. Dennoch ist die Stadt bei Touristen sehr beliebt.
Auf 5.000 Biograder kommen offiziell 700.000 Urlauber pro Jahr. Da wundert es nicht, dass die Spaß- und Amüsiermeile am Meer fast so breit ist wie die Jadranska magistrale, die Küstenstraße. Und in der Hochsaison ist auf beiden gleich viel los. Auch einer der größten Campingplätze des Landes soll sich hier befinden. Das klingt nach Massentourismus und wird manchen abschrecken! Sollte es aber nicht; denn nicht nur Teens und Twens werden es lieben, am Abend ausgehen und zu Pink oder ZAZ abzutanzen. Wer das nicht mag, geht dem Rummel eben etwas aus dem Weg und findet einen guten Kilometer südlich der Stadt seine Ruhe.
Biograd na moru
Lage: zwischen Zadar und Šibenik
Anreise: Autobahn A1, Abfahrt Zadar II / Sukošan
Währung: 7,5 Kuna = 1 Euro
Flughafen: Zadar bzw. Split
Saison: April bis Oktober
Wassertemperatur: 12 bis 24°C
Bank und Geldautomaten: in ausreichender Zahl in Biograd verfügbar.
Unterkünfte: Hotels, Appartements und Campingplätze in großer Zahl
Tauchen um Biograd
Es ist typisches Kroatientauchen: Hier erfreut man sich an Seepferdchen und wird überrascht sein, auch mal einem seltenen Zackenbarsch ins Auge zu blicken.
Die Tauchplätze sind abwechslungsreich. Egal ob Anfänger, alter Hase oder Fotograf, jeder wird seine Lieblingsplätze finden. Wer neugierig in jede Spalte leuchtet wird oft fündig werden: Mittelmeermuränen, rote Springkrebse, Langusten und gelbe Krustenanemonen leben im Verborgenen. Gelbe Gorgonien wachsen hier schon ab etwa 25 Metern und mit jedem Meter tiefer werden die Bestände der Roten (farbwechselnden) bald so dicht wie die Brombeerbüsche am Waldrand.
Mit Wracks kann die Region weniger trumpfen. Das bekannteste ist der mit 55 Metern Länge recht übersichtliche italienische Munitionstransporter Francesca di Rimini. Mit einer Tiefe von 39 bis 56 Metern liegt das 1944 torpedierte Schiff jedoch außerhalb der gesetzlichen Maximaltiefe für Sporttaucher mit Luft in Kroatien.
Die Kornaten
Kornati werden sie auf Kroatisch genannt, der Name leitet sich von "corona" also Krone ab. So heißt also nicht nur das populäre mexikanische Bier; und die Kornaten tragen diese Krone zu Recht.
So schön die kroatische Inselwelt zwischen Rovinj und Dubrovnik auch sein mag, ihre Krönung findet sie in den Kornaten. Wendet das Boot nach der mit olivgrüner Macchia bewachsen Insel Žut nach Westen, so glaubt man sich plötzlich um tausende Kilometer versetzt. Sonnenverbrannt wie die Inseln im Roten Meer ist das Archipel. Statt graugrün herrschen jetzt im Spätsommer plötzlich Brauntöne vor (bevor die Sonne die Pflanzen verdorrt sind Inseln hübsch grün bewachsen und erinnern ein bisschen an Palau). Und das Meer ist glasklar.
Kommt man zum ersten Mal an diesen magischen Ort, so fällt fast jedem die Kinnlade nach unten und der Mund bleibt offen. Man versteht plötzlich, dass die Segler am Nebentisch in der Konoba nicht wieder maßlos übertrieben haben und die Fotos im Prospekt nicht photoshopped sind. Inselchen an Insel reihen sich hier im smaragdgrünen Meer.
Die Kornaten sind seit 1980 Nationalpark mit strengen Umweltauflagen. Fast 35 Jahre Schutz haben dem Meer gutgetan. Der Tageseintritt beträgt pro Taucher 100 Kuna. Nur sechs Tauchbasen in der Region haben die Genehmigung im Nationalpark zu tauchen.
Impressionen der Kornaten
Die Außenposten der Kornaten sehen aus wie ein halber Brotlaib. Wie mit einem Messer abgeschnitten, so scheint ihre Westseite. Ebenso senkrecht fallen die Wände unter Wasser weiter bis in sehr große Tiefe ab. Vor der Insel Borovnik 35 Meter Tiefe: Die Wand fällt noch weit, weit ab. Ganz tief unten ist der Meeresgrund sichtbar. Wie stark mag dieser drop-off abfallen? Der Blick auf die Seekarte schafft Gewissheit: Das Meer ist hier 80 bis 90 Meter tief - und die Sichtweiten wie man sieht sehr gut!
Ab 20 Metern strecken auch hier gelbe Gorgonien ihre Äste in die Strömung. Tiefer werden sie von prächtigen Gärten der farbwechselnden Gorgonien abgelöst. Zwischen ihnen huschen rote Fahnenbarsche umher und schnappen nach Fressbarem, das in der Strömung herantreibt. Sie müssen auf der Hut sein. Zwischen den Gorgonien lauert ein Heringskönig fast unsichtbar auf sie.
Unterwasserimpressionen aus den Kornaten; links die "Handtaschen der Meerjungfrau" (Eier der Katzenhaie)
Auf den Ästen sieht man die "Handtaschen der Meerjungfrau"; so werden die Eier der Katzenhaie auch genannt. Die kleinen Haie dürften hier draußen recht zahlreich sein, gemessen an ihren Eiern. Dennoch lassen sie sich nur selten und nur nachts sehen! In der Wand droht eine riesige Seespinne den Tauchern mit ihren mächtigen Scheren. Ihr Körper ist so groß wie der Kopf eines Menschen und ihre mächtigen Scheren schnappen nach dem Fotografen. Da hält man gerne etwas Abstand. Wie alt mag das riesige Krebstier wohl sein?
Bougainville Diving
Put Kumenta 3, Biograd na moru (zwischen Camping Soline und Camping Bakija im Süden von Biograd)
Geöffnet: von 1. April bis 15. November
Leitung: Rudi Hess (A)
fon: +385 (0) 23 385900, +385 (0) 98783738
mail: office@bougainville.at
web: www.bougainville.at
Ausbildung nach PADI und SSI
Transport: 13 Meter Tauchboot "Sea Rabbit", Busse
Besonderheiten: professionelle, dennoch sehr gemütliche Basis. Eigene Appartements in ruhiger Lage. Viele Stammgäste. Bequemes Tauchboot. Nitrox und Trimix auf Anfrage. Kornatengenehmigung!
Bougainville Diving auf Taucher.Net
Ausflugstipp
Krka Wasserfälle: Karst und Wasser bilden im Hinterland von Šibenik eine einzigartige Kombination: In sieben großen und unzähligen kleinen Wasserfällen stürzt das Wasser der Krka tosend in die Tiefe. Die Blutsbrüder Winnetou und Old Shatterhand sprangen hier kopfüber in die tosenden Fluten und erlebten haarsträubende Abenteuer, die uns schon als Kind faszinierten. Auf Holzstegen und Knüppelwegen kann man tagelang durch die Natur wandern und hinter jeder Biegung etwas Neues entdecken. Etwas Kontrast: An den Krka Wasserfällen ging 1895 das erste Wasserkraftwerk Europas, das Wechselstrom lieferte, in Betrieb. Ein Museum erinnert heute daran (siehe auch: www.nationalpark-krka.de).
Bewertung (auf das Mittelmeer bezogen)
Sichtweiten: 4 Flossen
Fisch: 3 Flossen
Steilwände: 5 Flossen
Bewuchs: 4 Flossen
Wracks: 1 Flosse
Anfängertauglich: 6 Flossen
Höhlen/Grotten: 2 Flossen
Abwechslungsreich: 4 Flossen
Familientauglich: 6 Flossen
Ausflüge: 6 Flossen
Fazit
Die Region Biograd war nicht umsonst einer der ersten Stationen der Dalmatienexpedition von Hans Hass: Der Fischreichtum ist 75 Jahre später für die Adria noch immer sehr gut, ebenso der Bewuchs und die Sichtweiten. Dazu locken Steilwände vom Feinsten, prächtige Gorgonienfelder und - wenn ich ganz ehrlich sein darf: Die vielen Inseln und speziell die Kornaten haben mich persönlich schlichtweg umgehauen!
Video zum Thema:
Das Video zeigt die farbenprächtige Unterwasserwelt der Kornaten. Weitere Tauchvideos der Region gibt es in unserer Taucher.Net Videothek (Bereich: Kroatien).