13.08.2012 14:59
Kategorie: Reise
Kategorie: Reise
"Ein Abenteuerurlaub sollte es werden. Nichts mit Blümchen-Tauchen, Rundumservice im Hotel und geführten Touren. Nein, richtig Großfisch – am besten Haie in allen Größen und auch neben dem Tauchen noch einen Hauch von Abenteuer ..." Soweit der Plan der DiveInside-Autoren Christoph Schaffelhuber und Jan Finsterbusch. Ob er aufgegangen ist? Der folgende Bericht schafft Klarheit.
Bericht von Jan Finsterbusch und Christoph Schaffelhuber
Das ideale Ziel für unser Abenteuer war schnell gefunden: Es würde nach Südafrika gehen. Die Berichte im Taucher.Net zu dieser Region sind zwar spärlich, ermöglichen aber einen guten Einblick in die Möglichkeiten, die dieses Land sowohl taucherisch als auch touristisch bietet.
Wir gliederten den Urlaub in drei Stationen. Als erstes wurde Port Elizabeth angesteuert, um einen Baitball mit Sardinen zu finden. Die Bilder und Dokumentarfilme, die das große Fressen von Seevögeln, Delfinen, verschiedensten Haien und sogar Walen zeigen, schieben dieses Gebiet an die Spitze der Tauchgebiete- Charts und damit auch auf unsere To-do-Liste. Als zweites Ziel wählten wir Shelly Beach mit den vorgelagerten Protea Banks, vor allem, weil hier am häufigsten Tigerhai- Sichtungen vermeldet wurden. Und um das Ganze abzurunden und auch noch ein wenig Tauchen in wärmeren Gefilden möglich zu machen, wurde noch Mozambique als dritte Station gewählt, auch, weil dort die Chance auf einen Walhai recht groß sein soll. Da wir auch das Land kennenlernen wollten, entschieden wir uns, die Strecke per Leihwagen und nicht mit dem Flieger anzupacken – um es schon vorweg zu nehmen, wir haben es nicht bereut! Wir – das sind übrigens: Christa (AOWD, ca. 150 TG); Christoph aka "Schaffel" bzw. "Christoph_S" (Moderator des Tauchgebiete-Forums von Taucher.Net, ca. 850 TG) und Jan aka JFibu, (DM, ca. 370 TG).
Port Elizabeth: Auf der Spur der Vögel
Mit dem Leihwagen sind es nur wenige Minuten bis zu unserer Unterkunft, die direkt an den örtlichen Tauchanbieter angebunden ist. Gleich nach Bezug der Unterkünfte wird zum großen Briefing gebeten, in dem der Ablauf der Ausfahrten erklärt wird und auch ein Verhaltens-Briefing zum Thema Haie und Sardinenschwarm enthalten ist. Gewappnet mit diesen Informationen geht es am nächsten Morgen um 8 Uhr los.
Bereits in der Früh ist es ziemlich frisch und die Wellen sind nicht ohne, trotz 7mm Halbtrocken und einer wetterfesten Jacke wird gleich jedem klar, dass es eine körperliche Herausforderung wird, sechs bis sieben Stunden auf hoher See zu verbringen. Die Ausfahrten sind keine klassischen Ausfahrten mit festgelegten Zielen und Zeitabläufen. Ein Großteil der Sardinen-Aktivitäten besteht aus Suchen. Suchen heißt, man versucht die Zugrichtung der Vögel auszumachen und ihrer "Spur" zu folgen. Die Vögel suchen die Delfine, die Delfine suchen die Sardinen. Das klingt einfacher als es ist.
Das Gebiet, in dem Sichtungen möglich sind, ist mit etwa 50 x 100 Kilometern so groß, dass eine sichere Vorhersage, wo die Aktivitäten stattfinden, nahezu unmöglich ist. Während der Suche gibt es aber auch die Möglichkeit, sich die Zeit anderweitig zu vertreiben. So wird immer mal wieder gestoppt, um mit Seelöwen oder, wenn man Glück hat, mit Pinguinen zu schnorcheln – ein unvergessliches Erlebnis. Manche der Tiere scheinen es allerdings lustiger zu finden, sofort zu verschwinden, wenn der erste Schnorchler im Wasser ist, und sich sofort wieder neben das Boot zu legen, wenn die Schnorchler wieder an Bord sind.
Überhaupt wird mehr geschnorchelt als getaucht, wir machen nur fünf Tauchgänge. Diese haben es allerdings in sich. Regelmäßig ist eine große Zahl von riesigen Sandtigerhaien zeitgleich mit uns an den Riffen. Teilweise kommen die Haie so nahe, dass es ungewollt zu Berührungen kommt. Auch wenn man weiß, dass die Sandtiger harmlos sind, sorgt der Blick auf die beeindruckenden Zähne schon für einen Adrenalinstoß.
Leider haben wir an den vier Tagen, die wir auf See waren, keinen Baitball mit Sardinen gefunden, obwohl April mit als die beste Reisezeit gilt. An den anderen Tagen ließ das Wetter leider keine Ausfahrten zu, sodass wir diese Tage mit Grillen, Spazieren an der atemberaubenden Küste und einer Tour durch den Addo National Park verbrachten. Am Nachmittag des letzten Tages fuhren wir dann nochmals an die Küste und sahen dort von Land aus, was wir zuvor vergeblich gesucht hatten: Unmengen von Vögeln und hunderte Delfine jagten gemeinsam, mit dem Fernglas konnte man sogar zwei Wale beobachten, die in dem Getümmel unterwegs waren – der Wahnsinn, genau das wäre es gewesen. Insgesamt war es auch wegen der vielen Möglichkeiten neben dem Tauchen und Schnorcheln eine unglaubliche Woche, die geradezu nach Wiederholung schreit.
Protea Banks: Auge in Auge mit dem Tiger
Nach einem kurzen Frühstück um fünf Uhr beginnt unser erster Transfer. Eine zehnstündige Fahrt auf guten Straßen mit atemberaubenden Landschaften bringt uns nach Shelly Beach (rund 110 Kilometer vor Durban). Roland von African Dive Adventures betreibt mit seiner Frau Beulah zusammen das "Taucherhaus", eine Villa mit vier Schlafzimmern und tollem Blick aufs Meer, welches die kommende Woche unsere Unterkunft ist. Auch hier wird nicht gezögert, sondern direkt am nächsten Tag mit dem Tauchen begonnen.
Das Tauchen unterscheidet sich deutlich von den eher flachen Tauchgängen in Port Elizabeth. Das Wasser ist zwar mit ca. 23 °C deutlich wärmer, allerdings liegen die Riffe wesentlich tiefer (ca. 33–40 Meter). Am ersten Tag haben wir mehr mit dem Blick auf den Computer zu tun, als die Tauchgänge zu genießen. Die Dekozeiten sind enorm, bereits beim zweiten Tauchgang haben wir deutlich über 15 Minuten auf dem Wecker. Nach einem Gespräch mit Roland entschließen wir uns, ab sofort mit Nitrox zu tauchen, zusätzlich vermeiden wir es, direkt am Riff entlang zu tauchen, wie es in anderen Regionen üblich ist. Hier geht es vorrangig um Großfisch- Begegnungen und wenn man nicht gerade die Sandtigerhaie in den Höhlen besucht, gibt es so gut wie keinen Grund, dem Riff komplett in seine Tiefen zu folgen.
Rolands Spezialität sind die Tigerhai-Tauchgänge, bei denen die Haie mit einem "Bait" angeködert werden. Hierzu wird eine Waschmaschinen- Trommel verwendet, in der sich Sardinen und Fischreste befinden. Gleich am Anfang patrouilliert ein gewaltiger, vier Meter langer Tigerhai am Bait. Er zeigt allerdings kein intensiveres Interesse und verschwindet nach wenigen Minuten wieder in den Weiten des Meeres. Stattdessen erscheinen die Sambesis und Schwarzspitzenhochseehaie auf der Bildfläche. Sambesis sind eine örtliche Unterart der Bullenhaie, denen so ziemlich die meisten Unfälle mit Menschen zugeschrieben werden. Obwohl die Bullenhaie als gefährlicher gelten, sorgen heute die Hochseehaie durch ihren etwas nervösen Auftritt für mehr Skepsis. Dennoch haben wir zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, in einer unkontrollierbaren Situation zu sein und schließlich ist dies ja genau was wir gesucht haben – Haie satt!
Einige Male tauchen wir inmitten von sechs und mehr Bullenhaien sowie einigen Schwarzspitzen. Ein unheimlich intensives Erlebnis auch verbunden mit der Hoffnung auf eine weitere Begegnung mit dem Tigerhai – zweimal haben wir auch noch das Glück, welche zu sehen, aber leider immer nur wenige Minuten. Insgesamt bieten die Protea Banks neben den Haien auch große Rochen, Delfine und riesige Gitarrenhaie. Auch Mantas oder Weiße Haie sind schon gesehen worden, wenn auch selten. Die Ausfahrten sind auch hier tough, aber nicht so wild wie in Port Elizabeth. Aufgrund der tief liegenden Riffe ist das Tauchgebiet für Anfänger nicht zu empfehlen, für erfahrene Taucher bietet sich aber eine tolle Chance, eng mit Haien zu interagieren.
Roland trägt mit seiner Art, Taucher nicht zu gängeln und ihnen ihrer Erfahrung angemessene Freiheiten zu lassen auch zum Gelingen der Tauchgänge bei. Wer auf Großfisch fokussiert ist, sollte dieses Ziel auf jeden Fall einplanen, er wird nicht enttäuscht werden!
Mozambique: Warten auf den Walhai
Reiseinformationen
Detaillierte Reise- und Preis-Informationen zum nachlesen.
Über Swasiland erreichen wir Mozambique, wo uns in Form der "Casa Lisa" vorgeführt wird, dass die Unterkünfte in Mozambique nicht mit denen in Südafrika mithalten können, der Bungalow ist zwar zweckmäßig, aber schon ein Abstrich gegenüber unseren bisherigen, wirklich tollen Übernachtungsmöglichkeiten. Dieser Trend setzt sich auch in Tofo fort, wo wir im Bamboozi untergebracht sind, einer sehr schön gelegenen Anlage mit Bungalows, die ihre beste Zeit allerdings schon hinter sich haben.
Wir beziehen einen Bungalow zu dritt und müssen uns erst mal daran gewöhnen, dass die Toilette lediglich durch einen Vorhang vom Raum getrennt ist. Strom steht nur zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung. Egal! Wir sind ja zum Tauchen hier, also arrangieren wir uns mit diesen Umständen, auch wenn wir später feststellen, dass es an der Tauchbasis von Tofo Scuba deutlich bessere Unterkünfte für ähnliches Geld gegeben hätte. Die Tauchbasis im Bamboozi besuchen wir nur kurz, hier ist die Auskunft "kein Nitrox, keine Dekotauchgänge", da auch hier die Riffe zwischen 22 und 35 Metern Tiefe liegen, ist dies eher keine Option für uns. Zirka 600 Meter am Strand entlang finden wir in Tofo Scuba eine Tauchbasis, die "Nitrox for free" anbietet und eine hervorragende Organisation vorweist.
Das Tauchen wird sehr sicherheitsbewusst durchgeführt, immer mit Guide und Oberflächenboje. Dieses hohe Maß an Sicherheit hat seine Ursache in fehlender Küstenwache und fehlender Druckkammer. Wer sich unter Wasser als erfahrener, selbstständiger und umsichtiger Taucher zeigt, wird auch hier entsprechenden Spielraum eingeräumt bekommen. Das Tauchgebiet bietet eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Dies beginnt im Makrobereich, vom Steinfisch über Schaukelfisch, Anglerfisch, Geistermuräne, Lazy Scorpionfish, und setzt sich auch bei Großfischen fort. Immer wieder Weisspitzen-Riffhaie oder sogar die seltenen Burma-Gittarrenhaie sind zu sehen. Nur mit den Mantas und den Walhaien will es zunächst nicht klappen...
Das zweite Boot der Basis vermeldete jeden Tag Mantas oder Walhaie, während wir die ersten fünf Tage vergeblich suchen. Doch am sechsten Tag ist es dann soweit! Erst fünf bis sechs riesige Mantas am Vormittag und dann im Rahmen einer Ocean-Safari "unser" Walhai! Mehrfach mit ihm schnorcheln – ein einmaliges Erlebnis, das den Aufenthalt in Mozambique perfekt abgerundet hat.
Bleibt noch die Rückfahrt nach Johannesburg. Eigentlich ein trauriges Kapitel, da der Urlaub zu Ende geht. Jedoch gelingt es noch, einen weiteren, abschließenden Höhepunkt zu finden. Für drei Stunden fahren wir durch den Krüger-Nationalpark, auch in diesem vergleichsweise winzigen Teil des riesigen Parks warten Nashorn, Nilpferde und Giraffen auf uns.
Nach 3.685 Kilometern durch wunderschöne Landschaften stellen wir unseren Leihwagen am Flughafen in Johannesburg ab. Ein gigantischer Urlaub mit einem Hauch von Abenteuer!
Video zum Thema:
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