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Touristische Delfinquälerei gefährdet Rot-Meer Population
Ägypten-Reisende beklagen traurige und deprimierende Erlebnisse bei Delfinbeobachtungstouren im Roten Meer.
Der meist völlig unregulierte Massentourismus wird für die betroffenen Delfine immer mehr zur ernsthaften Bedrohung und gefährdet ihr Überleben. Auch deutsche Reiseveranstalter wie FTI-Touristik oder Neckermann verdienen an der touristischen Delfinquälerei kräftig mit.
Bootsausflüge zu den Delfinen im Roten Meer, bei denen fast immer auch die Möglichkeit besteht, mit den Meeressäugern zu schwimmen, gehören für viele Touristen zum Höhepunkt ihrer Ägyptenreise. Doch an vielen Orten ist der Delfintourismus völlig aus dem Ruder gelaufen, wie zum Beispiel in Hamata, von wo aus Ausflüge zum beliebten Sataya-Riff angeboten werden (siehe auch Meldung Delfin Tour läuft aus dem Ruder).
Delfine haben Angst vor Touristen
sollten aber so durchgeführt werden, dass die Tiere nicht durch die Besucher gestört werden (Foto: GRD). |
Heimgekehrte Ägyptentouristen berichten der GRD erschüttert von ihren Erlebnissen. "Wir sind zu einer kleinen Insel gefahren worden und mit zwei Schlauchbooten wurde nach Delfinen gesucht. Sobald eine Gruppe gesichtet wurde, wurde diese gejagt und wir sollten ins Wasser springen, damit diese uns über die Köpfe springen. Wir wussten nicht, dass die Delfine in die Bucht kommen, um auszuruhen. Die Delfine hatten Angst und wollten nur noch weg. Das Traurige war, wir waren nicht alleine, es sind mehrere Boote da gewesen und alle haben das Gleiche gemacht: Delfine aufspüren und jagen, damit eine Gruppe von Touristen mit ihnen schwimmen kann", berichtet ein Ehepaar aus Iserlohn.
Reiseveranstalter am Geschäft mit der touristischen Delfinquälerei beteiligt
Wie viele der es gut meinenden Touristen dachten die deutschen Urlauber, dass die Meeressäuger an den Menschen interessiert seien und freiwillig den Kontakt zu ihnen suchen.
"Mir fehlen echt die Worte, um zu beschreiben, was wir gesehen haben", schreibt Viola F. erschüttert. "Wie erschrocken die Delfine waren und wie sie immer weg wollten und ihnen der Fluchtweg immer wieder abgeschnitten wurde. Von allen Seiten kamen Motorboote und umkreisten die kleinen Delfingruppen, die vor Schreck gar nicht wussten, wohin sie flüchten sollen. So was sollte verboten werden, dürfte gar nicht erst angeboten werden. Das ist traurig, das war eine Jagd auf Delfine." Die GRD hat die Touristiker jetzt aufgefordert, das Angebot derartiger Delfinausflüge unverzüglich einzustellen und sich für ein Ende der Delfinquälerei im Namen eines angeblichen "Naturerlebnisses" einzusetzen.
Der Delfin-Tourismus vertreibt die Tiere aus wichtigen Rückzugs- und Ruheräumen
"Wenn diese Auswüchse nicht gestoppt werden, dann wird es beim Sataya-Riff bald keine Delfine mehr geben. Die Touristen vertreiben die Tiere ausgerechnet aus den Gebieten, in die sie sich von der nächtlichen Jagd zurückkehrend zum Ruhen und Schlafen zurückziehen", erklärt der Biologe Ulrich Karlowski von der GRD. Auch in anderen beliebten Delfin-Tourismusgebieten in Ägypten, wie vor Hurghada, ist die Situation ähnlich kritisch.
Eine jüngst durchgeführte Delfintour endete fast in einer Katastrophe. Schlechte Organisation und völlig überfüllte Schlauchboote gefährdeten die Teilnehmer. |
Auch auf dem Facebook-Kanal von Taucher.Net äußern sich die Leser mit großem Unverständnis. Der User Jörg Jonas schreibt zum Beispiel: "Es haben wohl einige Leute immer noch nicht kapiert das das Meer der Lebensraum der Tiere bzw Delfine ist. Das muss einem doch der gesunde Menschenverstand sagen das ich nicht auf biegen und brechen die Tiere berühren muss. Der Mensch ist nur Gast unter oder im Wasser..." Oder der Kommentar von "Tauch Bine" mit der sehr zutreffenden Anmerkung: "Die Touristen haben ja meist keine Ahnung. Sie gehen davon aus, dass sie sicher sind und von Walschutz haben sie bis dato keinen blassen Schimmer. Den Vorwurf der Tierquälerei sehe ich klar bei den Veranstaltern. Was sie nicht zulassen oder anbieten, können Touristen auch nicht mit Geld bezahlen..." Diesen und anderen Kommentaren ist wenig hinzuzufügen, außer dass es nach wie vor dringend notwendig ist Aufklärung über die Folgen des ungehemmten Delfintourismus zu betreiben.
Projekt "Delfinschutz im Roten Meer"
Mit dem Projekt "Delfinschutz im Roten Meer" arbeitet die GRD gemeinsam mit der Dolphin Watch Alliance (DWA, Schweiz) bei Hurghada unter anderem für die Etablierung von verbindlichen Regeln für tierverträgliche Delfin-Beobachtungstouren.
Diese werden dort z.B. bereits vom Robinson Club unterstützt. Im vergangenen Jahr konnten mit Hilfe der lokalen Umweltschutzorganisation HEPCA die vor Hurghada liegenden Riffe "Fanous" und "Shaab el Erg", die vorwiegend von Delfintourismusbetreibern besucht werden, für einen Monat zum befristeten Schutzgebiet erklärt und für Touristen gesperrt werden.
Wer eine Tour unternehmen möchte, sollte sicherstellen, dass sein Besuch bei den Delfinen mit möglichst wenigen negativen Begleiterscheinungen für die Tiere verbunden ist, und dass den Delfinen die Wahl gelassen wird, ob sie Kontakt zu den Besuchern aufnehmen wollen oder nicht.
Wie sanfter Delfintourismus im Sataya-Riff funktionieren kann, zeigt bereits jetzt der Schweizer Biologe Sylvan Oehen mit "Into the Blue". Der Meeresbiologe will mit den von ihm organisierten Touren auf die prekäre Lage der Delfine aufmerksam machen. Die Beobachtungen finden statt, ohne den Tieren zu schaden.
Dazu gehören der Verzicht auf Zodiacs, wie sie von anderen Anbietern zum Jagen und Einkreisen der Delfine eingesetzt werden, und die Rücksichtnahme auf die Schlafenszeiten der Delfine. Die Gruppe rund um Sylvan Oehen setzt sich deshalb besonders dafür ein, dass die Delfine in ihren «Wohngebieten» Ruhe finden. An internationalen Fachkongressen, in Workshops und auf Reisen informieren sie über die Biologie und das Verhalten der verschiedenen Delfinarten im Roten Meer und schlagen geeignete Maßnahmen und Regeln für verschiedene Zonen vor.
In unreguliertem unüberwachtem Gebiet müssen dringend einfache Regeln von Besuchern und Veranstaltern selber eingehalten werden, um die Tiere nicht zu stressen: sich im Wasser ruhig und langsam bewegen, kein Einsatz von Motoren, Schlauchbooten, großen Schiffen, ca 5-6h nach Frühstückszeit bis nach dem Mittag besonders Ruhe walten lassen und die Tiere nicht stören, damit sie wieder fit sind für die Jagd.
Weitere Informationen:
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Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. Kornwegerstr. 37 - 81375 München - Germany Tel.: 0049-89-74 16 04 10 - Fax: 0049-89-74 16 04 11 info@delphinschutz.org www.delphinschutz.org |