Tauchen in Mittelnorwegen

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Nachdem ich nun schon sehr viele Tauchberichte üb ...

Nachdem ich nun schon sehr viele Tauchberichte über die verschiedensten Tauchgebiete gelesen habe, möchte ich nun auch meinen Teil beisteuern. Es ist ein Bericht über ein Reiseziel in Mittelnorwegen, welches ich mit einem Freund über mehrere Jahre bereist und betaucht habe. Ich möchte berichten über das Tauchen ´abseits der Tauchbasen´:

Eigentlich bin ich Angler, solange ich denken kann. Meine Welt endete bislang aber immer an der Wasseroberfläche. Was sich darunter abspielt, hat meine Fantasie aber immer schon so sehr angeregt, so dass ich logischerweise irgendwann im Besitz eines Tauchscheins war. In Norwegen kenne ich schon sehr viele Plätze als Angler. Ich kenne auch sehr viele Ferienhäuser, die an Angler vermietet werden. Alle haben ein Motorboot. Deshalb eignen sie sich auch sehr für Taucher. Nur trauen sich vielleicht nicht viele Taucher eine Reise ins Ungewisse, wenn niemand vor Ort ist, der einem sagt, wo wann und wie die schönsten Tauchplätze zu erreichen sind. Auch der Umgang mit einem Motorboot hat seine Tücken. Die Ausbildungsinhalte des deutschen Tauchscheins helfen da nicht sehr viel. Wir haben demzufolge auch alle Höhen und Tiefen erlebt. Viel Erfahrung haben wir durch ´Versuch und Irrtum´ gesammelt.

Mehrere Tauchgänge, die auf der Seekarte schön aussahen, waren ein Flopp, weil der Meeresboden einfach nur öde war.
Ein paar mal haben wir die Tiefenlinien falsch interpretiert und trotz heftigstem Schwimmen nur wenige Meter Wassertiefe erreicht.
Einer unserer allerersten Tauchgänge zwang uns durch falsche Einschätzung der Luftreserven zu einem längeren Spaziergang an Land, über Stock und Stein, nur um ein Motorboot vorzufinden, welches durch die Ebbe etliche Meter hoch am Strand ´trocken´ geparkt war. Dank Hilfe eines Freundes haben wir es wieder flott bekommen. Ansonsten muss man auch mal ein paar Stunden warten können. Seitdem haben wir immer einen Anker dabei, und parken unser Boot wenige Meter vom Ufer oder binden es einfach an einem Seezeichen fest.
Ein Tauchgang hätte auch ins Auge gehen können. Ein norwegischer Tanker nahm eine Abkürzung und fuhr einen unüblichen Kurs, genau über uns drüberher. Wir haben seine Doppelschraube wenige Meter direkt über uns gesehen und sein Druck und Sog hat uns gut durchgeschüttelt.

Aber die allermeisten Tauchgänge waren einfach nur schön. Einen Flugzeugträger, ein Schlachtschiff, eine Riesen-Höhle oder ähnlich Spektakuläres haben wir nie gesehen, dafür eine reiche Tierwelt, die des öfteren auch den Weg in unseren Kochtopf gefunden hat. Und das Gefühl, so manchen Quadratmeter Meeresboden als erster Mensch gesehen zu haben.

Auch der Kontakt mit der norwegischen Bevölkerung kommt als Taucher einfach super zustande:
Der norwegische Fischer hat uns nach jedem Tauchgang schon sehnsüchtig erwartet, weil wir fast immer irgendwelche verlorengegangenen fischereilichen Gegenstände, hauptsächlich Reusen, geborgen haben. Er hat alles von uns bekommen. Dafür gabs im Gegenzug tatkräftige Hilfe mit Boot, Fischen, Informationen und vor allen Dingen riesige Pötte mit gekochten Taschenkrebsscheren. Lecker!!
Nachbarn kamen zu uns, weil sie dies und das im Meer verloren hatten. Die Palette an Gegenständen reichten vom Fischermesser bis hin zum Kajütkreuzer, nach dem wir mal Ausschau halten sollten.
Gerade auf der Insel, auf der wir nun 3 Mal tauchen waren, gibt es eine sehr grosse Anzahl norwegischer Taucher.
Wir wollten an einer Fischfabrik tauchen, hatten aber sehr wenig Hoffnung, dass man uns das erlaubt. Zumindest in Deutschland gäbs das nicht: vom Fabrik-Kai springen. Die freundliche Norwegerin im Büro war aber total nett. Natürlich könnten wir dort tauchen. Klar, sie ist auch Taucherin. Am besten sollten wir dort und dort tauchen, da gibts ne tolle Steilwand, ca 40 Meter. Es war toll.
Ein Jahr später wollten wir unter einer Lachsfarm tauchen. Kein Problem. ´Wieso? Ihr nehmt doch keine Lachse mit!!´
Ganz oft kamen abends norwegische Taucher zu uns. Nur so zum klönen, oder um sich mit uns zum Nachttauchgang zu verabreden.
Ein weiteres schönes Erlebnis war ein Tauchgang im Norden unserer Insel. Wir stehen an Land und ziehen unser Neopren an. Mit dem Boot wollen wir in Richtung offenes Meer an einer Stange festmachen. Ein Auto hält an, und ein junger Norweger fragt, ob wir ihn mitnehmen zum Tauchen. Er wohnt gleich um die Ecke. Klar!! Wir also mit unserem Boot in seinen Hafen und ihn mitgenommen. Ein interessanter Tauchgang. Hat man sowas schon mal in Deutschland erlebt??
Zwischen norwegischen und deutschen Tauchen gibts aber auch Unterschiede, auf die ich hier im einzelnen nicht eingehen möchte. Nur soviel: Die Norweger haben meist einen grossen vollen Sack mit Meeresfrüchten dabei, wenn sie einen Tauchgang beenden.
Ich übrigens auch.

Guten Appetit
Johannes