EINE TAUCHREISE NACH PANAMAAnfang November 2012 h ...
EINE TAUCHREISE NACH PANAMA
Anfang November 2012 hatte ich ein Luxusproblem: Ursprünglich war in diesem Jahr gar kein weiterer Tauchurlaub mehr geplant, dann zwang mich mein Arbeitgeber förmlich dazu, meine angesammelten Überstunden (immerhin ganze 4 Wochen) noch komplett abzufeiern. Also buchte ich eine Sudan-Tauchsafari, die dann aber wegen mangelnder Teilnehmerzahl platzte, meine spontane Idee, daraufhin übers Taucher.Net nach einem Buddy für einen Spontantrip nach Bonaire zu fahnden trug ebenfalls keine Früchte und so zog ich eben ein früher schon mal ins Auge gefasstes Reiseziel aus der Schublade, den Coiba Nationalpark in Panama.
Einen relativ günstigen Flug konnte ich noch ergattern und so landete ich schon wenige Tage später in Panama City, von wo das Abenteuer starten sollte.
Dort waren 2 Tage zum akklimatisieren eingeplant, aber kurz vor Abflug hatte ich noch die Basis Scubapanama im Internet entdeckt, die einen bei jedem Hotel in Panama City abholen und verschiedene Tagestrips anbieten. So hatte ich schon am 2. Tag die Möglichkeit, der lauten und recht dreckigen Großstadt zu entkommen und einen schönen Tauchtag auf der Karibikseite in der Nähe von Portobelo bei nettem Bewuchs, aber schlechter Sicht zu erleben.
Als Nebeneffekt konnte ich einige Blicke auf den berühmten Panama-Kanal werfen und die Fahrgewohnheiten der Einheimischen etwas studieren, denn eines war mir klar: Die wirklichen taucherischen Highlights waren wohl eher auf der Pazifik-Seite des Landes zu finden!
Und so mietete ich mir am folgenden Tag ein Auto und machte mich auf den Weg in den kleinen Surferort Santa Catalina.
Rund um Panama City herum kostete diese Fahrt wegen völliger Verkehrsüberlastung noch einiges an Nerven, aber später auf der legendären Panamericana ging es gut voran und als ich in der Provinz Veraguas Richtung Küste abbog, wurden motorisierte Fahrzeuge schnell weniger und stattdessen waren immer mehr Reiter zu sehen (gerne mit Bierdose in der Hand und Handy am Ohr , auf den Straßen tummelten sich unzählige Hunde und zwei/drei mal stand ich plötzlich inmitten einer Rinderherde und wurde von Kühen eingerahmt, die neugierig das seltsame Rock`n´Roll-hörende Wesen in seiner Blechkiste beäugten, bevor sie von freundlich grinsenden Cowboys weitergetrieben wurden.
Letztendlich erreichte ich aber dank einer guten Straßenkarte gegen Abend gleichzeitig mit einem ordentlichen Wolkenbruch nach ca. 450 km das Örtchen, das wegen konstant guter Wellen bei Surfern recht beliebt ist. Auch 3 Tauchbasen gibt es dort, die den Coiba-Park anfahren und gleich bei der ersten, bei der ich nachfragte, dem Coiba Dive Center (unter kanadischer
Leitung)stellte sich heraus, daß in den nächsten Tagen mehrere Tagesfahrten und sogar ein Multi-Day-Trip in den Nationalpark geplant waren. Das passte hervorragend in meinen Zeitplan und da die Crew und die ganze Basis auf Anhieb sehr sympathisch waren, wurden wir uns schnell einig und ich meldete mich für den nächsten Tag zum tauchen an.
Jetzt brauchte ich noch ein Quartier und es wäre kein großes Problem gewesen, im Ort eine nette Backpacker-Unterkunft zu finden, aber ich hatte einige Kilometer vor Santa Catalina das Schild eines deutschen Hotels namens Hibiscus Garden gesehen und das sah bei meinen kurzen Vorabrecherchen im Internet schon so gut aus, daß ich es unbedingt mal antesten wollte.
Nachdem ich (bzw. mein Leihwagen) den holprigen und von der zu Ende gehenden Regenzeit halb weggespülten Weg dorthin gemeistert hatte, fand ich ein echtes Juwel vor, daß eine Familie aus München dort aufgebaut hat.
Kurz: Wundervolle Lage direkt am Meer, schöne und günstige Unterkünfte, eine megasympathische Mannschaft und eine 4 Sterne-Küche vom Allerfeinsten - ich blieb direkt da und für alle, die mit eigenem Wagen jemals in diese Gegend kommen kann ich nur eine allerwärmste Empfehlung aussprechen. Eines der angenehmsten Quartiere das ich jemals hatte - und das mitten in der Pampa!
Übrigends ist natürlich auch die Anreise per Bus möglich, aber doch um einiges komplizierter und zeitaufwändiger.
So, das war jetzt eine ziemlich lange Einleitung, aber jetzt kommen wir zum Wesentlichen, dem Tauchen rund um Coiba und das hat es in sich, soviel gleich mal vorab!
Am nächsten Morgen traf ich gut ausgeruht bei der Basis ein - die Anmeldung war ja schon erledigt und ich hatte mein eigenes Equipment dabei - und bald darauf ging es zusammen mit einer Handvoll weiterer Taucher und ein paar Schnorchlern + Guide direkt vom Strand weg auch schon los. Schon da stellte sich raus, daß die Basis ein Glücksgriff war, denn sie hat das schnellste und bequemste Boot und so waren wir nach etwas mehr als einer Stunde Fahrtzeit und dem Absetzen der Schnorchler an einem Sandstrand weit vor den anderen beiden Basen am ersten Tauchplatz.
Ich kenne Galapagos, Cocos und Socorro, sowie einige weitere Plätze in Costa Rica und wußte in etwa, welches Gesamtbild mich hier unter Wasser erwartet, aber daß der Fischreichtum den ganz großen Namen überhaupt nicht nachsteht, hat mich dann schon etwas überrascht und begeistert - genauso, wie das mit 28 - 29° herrlich warme Wasser (nur ganz gelegentlich zogen etwas kühlere Strömungen durch, wie in dieser Gegend üblich).
Zuerst hatte ich über den Slogan der Basis - SHARKS GUARANTEED! - etwas gelächelt, aber schnell stellte sich raus, daß wirklich bei JEDEM Tauchgang an JEDEM Tauchspot im Nationalpark unzählige Weißspitzenriffhaie zu sehen sind. Zwar nicht so spektakulär, wie ein Tiger oder ein Longimanus, aber sooo oft findet man das ja auch nicht.
Die Unterwasserlandschaft ist felsig mit nettem, teilweise auch tollem , Korallenbewuchs, die Sicht etwas grünlich aber ganz gut und soweit das Auge blickt riesige Schwärme Makrelen, Doktorfische, Barracudas usw., unglaublich viele Muränen, sehr oft Stachel- und Adlerrochen und Mobulas (auch ganze Geschwader) und häufig skurrile Anglerfische oder Seepferdchen.
Dazu sind die Strömungen an den meisten Plätzen moderat und auch von weniger erfahrenen Tauchern gut zu meistern, die Guides machen ihren Job unaufdringlich und gut und mit 60 Minuten Maximaltauchzeit kann man leben (wobei diese auch noch ab und zu `leicht´ überschritten wurde, aber dazu gleich mehr .
Die Mittagspause wird an der Rangerstation auf Coiba verbracht (ist übrigends die größte unbewohnte Insel im Pazifik und war früher ein gefürchtetes Gefängnis), wo man sich als Besucher täglich in eine Liste eintragen und 20 Dollar Nationalparkgebühr abdrücken muß und nach unserer Rückkehr am Abend des ersten Tages war ich restlos begeistert und freute mich riesig auf die kommenden Tage.
Am zweiten Tag machte zwischen den Booten die Neuigkeit die Runde, daß rund um den kleinen Felsen `Wahoo Rock´ einige riesige Planktonwolke wabert und einige Schnorchler schon Walhaie gesichtet hatten und so fuhren wir auch dahin und konnten während des Tauchgangs zumindest einige Mobula-Mantas beobachten, die sich die Bäuche vollschlugen. Kaum waren wir mit fast leeren Flaschen zurück auf dem Boot, als doch noch ein Walhai auftauchte, auf den ich schnorchelnd noch einen kurzen Blick erhaschte.
Das war aber nur die Ouvertüre für das, was in den kommenden Tagen am Wahoo Rock und Umgebung abgehen sollte: Ich konnte bei insgesamt 20 Tauchgängen sage und schreibe 8 Walhaie beobachten - und zwar nicht nur flüchtig, sondern teilweise für 30 Minuten und mehr wie sie immer wieder seelenruhig mit aufgerissenem Maul aus der Planktonsuppe auf einen zu kamen. Der absolute Wahnsinn - auch wenn es sich ausschließlich um relativ kleine `Teenager´ von 4 -6m Länge handelte!!!
Ich hatte in meinen über 20 Taucherjahren auch vorher schon ab und zu mal einen von diesen herrlichen Fischen gesehen, aber so geballt und ausgiebig wie in dieser Woche noch nie.
Und dabei beginnt laut Aussage der Basis die Saison gerade erst und die Wahrscheinlichkeit einer Sichtung liegt im November bei ca. 30% - da möchte ich wissen, was ab Mitte Dezember los ist, wenn auch größere Exemplare und dazu die Riesenmantas eintreffen.
Gut, wir hatten in dieser Woche dann wahrscheinlich schon extremes Glück, aber daß so ein Tauchgebiet in Europa so gut wie unbekannt ist, ist schon sehr erstaunlich. Da haben die `Trüffelschweine´ unter den deutschen Tauchjournalisten bisher ganz schön gepennt (was´n los, Herr Munzinger?), aber eigentlich ist es ja auch besser, wenn ein Geheimtipp auch relativ geheim bleibt und nicht die großen Massen über den Park herfallen (was wegen der etwas schwierigen Anreise und der begrenzten Infrastruktur in Santa Catalina aber auch nicht zu erwarten ist).
Wer irgendwie auf den Namen stößt und sich für Infos interessiert, findet ja jetzt hier was dazu...
Ein sehr schönes Erlebnis war dann auch noch der 3 Tage / 2 Nächte - Trip, bei dem die Tauchergruppe (wir waren nur zu dritt) + Guide + 2 Mann Bootsbesatzung + eigene Köchin im Gästehaus der Rangerstation übernachtet und beim tauchen auch Spots in Richtung offener Pazifik anfahren kann, die auf Tagesfahrten nicht erreicht werden können (Sombrero de Pelo, Bajo Pulpo oder Dos Tetas) was in unserem Fall massenhaft Delphine und ein paar Buckelwale vom Boot aus und noch etwas mehr Fisch und noch schönere Korallen bedeutete. Außerdem herrliche Abende bei leckerem Essen und dem Austausch von immer neuen Tauchstorys bis zum frühen Morgen zu Meeresrauschen (und leider auch etliche Sandflies - meine Beine sehen heute noch aus wie ein Streuselkuchen).
Viel zu schnell war es wieder an der Zeit, adieu zu sagen und mich auf den Rückweg nach Norden zu machen, aber da mir Malpelo auch noch fehlt und die Touren dahin in David nicht allzu weit von Santa Catalina starten, werde ich dann irgendwann sicher die Gelegenheit nutzen, um nochmal für einige Tage hier im Coiba - Park zu tauchen.
Alles in allem ist diese Gegend ohne Abstriche genauso spektakulär, wie die weiter oben erwähnten großen Namen und für Pazifik-Neulinge wegen der relativ leichten Bedingungen wohl sogar ein idealer Einstieg zum reinschnuppern, bevor man eine der sehr teuren Tauchsafaris zur Isla de Coco oder so bucht.
Ein paar weniger erfreuliche Aspekte will ich zum Schluß allerdings auch nicht unerwähnt lassen:
Zum Einen kämpfen die Parkranger auch hier einen schier aussichtslosen Kampf gegen eine Übermacht illegaler Langleinenfischer und vor allem die Anzahl der Haie ist trotz ihrer großen Zahl laut einiger Tauchguides und Bootsführer in den letzten Jahren schon merklich zurückgegangen, was auf lange Sicht nichts Gutes verheißt.
Außerdem wird natürlich reichlich Sprit verblasen auf den langen Anfahrten zu den Tauchplätzen (es gibt auch lokale Spots außerhalb des Parks und näher an der Küste, aber jeder will nach Coiba), was nicht gerade umweltfreundlich ist und die Sache auch recht teuer macht (140 $ plus die 20 $ Nationalparkgebühr kostet ein Tagestrip mit drei Tauchgängen zum Beispiel).
Und im Falle eines Tauchunfalls ist der Weg zu ärztlicher Versorgung seeehr weit.
Na ja, vielleicht ist ja eh´ bald alles hinfällig - viele von den Backpackern und Langzeitreisenden, die ich in Panama kennengelernt habe, machen sich allmählich auf in Richtung Mexico zu den großen Weltuntergangspartys an den Maya-Stätten Chichen Itza, Tulum und Coba, zu denen über 50000 Leute erwartet werden - aber falls nicht sind es Coiba und die anderen UW-Nationalparks unbedingt wert, weiterhin streng geschützt, aber natürlich auch von abenteuerlustigen und umweltbewußten Tauchern entdeckt zu werden.
Taucherisch mindestens 8 Flossen und jeden Cent wert und die etwas anstrengende Anfahrt + lange Bootsfahrten verbuche ich unter abenteuerliches Erlebnis, so daß ich nur die Höchstwertung vergeben kann für diesen tollen Urlaub.
Ausschließlich begeisterte Kundenkommentare an den Wänden des Coiba Dive Center!
Anfang November 2012 hatte ich ein Luxusproblem: Ursprünglich war in diesem Jahr gar kein weiterer Tauchurlaub mehr geplant, dann zwang mich mein Arbeitgeber förmlich dazu, meine angesammelten Überstunden (immerhin ganze 4 Wochen) noch komplett abzufeiern. Also buchte ich eine Sudan-Tauchsafari, die dann aber wegen mangelnder Teilnehmerzahl platzte, meine spontane Idee, daraufhin übers Taucher.Net nach einem Buddy für einen Spontantrip nach Bonaire zu fahnden trug ebenfalls keine Früchte und so zog ich eben ein früher schon mal ins Auge gefasstes Reiseziel aus der Schublade, den Coiba Nationalpark in Panama.
Einen relativ günstigen Flug konnte ich noch ergattern und so landete ich schon wenige Tage später in Panama City, von wo das Abenteuer starten sollte.
Dort waren 2 Tage zum akklimatisieren eingeplant, aber kurz vor Abflug hatte ich noch die Basis Scubapanama im Internet entdeckt, die einen bei jedem Hotel in Panama City abholen und verschiedene Tagestrips anbieten. So hatte ich schon am 2. Tag die Möglichkeit, der lauten und recht dreckigen Großstadt zu entkommen und einen schönen Tauchtag auf der Karibikseite in der Nähe von Portobelo bei nettem Bewuchs, aber schlechter Sicht zu erleben.
Als Nebeneffekt konnte ich einige Blicke auf den berühmten Panama-Kanal werfen und die Fahrgewohnheiten der Einheimischen etwas studieren, denn eines war mir klar: Die wirklichen taucherischen Highlights waren wohl eher auf der Pazifik-Seite des Landes zu finden!
Und so mietete ich mir am folgenden Tag ein Auto und machte mich auf den Weg in den kleinen Surferort Santa Catalina.
Rund um Panama City herum kostete diese Fahrt wegen völliger Verkehrsüberlastung noch einiges an Nerven, aber später auf der legendären Panamericana ging es gut voran und als ich in der Provinz Veraguas Richtung Küste abbog, wurden motorisierte Fahrzeuge schnell weniger und stattdessen waren immer mehr Reiter zu sehen (gerne mit Bierdose in der Hand und Handy am Ohr , auf den Straßen tummelten sich unzählige Hunde und zwei/drei mal stand ich plötzlich inmitten einer Rinderherde und wurde von Kühen eingerahmt, die neugierig das seltsame Rock`n´Roll-hörende Wesen in seiner Blechkiste beäugten, bevor sie von freundlich grinsenden Cowboys weitergetrieben wurden.
Letztendlich erreichte ich aber dank einer guten Straßenkarte gegen Abend gleichzeitig mit einem ordentlichen Wolkenbruch nach ca. 450 km das Örtchen, das wegen konstant guter Wellen bei Surfern recht beliebt ist. Auch 3 Tauchbasen gibt es dort, die den Coiba-Park anfahren und gleich bei der ersten, bei der ich nachfragte, dem Coiba Dive Center (unter kanadischer
Leitung)stellte sich heraus, daß in den nächsten Tagen mehrere Tagesfahrten und sogar ein Multi-Day-Trip in den Nationalpark geplant waren. Das passte hervorragend in meinen Zeitplan und da die Crew und die ganze Basis auf Anhieb sehr sympathisch waren, wurden wir uns schnell einig und ich meldete mich für den nächsten Tag zum tauchen an.
Jetzt brauchte ich noch ein Quartier und es wäre kein großes Problem gewesen, im Ort eine nette Backpacker-Unterkunft zu finden, aber ich hatte einige Kilometer vor Santa Catalina das Schild eines deutschen Hotels namens Hibiscus Garden gesehen und das sah bei meinen kurzen Vorabrecherchen im Internet schon so gut aus, daß ich es unbedingt mal antesten wollte.
Nachdem ich (bzw. mein Leihwagen) den holprigen und von der zu Ende gehenden Regenzeit halb weggespülten Weg dorthin gemeistert hatte, fand ich ein echtes Juwel vor, daß eine Familie aus München dort aufgebaut hat.
Kurz: Wundervolle Lage direkt am Meer, schöne und günstige Unterkünfte, eine megasympathische Mannschaft und eine 4 Sterne-Küche vom Allerfeinsten - ich blieb direkt da und für alle, die mit eigenem Wagen jemals in diese Gegend kommen kann ich nur eine allerwärmste Empfehlung aussprechen. Eines der angenehmsten Quartiere das ich jemals hatte - und das mitten in der Pampa!
Übrigends ist natürlich auch die Anreise per Bus möglich, aber doch um einiges komplizierter und zeitaufwändiger.
So, das war jetzt eine ziemlich lange Einleitung, aber jetzt kommen wir zum Wesentlichen, dem Tauchen rund um Coiba und das hat es in sich, soviel gleich mal vorab!
Am nächsten Morgen traf ich gut ausgeruht bei der Basis ein - die Anmeldung war ja schon erledigt und ich hatte mein eigenes Equipment dabei - und bald darauf ging es zusammen mit einer Handvoll weiterer Taucher und ein paar Schnorchlern + Guide direkt vom Strand weg auch schon los. Schon da stellte sich raus, daß die Basis ein Glücksgriff war, denn sie hat das schnellste und bequemste Boot und so waren wir nach etwas mehr als einer Stunde Fahrtzeit und dem Absetzen der Schnorchler an einem Sandstrand weit vor den anderen beiden Basen am ersten Tauchplatz.
Ich kenne Galapagos, Cocos und Socorro, sowie einige weitere Plätze in Costa Rica und wußte in etwa, welches Gesamtbild mich hier unter Wasser erwartet, aber daß der Fischreichtum den ganz großen Namen überhaupt nicht nachsteht, hat mich dann schon etwas überrascht und begeistert - genauso, wie das mit 28 - 29° herrlich warme Wasser (nur ganz gelegentlich zogen etwas kühlere Strömungen durch, wie in dieser Gegend üblich).
Zuerst hatte ich über den Slogan der Basis - SHARKS GUARANTEED! - etwas gelächelt, aber schnell stellte sich raus, daß wirklich bei JEDEM Tauchgang an JEDEM Tauchspot im Nationalpark unzählige Weißspitzenriffhaie zu sehen sind. Zwar nicht so spektakulär, wie ein Tiger oder ein Longimanus, aber sooo oft findet man das ja auch nicht.
Die Unterwasserlandschaft ist felsig mit nettem, teilweise auch tollem , Korallenbewuchs, die Sicht etwas grünlich aber ganz gut und soweit das Auge blickt riesige Schwärme Makrelen, Doktorfische, Barracudas usw., unglaublich viele Muränen, sehr oft Stachel- und Adlerrochen und Mobulas (auch ganze Geschwader) und häufig skurrile Anglerfische oder Seepferdchen.
Dazu sind die Strömungen an den meisten Plätzen moderat und auch von weniger erfahrenen Tauchern gut zu meistern, die Guides machen ihren Job unaufdringlich und gut und mit 60 Minuten Maximaltauchzeit kann man leben (wobei diese auch noch ab und zu `leicht´ überschritten wurde, aber dazu gleich mehr .
Die Mittagspause wird an der Rangerstation auf Coiba verbracht (ist übrigends die größte unbewohnte Insel im Pazifik und war früher ein gefürchtetes Gefängnis), wo man sich als Besucher täglich in eine Liste eintragen und 20 Dollar Nationalparkgebühr abdrücken muß und nach unserer Rückkehr am Abend des ersten Tages war ich restlos begeistert und freute mich riesig auf die kommenden Tage.
Am zweiten Tag machte zwischen den Booten die Neuigkeit die Runde, daß rund um den kleinen Felsen `Wahoo Rock´ einige riesige Planktonwolke wabert und einige Schnorchler schon Walhaie gesichtet hatten und so fuhren wir auch dahin und konnten während des Tauchgangs zumindest einige Mobula-Mantas beobachten, die sich die Bäuche vollschlugen. Kaum waren wir mit fast leeren Flaschen zurück auf dem Boot, als doch noch ein Walhai auftauchte, auf den ich schnorchelnd noch einen kurzen Blick erhaschte.
Das war aber nur die Ouvertüre für das, was in den kommenden Tagen am Wahoo Rock und Umgebung abgehen sollte: Ich konnte bei insgesamt 20 Tauchgängen sage und schreibe 8 Walhaie beobachten - und zwar nicht nur flüchtig, sondern teilweise für 30 Minuten und mehr wie sie immer wieder seelenruhig mit aufgerissenem Maul aus der Planktonsuppe auf einen zu kamen. Der absolute Wahnsinn - auch wenn es sich ausschließlich um relativ kleine `Teenager´ von 4 -6m Länge handelte!!!
Ich hatte in meinen über 20 Taucherjahren auch vorher schon ab und zu mal einen von diesen herrlichen Fischen gesehen, aber so geballt und ausgiebig wie in dieser Woche noch nie.
Und dabei beginnt laut Aussage der Basis die Saison gerade erst und die Wahrscheinlichkeit einer Sichtung liegt im November bei ca. 30% - da möchte ich wissen, was ab Mitte Dezember los ist, wenn auch größere Exemplare und dazu die Riesenmantas eintreffen.
Gut, wir hatten in dieser Woche dann wahrscheinlich schon extremes Glück, aber daß so ein Tauchgebiet in Europa so gut wie unbekannt ist, ist schon sehr erstaunlich. Da haben die `Trüffelschweine´ unter den deutschen Tauchjournalisten bisher ganz schön gepennt (was´n los, Herr Munzinger?), aber eigentlich ist es ja auch besser, wenn ein Geheimtipp auch relativ geheim bleibt und nicht die großen Massen über den Park herfallen (was wegen der etwas schwierigen Anreise und der begrenzten Infrastruktur in Santa Catalina aber auch nicht zu erwarten ist).
Wer irgendwie auf den Namen stößt und sich für Infos interessiert, findet ja jetzt hier was dazu...
Ein sehr schönes Erlebnis war dann auch noch der 3 Tage / 2 Nächte - Trip, bei dem die Tauchergruppe (wir waren nur zu dritt) + Guide + 2 Mann Bootsbesatzung + eigene Köchin im Gästehaus der Rangerstation übernachtet und beim tauchen auch Spots in Richtung offener Pazifik anfahren kann, die auf Tagesfahrten nicht erreicht werden können (Sombrero de Pelo, Bajo Pulpo oder Dos Tetas) was in unserem Fall massenhaft Delphine und ein paar Buckelwale vom Boot aus und noch etwas mehr Fisch und noch schönere Korallen bedeutete. Außerdem herrliche Abende bei leckerem Essen und dem Austausch von immer neuen Tauchstorys bis zum frühen Morgen zu Meeresrauschen (und leider auch etliche Sandflies - meine Beine sehen heute noch aus wie ein Streuselkuchen).
Viel zu schnell war es wieder an der Zeit, adieu zu sagen und mich auf den Rückweg nach Norden zu machen, aber da mir Malpelo auch noch fehlt und die Touren dahin in David nicht allzu weit von Santa Catalina starten, werde ich dann irgendwann sicher die Gelegenheit nutzen, um nochmal für einige Tage hier im Coiba - Park zu tauchen.
Alles in allem ist diese Gegend ohne Abstriche genauso spektakulär, wie die weiter oben erwähnten großen Namen und für Pazifik-Neulinge wegen der relativ leichten Bedingungen wohl sogar ein idealer Einstieg zum reinschnuppern, bevor man eine der sehr teuren Tauchsafaris zur Isla de Coco oder so bucht.
Ein paar weniger erfreuliche Aspekte will ich zum Schluß allerdings auch nicht unerwähnt lassen:
Zum Einen kämpfen die Parkranger auch hier einen schier aussichtslosen Kampf gegen eine Übermacht illegaler Langleinenfischer und vor allem die Anzahl der Haie ist trotz ihrer großen Zahl laut einiger Tauchguides und Bootsführer in den letzten Jahren schon merklich zurückgegangen, was auf lange Sicht nichts Gutes verheißt.
Außerdem wird natürlich reichlich Sprit verblasen auf den langen Anfahrten zu den Tauchplätzen (es gibt auch lokale Spots außerhalb des Parks und näher an der Küste, aber jeder will nach Coiba), was nicht gerade umweltfreundlich ist und die Sache auch recht teuer macht (140 $ plus die 20 $ Nationalparkgebühr kostet ein Tagestrip mit drei Tauchgängen zum Beispiel).
Und im Falle eines Tauchunfalls ist der Weg zu ärztlicher Versorgung seeehr weit.
Na ja, vielleicht ist ja eh´ bald alles hinfällig - viele von den Backpackern und Langzeitreisenden, die ich in Panama kennengelernt habe, machen sich allmählich auf in Richtung Mexico zu den großen Weltuntergangspartys an den Maya-Stätten Chichen Itza, Tulum und Coba, zu denen über 50000 Leute erwartet werden - aber falls nicht sind es Coiba und die anderen UW-Nationalparks unbedingt wert, weiterhin streng geschützt, aber natürlich auch von abenteuerlustigen und umweltbewußten Tauchern entdeckt zu werden.
Taucherisch mindestens 8 Flossen und jeden Cent wert und die etwas anstrengende Anfahrt + lange Bootsfahrten verbuche ich unter abenteuerliches Erlebnis, so daß ich nur die Höchstwertung vergeben kann für diesen tollen Urlaub.
Ausschließlich begeisterte Kundenkommentare an den Wänden des Coiba Dive Center!