Tauchurlaub auf der Schatzinsel
Cuba ist ...
Tauchurlaub auf der Schatzinsel
Cuba ist eine Alternative zur Dominikanischen Republik, eine interessante
Destination in der Karibik - auch und gerade für Taucher. Während
die DomRep nur eingeschränkte, meist unspektakuläre Möglichkeiten
für verwöhnte Taucher bietet, hat Cuba doch einiges aufzuweisen:
Der Golf von Mexiko, der Atlantik und die karibische See spülen an
die kubanische Küste. Im Süden der kubanischen Hauptinsel vorgelagert
in der karibischen See ist die Schatzinsel (Treasure Island). Sie wurde
von Columbus bei seiner zweiten Amerikareise entdeckt und Evangelista benannt.
Sir Franzis Drake diente sie als Seeräuberinsel im 18. Jhdt., später
zur Piratenzeit wurde sie auch Teufels- und Pirateninsel genannt. Stevenson
verfaßte hier seinen Roman "Die Schatzinsel". Der Verfasser
dieses Artikels war bereits vor elf Jahren auf der Schatzinsel. Voller
Erinnerungen an die damaligen unvergeßlichen Taucherlebnisse hat
er nun zum zweiten mal die Insel besucht und war überrascht, wie wenig
sich in dieser Zeit geändert hat.
Der günstigste Flug ist nicht unbedingt der beste. Mit einer Gruppe
von 17 Tauchern muß man darauf achten, daß alles gut klappt;
vor allem ist das Tauchgepäck wichtig, das rechtzeitig am Urlaubsort
sein soll. So schieden von vornherein die KLM (Umsteigen in Amsterdam -
Zwischenübernachtung in Havanna) und die Iberia (Zwischenübernachtung
in Madrid und in Havanna) aus, wir wählten eine Direktflug mit Condor
ab Frankfurt, der unterm Strich zwar 150 DM teurer war, dafür konnten
wir aber pro Person 46 kg Freigepäck und zusätzlich 30 kg Tauchgepäck
mitnehmen. Diese Menge Pfunde hat zwar niemand benötigt, es ist aber
schön, wenn man nach Herzenslust packen kann, ohne immer wieder nachzuwiegen,
ob es denn noch reicht. Der Flug nach Havanna war angenehm und pünktlich.
Ein Problem nach Ankunft in Havanna stellte die Paßkontrolle dar,
die von Passagieren vor uns eingetroffener Flüge so stark frequentiert
war, daß uns beim Anstehen die Zeit davonlief, mußten wir doch
unseren Anschlußflug vom nationalen Airport nach der Schatzinsel
erreichen. Hier spürten wir auch schon zum ersten mal die gute Betreuung,
die uns Nautilus Tours, exklusiver Veranstalter in Deutschland für
die Schatzinsel, angedeihen ließ. Die Reiseleitung in Havanna schaffte
es, den Inlandsflug der Cubana um eine halbe Stunde aufzuhalten und sorgte
für eine zügige Abfertigung beim Zoll, damit wir unsern Flug
nach Nueva Gerona, der Hauptstadt der Schatzinsel (amtlich: Isla de la
Juventud), noch erreichten. Mit einer halben Stunde Verspätung kamen
wir ins Hotel Colony, wo uns dann um 22.30 Uhr noch ein warmes Abendessen
erwartete, das wir denn nach dem obligatorischen Begrüßungsmojito
auch genossen.
Das Hotel ist das einzige touristische Hotel auf der Insel, zum nächsten
Ort sind es 15 km. Unsere Zimmer sind wunschgemäß allesamt im
ersten OG des Hoteltrakts gelegen. Zugegebenermaßen sind sie derzeit
noch etwas spartanisch, aber groß, sauber und zweckmäßig,
mit Aircondition und Balkon. Die Betten sind in Ordnung, Kühlschrank
mit Minibar, Dusche oder Bad und WC. Täglich werden die Handtücher
und alle 2 - 3 Tage die Bettwäsche gewechselt. Die 24 Bungalows, die
eine etwas großräumigere Alternative zu den Zimmern bieten,
werden z.Zt. totalrenoviert, es stehen nur noch die Außenwände,
der Hoteltrakt wird sukzessive ebenso renoviert werden. Die Hotelanlage
ist gepflegt, der Strand sauber; das Restaurant ist manchmal zu stark gekühlt,
aber man hat sich auf das Wärmeempfinden der Gäste schnell eingestellt
und die Klimaanlage heruntergefahren. Es gibt eine Bar am Pool und die
Mojitobar, die in der Lagune auf Stelzen steht und über einen 500
m langen Steg erreichbar ist. Überall in der Anlage stehen Kokospalmen
am weißen Strand, wahrhaft ein karibischer Traum - wenn da nicht
Sandflöhe und Moskitos wären. Aber damit muß man vornehmlich
in der Dämmerung wohl in der ganzen Karibik kämpfen.
Das Essen im Hotel ist zwar nicht sehr abwechslungsreich aber reichlich
und schmackhaft und vor allem hygienisch einwandfrei. Von der obligatorischen
Rache Pharaos wie man sie aus Ägypten kennt, war keiner der Gruppe
betroffen, obwohl alles gegessen wurde. Die Getränkepreise sind moderat,
Softdrinks (0,33l) kosten 1 - 1,50 US$, 1,5 l Mineralwasser 2 US$. Die
berühmten Karibik-Drinks wie Mojito, Pinacolada, Cubalibre, etc. kosten
2,50 - 3 US$, zur HappyHour nur die Hälfte. Wasser kann man auch billiger
in Nueva Gerona zu 0,65 US$ kaufen, oder einfach aus der Leitung kostenlos
trinken, was unbedenklich ist.
An den meisten Abenden wurde uns im Hotel Unterhaltung geboten: Eine
Band spielte kubanische Musik, eine Tanzgruppe tanzte Salsa (Nationaltanz)
und andere Künstler zeigten ihr Können. Es gab kubanische Feste
mit Spanferkel und gegen Aufpreis ein Lobsteressen mit Programm am Strand.
Getaucht wird am Cannereos-Archipel, dem zweitgrößten Korallenriff
der Welt. Die Tauchgebiete liegen 13 - 20 Meilen von der Hotelanlage entfernt
und werden mit Booten in etwa einer Stunde angefahren. In der riesigen
Bucht an der Leeseite der Insel sind 56 Tauchplätze mit Bojen markiert.
Vormittags wird am Außenriff getaucht, das bis auf 1200 m abfällt,
nachmittags im Innenriff mit max. 20 m Tiefe. Standard ist CMAS. Oft führen
Höhlen vom Innenriff ans Außenriff, Eingang auf 15 - 20 m Tiefe,
Austritt auf 40 - 50 m Tiefe. Schon die Tauchspots bezeugen, daß
es keine Probleme hinsichtlich der Tauchtiefen gibt, die inzwischen auf
vielen Tauchbasen propagierten 30m-Tiefenlimits nach PADI-Standard sind
hier unbekannt. Natürlich muß keiner in Tiefen tauchen, die
er nicht will, doch die eine oder andere Höhle muß er dann auch
auslassen und über die Kante ans Außenriff tauchen. Die Tauchgänge
werden obligatorisch von erfahrenen Guides geführt, Gruppen von 4
- 6 Tauchern. Das hört sich für den erfahrenen VDST-Taucher zwar
fast als unakzeptabel an, aber gerade bei den Höhlen ist dies natürlich
auch ein Sicherheitsaspekt. Außerdem ist es auch mal angenehm, sich
manches zeigen zu lassen und einfach nur zu schauen, ohne den Kompaß
im Blick haben zu müssen, und jeder Tauchgang endet unterm Boot.
Die Tauchplätze sind noch so gut erhalten wie bei unserem ersten
Besuch vor 11 Jahren, nicht zertaucht. Das liegt daran, daß konsequent
nicht geankert, nur an den Bojen festgemacht wird. Die Farbenpracht ist
so vielfältig nicht wie im Roten Meer, alles erscheint in einem einheitlichen
Braun. Bei Einsatz der Lampe entdeckt man dann aber das Purpur der riesigen
Schwämme, größer als ein Mensch, die im Durchmesser sogar
ein WC übertreffen. Es gibt viele Weichkorallen, Gorgonien, wenig
Hornkorallen. Viele Barakudas, große alte Einzelgänger, große
Stechrochen, Zackenbarsche, Lobster, erschreckend große Königskrabben,
Muränen, Ammenhaie und viel Kleingetier. Manchmal taucht man im Innenriff
in einer regelrechten Fischsuppe. Großfische sind selten, da kaum
Strömung am Außenriff herrscht. Aber ein Blick aus 40m in die
Tiefe kann einen schon mal eine Schule mit Hammerhaien auf 60 m entdecken
lassen. - Eine Momentaufnahme, die nicht die Regel ist, auch nicht die
Zitronenhaie, die eine andere Gruppe sieht. An den Tauchplätzen in
der Lagune befindet sich ein Restaurant auf Stelzen das Ranchon; dort können
die Hotelgäste ihr Mittagessen einnehmen, der Preis ist in der Vollpension
enthalten. Wer will kann dann die Mittagspause an einem weißen Korallenstrand
(so weit das Auge reicht) unter Palmen verbringen. Der Strand ist vom Ranchon
aus über einen Steg erreichbar. Außer Tauchern und Begleitpersonen
hält sich in dieser Idylle niemand auf. Nach dem Nachmittagstauchgang
steuert das Boot dann wieder den Hafen vom Hotel an.
Die Tauchbasis ist in einem Marinehafen, fünf Fahrminuten vom Hotel
Colony gelegen. Ein kostenloser Bus-Pendeldienst bringt die Taucher morgens
dorthin und holt sie auch wieder ab. Das funktioniert reibungslos, es gibt
keine Wartezeiten. Das Equipment kann über Nacht an der Basis verbleiben.
Für karibische Verhältnisse ist die Tauchbasis gut ausgerüstet,
getaucht wird mit 12l-Aluflaschen, INT-Anschluß, alle Herstellungsjahr
2000, wer unbedingt will, kann auch ausnahmsweise eine 15l Stahlflasche
haben. Eine intakte Mehrpersonen-Druckkammer befindet sich an der Basis,
ein Arzt ist im Hotel stationiert. 5 Tauchboote für jeweils 15 Taucher
stehen bereit. Sonstiges Tauchequipment sollte mitgebracht werden, da eine
Ausleihe teuer und nicht alles in jeder Menge verfügbar ist. Ein Tauchtag
(2 Tauchgänge) kostet bei Vorausbuchung 86 DM, ein Nachttauchgang
- nur vor Ort buchbar - 23 US$.
Einmal einen Urlaub auf der Schatzinsel zu verbringen kann ich jedem
Taucher empfehlen, der einmal was anderes als das Rote Meer oder die Malediven
sehen will. Beste Reisezeit ist November bis April, dann ist Trockenzeit,
danach ist Sommer mit tropischen Regenschauern. Wir hatten im November
Temperaturen von 30°C und eine durchgängige Wassertemperatur von
28°C. Ein Tropenanzug genügt zum Tauchen. Zwei Wochen Verweildauer
sollte man mindestens einplanen, des Jetlegs wegen. Es wird auch nicht
langweilig, Tauchspots gibt es genug.
Ein Ausflug zur Inselhauptstadt oder zur Krokodilfarm können eine
gute Abwechslung zum Ausfüllen der Tauchpause sein, die man unbedingt
nach einer Woche einlegen sollte, um sich mal richtig zu entsättigen.
Den Abreisetag funktionierten wir kurzerhand zu einer Stadtrundfahrt in
Havanna um. Mit der Frühmaschine erreichten wir Havanna gegen 8.00
Uhr. Ein Luxusreisebus nahm uns und unser ganzes Gepäck auf und wir
konnten dann am Vormittag die Altstadt von Havanna begehen, sehr gut zu
Mittag essen - im Restaurant eines 36-stöckigen Hochhauses ganz oben
mit einer phantastischen Rundumsicht über ganz Havanna - und am Nachmittag
dann die Neustadt besichtigen. Am späten Nachmittag ging es dann zum
Flughafen, wo dann nur noch wenig Wartezeit auf den Heimatflug war.
Man sollte unbedingt mit der richtigen Einstellung nach Cuba gehen:
Cuba ist ein kommunistisches Land, in dem das eine oder andere einfach
nicht zu haben ist, was am immer noch währenden Embargo der Amerikaner
liegt. Eine Reise für Meckerer, die das Haar in der Suppe suchen,
ist es nicht. Der Reiseveranstalter Nautilus Tours weist schon in seiner
Hotelbeschreibung auf eine negative Zustände hin, die uns aber in
keiner Weise störten, da wir nichts anderes erwarteten. Eines haben
wir aber immer angetroffen: Freundliche Kubaner, sauber und gut gekleidet,
die keine Touristen anbettelten. Sie haben sich sehr bemüht, uns den
Aufenthalt auf der Schatzinsel so schön wie möglich zu machen
und versuchten, unsere Wünsche weitgehendst zu erfüllen. Wenn
von unserer 17-köpfigen Gruppe insgesamt drei Leute nicht noch einmal
auf die Schatzinsel wollen, dann liegt dies einzig und allein an Moskitos
und Sandflöhen: Diese drei waren unsere Lockvögel, die anderen
wurden kaum gestochen. Weiter Auskünfte durch mich über herrmann@btsv.de
Klaus Herrmann Tauchsportclub Karlsruhe