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Go South - und glaubt nicht an die Gerüchte!Hotel ...

Go South - und glaubt nicht an die Gerüchte!
Hotel Zabargad, Orca Red Sea, HAMATA, 16. November bis 3. Dezember 2001

1) Der Flughafen.
Marsa Alam dürfte dann wohl die kleinste Stadt der Welt mit einem internationalen Flughafen sein. Zur Zeit landet Condor montags um 14 Uhr aus München. Anders als in Sharm und Hurghada gibt es KEINE Bettelboys, sondern Trolleys umsonst, freundliches Personal, schnelle Abwicklung, fix das Visum und dann geht´s in Nullkommanix zu den Bussen.
2) Der Transfer.
Dauert schon ein Weilchen, ca. drei Stunden mit einem kurzen Tankstopp in Marsa Alam und einer Rauchpause (uff!) im Shams. Dort stieg übrigens schon der bekannte Fischzeichner Ewald Lieske ("Korallenfische der Welt", "Fischkarten zum Mit-Unter-Wasser-Nehmen) zu, um uns die letzte Transferstunde mit einigem Gemeckere über Ägypten, Ägypter und ständigen Verspätungen zu vermiesen.
3) Das Hotel.
Einen Tag vor der Abreise kam ein Brief von Orca, dem Reiseveranstalter. Das "Soft-Opening" des Hotels (zu diesem Zeitpunkt zwei Wochen in Betrieb) sei in vollem Gange, der Pool allerdings noch nicht fertig, die Bepflanzung noch nicht perfekt und noch nicht alle Wege gepflastert. Kulanzmäßig kündigte man Rücküberweisung von DM 100 pro Person an. Fair - aber was würde uns erwarten?
Die Tatsachen: Der Pool war nicht fertig (Mitte der zweiten Wochen konnten wir das Kachelfest feiern - die Verlegung der ersten Fliese). Bepflanzt war noch nichts (Ende der zweiten Woche feierten wir das Palmenfest - die Ankunft eines ganzen Ficus-, Yucca- etc.-Dschungels). Und die Wege? Gab´s noch gar nicht!
Haben wir etwas vermisst? NEIN.
Das Hotelpersonal war - wieder anders als in Hurghada, Sharm und Quesier - absolut freundlich, nie doof-servil, immer zur Stelle. Das Essen (leider ein bisschen zu wenig ägyptisch) abwechslungsreich und gut, die Nachtische perfekt. Einmal die Woche ist Lagerfeuer unter Anwesenheit von Beduinen und unter Abwesenheit von jeder dämlichen Folklore.
Die Zimmer sind einfach, aber vernünftig ausgestattet und stets sehr sauber.
4) Die Umstände.
Wer hier was anders will als tauchen, ist falsch. Es gibt einen Mini-Kiosk und den unvermeidlichen Gold-Shop. Das war´s an Unterhaltung. Der Ort Hamada ist extrem arm. Eine Moschee, eine Schule, eine Militärstation, drei Buden, in denen Kekse und Lebensmittel verkauft werden. Ein Restaurant ohne fließendes Wasser, aber mit sehr leckerem Fisch. Die Menschen, viele nubischer Abstammung, sind bettelarm, aber sehr, sehr freundlich und aufgeschlossen.
5) Viele reisten ab - warum?
Schon am ersten Abend um 20.45 Uhr reiste die Hälfte aller Gäste wieder ab.
Was war geschehen?
Basenleiter Wolfgang hatte eine ehrliche Rede gehalten. Für den Hausriff-Steg gäbe es noch keine Genehmigung, deswegen müsse man über das Riffdach steigen - bei Wind etwas kompliziert.
Ein drittes und viertes Boot käme erst einen Tag später als geplant.
Das reichte für die meisten, auf Shams oder Mövenpick umzubuchen. Einige verliessen das Restaurant, ohne ihre Getränke zu zahlen. Fischzeichner E. setzte sich an die Spitze des Widerstands - und blieb dann doch.
Er hatte Glück - denn das Tauchen in Hamata ist brilliant.
6) Die Basis.
Professionell geführt, top ausgestattet, extrem motiviertes Personal, reibungsloser Ablauf - das ist, was wir erlebt haben. Kein Wunder, der Clausen-Clan (Orca Red Sea) hat ja auch in Safaga einen tollen Ruf.
7) Das Hausriff.
Fischzeichner E. fand 141 Arten und war begeistert. Wir auch. Nach Süden und Norden praktisch strömungsfrei zu betauchen mit vielen Ergs auf einer Sandfläche vor einer 15 Meter tiefen, mit tollen Korallen bewachsenen Wand. Schildkröten, Haie, Barrakudas wurden hier gesehen. Leider nicht von uns - immerhin ein Adlerrochen.
8) Die Ausfahrten.
Mit der üblichen Routine (zwei Dives, Mittagessen) geht es an die vorgelagerten Riffe. Als Early Morning Dive sogar bis in die Fury Shoals (Shaab Sataia). Zu den Top-Plätzen zählen aber vor allem die unbekannten, teils nie betauchten Plätze wie Shaab Claudio (durchlöchert wie ein Schweizer Käse, einfach und gut zu betauchen), Shaab Hamman (der schönste Korallengarten, den ich je gesehen habe), Shaab Said (fantastische Steilwand), Shaab Sakara (Mini-Fleckenriff, in einem Durchgang zu umtauchen), Shaab Galawa 1 und 2 (mit sehr schönen Wracks). Neue Riffe werden zur Zeit von Wolfang untersucht.
Insgesamt sind die Korallen in einem fantastischen Zustand, die Riffe extrem arten- und fischreich. Wer allerdings (was die Werbung verspricht) Großfische ohne Ende erwartet, ist falsch. Ich habe vier Weißspitzen, Schildkröten, Adlerrochen, große Napoleons, Makrelen und Thunas gesehen. Nicht mehr, aber erst recht nicht weniger! Das es auch Großfisch gibt, können Euch Wolfgang und TL Steffen bestätigen - nach einer Begegnung mit einem Silberspitzenhai bei Shaab Sataia.
9) Die Ausbildung.
Julia hat in Hamata ihren CMAS*, ich den Nitrox Basic gemacht.
Weil der Pool noch nicht fertig war, ging es für Jule direkt ins Wasser - praktisch und sinnvoll. Die Ausbildung haben Birgit und Steffen sehr professionell, verständnisvoll und nett in fünf Tagen mit sehr guten Arbeitsmaterialien und ganz ohne Videos durchgeführt. Ergebnis: Eine wirklich gute Taucherin mehr!
Wolfgang selbst hat mit uns den Nitrox-Kurs gemacht - allerdings nur die Theorie, weil N-Füllung zur Zeit noch nicht möglich ist. Bei ihm waren wir in wirklich guten Händen - er und sein Bruder sind Trimix-Profis. Die Materie ist trocken wie Sauerstoff, doch der Kurs ist prima und vertieft auch noch einmal viel Basiswissen.
10) Die Miesmacher und das Fazit
In den nächsten Wochen wird wohl einiges an Schund über das Zabargad und die Basis geschrieben und erzählt werden. Weil der Steg nicht fertig ist. Weil der Pool noch fehlt. Weil die Wellen am Hausriff manchmal hoch sind. Weil die Anlage eine Baustelle ist.
Trotzdem: Noch taucht ihr dort mit echtem Abenteuerfeeling an fantastischen Korallenriffen, die ihr im Norden niemals findet. Die Basis ist cool, das Hotel-Personal freundlich, Hamata ein echtes ägyptisches Dorf. Fahrt hin und macht Euch selber ein Bild. Wenn ihr mit Herzen taucht, seid ihr genau richtig.