Während meiner Indienreise im Januar, habe ich auch einen zweiwöchigen Abstecher auf die Andamanen Inseln gemacht. Mit dem Ziel, ein paar schöne Tauchgänge zu machen und mich an den offenbar traumhaften und immer noch einsamen Stränden von der anstrengenden Reise zu erholen. Die Anreise zu den weit vom indischen Festland entfernten Andamanen ging von Mumbai über Chennai, dann mit dem Flugzeug nach Port Blair, der Hauptstadt der Andamanen, und danach mit einem Passagierdampfer noch 2.5 Std bis nach Havelock Island. Havelock Island bietet die besten Tauchmöglichkeiten und man kann zwischen zwei Tauch-Basen wählen. Meine Wahl fiel auf die ´Barefoot Scuba´, weil diese dem von mir gebuchten ´Barefoot Resort´ angeschlossen ist. Man braucht aber nicht im Resort zu wohnen um bei ´Barefoot Scuba´ tauchen zu können. Gleich bei der Basis befindet sich noch ein kleines Resort und viele andere Unterkünfte sind in unmittelbarer Umgebung. Das ´Barefoot Resort´ ist aber unschlagbar was seine Lage mitten im tropischen Regenwald und an einem wunderschönen Strand gelegen, anbelangt. Es ist aber auch das teuerste Resort auf der Insel.
Die Tauchbasis ist ziemlich gut eingerichtet. Bei meiner vorgängigen Email Anfrage hiess es, ich könnte mein ganzes Equipment zuhause lassen, sie hätten alles da. Das stimmte auch fast, allerdings würde ich jedem empfehlen, den eigenen Computer (es gibt zuwenige davon) und die eigene Maske mitzunehmen. Nicht ganz dünne Frauen tun sich eventuell schwer mit den vorhandenen ausschliesslich für Männer geschnittenen Shorties mit Rückenreissverschluss. Man nimmt sich in der Basis Zeit, um das Equipment passend zusammenzustellen. Wer aber nicht an aufeinanderfolgenden Tagen tauchen geht, hat nicht immer Gewähr, dass alles zuvor probierte Equipment immer zur Verfügung steht.
Pro Tag wird jeweils eine Bootstour mit zwei Tauchgängen angeboten. Pro Woche gab es noch zusätzlich einen Nachttauchgang, aber nur bei genügender Anmeldung. Das tönt erst mal nach wenig Tauchmöglichkeiten, aber spätestens bei der Anfahrt zum ersten Tauchplatz war mir klar, wieso das so ist.
Die besten Tauchplätze liegen fast alle weit vor Havelock Island. Die Anfahrt mit den etwas langsamen lokalen Dunghis (Fischerbooten) nimmt im Schnitt 1 bis 2 Stunden pro Weg in Anspruch. Bei rauher See war das eine ziemlich ungemütliche Sache.
Entlohnt wird man dann aber mit vollständig intakten Riffen, schönem Korallenbewuchs und gesundem Fischbestand und vielen neugierigen Meeresbewohnern. Besonders reizvoll waren die vielen Oktopusse an einem Tauchplatz, welche sich nicht wie anderswo in die Löcher verzogen, sondern sich ganz ungestört in ihrer ganzen schillernden Farbenpracht präsentierten. Ein anderer Tauchplatz gehört wohl zum Schönsten, was ich an Unterwasserszenerie bisher gesehen habe. Eine zerklüftete Landschaft mit grossen Schulen von Snappern, Jacks, Trevalleys, Barrakudas, etc und mitten drin völlig ruhig und überhaupt nicht menschenscheu, einige riesige Barsche und Napoleons. Dieser Tauchplatz bietet auch oft grosse pelagische Fische.
Dadurch dass die Andamanen ein relativ neues Tauchgebiet darstellen, sind noch nicht allzuviele Tauchplätze entdeckt und erforscht. Die Auswahl an wirklich guten und anspruchsvollen Tauchplätzen ist desshalb etwas eingeschränkt. Aber aufgrund dessen, was man an den angefahrenen Tauchplätzen sehen konnte, lässt sich erahnen, was es um diese Inseln noch zu entdecken gäbe.
Lohnen würde sich bestimmt auch eine mehrtägige Boots-Tour zu den weiter ausserhalb gelegenen Inseln. Wer schon dort war, schwärmt über alle Massen. Im Moment existiert aber soviel mir bekannt ist, kein Unternehmen, dass regelmässig Touren dahin anbietet. Ab Phuket (Thailand) gibt es ab und zu Angebote.
Für erfahrene Taucher kann das Tauchen auf Havelock unter Umständen etwas frustrierend sein. Weil die Andamanen auch ein Langzeit-Traveller Paradies sind, gibt es entsprechend viele, vor allem jüngere Leute, mit relativ wenig Taucherfahrung und kleinem Budget, die sich nur für ein paar Tauchgänge anmelden. Da es schon generell wenige Taucher auf Havelock gibt, kann es dann wie in meinem Fall vorkommen, dass auf dem Boot die allermeisten Taucher wenig bis keine Erfahrung haben. Auf allen Tauchgängen lag in meiner Gruppe bei den andern Tauchern der Durchschnitt der geloggten Tauchgänge bei 10 - 25!!.
Die besten Tauchplätze sind für Anfänger aber nicht wirklich geeignet. Sie beinhalten einen Freiwasserabstieg und beginnen bei 20m und gehen bis hinunter auf 30m, es gibt keine seichte Austauchzone. Da die meisten Taucher keinen Computer auf sich trugen, musste bei zwei Tauchgängen am gleichen Platz stark auf Safety getaucht werden. Wir mussten aber auch sonst jeden Tauchgang sehr früh abbrechen, weil irgendwem die Luft viel zu schnell ausging. Bei einem Preis von rund 80 US$ für den 2 Tank-Trip hätte ich gerne die Tauchgänge länger ausgekostet.
Mein Fazit:
+++ Sehr schöne und völlig intakte Riffe und ein paar szenisch spektakuläre Tauchplätze waren Highlights.
Die mehrheitlich burmesische Bootscrew war immer supernett und hilfsbereit.
Havelock ist eine sehr schöne Insel mit wunderbaren Stränden, eindrücklichem Regenwald, einer Unmenge an Vögeln, ein paar Elefanten welche tatsächlich schwimmen können und einer ausgesprochen gemütlichen Atmosphere.
Ideal sind die Andamanen für Reisende, welche einen gemischten Strand- und Tauchurlaub machen möchten in Kombination mit einer (Süd)Indienreise.
Minus: Lange An- und Rückfahrten zu und von den Tauchspots. Laute und für solch lange und ruppige Fahrten tendenziell unbequeme Boote.
Schlechte Zusammenstellung der Tauchgruppen, ohne Rücksicht auf Ausbildungs- und Erfahrungsstand.
Wenig Auswahl an anspruchsvolleren Tauchplätzen direkt um Havelock.
Organisation und Komfort in der Basis könnte noch etwas besser sein.