Joy Dive Maldives - Safari Island

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Zeitraum Anfang März 2018

Zum fünfzigsten Jahrestag meines Ur-Taucher-Brevets sollte es schon mal was über Ägypten hinaus sein. Folglich musste ich mir erstmalig in meinem Taucher-Leben die Strapazen einer Über-Nacht-Flugreise antun und mindestens die Malediven anpeilen. Nach der Devise „Tauchen wird man da wohl überall können“ orientierte ich mich vorrangig am Preis und verschob die Zielentscheidung bis 14 Tage vor der Reise. In den Schulferien-Zeiten geht so etwas wohl nicht, aber Anfang März klappte der Plan perfekt. Ein Resort namens Safari Island, der zuvor für über 4000 Euro pro Person ausgewiesen war, wurde über Nacht um fast 1000 Euro billiger. Da schlug ich zu.
Die größte Sorge ereilte mich übrigens während des Hinfluges. Um mich herum verschleuderten etliche hochgradig Verseuchte Grippebakterien in heftigen Salven. Mein Hals fing nahezu reflexartig an zu schmerzen. Ich schickte mich schon schicksalsergeben drein, das viele Geld in den Maledivensand gesetzt zu haben. Zum Glück war mir als Privatpatient der Vierfach-Grippeschutz zuteil geworden und die Katastrophe blieb aus.
Das Eiland, von Male aus per Wasserflieger in 30 Minuten erreichbar, entsprach den Klischees, die unser Bild von den Malediven prägen. 800x200 m Palmenwäldchen, von perfektem Sandstrand umrahmt. Länger zurückliegend hatte das Resort einige ungewöhnlich schlechte Kritiken im Internet gefangen. Die konnte ich im März 2018 nicht nachvollziehen. Ich fand gut akzeptable Konditionen vor. Zumindest die Hauptparameter, allgemeiner Eindruck, Unterkunft, Essen und Personalverhalten, stimmten meiner Ansicht nach.
Kritikpunkt, der für die Malediven wohl universelle, die Umweltproblematik: Die winzigen Inseln müssen sämtliche Ver- und Entsorgungsaufgaben jeweils autark leisten und sind damit trotz moderner Methoden mindestens partiell überfordert. Die Energieversorgung war stabil und das inseleigene Kraftwerk so leise, dass wir es nicht hörten. Dasselbe galt für die Wasserversorgung. Was da aus der Leitung kam, war zumindest geruchs- und geschmacksmäßig kaum zu beanstanden. Aber die Inseleigene Müllverbrennung wies deutliche Schwächen auf, mehrere Tage stank es zumindest stundenweise nach verbranntem Plastik. Die Abwässer werden vorgeklärt ins Meer geleitet. Einzelheiten dazu, in welcher Entfernung, in welchem Reinigungsgrad, waren nicht in Erfahrung zu bringen. Eigentlich wünschte ich mir als umweltbewusster Deutscher über solche Fakten schon durch den Reiseveranstalter, mindestens aber durch einen diskret an der Rezeption ausliegenden Flyer informiert zu werden.
An dem Glaubensbekenntnis, welche Malediven-Unterkunftsform die ideale sei, will ich mich eigentlich nicht beteiligen. Lediglich der Hinweis: Wir hatten Strandbungalow gebucht, mussten jedoch den ersten Tag ersatzweise in einem der Stelzen-Bungalows dieser Malediven-typischen Wohnbrücken verbringen. Die Erfahrung war heilsam: Mir persönlich war es auf dem Stelzen-Steg viel zu heiß und zu nackt-hölzern. Ich wusste hinterher unseren Bungalow unter schattigen Palmen am Strand so richtig zu schätzen. Zumal wir mit Nummer 126 so ziemlich die idealste Position in Bezug auf die Laufwege, aber auch in Bezug auf den Lärm des Flugzeug-Landeplatzes und des Hafenplatzes erwischt hatten. Für Nachahmer hier die Google-Earth-Koordinaten: 3°57'31.27"N, 72°54'49.52"E. Mücken gab es übrigens zum Reisezeitpunkt auf der Insel nicht. An sonstigem Ungeziefer hatten wir es nur mit vereinzelten Ameisen zu tun.
Aber zum Tauchen: Auf der Insel arbeitet die Basis „Joy Dive“ unter deutscher Leitung und unter vorherrschend deutschem Sprachgebrauch. Da ringsum eine ganze Reihe bis kurz unter die Wasseroberfläche reichender Korallenbänke zu finden sind, mangelt es den Ausfahrten kaum an örtlicher Vielfalt. Grundsätzlich werden zwei Tagesausflüge angeboten, wovon der Vormittagsausflug überwiegend ein Doppeltauchgang ist, allerdings auch schon um 8.00 Uhr startet. Daneben gibt es noch Safari- und weitere Angebote. Als Spätaufsteher wählte ich stets den Nachmittag. Einige Tage hatte ich dadurch sogar das Privileg einer Allein-Ausfahrt und der (die) Diveguide(in) richtete sich ausschließlich nach meinen Interessen. Am Basenambiente, einschließlich der hygienischen Bedingungen, fand ich nichts zu kritisieren. Tauchgangorganisation, Sicherheitsorientierung und Ortskompetenz erschienen mir gut ausgeprägt. Bis auf ein Ereignis, auf das ich am Ende noch zu sprechen komme, erwiesen sich auch die mit Zeitvertrag arbeitenden Diveguides als fachlich routiniert und im Umgang als (sehr) angenehm.
Die Malediven sind unter Tauchern bekannt für zwei Dinge, zum ersten, dass die Korallenbleiche ihre Atolle schon mehrfach heimgesucht hat. Die Regeneration verläuft deutlich unterschiedlich. An einigen Tauchplätzen haben sogar die Steinkorallen schon wieder respektable Größe erreicht. Dennoch ist an vielen Stellen, besonders auf den Riffdächern, deutlich zu sehen, wie viel da einst gedieh, jetzt aber abgestorben ist.
Zum anderen gelten die Malediven im Gegensatz zu Ägypten als Großfisch-reich. Auch ich empfand Vielzahl und Größe, besonders aber die Anwesenheit attraktiver Arten, als beeindruckend. Grauhaie oder Arten ähnlicher Größe konnten an einigen Plätzen fast wie im Theater vorgeführt werden. Große Zackenbarsche, Napoleons, Muränen und große Rochen sah man auch des Öfteren. Wobei die größten der Rochen ebenso wie stattliche Ammenhaie ganz bequem vom Trockenen bei der täglichen rituellen Verfütterung von Küchenabfällen am Stelzenrestaurant der Insel zu bewundern waren. Mantas oder gar Walhaie habe ich leider trotz eines darauf abzielenden Sonderausflugs nicht zu Gesicht bekommen. Dafür fast unzählige Schildkröten, die sich auch willig aus der Nähe ablichten ließen.
Allerdings gab es auch Aspekte, die mich weniger erfreuten. Zum ersten, das Drift-Tauchen. Infolge der ortsüblichen heftigen Strömungen verlief fast die Hälfte meiner Tauchgänge buchstäblich „wie im Fluge“. Manchen schien das zu begeistern, mein Ding war es nicht. Man kann dabei nichts ausgiebig betrachten, geschweige denn fotografieren. Die rasanten Strömungen bedingen wohl auch die überwiegend mäßige Sicht auf den Malediven, den Blitz bei Panoramafotografie kann man sich getrost schenken.
Die Preise des Tauchens sollte ich eigentlich nicht kommentieren. Alle Interessenten an den Malediven sind sich wohl der Tatsache bewusst, dass das Tauchen im Paradies der räumlich begrenzten Atolle seinen Privileg-Preis hat. Konkret fast 70 € pro Tauchgang, und damit ungefähr das Doppelte wie in Ägypten. Dabei sollte man sich nicht von der ersten Werbung täuschen lassen, welche 49 Dollar (bei vollständig eigener Ausrüstung), also etwas über 40 Euro, verspricht. Auf diese Werbe-Summe wird alsbald noch etliches draufgerechnet. Das „upgrade“ von 12 auf 15-L-Flasche schlägt mit drei Dollar zu Buche, der „tank service“ mit einem Dollar, und, was mich nun doch düpierte, die unvermeidliche Bootsnutzung als Extraleistung mit 15 Dollar. Am Ende kommen zu dem Ganzen noch „Service Charge“ und Mehrwertsteuer von insgesamt 22%, was dann, nach meiner Rechnung, am Ende eben 70 Euro ausmacht.
Am Ende nicht verschweigen will ich ein Vorkommnis, das mich nach wie vor beschäftigt, da ich mir nicht sicher bin, ob meine Haltung nicht vielleicht antiquiert oder gar sachlich unfundiert ist. Es ist auch der Hauptgrund, warum ich nur vier Sterne, und nicht fünf, vergebe. Mich würde dazu die Meinung anderer interessieren:
Man nahm mir nicht nur den Transport meines Tauchsachenkoffers zur Basis ab sondern hatte diesen auch schon ausgepackt und den Inhalt inspiziert, als ich an der Basis anlangte. Neben meinem Koffer stand die wichtige Basenperson Andrea und fuhr mich, kaum dass ich guten Tag gesagt hatte, an: „Mit dieser Ausrüstung lassen wir dich bei uns nicht tauchen“. Sie bezog sich dabei speziell auf meine Doppel-Regler-Konfiguration an absperrbarer Brücke. Für mich ist diese Konstellation bereits seit vielen Jahren aus Sicherheitsgründen unverzichtbar. Sie wurde noch nie auf einer Basis beanstandet. Gerade für das Drifttauchen halte ich sie für ungefähr genauso wichtig wie für Kaltwassertauchen, denn sollte es mal zu einer Reglerblockade oder einem unkontrollierbarem Luftaustritt kommen und man arbeitet sich etliche Meter hinter dem nach vorne schauenden Partner im harten Driftstrom vorwärts, hat man fast null Chance, dessen rettenden Oktopus zu erreichen. Für mich war die Ansage ungefähr das Gleiche, als hätte mich jemand eingeladen, die Höchstgeschwindigkeit seines Porsche zu testen und dazu gesagt, die Airbags baue ich aber vorher aus. Als ich androhte, den Skandal auszutragen, lenkte Andrea schließlich ein und bot an, mir zum Checktauchgang die Doppelkonstruktion zu genehmigen und hernach den Basenchef als höchste Instanz end-entscheiden zu lassen.
Dazu kam es nicht, infolge eines weiteren skandalösen Vorkommnisses, das aber nicht mehr die Basis zu verantworten hatte: Speziell für diese Reise hatte ich mir von der Fachfirma „High Tech Diving“ aus Frankenberg eine neue absperrbare Brücke kommen lassen und diese, im Vertrauen auf sofortige Nutzbarkeit deutscher Wertarbeit, ungeprüft in den Koffer gepackt. Beim Anrödeln musste ich konsterniert feststellen, dass die Gewinde so eng oder irgendwie schlecht geschnitten waren, dass einer meiner beiden Regler nur mit Hilfe einer Wasserpumpenzange einzupressen war. Beim zweiten überschritt der Kraftaufwand bei weitem das, was ich dem Regleranschluss zumuten wollte. Erst nach Rückkehr konnte ich das Gewinde der Brücke durch mehrfaches gewaltsames „Hineinwürgen“ eines alten Reglerstutzens nutzbar machen. Vor Ort blieb mir also nur, mit nur einem Regler zu tauchen. Und ich brauche nicht zu sagen, dass der Gedanke, dass ich gerade mit 300 km/h in einem Porsche ohne Airbag fuhr, während der Tauchgänge des Öfteren präsent war.
Ziehe ich mal die individuellen Kümmernisse von der Bilanz ab, so würde ich sagen, für den eingangs erläuterten Anlass war diese Malediven-Erstreise wohl ein angemessener Aufwand und eine würdige Taucherfahrung. In die Glaskugel will ich nicht schauen. Dennoch: Sollte mir noch die gesundheitliche Kondition beschieden sein, ein Ziel für den fünfundfünfzigsten Jahrestag meines Taucherbrevets wählen zu dürfen, dann könnte es im Hinblick auf die Malediven durchaus sein, dass ich mich des hohen Finanz- und Reisezeitaufwands im Verhältnis zum in Ägypten erlangbaren Taucherlebnis erinnere. Dann würde ich, aus jetziger Sicht, wohl zu dem Schluss kommen, dass ich mit genau der Hälfte an finanziellem und Reisezeitaufwand (ich lege hier die Verhältnisse eines früheren Aufenthalts in dem Hochklasse-Resort Soma-Bay zugrunde) in Ägypten ein vergleichbares Erlebnis deutlich günstiger erlangen kann.