DIVE HUB ANTULANG, PHILPPINEN, 27.5. bis 14.6.201 ...
DIVE HUB ANTULANG, PHILPPINEN, 27.5. bis 14.6.2012
Es ist eine langer Weg vom Flughafen Dumaguete zu Martin Jordans Dive-Hub in Antulang. Und der Weg wird immer schlimmer. Auf dem letzten Kilometer kommen Befürchtungen auf, dass selbst der SUV mit seinem Vierradantrieb von der steilen, mit Schlaglöchern übersäten Schlammpiste überfordert ist. Die wilde Fahrt endet an einer zehn Meter hohen, von tropischen Pflanzen überwucherten Brandmauer. Dahinter liegt Dive Hub. Wir steigen die steile Treppe durch den tropischen Garten zum Strand hinunter und werden von Martin am Eingang des großen, auf allen Seiten offenen Restaurants und Gemeinschafthauses begrüßt. Das Haus, eine verwegene Konstruktion aus Riesenbambus mit einem tief herunter gezogenen Dach aus Palmwedeln steht auf Stelzen am Strand und im Wasser und lässt sofort Urlaubsstimmung aufkommen. Hier wird gegessen und es gibt Sitzecken mit Sofas (natürlich auch aus Bambus) und für die ganz Schlaffen ein paar Hängematten. Nebenbei bemerkt: man isst gut hier: das Frühstück zum Beispiel mit einem opulenten Fruchtsalat aus frischen Bananen, Ananas, Maracuja, Mango, Melone usw. oder diversen Eierspeisen, Mittags eine Auswahl an Sandwiches oder Pastas und das Abendessen überrascht jeden Tag mit 3 Gängen aus der philippinischen oder internationalen Küche. Zum Abendessen und hinterher sitzen die Gäste mit Martin und seiner Familie am großen Tisch, man bespricht die kommenden Tauchgänge oder was man so gesehen hat am Hausriff oder hat einfach Spaß zusammen, blödelt rum oder diskutiert über Gott und die Welt und erfährt so ganz nebenbei auch einiges zur Problematik von Dive Hub als kleines Unterwasser-Schutzgebietes. Die studierte Ökologin Jenna, die sich neben Martin um den tropischen Garten und das geschützte Riff kümmert kann da einiges erzählen. Doch erst mal beziehen wir eins der vier Bungalows mit Dusche und WC neben dem Strand. Zur Auswahl steht auch die Terrassenwohnung im Haupthaus mit dem atemberaubenden Ausblick auf die Küste. Alles also ganz übersichtlich, im Höchstfall ist Platz für 10-12 Gäste. Bei der Ankunft sind Elke und ich die einzigen Gäste, später kommen dann noch insgesamt vier dazu. Ein individueller Urlaub mit Familienanschluss. Die Tauchbasis ist neben den Bungalows und mit wenigen Schritten ist man am Strand mit den Sonnen geschützten Liegen (wenn’s voll wird, dürften es hier ein paar Liegen mehr sein, aber das Problem stellte sich bei unserem Aufenthalt nicht). Rechts ein wackliger Steg (der ursprüngliche ist wohl ein Opfer des Taifuns von Ende 2011 geworden) und draußen schaukelt das Tauchboot „Martin 1“ an einer Boje. Weil wir nur zu zweit sind, fährt man uns meist mit dem Zodiac zu den Tauch- und Schnorchelplätzen ausserhalb des Hausriffs. Und für die Tauchsafaris zu den Inseln gibt es ein Hausboot mit Sonnendeck und ein paar einfachen Schlafkabinen.
Was mich als Taucher und Elke als Schnorchlerin natürlich am brennendsten interessiert, ist der aktuelle Zustand des Hausriffs und der benachbarten Tauchplätze. Auf der Webside hatten wir einiges gelesen über die Zerstörungen durch den verheerenden Taifun vor gut sechs Monaten. Da ich verschnupft bin von den Klimanlagen der Flugzeuge und Flughäfen steigen wir erst mal mit dem Schnorchel ins Wasser. Erster Eindruck: am Hausriff sind viele Fische. Zum Teil in großen Schwärmen, Makrelen, Barsche, Falterfische usw. Die umgekippten Korallenblöcke sind auf den ersten Blick nur grün bewachsen. Doch beim genaueren Hinsehen erkennt man überall die nachwachsenden Weich- und Steinkorallen. Auch Anemonen mit bunten Familien von Clownfischen haben sich wieder angesiedelt. Neben den Fischen entdecken wir Schnecken, kleine Langusten, Aale und verschiedene Muränen und Seeschlangen – schon von der Oberfläche aus. Nachdem es nachts heftig geregnet hat, ist die Sicht eher mau. Am nächsten Tag ist sie schon besser. Wieder geht es zum Schnorcheln – wir werden (übrigens gratis) zur nächsten Bucht gefahren, keine fünfhundert Meter weiter. Sie ist von den verheerenden Wellen des Taifuns verschont geblieben ist. Eine phantastisch bunte Welt von Weich- und Steinkorallen, ein Paradiesgarten unter Wasser tut sich auf. Aber kaum Fische. Tote Hose. Warum das so ist, wird am Abend klar. Das nächltliche Meer ist übersät von Lichtern, Fischerboote jeder Größe bis hin zu Trawlern mit Schleppnetzen. Die Insel Negros ist dicht bevölkert. Fisch ist ein Hauptnahrungsmittel. Die Folge: eine totale Überfischung. Gefischt wird auch in den Riffen, obwohl es verboten ist. Und man damit sein eigenes Geschäft ruiniert. Martin hat bei den Behörden erwirkt, dass die paar hundert Meter Hausriff am Dive Hub schon vor Jahren zur Schutzzone erklärt wurden. Womit er sich – gelinde gesagt – nicht die Freundschaft der örtlichen Fischer erworben hat. Auch Jenna nicht, die der Bevölkerung und den Fischer zu vermitteln versucht, dass der Fischnachwuchs nur in intakten Riffe eine Chance hat. Und auch der Tauchtourismus ausbleiben wird, wenn es keine Fische mehr gibt. Dass es ein harter Kampf ist, die vielfältige Unterwasserwelt im Schutzgebiet zu erhalten, zeigt sich am übernächsten Tag. Endlich kann ich wieder tauchen. Die Sicht ist phantastisch, die Unterwasserwelt und ihre Bewohner sind es noch mehr. Beschützt wird diese Welt von Meter hohen Sternen aus Baustahl in 30 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund entlang des Schutzgebietes. Wer hier sein Netz ausbringt, bleibt hängen. Zum andern steht ein Mann vom privaten Wachtdienst täglich 24 Stunden am Strand von Dive Hub und verhindert, dass kleineren Fischerboote es mit anderen Fangmethoden versuchen. Finanziert werden die Maßnahmen von Martin, denn die örtliche Polizei scheint kein Interesse daran zu haben, sich mit den Fischern anzulegen. Soviel zur ökologischen Problematik , die es ja nicht nur auf den Philippinen gibt…
Drei Wochen haben Elke und ich im Dive Hub verbracht. Die tropische Sonne genossen und auch ein paar heftige Gewitter überstanden. Es hat Spaß gemacht, hier zu tauchen und zu schnorcheln. Auch auf einer zweitägigen Tauchsafari zu den Inseln. Die abendlichen Unterhaltungen im engen Kreis waren unterhaltsamer und anregender, als manches Animations-Haligali, mit dem man andernorts traktiert wird. Und wenn man mal keine Lust zum Tauchen oder Schnorcheln hat, lässt man sich auf einen Ausflug über Land kutschieren. Übrigens: neben den Meeresbewohnern gibt es im Dive Hub noch zwei andere Tiere, die unbedingt erwähnt werden müssen: Mädele, der adoptierte Strandhund, der mit Argusschnauze jeden Eindringling verbellt und dafür gestreichelt werden will. Und Hasso, der Labrador mit dem Surfbrett. Kaum lag Elke am Strand, kam er damit an, um sich einträchtig mit ihr drauf zu legen und sich aufs Meer hinaus strampeln zu lassen…
20.6.2012 Hannes