Okyanus JD, Okyanus Blue Liveaboard

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Im Herbst 2014 war es endlich soweit. Mit großer ...

Im Herbst 2014 war es endlich soweit. Mit großer Erwartung auf Unbekanntes haben wir eine Woche auf der Okyanus JD verbracht. Und wir wurden nicht enttäuscht.


Das Tauchgebiet:
Das Schiff macht seine Touren in der südlichen Ägäis südlich der Halbinsel Datca. In dieser sehr zerklüfteten und felsigen Küstenlandschaft ist man fast immer so von Inseln und Halbinseln umgeben, dass man nur selten einen Ausblick auf einen freien Horizont hat. Der Vorteil: So gut wie keinen Wellengang.

Unglaubliche Sichtweiten von 40m und oft mehr gaben uns den Blick auf skurril ausgefressene Kalkfelslandschaften frei, die teils üppig mit Schwämmen, Seescheiden und anderem bunt bewachsen waren. Antike Amphoren, Nacktschnecken, Skorpionfische, Oktopoden, kleine Zackenbarsche, Stachelrochen, Bärenkrebse (selbst tagsüber!) und diverse Schwarmfische beleben die Unterwasserwelt. Schildkröten wurden von uns ebenfalls mehrmals Über- und Unterwasser gesichtet. Sogar eine Robbe ließ sich je einmal Über- und Unterwasser für kurze Sekunden sehen, was allerdings wohl bisher einmalig ist.

Dabei ist das Meer, bis auf diverse Angelschnüre völlig frei von Müll. Keine Plastiktüten, Schrott, Kanister oder Autoreifen verschandeln und schädigen die Unterwasserwelt. Auch ansonsten sind keinerlei Zivilisationsschäden an den Riffen zu erkennen.

Ich habe Taucherfahrung vom Roten Meer über die Malediven, Indonesien, Philippinen, Australien, Karibik, einheimische Seen, Ostsee, Nordsee, Bretagne, Cote d´Azur, Malta. Habe also einen gewissen Vergleich - auch innerhalb des Mittelmeers.

Was das Mittelmeer angeht, wo ich bereits mehrere wirklich herausragende Tauchgänge gemacht habe, schlägt das Tauchgebiet in der südl. Ägäis alles bisher Erlebte. Natürlich ist das Mittelmeer kein tropisches Korallenriff und weder so artenreich, noch so dicht besiedelt, wie dieses, dafür stellt die überwältigende Unterwasserlandschaft in Kombination mit der Sichtweite so manches tropische Riff in den Schatten. Und in einem Tauchgang fünf verschiedene Nacktschneckenarten zu finden, gelingt einem auch (außer in Raja Ampat) in einem Korallenriff nicht oft.

Die Lichtspiele der stetig strahlenden Sonne über der weitläufigen Felslandschaft sind wirklich atemberaubend schön. Und die ausgefressenen Kalksteinfelsen lassen einen oft genug vergessen, dass man hier nicht über Korallen taucht.

Strömung gab es nur an wenigen Tauchplätzen und das auch nur sanft.

Fazit Tauchgebiet: Top! Auch für einen, der schon fast alles gesehen hat. Und (vielleicht deshalb) mal was anderes haben will.


Das Tauchumfeld:
Es wird mit Aluflaschen getaucht. Tauchlimit, wie allgemein üblich, eine Stunde, 30m max. Tiefe. Fast alle Tauchgänge fanden vom Schiff aus statt, was Dank des sehr bequemen Ausstieges und der praktisch fehlenden Dünung, äußerst angenehm war. Auch die Organisation an Bord ist außergewöhnlich effizient und für den Gast wenig mühselig. Der Kompressor ist ungewohnt leise und hat mich überhaupt nicht gestört. Ansonsten entspricht das Schiff den besten Standards, wie ich ihn für Tauchschiffe kenne. In den angesprochenen Punkten übertrifft es ihn sogar.

Die Einweisung ins Tauchgebiet ist ebenfalls bester Standard. Alles wird wunderbar auf Deutsch erklärt, so dass auch Fremdsprachenmuffel prima zurecht kommen.

Es wird geguided (Buddy-Teams + Guide) getaucht, was für mich als Fotograf meist ein Problem darstellt, da ich an manchen Stellen doch sehr lange bleiben will. Aber Dank der extremen Sicht war auch das in der Praxis kaum ein Problem.

Übrigens: Keinerlei andere Tauchgruppen weit und breit. Wir waren immer die einzigen am Riff.

Fazit Tauchumfeld: Top!


Das Schiff:
Das Schiff besteht aus Holz, ist Tipptopp in Schuss und ist sehr praktisch aufgebaut und urgemütlich. Es gibt jede Menge Rückzugsmöglichkeiten, aber auch einen ´Versammlungsort´ an dem gemeinsam gegessen und erzählt wird. Auch die Briefings finden hier statt.

Ich persönlich liebe es, an Deck zu schlafen und den zumeist grandiosen Nachthimmel zu genießen. Auch das ist hier nicht nur möglich, sondern bereits bestens vorbereitet. Es stehen neben der eigentlichen Kabine auch auf Deck genügend Matratzen zum Übernachten zur Verfügung.

Die Doppel-Kabinen haben alle einen eigenen Waschraum mit Toilette und Dusche. Strom und Licht ist ebenfalls vorhanden. Und all das das nicht in kalten, weiß getünchten Stahl, sondern in warmen Holz. Was das für einen Unterschied im Erholungswert macht, soll man gar nicht glauben.

Das Schiff ist auch tatsächlich segelfähig, was wir sobald es Wind und Fahrtrichtung zugelassen hat auch am eigenen Leib erfahren durften. (Auch das ist nicht selbstverständlich!)

Ansonsten auch hier alles bestens und es gibt nichts zu beanstanden.

Fazit Schiff: Urgemütlich, mit angenehmen Komfort.


Die Crew/Der Service:
Die Schiffscrew besteht aus drei Mann (Skipper, Koch und Mannschaft plus dem Tauchguide (Ahmed - einer der beiden Eigner). Alles Einheimische. Ahmed spricht und versteht Deutsch, die anderen drei sprechen Englisch. Alle sind sehr nett und lustig, aber auch hilfsbereit ohne dabei aufdringlich zu werden. Es macht einfach Spaß mit Ihnen unterwegs zu sein.

Das Essen (3x täglich + Snacks) ist reichhaltig, lecker und gut. Ahmed weiß viel über seine Heimat zu erzählen, was sehr interessant ist. Auch die Landausflüge, die man während der Woche machen kann (ohne Aufpreis oder so), waren interessant. (Hafenstädte, Ruinen einer bemerkenswerten griechischen Kapelle, eine Schiffsbauwerft, wo solche Holzschiffe in Handarbeit gebaut werden).

Beim An- und Ausziehen der Tauchausrüstung wurde uns, vermutlich mangels Hilfsbedürftigkeit, nicht großartig geholfen, was ich persönlich als sehr angenehm empfand. So hatte man seine Ruhe und meist geht es so sowieso problemloser und schneller. Ich bin mir aber sicher, dass das anders gewesen wäre, hätte jemand Mühe oder Probleme gehabt. Jedenfalls wachten Argus-Augen über uns und eine helfende Hand wäre nie fern gewesen.

Alles war stets sauber und aufgeräumt. Es gibt wirklich nichts, über was man klagen könnte. Sicherlich kann man noch mehr Luxus bieten, aber ich persönlich will das gar nicht. Für mich war das so genau angenehm. Man fühlt sich nicht belästigt, findet aber immer ein offenes Ohr, wenn man einen Wunsch hat und hat ansonsten sowieso alles, was man braucht. Und die ein oder andere angenehme Überraschung war auch dabei.

Fazit Crew/Service: Für Tauchsafaris absolut bester Standard ohne Ausfälle. Mehr Service wäre für mich persönlich eher nervend gewesen als angenehm. Also auch hier: Topp!


Und sonst:
Grandiose Küstenlandschaften, prachtvoller Sternenhimmel, Übernachten in einsamen Buchten (keine anderen Schiffe weit und breit), Kein Seegang (Dank der Topologie der Küste), wilde Ziegen, nirgendwo Müll, insgesamt angenehmes Klima und besten Wetter (allerdings wird es Anfang Oktober Abends bei Wind doch schon etwas frisch) und vieles, vieles andere unerwähnt gebliebenes Erwähnenswertes.


Resümee:
Eine gelungene Woche, mit tollen Eindrücken Über- wie Unterwasser. Es hat uns so gut gefallen, dass wir ernsthaft überlegen, ein weiteres Mal zu buchen. Was bei uns wirklich etwas heißen soll!
Da verzichten wir sogar gerne auf das ein oder andere Korallenriff - was auch etwas heißen soll.

Highlights sind sicherlich die grandiose Unterwasserlandschaft und das wunderschöne Schiff. Beides, zusammen mit der angenehmen Crew, erzeugt ein sehr gelassenes und friedliches Miteinander, was auf einem Schiff wirklich nicht ohne wert ist. Und für einen erholsamen Urlaub sowieso nicht.

(Wir hatten übrigens im Anschluss eine weitere Woche im Hotel zum relaxen gebucht. Die Woche war zwar auch schön, aber überflüssig. Wer hätte das gedacht!)

Wirklich eine angemessene Alternative zu den üblichen Tauchspots und ein echter Geheimtipp!


Lichtspiele und skurrile Felslandschaften


Eine Ahnung der grandiosen Sichtweiten


Ein von fünf gesichteten Nacktschneckenarten


Eine weitere Art


Unter Segeln


Tauchdeck


Die Okyanus JD