M/Y Number One (Inaktiv)

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Einmal mit der ´Number One´ zu den Brother Island ...

Einmal mit der ´Number One´ zu den Brother Islands, das war der Traum von mir und meinen Freunden. doch dieser Traum entwickelte sich sehr schnell zu einem wahrten Alptraum. Vom 27.06. bis 04.07. hatten wir das Schiff für insgesamt 15 Personen gebucht.
Bei der Ankunft begrüßte uns eine schmierige Gestalt in zerschlissenen T-Shirt, die sich als Ansprechpartner für alle Belange an Bord vorstellte. Später sollte sich herausstellen, dass es sich dabei um den Bruder der derzeitigen Betreiberin des Schiffes, Somaya Kneipp handelte, die uns wenig später mit einem Weinglas in der Hand und schon sichtlich angeheitert begrüßen sollte.
Der Grund für den frühen Alkoholgenuss an Bord wurde uns auch bald klar, die Eignerin hatte gerade ihren Kapitän und die beiden Techniker gefeuert und stand nun zum Safaristart ohne funktionierende Crew da.

Mit 20 Stunden Verspätung und einem neuen Kapitän, der nach unseren inzwischen eingezogenen Erkundigungen allerdings als sehr erfahren gilt, starteten wir dann endlich in Richtung Brother Islands. Bereits beim ersten Ausrüstungscheck mußten wir feststellen, dass die Flaschen nur halb gefüllt waren und die Luft sehr technisch schmeckte. Die Ursache war sehr schnell gefunden. Nach dem Umbau der Kompressoren in den Maschinenraum wurde die Luft direkt von dort gesaugt. Also ließen wir eine abenteuerliche Leitungskonstruktion an das Oberdeck verlegen und die Flaschen neu füllen. Allein die Qualität wurde nicht wirklich besser. Nach 5 sehr schönen Tauchgängen, die alles zu bieten hatten, was man sich an diesem Tauchspot wünscht, vom Fuchshai bis zum Seidenhai, über alle anderen Standards hinweg, wie Schildkröte, Napoleon, Grauer Riffhai etc. erreichte die Pressluft wieder Maschinenraumqualität.
Alle Untersuchungen ergaben immer wieder nur ein Ergebnis. Beide Kompressoren an Bord waren restlos verschlissen. Uns blieb also nur der Abbruch oder das Risiko einer ernsthaften Gefährdung der Taucher. Dabei stellten wir fest, dass das angebliche Satellitentelefon an Bord nur eine Attrappe war. Das ergänzte nur das Bild, dass wir inzwischen von der Number One und deren neuer Geschäftsleitung gewonnen hatten. Die Sauerstoffflaschen für den Notfall waren nur zur Hälfte gefüllt und machten ebenfalls einen sehr desolaten Eindruck. Zum Glück hatten wir Dank Andreas Tischer vom DiveINN Dahab unsere eigene Sicherheitsausrüstung dabei und wären im Notfall nicht wirklich auf die Number One angewiesen gewesen.
Kurzum, wir brachen ab und steuerten Safaga an, um dort neue Tauchflaschen und neue Kompressoren zu besorgen. Nach 24 Stunden hatten wir, und das in Ägypten, tatsächlich alles organisiert, unser Guide Andreas Tischer gemeinsam mit den Mechanikern der Number One die alten Kompressoren und vor allem die Druckluftleitungen zerlegt bzw. gereinigt und wir starteten erneut zu den Brothers.
Der von der Geschäftsleitung gestellte Guide, Will "Soundso?", glänzte bei der gesamten Reparatur durch Abwesenheit in seiner Kabine. Überhaupt erfüllte dieser Guide alle Kriterien, wie man sich einen Guide nun wirklich nicht wünscht. Schlechtes Briefing, ungenügende Abstimmung mit der Crew und permanentes Desinteresse für die Fragen der Taucher.
Vielleicht hatte er einfach seine Aufgaben als Guide nur auf seine mitreisende Freundin fokussiert. Deshalb habe wir dann auch nach drei Tagen auf seine Mitarbeit verzichtet und uns auf die eigenen Kräfte und Erfahrungen gestützt. Mit Erfolg übrigens, denn wenigsten die Tauchgänge selbst waren nunmehr ein große Erfolg und entschädigten für die Unannehmlichkeiten auf der Number One.

Am 4. Tag mit dem Morgengrauen erreichten wir also die Brothers zum 2. Mal.
Nunmehr mit frischer Luft in den Tanks.
Dennoch kam bei uns nicht wirkliche Safaristimmung auf, denn immer wieder mußten wir die vollständige Füllung der Flaschen anmahnen. Mit 160 bar, bei der bekannten Strömung am little Brother, da mag keiner wirklich beruhigt abtauchen.
Auch die Zodiakbesatzung mußte vor jedem Tauchgang erneut eingeschworen werden, nicht etwa Fenster zu putzen, während sich zwei Gruppen im Wasser befinden. So geschehen bei einem Tauchgang an der Numidia, als beim Auftauchen von unseren Zodiaks weit und breit nichts zu sehen war. Also kämpften wir uns gegen die Strömung allein an Bord zurück und fanden dort unsere Crew beim Fensterputzen vor. Kein gutes Gefühl, wenn man weiss, dass noch einige weniger erfahrene Taucher auf der anderen Seite von Big Brother in der Dühnung dümpeln.

Es war nicht die erste Safari unserer Gruppe im
Roten Meer und sicherlich auch nicht die Letzte. In einem Punkt aber waren sich alle sicher...nie wieder Number One unter dieser Leitung.

Carsten Gohlke
06.07.2005