Hallo albben,
danke für die screenshots. Du hast dich ja bislang noch nicht allzusehr mit der Dekotheorie, verschiedenen Dekompressionsmodellen etc. beschäftigt (wäre vielleicht mal ein Weiterbildungsansatz?) insofern versuche ich es einfach zu halten:
Ganz grob: im Bereich der Deko-Modelle werden Gewebemodelle (z.B. Bühlmann), Blasenmodelle (VPM, RGBM) und auch statische Modelle (Stichwort Deep-Stops) unterschieden. Dein Leonardo verwendet wie schon erwähnt das Blasenmodell "Wienke Cressi RGBM mit 9 Kompartimenten", Subsurface (das ist einstellbar) das Gewebemodell Bühlmann ZH-16 und/oder das Blasenmodell VPM-B. Das Gewebemodell Bühlmann errechnet den Aufstieg nach einem symptomlos tolerierbaren Druck (der einzelnen Gewebegruppen, hier 16 verschiedene mit unterschiedlichen Halbswertszeiten), VPM und RGBM errechnen den Aufstieg unter Berücksichtigung vieler Faktoren (z.B. Aufstiegsgeschwindigkeit, jojo-Verhalten), mit Blick auf Blasenwachstum (reduced gradient bubble model).
Wenn man deinen TG oben nach Bühlmann mit den Gradientenfaktoren 30/75 berechnet (diese Einstellung ist auf deinem Bild ersichtlich: Gradientenfaktoren ermöglichen es, die Übersättigungstoleranzen konservativer einzustellen), ergibt sich aufgrund des Sättigungsgrades verschiedener Gewebegruppen eben die 9m Stop-Empfehlung, die Subsurface hier als "errechnete" Deko ausweist:
Nimmt man andere Gradientenfaktoren (z.B. "Bühlmann nackt" ohne Gradientenfaktoren), wird der TG als Nullzeittauchgang ausgewiesen.
Weil du Suunto angesprochen hast:
Der D9 (Wienke Suunto modifziertes RGBM) meldet bei deinem TG eine kurze Deko auf Tiefe, die sich bei deinem Aufstieg wieder abbaut, empfhielt jedoch Tiefen (Deep-) Stopps z.B. bei 11m (statisches Dekomodell)
Auch bei deinem Leonardo-Modell schrammst du übrigens an der Nullzeit herum.
Was nun? Unteschiedliche Modelle, unterschiedliche Empfehlungen. Aber eines allen gemeinsam: bestimmte Gewebegruppen sind ziemlich gesättigt, auch nach dem Auftauchen noch.
Ein Bekannter von mir (Arzt) nimmt auf jede Safari einen mobilen Ultraschalldoppler mit und misst nach jedem TG, ob Blasen vorhanden sind. Wenn ja, Tauchpause, egal, was der verwendete TC sagt. Für mich war (vor vielen Jahren) erstaunlich, wie oft insbesondere bei Safariteilnehmern bei TC regelgerechten TG'n Blasen nachgewiesen wurden.
In meinen Kursen lasse ich mir TG von Probanden geben (ausgelesen) und lese sie in verschiedene Softwartools ein und betrachte mit den Probanden die jeweiligen Gewebesättigungen. Dann simulieren wir Austauchstrategien/-Muster. Ist recht interessant, insbesondere für die Probanden. Der Blick auf das TG-Verhalten ändert sich schnell.
Ich persönlich verwende (insbesondere auf Safaris mit drei TG täglich) auch bei sog. Nullzeittauchgängen Austauchmuster: jeweils kurze Stops auf 12m, 9m und ausgedehnteres Austauchen zwischen 6m und 3- meter. Bekommt mir gut und ich hatte noch nie die Motivation (wenn noch Luft in der Kanne) so schnell wie möglich raus. Bin Schwabe, die Luft, die bezahlt wurde, wird verschnauft
Vielleicht konnte ich das Interesse, sich einmal mit dem Thema tiefer auseinanderzusetzten wecken. Und vielleicht sind diese Artikel für dich zur Einstimmung interessant.
Bühlmann zum Anfassen und Begreifen
Dekompression, das unbekannte Wesen