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LorischlomoSSI Master Diver

Weissabgleich bei der Canon G7X Mark II?

Liebe Freunde,

auf der Website von Canon steht unter "Technische Daten" zum Thema "Weissabgleich" folgender Text:

"AUTO-Modus (inkl. Gesichtserkennung Weißabgleich), Tageslicht, Schatten, Wolkig, Kunstlicht, Leuchtstoff, Leuchtstoff H, Blitz, Unterwasser, Kelvin-Einstellungen, Custom 1, Custom 2
Weißabgleich
Weißabgleich im Unterwasser-Modus, Farbabgleich im Sterne-Modus".

Meine Fragen an Euch.

1. Hat schon jemand diesbezüglich Erfahrungen mit der Kamera bzw. dem Vorgängermodell?

2. Ist der UW-Modus nicht ein nach Rot verschobener voreingestellter Weissabgleich?

3. Wenn ja, was macht dann ein Weissabgleich im UW-Modus?

4. Ist es von der Bedienung her einfach, wann immer man die Tiefe wechselt, beim Fotografieren bzw. Filmen unter Wasser den Weissabgleich zu machen?

5. Ich vermute, dass ich mir unter Custom 1 und 2 zwei häufig genutzte WA-Einstellungen ablegen kann?

 

Früher dachte ich immer, der UW-Modus (bei meiner alten Lumix TZ7 und TZ41) sei der "Weissabgleich für Faule". Jetzt lese ich von einem Weissabgleich im UW-Modus und bin, Ihr seht es, verwirrt. Natürlich würde ich die Kamera vor dem ersten Einsatz ausführlich testen und nein, Rotfilter mag ich nicht mehr. Und Nachbearbeitungen am PC mag ich auch nicht, weil ich anspruchsvollere "Hobbies" habe )).

 

Danke für Eure qualifizierten Antworten.

 

LGL

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13.11.2016 09:03

Servus LGL,

habe den Mk I vorige Woche im Rotem Meer im Einsatz gehabt. Zum WA kann ich wenig sagen, dafür zum internen UW Filter im P Modus. Funktioniert sehr gut im Bereich 2-10 m, darunter wäre ein Strobe vom Vorteil. Bin insgesamt sehr zufrieden mit der kleinen Bestie, eine deutliche Verbesserung dem G12 gegenüber. Hier kannst du einen (sehr kurzen) Überblick der Bildqualität und Farbe gewinnen: Makadi Bay Bericht. V.a. die 2 Riffsbilde sind mit dem hiesigen Filter gemacht worden, andere mit hilfe der YS-D2 Blitz. Mehr gebe es auf Facebook, schicke PN falls Interesse besteht sie zu sehen.

LorischlomoSSI Master Diver
13.11.2016 09:13

Hai MikePage,

 

es gibt im P-Modus einen "internen UW-Filter"? Ist das vielleicht das Gleiche, was die mit "UW-Modus" benennen?

Stellst Du den UW-Filter aus, wenn Du mit Licht arbeitest?

LGLorischlomo

13.11.2016 14:03Geändert von Tobias123,
13.11.2016 14:07

Es gibt einen "Szenenmodus" für UW-Aufnahmen. Das sind diese Modi, in denen die Kamera die Parameter selbst auswählt. Ich (und andere Hobbyfotografen) meide diese Modi, da man auf diese Weise die Kontrolle über Tiefenschärfe, Belichtungszeit, Empfindlichkeit, ggf. sogar übber den Autofokus verliert.

Sagen wir es mal so: Wenn man wirklich gar nicht bereit ist sich mit der Materie zu beschäftigen - für den sind diese Szenenprogramme gemacht. Für den absoluten Laien können solche Programme ggf. eine Verbesserung bedeuten. Für Leute, die "einen Kameraführerschein" gemacht haben und die Abhängigkeiten der verschiedenen Parameter kennen bedeutet so ein Modus einen deutlichen (!) Rückschritt durch Kontrollverlust.

Du kannst dir hier die Anleitung der Kamera herunter laden - dort ist der Szenenmodus gut beschrieben: Link (S.47)

Interessant für dich ist, dass du die Intensität des Rotanteils anscheinend direkt korrigieren kannst, sofern du in diesem Szenerogramm bist. Das ist ansich eine gute Idee und kann sehr helfen. Ich "vermute", dass man auch im Modus A und nicht nur in diesem Szenenprogramm den Rotanteil (nicht die Farbtemperatur) mit der Weißabgleichseinstellung = Unterwasser festlegen kann. Das wäre der bessere Weg - wenn es funktioniert (vielleicht kann das einer hier bestätigen). Das Szenenprogramm kann eigentlich nichts außer zwischen Makro/"Schnell" und manuellem AF eine Umschaltmöglichkeit zu bieten. Die Kontrolle der Parameter (auch des AF? - das kann man nicht sehen) geht komplett verloren.

 

LorischlomoSSI Master Diver
13.11.2016 16:58

Nochmal meine Fragen:

2. Ist der UW-Modus nicht ein nach Rot verschobener voreingestellter Weissabgleich?

3. Wenn ja, was macht dann ein Weissabgleich im UW-Modus?

4. Ist es von der Bedienung her einfach, wann immer man die Tiefe wechselt, beim Fotografieren bzw. Filmen unter Wasser den Weissabgleich zu machen?

Wie macht Ihr UW Euren Weissabgleich?

LGLorischlomo

13.11.2016 20:20Geändert von Tobias123,
13.11.2016 20:43

2. Das Unterwasserszenenprogramm (so wie sich die Anleitung liest) ist nichts weiter als eine Vollautomatik in der schnell zwischen drei Presets gewechselt werden kann. Makro, "Schnell" und manueller Fokus. Die Kamera wird nach Gutdünken anhand des vorhandenen Lichts und der Brennweite die Empfindlichkeit, Belichtungszeit und die Blende selbst wählen. Das kann mal gutgehen, mal auch nicht. Ich persönlich weiß bei welchen Motiven ich welche Blende lieber nehme und bei welcher Brennweite ich welche Belichtungszeiten sicher halten kann. Die Kamera kann das nicht wissen (das ist ja auch Tagesform und Motiv abhängig) und macht eine Annahme. Mal wird diese Annahme passen, mal wird sie zu optimistisch sein (verwackelte unscharfe Bilder), mal wird zu pessimistisch sein (scharf, aber ggf. verrauscht, da ISO-Wert zu empfindlich eingestellt). Bei jeder Programmautomatik tauscht man den Komfortgewinn gegen Bildqualität. Was mir nicht klar ist, ist die Frage ob in diesem Szenenprogramm der Fokus festgelegt werden kann. Wenn nicht, wäre das aus meiner Sicht ein NoGo.

3. Die Farbtemperatur wird stärker ins Warme verschoben. Wie stark ist abhängig von einer Heuristik. Selbst an Land trifft unabhängig von der Kamera ein automatischer Weißabgleich selten genau. Das geht auc gar nicht, da es nicht darum geht etwas genau physikalisch zu erfassen, sondern die Wahrnehmung unseres Gehirns zu "simulieren". Würde die Kamera alles physikalisch korrekt wiedergeben, würden im Wasser nur blaustichige Bilder entstehen. Denn so würde die Realität im Wasser aussehen. Und ein Sonnenntergang ist real viel röter als wir ihn sehen können. Unser Sehapparat arbeitet aber adaptiv, d.h. er filtert den Farbstich bis zu einem gewissen Grad heraus, so dass die UW-Welt für uns sehr bunt erscheint - obwohl sie das tatsächlich gar nicht ist. Die Kunst beim WB ist nun diese Interpretation in unserem Gehirn nachzubilden. Und dass das schwierig ist, kann man sich schon daran Vorstellen, dass z.B. ein und das selbe Bild für unser Gehirn andere Farben bekommt, wenn auf dem einen Bild ein weißes Blatt Papier mit aufgenommen wird. Wir wissen, dass das Papier weiß ist (Farbgedächnis) und schon wirkt das Bild anders. Das was wir sehen ist zu einem großen Anteil eine Illusion; daher kann keine Kamera der Welt immer einen korrekten Weißabgleich ermitteln. Aus diesem Grund machen viele Hobby-Fotografen (so wie ich auch) den Weißabgleich nachträglich in einer neutralen Umgebung und nicht während der Aufnahme, wenn wir uns an eine Situation "gewöhnt" haben. Aber hierfür muss man halt über RAW gehen... und das ist dann ein ganz anderes Thema. Du musst via JPEG einfach damit leben, dass die Bilder mal zu warm von der Kamera "interpretiert" werden und mal zu kalt. Den Weißabgleich im Wasser ständig über die Kamera anzupassen halte ich für sehr schwierig. Ich würde mir nicht zutrauen ihn immer richtig einzustellen, zumal man ja auch mit anderen Dingen beschäftigt ist.

Was allerdings bei dem G7X M2 Preset für den UW-Weißabgleich in der Bedienungsanleitung vermerkt ist, scheint mir mehr als ein wärmer Weißabgleich zu sein. Es sieht mir so aus (und das gibt die Anleitung nicht ausführlich genug wieder), als wenn nicht nur die Farbtemperatur beeinflusst werden kann, sondern auch der Rotanteil. Ein wärmerer Weißabgleich sorgt zwar für mehr Rot, zieht aber auch alle anderen Grundfarben mit ins Warme. So wie die Anleitung formuliert ist, könnte es sein, dass der Rotanteil - also die Intensität auch beeinflusst werden kann. Das wäre die bessere Lösung. Aber ich kann nur spekulieren; Ich gehe bei solchen Dingen immer über RAW und da macht man genau diese Schritte zuhause am Rechner und hat Zugriff auf die unentwickelten Daten, so dass eine Feinabstimmung aller dieser Parameter nachträglich möglich ist.

Das schwierige ist, dass Fotografie sehr viel mit Wahrnehmung zu tun hat. Die setzt sich aus Weltwissen, Erfahrung, und sehr vielen andern Eigenschaften zusammen. Die Kamera kennt keine Semantik und kann diese Dinge nicht mit berücksichtigen. Durch die Bearbeitung werden quasi die fehlenden Informationen die nicht auf der technischen Ebene zu finden sind wieder hinzugefügt. Ohne Bearbeitung muss man sich halt während der Aufnahme auf eine Interpretation festlegen und die Entwicklungsparameter wie Weißabgleich, Schärfe, Kontrast, usw. setzen. Einmal festgelegt gibt es kein Zurück mehr. Dabei erfindet unser Gehirn je nach Motiv Kontraste hinzu oder schärft salopp gesagt selektiv nach. Daher gibt es keine Universaleinstellungen die immer passen. Das macht es so schwierig (und das macht auch unheimlich Spaß sich damit zu beschäftigen; zumindest mir).

Was die G7X M2 auch kann ist ein "Zwischending". Sie unterstützt "In-Camera-RAW-Conversion". D.h. du kannst sowohl JPEG, als auch RAW aufzeichnen und bei Bedarf nachträglich direkt in der Kamera einige "Entwicklungsparameter" nachträglich setzen. Es ist also mit diesem Weg möglich ohne PC mehrere Interpretationen einer Aufnahme zu entwickeln und jeweils als eigenes JPEG abzuspeichern. Ich selbst nutze diese Sachen nicht, da ich mich dann doch lieber an einen großen Monitor setzen und das alles in Ruhe mit wesentlich mehr Möglichkeiten mache. Ich kann dir nicht sagen, was man alles nachträglich mit dem Kamera internen RAW-Konverter einstellen kann. Den Weißabgleich aber ganz sicher. Aber es dürfte ziemlich "fummelig" sein - Spaß würde mir das nicht machen. Vielleicht wäre das aber ein Weg für dich: Du nimmst die JPEGs und wenn dir ein Foto nicht gefällt, kannst du im Einzelfall versuchen über den eingebauten RAW-Konverter ein besseres Eregebnis zu erzielen. Ich kenne einige Leute die das so machen (oder halt generell die JPEGs nehmen und am PC einzelne Aufnahmen nachträglich bearbeiten; aber hier muss man halt wieder Zeit investieren. Zumindest bis man das alles begriffen hat; einmal begriffen geht das dann aber wieder sehr flott von der Hand; nicht mehr als ca. 1 Minute pro Bild).

Auf You-Tube gibt es viele interessante Videos: Link, Link

Gruß

14.11.2016 08:42

Hai Lorischlomo,

Im Programme Modus kann mann z.B. automatisch, tungsten, custom und u.a. UW Licht selektieren. Wenn ich mit Blitzlicht arbeite, schalte ich zurück auf automatisch.

Wenn du im manuellen Modus Fotos machen möchtest (was ich v.a. bei Mischlicht empfelhlen würde, auch wenn es ein steile 'Learning Curve' gibt), musst du vorsichtig sein bei der Wahl des Gehäuses - mann muss den Ring bedienen können.

09.12.2016 11:57

Hallo,

aus eben diesen Fragen bin ich von der Mark II, die ich mir ausgesucht habe, auf die Mark I gewechselt, da diese noch den One Button White Balance unterstüzt, obwohl ich in beiden Formaten aufnehme (JPEG und RAW).

1.) Ja, habe ich wie gesagt. Manueller Weißabgleich schlägt jeden voreingestellten um Längen.

2.) Das ist er, obwohl dort noch eine Art Algorithmus drin rumwerkelt. Bis Wassertiefe von ca. 10m durchaus brauchbar, darunter der letzte Müll.

3.) Dir vorgaukeln, was für eine tolle Kamera du doch in den Händen hälst...

4.) Nein, zumindest nicht bei der Mark II (siehe oben). Dort hat man unverständlicherweise den One Button Weißabgleich wegrationalisiert, der manuelle bei der MK2 ist deshalb unterwasser unbrauchbar. 

5.) Nunja, du kannst unter custom 1 und 2 halt jeweilis einen weißabgleich hinterlegen.

Summa summarum, ich habe alle Bilder, die ich vorzeigen will bzw. au Leinwand drucken sowieso mittels Lightzone im RAW-Format bearbeitet, da ist der Weißabgleich der Kamera schietegal. Die besten Ergebnisse erhält man meiner Meinung nach, indem an die Farbtemperatur auf Anschlag aufbrezelt (>40000 Kelvin) und massig magenta Tint dazugibt.

21.12.2016 12:56
Mann kann den Weißabgleich auch auf den Objektivring legen und recht schnell einen manuellen Weißabgleich dort machen.
21.12.2016 20:05

Der Ring wird aber eher für die Blende benötigt - zumindest wenn man mit externen Blitz fotografiert

Antwort