2. Das Unterwasserszenenprogramm (so wie sich die Anleitung liest) ist nichts weiter als eine Vollautomatik in der schnell zwischen drei Presets gewechselt werden kann. Makro, "Schnell" und manueller Fokus. Die Kamera wird nach Gutdünken anhand des vorhandenen Lichts und der Brennweite die Empfindlichkeit, Belichtungszeit und die Blende selbst wählen. Das kann mal gutgehen, mal auch nicht. Ich persönlich weiß bei welchen Motiven ich welche Blende lieber nehme und bei welcher Brennweite ich welche Belichtungszeiten sicher halten kann. Die Kamera kann das nicht wissen (das ist ja auch Tagesform und Motiv abhängig) und macht eine Annahme. Mal wird diese Annahme passen, mal wird sie zu optimistisch sein (verwackelte unscharfe Bilder), mal wird zu pessimistisch sein (scharf, aber ggf. verrauscht, da ISO-Wert zu empfindlich eingestellt). Bei jeder Programmautomatik tauscht man den Komfortgewinn gegen Bildqualität. Was mir nicht klar ist, ist die Frage ob in diesem Szenenprogramm der Fokus festgelegt werden kann. Wenn nicht, wäre das aus meiner Sicht ein NoGo.
3. Die Farbtemperatur wird stärker ins Warme verschoben. Wie stark ist abhängig von einer Heuristik. Selbst an Land trifft unabhängig von der Kamera ein automatischer Weißabgleich selten genau. Das geht auc gar nicht, da es nicht darum geht etwas genau physikalisch zu erfassen, sondern die Wahrnehmung unseres Gehirns zu "simulieren". Würde die Kamera alles physikalisch korrekt wiedergeben, würden im Wasser nur blaustichige Bilder entstehen. Denn so würde die Realität im Wasser aussehen. Und ein Sonnenntergang ist real viel röter als wir ihn sehen können. Unser Sehapparat arbeitet aber adaptiv, d.h. er filtert den Farbstich bis zu einem gewissen Grad heraus, so dass die UW-Welt für uns sehr bunt erscheint - obwohl sie das tatsächlich gar nicht ist. Die Kunst beim WB ist nun diese Interpretation in unserem Gehirn nachzubilden. Und dass das schwierig ist, kann man sich schon daran Vorstellen, dass z.B. ein und das selbe Bild für unser Gehirn andere Farben bekommt, wenn auf dem einen Bild ein weißes Blatt Papier mit aufgenommen wird. Wir wissen, dass das Papier weiß ist (Farbgedächnis) und schon wirkt das Bild anders. Das was wir sehen ist zu einem großen Anteil eine Illusion; daher kann keine Kamera der Welt immer einen korrekten Weißabgleich ermitteln. Aus diesem Grund machen viele Hobby-Fotografen (so wie ich auch) den Weißabgleich nachträglich in einer neutralen Umgebung und nicht während der Aufnahme, wenn wir uns an eine Situation "gewöhnt" haben. Aber hierfür muss man halt über RAW gehen... und das ist dann ein ganz anderes Thema. Du musst via JPEG einfach damit leben, dass die Bilder mal zu warm von der Kamera "interpretiert" werden und mal zu kalt. Den Weißabgleich im Wasser ständig über die Kamera anzupassen halte ich für sehr schwierig. Ich würde mir nicht zutrauen ihn immer richtig einzustellen, zumal man ja auch mit anderen Dingen beschäftigt ist.
Was allerdings bei dem G7X M2 Preset für den UW-Weißabgleich in der Bedienungsanleitung vermerkt ist, scheint mir mehr als ein wärmer Weißabgleich zu sein. Es sieht mir so aus (und das gibt die Anleitung nicht ausführlich genug wieder), als wenn nicht nur die Farbtemperatur beeinflusst werden kann, sondern auch der Rotanteil. Ein wärmerer Weißabgleich sorgt zwar für mehr Rot, zieht aber auch alle anderen Grundfarben mit ins Warme. So wie die Anleitung formuliert ist, könnte es sein, dass der Rotanteil - also die Intensität auch beeinflusst werden kann. Das wäre die bessere Lösung. Aber ich kann nur spekulieren; Ich gehe bei solchen Dingen immer über RAW und da macht man genau diese Schritte zuhause am Rechner und hat Zugriff auf die unentwickelten Daten, so dass eine Feinabstimmung aller dieser Parameter nachträglich möglich ist.
Das schwierige ist, dass Fotografie sehr viel mit Wahrnehmung zu tun hat. Die setzt sich aus Weltwissen, Erfahrung, und sehr vielen andern Eigenschaften zusammen. Die Kamera kennt keine Semantik und kann diese Dinge nicht mit berücksichtigen. Durch die Bearbeitung werden quasi die fehlenden Informationen die nicht auf der technischen Ebene zu finden sind wieder hinzugefügt. Ohne Bearbeitung muss man sich halt während der Aufnahme auf eine Interpretation festlegen und die Entwicklungsparameter wie Weißabgleich, Schärfe, Kontrast, usw. setzen. Einmal festgelegt gibt es kein Zurück mehr. Dabei erfindet unser Gehirn je nach Motiv Kontraste hinzu oder schärft salopp gesagt selektiv nach. Daher gibt es keine Universaleinstellungen die immer passen. Das macht es so schwierig (und das macht auch unheimlich Spaß sich damit zu beschäftigen; zumindest mir).
Was die G7X M2 auch kann ist ein "Zwischending". Sie unterstützt "In-Camera-RAW-Conversion". D.h. du kannst sowohl JPEG, als auch RAW aufzeichnen und bei Bedarf nachträglich direkt in der Kamera einige "Entwicklungsparameter" nachträglich setzen. Es ist also mit diesem Weg möglich ohne PC mehrere Interpretationen einer Aufnahme zu entwickeln und jeweils als eigenes JPEG abzuspeichern. Ich selbst nutze diese Sachen nicht, da ich mich dann doch lieber an einen großen Monitor setzen und das alles in Ruhe mit wesentlich mehr Möglichkeiten mache. Ich kann dir nicht sagen, was man alles nachträglich mit dem Kamera internen RAW-Konverter einstellen kann. Den Weißabgleich aber ganz sicher. Aber es dürfte ziemlich "fummelig" sein - Spaß würde mir das nicht machen. Vielleicht wäre das aber ein Weg für dich: Du nimmst die JPEGs und wenn dir ein Foto nicht gefällt, kannst du im Einzelfall versuchen über den eingebauten RAW-Konverter ein besseres Eregebnis zu erzielen. Ich kenne einige Leute die das so machen (oder halt generell die JPEGs nehmen und am PC einzelne Aufnahmen nachträglich bearbeiten; aber hier muss man halt wieder Zeit investieren. Zumindest bis man das alles begriffen hat; einmal begriffen geht das dann aber wieder sehr flott von der Hand; nicht mehr als ca. 1 Minute pro Bild).
Auf You-Tube gibt es viele interessante Videos: Link, Link
Gruß