Tauchmedizin ist ein sehr interessantes Thema. Über alles rund ums Thema Gesundheit und Tauchen kann hier ausgiebigst diskutiert und geschnackt werden. Sehr kompetente Antworten sind garantiert - denn viele Mediziner besuchen dieses Forum.
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BlubbBlubbBlubbBlubbdies und das...

Video: DAN verweigert Organisation und Zahlung nach Tauchunfall

Geändert von BlubbBlubbBlubbBlubb,
01.01.2024 20:46

Bin auf ein extrem interessantes Video gestoßen welches gestern veröffentlicht wurde: https://www.youtube.com/watch?v=O7NsjpiPK7o

Ich kann nur jedem empfehlen sich dieses in Gänze anzuschauen und sich gut zu überlegen ob DAN die richtige Wahl für eine Tauchversicherung ist.

Kurze Zusammenfassung da das Video doch 1,5h lang ist:

  1. Langer Rebreather-Tauchgang mit viel Deko auf den Bahamas. Alle Stops eingehalten.
  2. Schwächeanfälle an der Oberfläche, in der nächsten Zeit immer wieder verlieren des Bewusstseins etc. trotz atmen von Sauerstoff
  3. Er wird in ein lokales Krankenhaus gebracht. Mehrere Experten sind sich sicher dass die Symptome extrem stark auf neurologische DCS Typ 2 hindeuten und eine Kammerfahrt dringend erforderlich ist.
  4. DAN wird kontaktiert und behauptet die Symptome wären zu schwammig, Med-Evac ist nicht zeitnah möglich, Kosten werden keine übernommen usw. usw. .. Zusammengefasst tun sie einfach nichts.
  5. Es wird privat Hilfe organisiert (Med-Evac Flug und dann privates Krankenhaus mit Kammer in Nassau. Ohne seine Möglichkeit $8000 für den Flug und dann $18000 für das Krankenhaus via Kreditkarte zu zahlen wären wohl bleibende Schäden oder sogar der Tod zu erwarten gewesen.)
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Dominik_Emind is like parachute
01.01.2024 20:48Geändert von Dominik_E,
01.01.2024 23:10
Hi,

ich habe das Video gesehen. Das Wichtigste vorweg: es soll anscheinend ja in diesem Fall eine Veröffentlichung aller Details geben. Dann, aber auch erst dann, lohnt sich glaube ich eine echte Diskussion. Einige allgemeine Beobachtungen aber:

1.: Es geht hier um DAN in den USA. Das ist sowohl ein anderes Unternehmen mit anderen Konditionen und Bedingungen, als auch andere Versicherungen, als hier bei uns. Direkte Vergleiche / Schlussfolgerungen für die DAN Versicherung die wir hier kaufen können sind also so und so schwierig, oder sogar unmöglich.

2.: Dass ohne direkte Untersuchung nicht sofort und ohne jede Frage jemand bei Symptomen die auch etwas anderes sehr gefährliches sein können (Es ging ja hier nicht um sonnenklare Dinge wie cutis marmorata, sondern um ein neurologisches oder zentrales Geschehen. Für die Perspektive ist auch nicht uninteressant, wie lange der Patient und sein Buddy eigentlich selbst gebraucht haben um zu realisieren, dass er medizinische Hilfe braucht. Das ist menschlich, aber sollte eben dann bei der Einordnung der Reaktion anderer in der Kette auch nicht vergessen werden; diese mögen besser ausgebildet sein, aber auch das verleiht keine Unfehlbarkeit) stundenlang in eine Druckkammer transportiert wird ist grundsätzlich viel verständlicher als es vom Verunfallten wohl empfunden wurde. Schliesslich sind -- grade in der Altersgruppe über die wir hier reden -- Herzinfarkte und weisse oder rote Schlaganfälle nicht nur häufiger als DCS, sondern sogar noch gefährlicher. Es wäre extrem tragisch, wenn jemand daran dann auf dem Flug zur Kammer verstirbt, weil jeder sofort "DCS" gesagt hat, und die eigentlich notwendige Intensivbehandlung stationär, da wo der Patient grade ist, unterblieb. Die Zeit ist die wertvollste Ressource, und ein langer Flugtransport in sich ein Risiko, das abgewogen werden *muss*. So weit ich verstand, hatte der Tauchmediziner auf den sie sich beziehen den Patienten auch nicht live gesehen, sondern nur eine telefonische Beschreibung.

3.: Es scheint aber natürlich in diesem Fall wirklich DCS gewesen zu sein. Daher war die Kammerbehandlung richtig und wichtig, und hätte schneller geschehen sollen. Was man hinterher natürlich weiss. Aber was auch nicht den Blick zu arg prägen sollte. Hindsight Bias ist eine große Versuchung und Gefahr. Ich bin froh für ihn, dass alles gut ausging. Das Video "Mein Freund hatte bei einem langen TG eine kleine Subarachnoidalblutung. Alle wissen, dass deren Symptome ähnlich aussehen können wie neurologische DCS. Die Versicherung hat ihn auf einen 4 stündigen Flug geschickt weil sie ihn unbedingt in der Druckkammer haben wollten, obwohl der Arzt vor Ort sich nichtmal sicher war, ob es wirklich DCS ist. Leider ist er auf dem Flug an einer massiven Nachblutung verstorben, nur eine OP hätte ihn retten können." möchte aber auch niemand jemals machen müssen...

4.: Davon aber abgesehen, wegen der Bürokratie alleine muss aber -- wenn das so war wie berichtet -- DAN USA sich da wirklich Fragen gefallen lassen. WENN, wie so oft. Aber, hier werden wir es wohl tatsächlich erfahren, DAN hat ja wohl zugesagt, die Telefon Transcripts zur Verfügung zu stellen. Das wäre sehr transparent!

5.: Für mich das persönlich Schlimmste liegt aber ehrlich gesagt wo ganz anders: In welchem System wird es als normal empfunden, dass ein möglicher Weise lebensbedrohlich kranker Patient vor dem Krankenhaus liegt(!), und erst dann hinein gelassen und behandelt wird wenn er eine Kostenzusage hat? DAS ist aus meiner Sicht in jedem Fall noch bedeutend schwerwiegender als die Frage, warum und ob DAN so lange gezögert hat. Die Krankenhäuser / Ärzte hätten aus meiner Sicht erst das Leben sichern müssen, und DANN klären wer zahlt und wie gezahlt wird. (Das mal unbesehen dessen, dass es auch schwer ist zu sagen wie schlimm der Zustand wirklich war. Es fühlte sich sicher dramatisch an. Aber jedenfalls wissen wir, dass neurologische DCS tatsächlich potentiell sehr schwere Konsequenzen haben kann. Damit ist es für die Ethik der Entscheidung egal, ob diese hier wirklich eingetreten wären oder nicht). Es ging ja hier nicht um eine elektive Behandlung, sondern potentiell um lebensrettende sofort nötige Maßnahmen. Mich schockiert ein wenig, dass der Patient das was in dem Bezug geschehen ist anscheinend für logisch und normal hält, und das Problem alleine DAN wegen der ausbleibenden Kostenzusage (siehe unten, nicht für die Kammerbehandlung, da hatten sie sogar schon zugesagt...) anrechnet (und seine Kreditkartenbank lobt -- an der Stelle kommt mir auch ein wenig zu kurz, der Hinweis vor, dass DAN ja anscheinend die gesamte Behandlung am Ende wirklich gezahlt hat). Der Kern liegt aus meiner Sicht woanders. Wenn ein ganzes System so gestrickt ist, dann sollte nicht derjenige Teil des Systems der vielleicht auch nicht richtig handelt, aber jedenfalls nicht das eigentliche Problem verursacht, allen Blame abbekommen. Sondern man für eine grundlegende Änderung (grade auch im eigenen Heimatland!) eintreten. Er war ja nach eigener Aussage vor dem Krankenhaus, hatte auch eine Kostenzusage für die Kammerfahrten von DAN, aber dann sagte das Krankenhaus sie brauchen noch 18 000 USD für eine "Admission" (was auch immer das genau dann gewesen ist das diese Kosten verursacht), und vorher kann keine eigentlich sofort notwendige und potentiell lebensrettende Behandlung starten. Auch hier, WENN das so gewesen ist, muss man ja immer dazusagen, ein dramatisches Erlebnis prägt oft die Erinnerung, ohne jede Absicht. Gegenstand dieses Punktes ist für mich nichtmal so arg, dass solche Vorgehensweise an manchen Orten sicher Realität sind. Sind sie, leider. Sondern eher, was dann vom Opfer anscheinend als das "wahre Problem" erlebt wird, und was anscheinend aber nicht.

6.: Ich verstehe, dass man grade nach so einem schockierenden Erlebnis auch gerne wissen würde "warum" man DCS bekam. Allerdings halte ich es nicht für zielführend, einfach die üblichen Verdächtigen (PFO...) abzuklopfen, und wenn da nichts ist dann zu sagen "Ich war dehydriert und werde mehr trinken!". Emotional verständlich, man möchte ein Werkzeug in der Hand haben damit es einem sicher nicht wieder passiert. Die Wahrheit ist aber eine andere: DCS tritt oft genug ohne greifbaren Grund auf. Jeder TG bringt ein kleines, aber vorhandenes, Restrisiko. Wenn eine Million TG auf der Welt im Jahr gemacht werden (und in Wahrheit sind es mehr), kommen 100 Leute sehr krank aus dem Wasser. Auch wenn keiner von ihnen etwas falsch gemacht oder zu wenig getrunken hat. Die Dekomodelle müssen eine gewisse Überspannung zulassen, sonst können wir nicht tauchen gehen. Damit geht unvermeidlich eine gewisse DCS Inzidenz einher. Ich verstehe, dass jeder der 100 dann unbedingt einen Grund hören will. Zielführend ist es aber leider nicht. Besser wäre, das Risiko bewusst zu akzeptieren, und wenn es passiert und man nicht wirklich sicher sagen kann X lief hart falsch, das dann auch als Eintrittsfall eines Restrisikos verarbeiten zu können.

Sagt sich alles leichter als es ist. Ich für meinen Teil werde wie gesagt erst weiter versuchen der Sache auf den Grund zu gehen wenn es die angekündigten weiteren Infos gibt. Ich bin froh, dass der Patient wieder auf den Beinen ist, und wünsche von Herzen viele weitere schöne TGs (und Livecasts)!
BlubbBlubbBlubbBlubbdies und das...
01.01.2024 20:58Geändert von BlubbBlubbBlubbBlubb,
01.01.2024 21:01
Bei Deinem Punkt 5 bin ich absolut bei Dir. Das ist ein absolut inhumanes System, welches aber leider in den USA und vielen anderen Teilen der Welt komplett normal ist. Ohne Geld keine Behandlung, Punkt. Auch aus diesem Grund ist es ja so extrem wichtig dass im Notfall eine Firma wie DAN eben nicht erst mal rumeiert, Formulare will und nichts tut sondern schnell und unkompliziert hilft.

Punkt 6 finde ich auch sehr interessant.. vor allem sagt Woody irgendwo im Video dass er mit GF 40/70 taucht, also eh schon seeeeehr konservativ. Er ist aber natürlich auch nicht mehr der jüngste.

Aber ja, warten war mal ab was die Transkripte hergeben und was es an Nachfolgevideos geben wird.
AlpöhyHat ein Herz für Baggersee-fraktionisten.
01.01.2024 21:52
Punkt 5 ist leider in vielen Teilen der Welt Usus. Wir haben in Indonesien auch schon Behandlungen von einhemischen Freunden vorfinanziert, weil Krankenkasse hat fast niemand, weil extrem teuer und ohne Cash gibts zwar Krankenhaus, aber Behandlungen oder Untersuchungen wie Röntgen gibts in vielen Regionen nur gegen Cash.

Wenn man dies zum ersten Mal erlebt, sieht man sein Heimatland wieder mal aus einer ziemlich anderen Perspektive...

AlbWerDiveCMAS***
01.01.2024 22:30
Zu 5: sowas tritt doch nur in Ländern auf, in denen es kein geregeltes System der Krankenkassen gibt. Was würden denn passieren, wenn Patienten ohne Kostenübernahme behandelt werden? Die Krankenhäuser würden dann oft kein Geld sehen. Und der Druck eine Krankenversicherung abzuschließen, wäre nicht (mehr) vorhanden.
AlpöhyHat ein Herz für Baggersee-fraktionisten.
01.01.2024 22:35
Und die Lösung ist, Leute deswegen sterben zu lassen?
Druck um eine Krankenkasse abzuschliessen ist schön und gut, aber wenn das Einkommen knapp zum überleben reicht, sind Krankenkasse und Altersvorsorge nicht in Reichweite. Dann produziert man halt ein Rudel Kinder als Altersvorsorge und verschärft langfristig das Problem.
SpaetberufenerMaster Scuba Diver
01.01.2024 22:37
In Systemen ohne Absicherung durch staatliche Fonds ist es völlig normal, dass man entweder liquide ist oder nicht behandelt wird. Kein Krankenhaus läuft gerne Außenständen hinterher, insbesondere bei Ausländern oder Armen (sorry). Außerdem würde es sich herumsprechen, und Notfälle ohne Geld würden sich häufen. Das ist sicherlich inhuman, aber jeder Arbeitgeber muss Mäuler stopfen.

Die Beurteilung ob eine Behandlung richtig war ist naturgemäß post hoc viel einfacher. Ob es im Vorfeld wirklich überzeugende Argumente für die Diagnose DCS gab kann man erst sagen wenn alles auf dem Tisch liegt.
AlbWerDiveCMAS***
01.01.2024 23:13
Über Lösung kann man doch gar nicht reden. Zumindest ist jeden zu behandeln, auch keine Lösung. Zumindest ökonomisch und damit langfristig. Sowas muss sich eine Gesellschaft leisten wollen/können. Und das ein gutes Gesundheitssystem auch Grenzen hat, sehen wir doch in DE.

In dem Fall (Höhle, viel Deko, Bahamas) ist es auch wieder ein selbst gewähltes Risiko, dass man entsprechend absichern muss. Damit wären wir wieder bei DAN. Da gehe ich mit: die sollten erst mal zahlen und erst im Nachgang hinterfragen.
AlpöhyHat ein Herz für Baggersee-fraktionisten.
01.01.2024 23:31

Nun, zum Glück bin ich ich in einem Land geboren, dass sich ein anständiges Gesundheitswesen (noch) leisten kann.

Es ist auch müssig zu diskutieren, wie es in einem anderen Land laufen sollte, aber es sagt schon sehr viel über ein gesellschaftliches und politisches System aus, wenn Leute bei lebensbedrohlichen Situationen, nicht einfach kleinere Verletzungen/harmlosen Krankheiten, wegen fehlendem Cash die Behandlung verweigert wird...

Aber ja, wenn ich als Tourist in so ein Land reise, sichere ich mich ab. Und ja, da wären wir wieder bei DAN...

AnnaFull-Trimix, Fullcave, mCCR
02.01.2024 02:15
Mein Mann hatte in Ägypten Probleme. DAN hat uns sofort unterstützt und auch Krankenhaus Befürwortet.
Im Krankenhaus war die erste Frage, haben sie Visa. Nachdem ich für 1000 Euro unterschrieben habe, wurde mein Mann behandelt.
Kosten wurden von DAN ganz problemlos erstattet, trotz dass der Hotelarzt uns in teureren Krankenhaus geschickt hatte.

Die größte Schwierigkeit war, dass wir keine Vertagshandy hatten und erstmals viel Geld zum Telefonieren auf den Handys organisieren mussten
MySig... Hit and Run ...
02.01.2024 08:55
Hier ist der dazugehörige Beitrag von Scubaboard:

https://scubaboard.com/community/threads/woody-from-dive-talk-dcs-and-medical-journey.641431/
AnkouVielleicht
02.01.2024 09:30
Danke für den Link zu Scubaboard

Jeden zu behanden ist auch keine Lösung? WTF, was ist schief bei dir Alb?
AlbWerDiveCMAS***
02.01.2024 10:21Geändert von AlbWerDive,
02.01.2024 10:22
Was soll schief sein? Von mir aus ist es eine Lösung, aber keine die überall auf der Welt funktioniert. Zumindest nicht ohne die Rosarote Brille aufzusetzen. Ich bin auch dafür, dass grundsätzlich jeder behandelt werden kann. Da muss aber auch jeder einzelne zu beitragen. In Skandinavien wird teilweise gar nicht nach Krankenkasse gefragt. In den USA ist das aber wiederum nicht gewollt. Warum auch immer.

Und konkret Bahamas: soll die Gemeinschaft die Folgen eines Spaßtauchgangs abfedern, wenn sie nicht mal die eigene Bevölkerung versorgen können? Um so wichtiger ist es ja, dass wir gute Tauchversicherungen haben, die sofort einspringt. Das war in dem Beispiel ja eigentlich gegeben.
IvoryAOWD DTSA**
02.01.2024 10:31
"Jeden zu behanden ist auch keine Lösung? WTF, was ist schief bei dir Alb?"

Es mag hart klingen, aber das ist in der Tat richtig was er sagt. Ist bei uns in Deutschland auch nur bedingt anders. Das was uns von den USA unterscheidet ist, dass wir eine gesetzliche Pflichtversicherung haben, die das meiste bezahlt. Dadurch muss vordergründig niemand abgewiesen werden, vor allem nicht im Notfall. Wäre das allerdings anders, müssten Krankenhäuser und Arztpraxen natürlich die Behandlung verweigern. Das Gesundheitswesen ist eine sehr teure, hoch spezialisierte und komplexe Industrie. Moderne Medizintechnik wie CTs oder ähnliches kostet Millionen, Fachpersonal, ob Arzt oder Pfleger ist rar und ebenfalls sehr teuer. Würde der Gesundheitssektor nennenswerte Mengen an Patienten behandeln müsse, ohne dass sie dafür bezahlt werden, drohen schnell Pleiten und Kündigungswellen. Also ist es richtig, dass einfach jeden zu behandeln und hinterher zu fragen, wer bezahlt, keine Lösung ist. Weil eben auch oft genug hinterher niemand sich groß hervor tut und die Kosten übernehmen will. Sowas passiert sogar in unserem System, da es genügend Teilkaskobereiche gibt.

Und unser System ist auch nur auf den ersten Blick so überlegen. Die Diskrepanz in der Versorgung von Kassenpatienten und privat Versicherten ist nicht nur bei den Fach- und Hausärzten so groß wie nie. Zunehmend ist halt auch die Frage welches KH man nehmen kann auch vom Körtchen abhängig. Kürzlich erst im Bekanntenkreis mitbekommen, wie eine ältere Dame mit massiven Schmerzen im Bauch 2,5 Stunden lang mit dem RTW durch die Gegend kutschiert wurde, bis mal ein KH aufgenommen hat. Blinddarmdurchbruch.

Eine gute Gesundheitsversorgung für alle, unabhängig vom Portemonet, so wie wir es uns alle wünschen, ist eine sau teure Angelegenheit. Und weil auch wir diesen Deckel im Zweifel lieber nicht zahlen wollen, geht die Versorgungskapazität bei uns gerade richtig den Bach runter. Die Folge ist im übrigen bei beiden Systemen die Gleiche. Wenn nicht ausreichend Geld da ist, um die Geräte anzuschaffen oder das Personal ausreichend zu bezahlen, geht die Kapazität runter. Das heißt, dass irgendwann Leute nicht oder zu schlecht versorgt werden. Zwangsläufig. Hier ist lediglich die Reihenfolge wer als erstes hinten runter fällt nicht so scharf nach Money festgelegt, aber im Grunde gilt auch bei uns, bist du wohlhabender, wirst du besser versorgt.
AnkouVielleicht
02.01.2024 10:33
Naja, wir sprechen nicht über ein Dritteweltland. Und natürlich darf man die Frage stellen, ob die Gesellschaft für den indivduellen Spaß wie Tauchen, Ski, Motorad, Rauchen, Trinken etc pp aufkommen muss oder soll. Da bin ich schon bei dir. Die Frage wäre dann konkret ab welchen Gesundheitszustand der Patient den nicht behandelt werden soll oder muss?
Die USA haben nur ein rudimentäres Versichrungssystem und basieren auf Selbstzahler mit Rückerstattung duch die KV, die ist blöderweise aber so teuer.......UK ist der NHS im wesenltichen im Eimer. Da kann man schon mal mit einem Herzinfarkt sterben, weil der RTW gerade wo anders ist.
Interssant wären die AVB DAN USA....
AnkouVielleicht
02.01.2024 10:42
Das ist richtig Ivory und Geschichten mit dem RTW passieren hier uf dem land ständig, weil nämlich alle drei odervier Klinken hier im Umland streng auf ShareholderValue getrimmt sind. Und natürlich bekomme ich mit meinem Kärtchen einen MRT Termin kurzfristig und der Kollege mit dem GKVKärtchen nicht.
Ich kenne aber kein KH das eine lebensnotwendige Behandlung rundheraus ablehnt oder in der Notaufnahme nach der Kreditkarte fragt.........
IvoryAOWD DTSA**
02.01.2024 10:46
Naja DAN hat ja die Kosten dann noch übernommen, es scheint kein Fall zu sein, bei dem der Versicherungsschutz gemäß AVB in Frage gestellt wurde. Problematisch ist hier ja in erster Linie das Krisenmanagement. Flug frühestens nach 24 Stunden angeboten, Patient erstmal mit sinnlosen Formularen zugespammt, Kostenzusagen für notwendige Behandlungen im Vorfeld verweigert, was die Behandlung verhindert hätte, wäre nicht Ameraica Express zur Stelle gewesen. Das ist in der Tat ein Punkt, den ich mir für meine Tauchversicherung, nicht wünschen würde. Ich bin auch mal auf die Transkripte gespannt.
AlbWerDiveCMAS***
02.01.2024 10:47
@ankou: aus ethischen Gründen, sehe ich keine Grenze.
Nebenbei: Wir kennen eine Arztfamilie in Kirgisien. Die kann von ihrer Arbeit nicht Leben und hat Zweitjobs. Wem kann man da noch ernsthaft empfehlen Arzt zu werden oder nicht auszuwandern.
IvoryAOWD DTSA**
02.01.2024 10:47
Ja Ankou sowas haben wir hier noch nicht. Und vielleicht bekommen wir es auch nicht. Aber die Gefahr, dass du egal welches Kärtchen du in der Hose hast, stirbst weil in der Notaufnahme gerade niemand mehr da ist, um deinen Notfall noch rechtzeitig zu behandeln, die steigt und zwar schnell.
Dominik_Emind is like parachute
02.01.2024 10:52
Eigentlich wollte ich nicht mehr posten bis mehr Details da sind, aber da es sich leider grade in Richtung allgemeinem Vergleich Gesundheitssysteme bewegt:

Es geht in diesem Fall aber zumindest nach Darstellung des Unfallopfers *nicht* um die Frage, ob jemandem der eine Behandlung nicht bezahlen kann mit enormem Aufwand elektiv geholfen, z.B. eine Kniegelenk-Prothese eingesetzt wird, die man haben kann oder nicht, die von Schmerz bei Bewegung befreit, die man aber genauso heute oder in einem Monat einsetzen kann.

Es geht im Gegenteil um unmittelbare Hilfe zur Erhaltung des Lebens. Um erste Hilfe. Jemand liegt vor einem Krankenhaus, ist in Gefahr ohne Behandlung unmittelbar zu sterben, und niemand hilft bis Kostenzusage da ist. Das war die Darstellung im Video. *Ob* die Lage wirklich so dramatisch war, ob manifeste Lebensgefahr wirklich bestand, das können wir nicht wissen. Aber jedenfalls kann es bei neurologischer DCS sehr wohl so sein. Insofern ist das nicht viel anders als wenn jemand stark blutend vor einem Krankenhaus stünde. Es gilt zu handeln, jetzt, weil in 5 Stunden kann es zu spät sein.

Ich möchte hier mal die Frage aufwerfen, wie ein Land in dem so etwas möglich ist eigentlich einen Autofahrer bestrafen will, der an einer Unfallszene ohne zu helfen vorbei fährt weil er grade einen dringenden Termin hat den er verpasst wenn er erste Hilfe leistet, und somit massive finanzielle Nachteile erleidet und vielleicht am Ende des Monats nichts mehr auf dem Tisch hat? Das kann so ein Land nicht, es ist verkleidet in eine andere Verpackung nämlich die gleiche unmenschliche "Logik". Da gibt es aus meiner Sicht absolut nichts an Verständnis für. Lebensrettende Maßnahmen müssen unter allen Umständen ergriffen werden, wirtschaftliche Fragen kommen später. Das ist ein Grundprinzip unserer Gesellschaft. Ich würde so weit gehen zu sagen, auch die Ärzte in dem betreffenden Krankenhaus hätten notfalls gegen den Willen ihrer Organisation zumindest erste Hilfe leisten müssen. Mindestens so lange, bis klar ist dass keine unmittelbare Lebensgefahr besteht, oder aber diese abgewendet ist.

Dass diese nach hiesiger Sicht sehr klare Schlussfolgerung nichtmal dem Opfer auffällt spricht für mich leider schockierende Bände. Das meinte ich mit meinem Punkt 5. Davon völlig abgesehen, sage ich ja, wenn alles so war hätte DAN schneller und effizienter handeln sollen. Aber der "Haupt-Verursacher" waren sie bei der Szenerie vor dem Krankenhaus nicht. Man kann sogar weiter gehen: was geschähe denn, wenn Menschen die andere "zur Not" bereit wären sterben zu lassen sähen, dass DAN jeden Preis sofort zahlt? Wären es dann vielleicht 18 Millionnen "Admission" statt 18 000? Ich weiss es nicht, aber der Gedanke mag kommen. Die Zusage der Übernahme der Kammerkosten war ja schon lange da, und dann kam anscheinend das Krankenhaus mit "aber noch 18k um überhaupt reinzukommen ins Krankenhaus" um die Ecke. Wofür waren eigentlich diese 18k, was soll da so teuer sein? Das Opfer macht an einer Stelle einen Vergleich mit man habe all inclusive gebucht, aber dann käme die Nachricht, das Abendessen gäbe es auf einem Schiff, und nun müsse man da noch das Kreuzfahrtticket zahlen. Das ist nicht abwegig. Nur die Nachricht dass es auf dem Schiff sein kam nicht von DAN. Die kam von denen, die auch noch das Ticket verkaufen wollten. Das sollte man echt nicht vergessen bei allem Ärger.
IvoryAOWD DTSA**
02.01.2024 10:54
"weil nämlich alle drei odervier Klinken hier im Umland streng auf ShareholderValue getrimmt sind".

Und da sind wir wieder. Wäre es doch nur verboten mit Krankenhäusern Geld zu verdienen. Dann hätten wir keine Probleme. Das Geld für die Krankenhäuser und die Einrichtung derselben würde einfach erscheinen und alle wären selig.

Eigentlich ist es viel einfacher, als uns das Gesundheitssytem zu teuer wurde, haben wir auf Fallpauschalen umgestellt, um die Kosten zu begrenzen. Kosten begrenzen ist ein anderes Wort für sparen. Und sparen kann man nur, wenn die Versorgung effizienter oder schlicht reduziert wird. Inwiefern wir mit Personalmangel und Investitionsstau noch auf eine Effizienzsteigerung hoffen dürfen, bezweifle ich mal. Die Arztpraxen machen keinen Stunk, weil ihnen gerade langweilig ist und es gehen auch nicht reihenweise Pflegeheime Pleite, weil die Gewinnerwartung leicht unterschritten wurde.
02.01.2024 11:06
@Dominik_E

Da hast du prinzipiell absolut Recht, aber das ist unsere Perspektive aus der "ersten" Welt. In vielen Ländern sieht es da halt sehr düster aus, und das wird sich auch nicht von heute auf morgen ändern.
Wenn man diese Teile der Welt bereist und dazu auch noch eine Risikosportart betreibt muss man sich dessen bewusst sein.

1414 anrufen und in nicht mal einer Stunde im Heli liegen für ein Apfel und ein Ei ist ein unfassbares Privileg!
Tastenchef13Hypoxic Trimix / Full Cave / JJ-CCR
02.01.2024 11:16
Hmm halten wir fairer weise mal fest die Aussage DAN tut nichts stimmt so nicht.
Gezahlt haben sie ja wohl.

Aber eine ganz andere Frage eigentlich erstattet DAN ja immer nur die Kosten wie man aus mehreren Beiträgen ja bereits rauslesen konnte.
In welchen Ländern muss man den in Vorkasse gehen ?

In Ägypten kenne ich es ebenso (nicht Tauchspezifisch ) aber man geht erstmal in Vorkasse genau wie in Thailand.

Dort müsste man ja dann auch wahrscheinlich erstmal die Kammer zahlen.....
AnkouVielleicht
02.01.2024 11:17
Ivory, wir können gern einen Faden zu dem Thema aufmachen, da jedenfalls ich die finanziellen Aspekte durchaus Einzelfall bezogen darstellen kann. Mein Freund der Radiologe jammert auf wirklich hohem Niveau, mein Physio auch, mein Hausarzt mmmmh, geht so, und viele machen Privatpraxen auf, die Frage ist nur wie lange das noch gut geht.
Dominik_Emind is like parachute
02.01.2024 11:32Geändert von Dominik_E,
03.01.2024 11:11
Dihydrogenmonoxid, mein gnzer Punkt ist aber, dass wenn man so etwas erlebt und etwa zum Besseren ändern möchte (und das möchte Dive Talk nach eigener Aussage ja), dann ist es ziemlich logisch klar zu benennen, wo in der Kette jeweils das größte Problem lag.

Ich sehe mindestens 4 verschiedene:

1.: Zwei nach eigener Aussage sehr erfahrene Taucher und möglicher Weise ihr Umfeld auch noch haben extrem lange gebraucht um zu realisieren, dass einer von ihnen eigentlich dringend medizinische Hilfe benötigt. Das ist keine Kritik, wir alle wissen es: the first symptom of DCS is denial. Aber es hilft vielleicht, es immer wieder klar zu benennen. Die Zeit die da verstrichen ist, die hat der Körper haargenau so übel genommen wie die Zeit, die wegen DAN Formularen drauf ging.

2.: Das bürokratisch, unflexibel, und generell langsame und unklare Handeln von DAN in Bezug auf den Flugtransport. Da müssen sie sich Fragen gefallen lassen, wie gesagt.

3.: Das Handeln der Privatklinik in Nassau. Zu diesem Zeitpunkt, man muss es klar betonen, war bereits eine Zusage von DAN da, die Kammerkosten voll zu übernehmen. Die Klinik wollte aus dem Nichts heraus nochmal 18 000, ohne dass zumindest mir je klar wurde wofür eigentlich.

4.: Die "Ursachenforschung" die keine ist. Ich kann es emotional verstehen, wirklich. Aber dass wir auch auf scubaboard schon wieder durch Postings waten müssen in denen gefragt wird, ob er auf ein PFO hat checken lassen (hat er auch noch -- die Chance war immer so 30% dass eines gefunden würde, war halt diesmal nicht)...*sigh*.
Oben habe ich gelesen, 40/70 sei ja konservativ. Nun ich würde sagen 40/70 ist ein Bereich in dem für viele das Risiko erträglich ist, so lange das Risiko nicht eintrittt. Tut es aber bei 40/70, und auch darunter, doch manchmal. Aus meiner Sicht die aller größte Baustelle bei dem Ganzen, und neben Kettenglied 1 die einzige, bei der wir hier in Europa etwas tun können / müssen (denn bei DAN USA kann sich hier wohl eh niemand versichern). Weg mit dem Stigma der DCS, das hilft auch bei Kettenglied 1. Und hin zu einer Welt in der wir in der Lage sind, auch mal den Eintritt einer Sportverletzung hinzunehmen wenn kein klarer Grund erkennbar ist, und bereit sind zu sagen das ist der Deal den wir mit Neptun eingehen. Dekomodelle sind keine unfehlbaren Zauberformeln.

So, nun aber warten ob noch mehr greifbare Infos kommen.
02.01.2024 11:38
hm...

die eigentliche frage ist doch: macht eine tauchversicherung überhaupt sinn - wenn ich eh erst mal vor ort zur kasse gebeten werde und dann vielleicht die kosten erstattet bekomme (oder eben nicht)?
das hatten wir jetzt bei aquamed und bei DAN.
da kann man sich die versicherung auch gleich sparen...
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