Im Sempachersee wird nach vermisstem Taucher gesucht
Quelle Neue Luzerner Zeitung:
Polizeitaucher suchen im Sempachersee weiterhin nach einem vermissten Mann. Dieser war zu einem Schiffwrack abgetaucht.
Sonntagvormittag in der Sempacher Seeallee: Eine Gruppe von elf Sporttauchern und Hobby-Archäologen aus den Kantonen Aargau und Zürich bereitet sich bei der Festhalle auf Tauchgänge zu einem Schiffswrack vor, das seit über hundert Jahren in einer Wassertiefe von 25 bis 30 Metern liegt. Das mit Ziegeln beladene Transportschiff ist laut Kantonspolizei Luzern im 19. Jahrhundert auf der Fahrt von Sursee nach Sempach gesunken.
Beim Bootshaus der Korporation Sempach mieten die Taucher für vier Stunden zwei Pedalos, begeben sich damit an jene Stelle auf dem Sempachersee, wo sie das Schiffswrack vermuten und unternehmen Tauchgänge in 25 bis 30 Metern Tiefe.
Alleine abgetaucht
Kurz nach 14 Uhr entschliesst sich ein erfahrener, 58-jähriger Sporttaucher aus dem Kanton Aargau, alleine zu tauchen. Als er nach Ablauf der normalen Tauchzeit nicht an die Wasseroberfläche zurückkehrt, reagieren seine Kollegen:«Zuerst haben sie selber gesucht und dann gegen 16 Uhr die Polizei alarmiert», sagt Augenzeuge Rolf Steiger aus Menziken AG. Er verbrachte den Sonntagnachmittag bei einem Spaziergang am Sempachersee. Den ganzen Nachmittag vor Ort war auch Umberto Aregeno. Er betreibt beim Bootshaus einen Grill- und Marronistand und hat den Tauchern auch die Pedalos vermietet: «Ich habe erst bemerkt, dass etwas passiert ist, als plötzlich die Polizei kam.»
Erfolglose Suchaktion
Sechs Taucher der Sondergruppe «Biber» begannen zusammen mit der Wasserpolizei eine ausgedehnte Suchaktion. Diese entpuppte sich als schwierig, weil die Sicht auf einer Tiefe von rund 25 Metern im Sempachersee sehr schlecht ist. «Die Suche musste spät in der Nacht erfolglos abgebrochen werden», sagt Polizeisprecher Richard Huwiler. Gestern wurde die Suchaktion den ganzen Tag über fortgesetzt. Auch am Abend fehlte vom Vermissten noch jede Spur. Heute soll die Suche wieder aufgenommen werden.
Dass der voraussichtlich tödlich verunglückte Taucher allenfalls von alleine an die Seeoberfläche getrieben wird, ist laut Anja Dietzsch vom Rechtsmedizinischen Institut der Universität Zürich nicht zu erwarten. «Das ist beim Gewicht, das ein Taucher mit seiner Ausrüstung auf sich trägt, eher unwahrscheinlich»,
Wichtige Tauchregel verletzt?
Hat der Mann mit seinem Alleingang in dieser Tiefe leichtsinnig gehandelt? Mitglieder der Tauchgruppe wollten sich gestern zum Unglück nicht äussern. Delio Schwarz aus Adlikon bei Regensdorf, der mit dabei war, sagt nur: «Für Auskünfte ist alleine die Polizei zuständig.» «Es ist eine wichtige Tauchregel, nie alleine zu tauchen», sagt Heidi Hostettler, Präsidentin des Tauchclubs Merou Luzern. Da sie den aktuellen Fall aber nicht kenne, erlaube sie sich kein konkretes Urteil.
In der Schweiz ereignen sich laut Fachstelle für Tauchunfallverhütung in Zürich im Durchschnit zehn tödliche Tauchunfälle pro Jahr. Hans R. Wüst