Tauchen ist ein schöner, aber auch ein gefährlicher Sport. Um Dir auch die Gefahren dieses Sports aufzuzeigen, gibt es die Tauchunfallseite, auf der aktuelle Tauchunfälle im deutschsprachigen Raum aufgezeigt werden.
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Tödlicher Rebreather-TU Kreidesee Hemmoor 17.11.

Am Samstag wollte eine Rebreather-Gruppe bestehend aus einem Taucherlehrer und zwei Tauchschülern zu einem Tauchgang im Kreidesee Hemmoor aufbrechen. Dieser Gruppe schloss sich noch ein ehemaliger 59jähriger Schüler des Tauchlehrers an. Geplant war ein Tauchgang auf ca. 20m.

Beim Auftauchen auf 10m bemerkte die Gruppe, dass der vierte Taucher nicht mehr richtig folgen konnte. Alle Taucher befanden sich bereits auf Bailout. Dann sackte der Taucher weiter nach unten.

Der Tauchlehrer schickte seine beiden Schüler an die Oberfläche und versuchte dem Taucher hinterherzukommen, was aus uns unbekannten Gründen leider nicht gelang. Der Taucher konnte dann durch anwesende TEK-Taucher nach ca. 45 Minuten auf 52m lokalisiert und geborgen werden.

Der Tauchcomputer des Verunfallten zeige bis zum Absacken eine maximale Tiefe von 20m. Die Polizei hat zur Klärung der Todesursache eine Autopsie angeordnet.

Bitte beachtet, beim Posten, dass nur folgende Postings freigegeben werden:

- neue Informationen zum Unfallhergang

- neue Fragen die sich daraus ergeben

- neue Lösungsansätze für das beschriebene Problem

Nicht freigegeben werden:

- reine Beileidsbekundungen

- allgemeine Betrachtungen

- ungesicherte Spekulationen über den Unfall

- off Topic Beiträge

- Fragen und Beiträge die schon vorliegen

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19.11.2018 19:44
Für die Richtigkeit:

Die gerichtliche Leichenöffnung (landläufig als Autopsie bekannt) wird nach §87 StPO durch den zuständigen Richter oder bei Gefahr im Verzug auch durch die Staatsanwaltschaft angeordnet. Die Polizei ist hierzu nicht befugt.
AmboalavaPADI Master Scuba Diver, Nitrox, Drysuit, Deep, Wreck, Altitude, Sidemount, Self-Reliant, DPV, TEC40, TEC 45, TEC 50, GUE Fundamentals Tech, GUE Gasblender, GUE DPV1
20.11.2018 15:07Geändert von Amboalava,
01.09.2019 19:36
Der Verunglückte erlag meiner Information nach (ich war zu dem Unfallzeitpunkt und anschließender Bergung anwesend) einer Sauerstofftoxikose (Sauerstoffkrampf) im Bailout durch die Verwendung von 50% (Deko)-Sauerstoff unterhalb von 18 m.
26.11.2018 18:52
Wenn sich das mit Sauerstoff Bailout auf unterhalb von 18 Meter bestätigt ist es für mich kein Rebreather-Unfall.
Das kann auch OC mit einer Sauerstoff Dekoflasche passieren.
Martin319216Bunt ist das Dasein und granatenstark!
27.11.2018 11:07
@Amboala...
Du meinst EAN50, oder?
28.11.2018 13:05
EAN50 auf 18m wäre o.k. bezüglich Toxiztität, wennn die CNS nicht wider Erwarten schon deutlich überschritten war.
28.11.2018 17:21
Weiß jemand, ob man das im Nachhinein noch feststellen kann? Also ob 100% Sauerstoff oder anderer technischer Fehler
nandersenIANTD CCR
28.11.2018 22:02
Das wurde bereits eindeutig erklärt.

(...)einer Sauerstofftoxikose (Sauerstoffkrampf) im Bailout durch die Verwendung von 100% (Deko)-Sauerstoff unterhalb von 18 m.(...)

* O2 bei 18m wäre ein PPO2 von 2.8
* Als Grenzwert zur Dekompression verwendet man 1.6
* Bailout bedeutet es wurde nicht aus dem Gerät sondern aus externer Quelle geatmet.

EAN50 wäre mutmasslich sicher bis 22m zur Verwendung als Dekogas, kann man also ebenso ausschliessen. Berechnet aus ((1.6 PPO2 / 0.5 O2-Anteil) -1 bar Oberflächenluftdruck) * 10 m Wasser pro bar
29.11.2018 13:51
@Amboala: Ein Bailout-Gas soll in der maximalen Tiefe atembar sein. Dann wäre 100% Sauerstoff als Bailout für 20m Maximaltiefe ja schon planerisch ein Unding. Siehe auch kwolf !
SolosigiPADI DM, RAB/VDST/CMAS CCR Tec, Poseidon SE7EN CCR
30.11.2018 08:39
@Micro210645

Selbstverständlich wird jeder Kreiseltaucher das richtige Bail Out für die entsprechende Tiefe planen und mitführen. Und diese Planung kann unterschiedliche sein, z.B.:
- TMX 12/60 für die Tiefe bis 100m
- TMX 50/30 mir die mittlere Tiefe von 6m bis 20m
- reiner O2 für 6m und flacher.

Wie das Ganze geplant und durchgeführt wird ist eine sehr individuelle Sache und hängt von verschiedenen Dingen z.B. geplante Tauchzeit ab.
Wenn jemand also 100% O2 als Bail Out Gas für die Deko 6m oder flacher mitführt ist das absolut kein Unding!

Warum es zur Verwendung von O2 auf 18m kam ist (noch) nicht geklärt. Das hat aber mit dem Mitführen von 100% O2 absolut nicht zu tun!

Gruss
Solosigi
AmboalavaPADI Master Scuba Diver, Nitrox, Drysuit, Deep, Wreck, Altitude, Sidemount, Self-Reliant, DPV, TEC40, TEC 45, TEC 50, GUE Fundamentals Tech, GUE Gasblender, GUE DPV1
30.11.2018 13:24Geändert von Amboalava,
01.09.2019 19:36
Der verunglückte Taucher hatte bei der Bergung (s)eine 50% Sauerstoff Deko Stage dabei, was den Schluss nahelegt, das er diese auch verwendete.
Die Gruppe befand sich bei Kontaktverlust noch unterhalb einer Tiefe von 10 m, daher geht man davon aus,
das er letzlich (schon vorher) und zu diesem Zeitpunkt auch dieses (Dekogas) geatmet hat.
Was nun genau zu diesem Unfall geführt hat, wird geklärt.
-Vielleicht bringt die Autopsie und Auswertung seines Tauchprofils ein wenig Klarheit?

nandersenIANTD CCR
30.11.2018 19:33
Anders als bei reinen OC Tx TG bei welchen die 1. Stufen nur beaufschlagt aber dann wieder verschlossen werden, hat es sich in der CCR Szene eingebürgert BO generell offen mitzuführen. Hierbei geht man das Risiko ein ggf. ein Gas zu verlieren wenn dieses unbeachtet abströmt. (Erzielt eben den Vorteil es schneller zur Hand zu haben)

Ich halte es wie bei einem OC TG und schliesse die BO wieder. Auch wenn mir oft gesagt wird dies sei nicht die korrekte Herangehensweise bin ich im Bailoutfalle genötigt die Flasche anzufassen um sie zu öffnen und weiss somit welches Gas Verwendung findet- für mich ist das die gewohnte Methode.

Wie Sigi es schreibt entspricht es meiner erlebten Tauchpraxis, viele CCR-Taucher mit OC Ausbildung planen den BO wie einen vollwertigen OC TG mit min. BottomTime.

Was Klarheit bringen könnte wären die Fragen wo am Taucher welche Gase befestigt waren (Lean to Rich), Welche Ventile offen waren, Wieviel Restgas jeweils vorhanden war (im Vgl. mit dem Füll-log) und welches Gemisch der Taucher seinem Computer mitgeteilt hat.

Interessant wäre weiterhin zu wissen ob ein BOV (Bailout-Valve) Verwendung fand und warum auf BO gewechselt wurde. (Ggf. hat der Taucher die Hypoxie durch den CCR erlitten und konnte diese auch durch das BO nicht mehr in den Griff bekommen). Dies sollte (je nach CCR Typ) im Computer Log erkennbar sein.

Von vielen Herstellern gibt es mittlerweile Standard Operating Procedures um im Falle eines Unfalls keine Hinweise zu zerstören, hier mal exemplarisch ein solches Manual- dies soll nicht implizieren dieses Modell sei bei dem Unfall verwendet worden.



30.11.2018 23:25
Wir wissen also noch nicht, was wann konkret geatmet wurde. Wenn 100% Sauerstoff als Dekogas für 6m mitgeführt wird, ok. Wenn dieses Gas dann aber zum Bailout unter 18m genutzt wird, braucht man doch nicht lange nach dem Fehler suchen, oder ? Deswegen kann ich mit dem letzten Satz von Solosigi nicht mitgehen. Wenn die Stage mit 100% Sauerstoff das einzige zusätzliche Gas gewesen sein sollte und ein Bailout notwendig wurde... Hat er denn eine Stage mit dem für "seine Tiefe", also 20m passendem Gemisch mitgehabt ?
nandersenIANTD CCR
01.12.2018 09:31
Das ist zu spekulativ. Generell führt man Dekompressionsgemische zusätzlich zum Bottomgas, nicht anstelle derer.
01.12.2018 10:03
Meiner Ansicht nach wird hier zu viel spekuliert und interpretiert. Da es zum Kontaktverlust zwischen der Gruppe und dem Verunfallten kam, ist eine Aussage darüber ob, wie und auf welcher Tiefe die Stage zum Einsatz kam nicht möglich. Dies wird erst durch Sicherung, Auswertung und Bewertung des Opfers und dessen Ausrüstung durch die Behörden möglich sein.
02.12.2018 10:06
@nanders: Ja, eben ! Hatte er denn ?
Gelbe MaskeMaske hilft!
Abz. "Für gutes Wissen" (Gold)
02.12.2018 14:25
"Dieser Gruppe schloss sich noch ein ehemaliger 59jähriger Schüler des Tauchlehrers an. ...

Beim Auftauchen auf 10m bemerkte die Gruppe, dass der vierte Taucher nicht mehr richtig folgen konnte."
Mir scheint, hier könnte eine Erklärung liegen. Der "sich anschließende" Taucher wurde als selbständig betrachtet und hatte anscheinend keinen richtigen Buddy. Eventuelle Probleme bemerkte der Tauchlehrer evt. nicht, da er mit seinen Tauchschülern genug zu tun hatte. Bei einem evt. Gaswechsel machte der hinterhertauchende, nicht folgen konntende Taucher im Stress evt. einen Fehler (und wurde dabei nicht kontrolliert).
So mal als weiteren spekulativen Erklärungsversuch.

wwjkTaucher
02.12.2018 19:02
Nein. Rebreathertauchen ist rein grundsätzlich solotauchen. Nur Du selber weisst welcher Setpoint/pO2/ob m oder eccr/Bailout etcetc.
Es gibt Teambailout u. a., aber keinen Buddy im herkömmlichen Sinn.
nandersenIANTD CCR
03.12.2018 08:15
@Amboalava

Hast Du Kenntnis ob mehr als nur eine Stage/Bailout von dem Verunfallten mitgeführt wurden?
AmboalavaPADI Master Scuba Diver, Nitrox, Drysuit, Deep, Wreck, Altitude, Sidemount, Self-Reliant, DPV, TEC40, TEC 45, TEC 50, GUE Fundamentals Tech, GUE Gasblender, GUE DPV1
03.12.2018 15:30
@nanders

Der verunglückte Taucher hatte bei seiner Bergung nur eine Stage dabei.
03.12.2018 19:58
Und diese eine hatte 100% Sauerstoff ?
nandersenIANTD CCR
03.12.2018 20:27
@Micco

Scheinbar hast Du mit Deiner Vermutung doch recht. Bleibt abzuwarten was grundsätzlich diese Verwechselung des Atmegases verursacht hat. Sorry, dass ich dies so harsch verworfen habe.

@Amboalava

Danke für die Aufklärung. Dies führt zu vielen weiteren Fragen die dieses Forum sprengen würden.

Bleibt uns wohl nur auf ein Update zu hoffen nachdem das sichergestellte Material gesichtet wurde. Nach dem was wir nun hier wissen scheint die Unfallmechanik klar zu sein- bleibt die Ursache um daraus eine Lehre zu ziehen...
04.12.2018 18:20
@nanders: Ok, alles klar und danke, dass die Forumkultur doch nicht immer zwangsläufig entgleitet, wenn es unterschiedliche Meinungen gibt !
Ich hoffe, wir erfahren irgendwann den genauen Hergang.
Gruß
05.12.2018 00:06
Aus dem Bekanntenkreis des Verunfallten hörte ich, dass er den Regler noch im Mund hatte. Das spricht nicht für einen O2-Krampf mit ertrinken.
05.12.2018 13:32
@ kwolf 1406
Tatsächlich?
Ich bin die Tochter und ich höre/lese das zum ersten Mal.
Vielleicht kannst du mich ja privat anschreiben, denn solche Spekulationen über den Tod meines Vaters finde ich nicht korrekt.

Er war ein sehr erfahrener Taucher mit über 600TGs und eines ist klar: es war kein körperliches Leiden und wir setzen gerade alle Hebel in Bewegung, um den technischen Grund herauszufinden.

Wir verfolgen diese Diskussion seit dem ersten Tag und sind über jeden Imput dankbar!
AmboalavaPADI Master Scuba Diver, Nitrox, Drysuit, Deep, Wreck, Altitude, Sidemount, Self-Reliant, DPV, TEC40, TEC 45, TEC 50, GUE Fundamentals Tech, GUE Gasblender, GUE DPV1
05.12.2018 16:44Geändert von Amboalava,
06.12.2018 16:27
Der verunfallte Taucher hatte bei der Bergung weder sein Mouthpiece/BOV noch einen Stageregler im Mund.
Dies kann ich mit 100%tiger Sicherheit sagen, da ihn mein Buddy am Unglückstag (ALLEIN) an die Oberfläche gebracht und der Bootscrew übergeben hat.

@kwolf1406:
War der Bekannte zum Zeitpunkt der Bergung dabei? Woher hat er diese (falschen) Iinformationen?
Sorry, es ist für die Hinterbliebenen, Freunde und Bekannte sehr tragisch aber ich möchte hier trotzdem keine Fehlinformationen streuen lassen.
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