Hallo Leute
Ich stimme Friedl absolut zu, dass bei solchen Unfällen in diesem Forum oft sehr problematisch spekuliert wird. Ich war selbst nicht dabei, habe aber mit Personen gesprochen, die am genauesten wissen was passiert ist. Bei diesem Fall gibt es wirklich einiges zu lernen und ich denke, auch wenn ich nicht dabei war und wenn manches Spekulation sein könnte ist es wert darüber zu berichten. Nun, ich habe folgendes gehört:
1. Die beiden Taucher hatten weit über 500 TG in allen Gewässern und zu allen Jahreszeiten. Sie waren ein gut eingespieltes Buddyteam und mit der Situation äußerst vertraut. Vielleicht zu sehr vertraut.
2. Beide Taucher hatten getrennte Abgänge und erstklassige Ausrüstung. Welche genau kann ich aber nicht sagen. Für mich war hier neu, dass es beim Eistauchen weentlich bessser ist 2 Flaschen mit je einem Abgang zu benutzen als eine Flasche mit 2 Abgängen. Das ist eine Ursache des Unfalls und wir sollten daraus lernen.
3. Eine weitere Info ist, das offenbar der tödlich verunglückte Taucher mit dem Anzug nach dem Notaufstieg mit dem Trockenanzug am Eis festgefroren war und es nicht möglich war schnell zu helfen. Auch das ist eine Sicherheitsinformation, die mir bis dato neu war. Ich habe trotz diverser Eistauch TG`s nicht einmal daran gedacht, das man am Eis festfrieren könnte. Das ist aber offenbar ein nicht zu vernachlässigendes Risiko und vielleicht sollten wir einmal darüber diskutieren.
4. Ich habe gehört, das nur eine dünne Leine verwendet wurde und nicht wie im Bericht erwähnt 2 Sicherheitsleinen. Die Leine war nicht durch Sicherungspersonen gesichert, sondern unter Wasser an der Einstiegsstelle angebracht.Dies mag für euch verantwortungslos klingen, ist aber meiner Ansicht nach auf die Erfahrung, die Ortskenntnis und das Vertrauen der beiden aufeinander zurückzuführen. Darüber hinaus möchte ich alle wirklichen Eistaucher unter euch mal fragen ob ihr immer Sicherungsleute außerhalb verwendet habt. Auch das sollte uns zu denken geben. Wie oft glauben wir selbst daran alles im Griff zu haben und wie oft passiert dann etwas fatales.
Ich denke, wie immer sind solche Unfälle die Verkettung aus einer Reihe von Fehlern, Fehleinschätzungen, negativen Zufällen und Problemen, die völlig neu aufgetaucht sind. So ist es auch hier und der Buddy muss sich nun ein Leben lang mit diesen Dingen herumschlagen. Ihm gilt mein Verständnis ebenso wie mein Beileid all den Menschen, die durch diesen Unfall einen lieben Menschen verloren haben.
Wir sollten aber die Dinge nicht zerreissen oder verurteilen, sondern daraus lernen. Daher auch die Details.
Meine persönlichen Lehren aus diesem Fall sind:
Mache 2 Einstiegstellen im Eis, nicht nur eine.
Verwende eine Sicherungsperson außerhalb des Wassers.
Verwende 2 Flaschen mit je einem Abgang, nicht nur eine.
Brich einen Tauchgang bei einem Vereiser sofort ab und versuche nicht diesen fortzusetzen, auch wenn du und dein Buddy noch 3 Atemmöglichkeiten hast.
Nimm eine Sicherungsleine pro Person, bzw. ergänze mit einer Buddyleine. Nimm ein starkes Seil, keine Reel-Leine.
Halte dich von der Unterseite der Eisfläche fern damit du nicht festfrieren kannst.
Sprich außen die Rettungskette mit deinem Sicherungsmann ab.
Ich bin traurig über den Verlust eines wichtigen Freundes und Tauchkollegen.
R.