Tragisches Ende eines Tauchgangs
65-Jähriger aus Saarbrücken starb im Losheimer Stausee - Koordinierter Einsatz der Rettungstaucher war vergebens
Losheim am See (pum). Mittwochnachmittag am Losheimer Stausee. Es hat schon viele Tage in diesem Jahr gegeben, an denen mehr los war, ziemlich durchwachsen das Wetter. Doch das ist für Taucher nicht entscheidend. Für sie ist der Stausee einerseits ein sehr gutes Ausbildungsgelände und zum Zweiten ein beliebtes Revier für den Unterwassersport. Deshalb sind an diesem Nachmittag die beiden Partner aus Saarbrücken und St. Ingbert nach Losheim gekommen, um ein paar Tauchgänge zu absolvieren.
Gegen 14 Uhr treffen der 65-jährige Saarbrücker und der 34-jährige St. Ingberter am Steg des Sees ein. Sie sind erfahrene Taucher. Ausrüstung und Kleidung werden kontrolliert, und um 14.15 Uhr gehen sie auf den ersten Tauchgang. Aufwärmen quasi. Eine gute Stunde später beginnt der zweite Tauchgang. Die beiden wollen bis zur zweiten Boje tauchen, die etwa 150 Meter vom Ufer entfernt ist. Das wird tragisch enden.
Nach etwa siebzig Metern gibt der ältere der beiden Männer seinem Partner ein Signal: Auftauchen. An der Wasseroberfläche angelangt, bittet er ihn nachzusehen. Das Ventil an der Tauchjacke dürfte undicht sein. Unerfreulich, aber nicht dramatisch, denn die Auftauch-Hilfe hatte ja funktioniert. Der jüngere Mann schwimmt um seinen Partner herum, schaut nach dem vermuteten Defekt. Es ist 15.56 Uhr. Da wird der 65-Jährige plötzlich bewusstlos. Sofort gibt sein Partner Signal, das ebenso umgehend am Ufer empfangen wird. Sehr schnell wird ein Taucher des DLRG an die Stelle im See gelangen. Doch, was jetzt passiert, wird zum Kampf um Leben und Tod. Der 34-Jährige macht alles richtig: Er spricht seinen Partner an, versucht ihm den Atemautomaten in den Mund zu geben, will erreichen, dass der 65-Jährige hilft, den 18 Kilogramm schweren Tauchgürtel zu lösen. Alles vergebens. Nun hält der Jüngere den Bewusstlosen über Wasser, doch nach einer Zeit bekommt er Krämpfe, ihn verlassen die Kräfte, bis ihm der andere aus den Händen gleitet.
Zu dieser Zeit läuft die Alarmierung der Rettungstaucher. Das sind Leute vom DRK, der Wasserwacht, und von der DLRG sowie von der Freiwilligen Feuerwehr Losheim. Ehrenamtliche, die vom Arbeitsplatz zum Standort des Fahrzeugs und dann an den Einsatzort gelangen müssen. Der erste DLRG-Taucher sucht 18 Minuten lang nach dem untergegangenen Mann. Die Sichtweite im Wasser beträgt unter 50 Zentimeter, er findet ihn nicht. Um 16.30 Uhr ist DRK-Rettungstaucher Jürgen Ehm vor Ort. Er übernimmt die Einsatzleitung. Es werden Dreier-Gruppen gebildet. Die erste findet das Opfer nicht, die zweite bringt ihn nach einem 17-minütigen Tauchgang an die Oberfläche. Im DLRG-Boot wird der Mann zum Ufer gebracht. Sofort wird dort eine Wiederbelebung versucht - erfolglos. Der Notarzt kann nur den Tod des Saarbrückers feststellen.
Der jüngere Taucher erleidet ein Schock und muss ins Krankenhaus gebracht werden. Ihn plagen später schwere Selbstvorwürfe, berichtet Michael Klein vom Landeskriminalmt, der das Geschehen mit Hilfe des Tauchcomputers, der Aussagen der Rettungskräfte und des 34-Jährigen rekonstruiert hat. Ehm hat den Einsatz in gleicher Weise geschildert. Ihm ist wichtig hevorzuheben, dass - wenn auch der 65-Jährige nicht gerettet werden konnte - "die drei beteiligten Rettungsdienste gut koordiniert und sehr vernünftig zusammen gearbeitet haben". Wie der Partner des gestorbenen Tauchers haben auch die Retter alles richtig gemacht. Fachlich zutreffend übrigens kein Tauchunfall, sondern ein "Badetod", wie die Obduktion ergeben hat. Klein: "Der 65-Jährige hatte eine akute Koronarinsuffizienz (Herzschwäche), die aus Sicht des Arztes geeignet war, eine Bewusstlosigkeit hervorzurufen. Die Todesursache wird deshalb ein Kreislaufversagen gewesen sein." Tauchunfälle sind demgegenüber Ereignisse, die auf Materialfehler oder auf menschliches Versagen beim Tauchen - etwa zu schnelles Auftauchen - zurückzuführen sind.
Weder für das eine noch für das andere ist der Losheimer Stausee ein typisches Revier. Das tragische Ende des Tauchgangs an diesem späten Mittwochnachmittag war ein Unglück.