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Tauchen mit Bandscheibenvorfall Lendenwirbelsäule

Geändert von Smiley,

Hallo allerseits,

kleine Frage: Gibt es hier Leute, die erfolgreich und ohne Probleme mit einem (echten) Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule tauchen? Ich spreche hier von einem Prolaps (Extrusion) und nicht "nur" (sorry, ist nicht so gemeint) von einer Vorwölbung (Protrusion).

Mit einer Vorwölbung bzw. mehreren (L3-4-5-S1) hab ich selber lang getaucht und das ging eigentlich sehr gut, bis auf 1-2 Fälle, wo ich dann im "normalen Leben" - also nicht beim Tauchen - eine blöde Bewegung gemacht habe und dann eine Woche oder so außer Gefecht gesetzt war.

Nun hat sich aber aufgrund einer blöden Bewegung L4-5 zu einem echten Prolaps entwickelt. Mein Arzt sagt, dass wir nicht operieren müssen, wenn wir es stabil halten können mit Kine u. falls nötig Medikamenten. Nun bin ich seit 2 Monaten auf dem Trockenen, war also seit 2 Monaten nicht tauchen, aber hab echte Entzugserscheinungen. Würde natürlich sehr gern wieder tauchen gehen. Die Schmerzen sind weg, nur das Gefühl, das da unten im Bereich der Lendenwirbelsäule was nicht stimmt u. etwas pieksen ab und zu, sind da. Ansonsten mache ich aber wieder Sport (Gym, Geräte, Crosstainer, Spinning), Radfahren, Wandern, Schwimmen. Mein Arzt, der auch mein Taucharzt ist (u. generall für verschiedene Organisationen Taucharzt und auch Sportarzt) meint, ich kann alles machen, solange ich mich gutfühle und nichts wehtut, zumal der Prolaps bei jeder Bewegung, auch beim Umdrehen im Bett, oder Sitzen, oder was auch immer, wieder akut werden kann. Mein Physiotherapeut schließt sich dem eigentlich an. Wäre natürlich sauschlecht, wenn das beim Tauchen passieren würde, denn vor den dann auftretenden Schmerzen hab ich mehr als Respekt (letztes Mal lag ich erst mal heulend am Boden u. konnte nix mehr machen). Über Sidemount hab ich schon nachgedacht u. auch ausprobiert, aber mir geht es besser, die Last gut verteilt auf dem Rücken zu tragen.

Natürlich würde es mir immens schwer fallen, müsste ich deshalb mit dem Tauchen aufhören (ok ich weiß, dass ich beim Höhlen-/Tech-Tauchen schon Abstriche machen muss).

Also - gibt es unter Euch Tauchern welche mit solchen Problemen? Bitte nicht über andere Stellen berichten, denn HWS etc. ist doch anders...u. hindert an anderen Dingen.

Vielen Dank schon mal!

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20.07.2021 10:12
Ich war mit L4-5 Prolaps noch tauchen aber es wurde trotz Physiotherapie so schlimm dass es dann doch eine OP wurde. Kann aber nicht sagen ob es durch das Tauchen schlimmer wurde, richtig schlecht war es eher nach langen Flügen (11h sitzen), langen Autofahrten, und nach dem Joggen. Nach der OP ein halbes Jahr Tauchpause, dann sidemount, alles gut jetzt. Stehtisch in der Arbeit statt Sitzen hat auch sehr geholfen. Was mich eher wundert: "ich kann alles machen, solange ich mich gutfühle und nichts wehtut" --> bei mir hieß es damals, das wichtige Warnzeichen seien nicht Schmerzen sondern Ausfälle im Nervensystem wie Zehenheberschwäche oder Blasenschwäche. Wenn sowas auftritt (auch ganz ohne Schmerzen), dann wird die OP dringend um bleibende Schäden zu vermeiden.
20.07.2021 10:26
Bei mir wurde auch nicht operiert, ich war fast 1 Jahr "Schachmatt".
"solange ich mich gutfühle und nichts wehtut" Diese Aussage finde ich auch komisch, meine Symptome waren punktuelle Schmerzen im Oberschenkel, Po und
Einschlafen der Zehen. Langes Sitzen auf schlechten Bürostühlen ist heute noch unangenehm.

Was mir am meisten geholfen hat war einfaches Spazierengehen und die Stärkung des unteren Rückens (Hyperextensionen, statisch nicht dynamisch, kann man auch auf dem Boden liegend machen).

Tauchen mit Doppelgerät und Stages ist kein Thema, Flossenausziehen ist die kritische Bewegung. Hier musst du für Dich die richtige Strategie finden.
Ich löse die Spring Straps kurz vor dem Auftauchen in horizontaler Wasserlage, wenn ich Grund unter den Füßen habe trete ich auf die Flosse, ziehe den Fuß raus und kicke die Flosse an den Spring Straps nach oben.
MySig... Hit and Run ...
20.07.2021 12:17Geändert von MySig,
20.07.2021 12:19
Discus Prolaps L5-S1, nicht operiert! Taubheitsgefühl im kompletten rechten Fuß.
Ich habe allerdings das große Glück dass meine Nerven dort anscheinend viel Spielraum haben und somit gut "ausweichen" konnten.

Nach ein paar Tagen waren die Schmerzen soweit weg und nach einer Schonzeit habe ich mit Physio und Muskeltraining begonnen. Anschließend noch ein 3-wöchiger Reha-Aufenthalt. Jetzt soweit komplett frei von Beschwerden!

Ich passe aber auch auf damit ich keine falschen Bewegungen mache. Tauchen ist soweit kein Problem. Wenn ich merke dass es gerade wieder schlechter ist (leichtes Taubheitsgefühl) gehe ich einige Zeit nicht tauchen.
AnkouVielleicht
20.07.2021 14:42
Prolaps L 4-5, keine OP, aber gezieltes Training zum Muskelaufbau. Pause ca 6 Monate.
Herbstarja, hab ich...
21.07.2021 10:41

Hatte am 1.Feb die Diagnose "Laminektomie, dorsale Spondylodese und PLIF L5/S1" d.h. Versteifungsoperation und freikratzen des komplett verstopften Spinalkanals mit neurologischen Beeinträchtigungen im Bereich rechtes Bein und linker Fuss.... meine Ärzt damals sagten mir nach etwa 6 Monaten, bei gutem Verlauf, könnte ich wieder tauchen gehen und genau so mach ich es jetzt auch. OP ist gut verheilt und es gab und gibt keinerlei Komplikationen...

Bin inzwischen von der D12 auf Sidemount gewechselt und habe damit die ersten TG gemacht, keine Probleme supercool.... einzig den Kreisel hab ich bis jetzt noch nicht angefasst da ich es auf Empfehlung der Ärzten sehr ruhig angehe und langsam wieder alles aufbauen muss....

21.07.2021 10:56

Hallo! Keine persönliche Erfahrung, aber 3 Gedanken zum Thema:

1) Das Schleppen des Gerödels mit Gewichten etc. ist in der Regel äußerst kontraproduktiv für die Bandscheibe im LWS-Bereich. Hierbei ist ein Bleigurt natürlich besser als integriertes Blei, weil er auf dem Becken liegt und somit nicht die Wirbelsäule belastet. Bleibt in jedem Fall die Flasche. Du solltest also jemanden haben, der so nett ist, Dir das Gerödel bis ins Wasser zu tragen und das Jacket da anziehen (Risiko hierbei jedoch durch ungewöhnliche Bewegungen).

2) Tauchen ist ja nicht grundlos als Buddy-System ausgelegt. Im Notfall solltest Du also immer in der Lage sein, Deinen Buddy zu retten, das heißt auch, ggf. ans Ufer zu ziehen. Wenn Du das nicht gewährleisten kannst, wäre vielleicht ein Gruppentauchgang zu dritt sinnvoll.

3) Nach meinem Kenntnisstand weiß noch keiner so genau, ob sich das Sättigungs- und Entsättigungsverhalten in gereizten (entzündeten) Geweberegionen (der Prolaps führt ja i.d.R. zu einer Reizung der zugehörigen Spinalnervenwurzel) negativ auswirkt, das bleibt ein persönliches Experiment.

Da es unter Wasser jedoch zu den ungewöhnlichsten Körperbewegungen kommen kann, die an Land so nicht möglich sind, ist nie ausgeschlossen, dass es auch unter Wasser dann doch mal "knackt", abgesehen von anderen Bewegungen, die beim An- und Ausziehen auftreten, aber das scheint ja bislang geklappt zu haben. Ansonsten scheint der Taucherarzt, der Dich und Deine Befunde persönlich kennt, ja bereits "grünes Licht" gegeben zu haben.

21.07.2021 13:22
Ich hatte vor Jahren als ich noch nicht getaucht bin einen Vorfall L5/S1 mit Fußhebeschwäche, und bin nur ein paar Tage an einer OP vorbeigekommen...

War im Endeffekt ein halbes Jahr Krank geschrieben und bin nur durch Sport wieder richtig auf die Beine gekommen.

Das tauchen selber und auch der Weg zum Wasser (tauche mittlerweile D12) stellt für mich kein Problem dar, eher mal das Paket wieder richtig im Auto zu verstauen.

Viel schlimmer wie tauchen sind eher andere Dinge bei denen man sich nicht aufs heben konzentriert.

SmileyGUE T1, GUE C2, DM, CMAS***
22.07.2021 07:55
Vielen herzlichen Dank Euch allen! Das war sehr informativ und hat mir sehr geholfen. Natürlich weiß ich, dass jeder Körper individuell auf so was reagiert und natürlich sowieso unterschiedlich trainiert ist u. auch die Situationen sehr verschieden sind. Aber ich bin doch froh zu hören, dass einige auch nach der OP, oder einige sogar ohne OP, weiter den Tauchsport genießen können!Vorgestern hab ich auch mit jemandem gequatscht, den ich auch vom Tauchen her kenne u. er erzähle auch, dass er in der LWS inzwischen 2x operiert ist, dass es tauchen geht, aber dass er inzwischen Probleme hat, da es nach oben wandert...Naja, schauen wir mal! Vielen Dank u. ich wünsche EUch weiter schöne und gesunde Tauchgänge!
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