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MinaMiAOWD

Schlauch gerissen - Folge?

Liebe alle,

mir ist diesen Sommer der Inflatorschlauch des von der Tauchbasis geliehenen Gerätes unter Wasser gerissen. Glücklicherweise waren wir nur auf ca. 20 Meter Tiefe direkt über dem Grund und mehrere Taucher meiner Gruppe befanden sich in  einer Nähe.

Ich habe jetzt aber mal die Frage, was normlerweise die Folgen eines gerissenen Schlauches sind, denn bei mir war das irgendwie merkwürdig:

Der Riss ist recht massiv gewesen, so dass die Luft wahnsinnig schnell herausgesprudelt ist. Ich hatte nur eine erste Stufe - ein Verschließen war also nicht möglich. Ich war nicht mal besonders besorgt unter Wasser, zunächst konnte ich noch kurz durch meinen Atemregeler atmen, dann erhielt ich den zweiten Regeler meines Guides, soweit kein Problem. Auch bei meinem Buddy hätte ich problemlos mitatmen können, wir hatten in der Gruppe noch mehrer Flaschen mit rund 120-130 bar. An meiner Tiefe änderte sich zunächst auch nichts, wir waren direkt über dem Grund. So hätte ich auch zum Boot zurück tauchen können. 

Unser Guide entschied, sofort aufzutauchen. Hier entstand jetzt erst mein Problem. Müsste man nicht eigentlich erwarten, aufgrund der Geschehnisse als Tauscher abzusacken? Der Guide hielt mich fest und ich mich am Guide und ich hatte das Gefühl, zu schnell aufzusteigen. Wir waren zwar gerade noch so in der "erlaubten" Geschwindigkeit, aber ich empfand es als sehr schnell und hatte das Gefühl, gar nicht langsamer aufsteigen zu können. Das versetzte mich dann schon etwas in Sorge, da ich das Gefühl hatte, dies nicht mehr kontrollieren zu können.

Das erscheint mir nun merkwürdig. Könnte es daran leigen, dass mich meine Tauchpartner nach oben gezogen haben? Oder warum bin ich so schnell aufgestiegen? Wie gesagt, eigentlich bin ich der Meinung ich hätte eher eine Tendenz zum absinken haben müssen. Da es keine Nachbesprechung gab, konnte ich das Problem vor Ort nicht mehr klären.

Es ist alles gut ausgegangen, aber ich würde mich freuen, wenn Ihr mir hier mal ein Feedback geben würdet, damit ich verstehe, was passiert ist/normalerweise in solch einem Fall passiert. Denn von mir aus wäre ich wirklich lieber langsamer aufgestiegen oder, noch besser, unter Wasser in Ruhe zum Boot getaucht, um nicht an der Oberfläche zurück schwimmen zu müssen.

Beste Grüße

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31.08.2016 11:09

Wenn man das nie geübt hat und keine Erfahrung hat, wie viel Luft man für 2 Taucher im Jacket haben sollte, etwas Sorge hat abzusacken, dann passiert genau das. Der Guide hätte nur wenig Luft in sein Jacket füllen sollen, bis es langsam hoch geht und dann durch ablassen der Luft die Geschwindigkeit kontrollieren sollen. Die Luft dehnt sich ja aus wenn der Druck, sprich die Tiefe abnimmt. Daher muss da Luft raus, wenn man nicht immer schneller aufsteigen will. Man sollte auch daher nicht den Inflator voll öffnen, sondern so stoßweise Luft ins Jacket dann machen, eben damit es nicht zu schnell wird. Luft ablassen hättest du doch außerdem auch bei dir selbst gekonnt?

Absacken muss man nicht, nur weil der Schlauch kaputt geht. Der Inflator verliert keine Luft, wenn da kein Druck mehr auf dem Schlauch ist. Den kannst du sogar abmachen als Übung und die Luft bleibt im Jacket.

Bei 20m sollte außerdem der Sicherheitsstopp mit 3 min auf 5m trotzdem gemacht werden. Das sollte der Guide schon als Eigensicherung machen. Was nützt es, wenn ihr beide oben heil ankommt aber übertrieben formuliert dann an der Dekompressionskrankheit sterbt.

Flasche zudrehen ist auch gut, wenn da ein mal Wasser drin ist, ist auch doof. 

Kann ansonsten auch sein, dass dein Gefühl dich täuscht. Schau mal im Computer die Aufstiegsgeschwindigkeit nach. Maximal 18 meter pro Minute ist erlaubt. Besser 10 und die letzten 5 dann lieber sogar nur mit 3m/min. 

Also so 2-3 Minuten hätte der Aufstieg schon dauern sollen am besten mindestens. Einige Tauchcomputer piepen auch wie wild, wenn man zu schnell ist ansonsten.

Tümpitausche Sterne gegen Muscheln
31.08.2016 11:15

meine erste Idee war auch, ob du drangedacht hast, Luft aus dem Jacket abzulassen. Keine Nachbereitung ist unverständlich, war der Guide dazu nicht bereit?

MinaMiAOWD
31.08.2016 11:17

Lieber hausrocker,

 

vielen Dank für Deine Antwort. Das deckt sich mit meinen Gedanken. Ich hatte ja zunächst überhaupt kein Tarierungsproblem (und auch gar keine Sorge), dieses entstand erst beim gemeinsamem Aufstieg, welcher für mich nicht mehr kontrolliertbar war. Natürlich habe ich sofort, als ich den Aufstieg nicht mehr selbst kontrollieren konnte, sämtliche Luft aus meinen Jacket herausgelassen. Wir sind gerade noch so in "erlaubter" Geschwindigkeit aufgestiegen. Aber mir war das zu schnell, zumal ich auch gerne den Sihcerheitsstaopp gemacht hätte, was aber unsere ganze Gruppe nicht getan hat. Wie gesagt, ich konnte mich nicht auf 3 m halten, wir sind gemeinsam hoch. Zum Glcük waren wir ja nicht so tief und es ist nicht passiert - aber fürs nächste mal (das hoffentlich nicht vorkommt) wollte ich einfach wissen, ob ich richtig liege.

 

MinaMiAOWD
31.08.2016 11:22

Lieber Tümpi,

mein Jacket hatte ich natürlich rechtzeitig komplett geleert, als der Aufstieg so schnell ging!

Nachbesprechung gab es nicht, da der Guide mit anderen Gästen, für die der Tauchgang ja dann kürzer war und die noch Luft in den Flaschen hatten, direkt noch mal losgeschickt wurde. Davon abgesehen macht die Basis leider eh keine Nachbesprechung innerhalb der Gruppe. Kenne ich von dort schon so. Das ist auch abgesehen von Unfällen, bei denen ich das naürlich als unabdinglich empfinde, damit alle daraus lernen könne, auch sonst nicht so. Als Gast muss man sich dann immer durchfragen, wenn man was zum Tauchgang wissen möchte ... Ein Negativpunkt bei dieser Basis.

RotfederOWD / SSI Deep
31.08.2016 11:28

je nach dem wo der Schlauch geplatzt ist,wäre es eventuell auch möglich gewesen diesen abzuknicken. Damit wäre dann der ungebremste Luftaustritt schon mal begrenzt gewesen,vielleicht hätte dann sogar die eigene Luft zu einem ruhigen kontrollierten Aufstieg gereicht. Es ist gut,wenn man sich über sowas Gedanken macht,damit man im Falle eines Falles entsprechend reagieren kann,ohne lange überlegen zu müssen.thumbup

MinaMiAOWD
31.08.2016 11:37

Danke, Rotfeder! Der Riss war leider ganz oben, fast direkt am Ventil, abknicken nicht möglich, aber grundsätzlich ein wichtiger Hinweis!!

31.08.2016 12:02

Pardon, welcher Schlauch ist denn "gerissen?"

Der Faltenschlauch am Jacket oder der druckführende Schlauch an der ersten Stufe?

MinaMiAOWD
31.08.2016 12:05

Ich kenne den Begriff "Faltenschlauch" leider nicht. Es war der unter Druck stehende Inflatorschlauch, der von der ersten Stufe zum Jacket führt. Ist mit einem lauten Knall geplatzt. Da ein Abknicken nicht möglich war (aufgrund des Risses kurz hinter der ersten Stufe), war die Flasche innerhalb von kürzester Zeit leer.

31.08.2016 12:08
Dass der Guide nicht friedlich mit dir zum Boot zurückgetaucht ist, hat schon seine Richtigkeit. Fällt so wichtige Ausrüstung wie die Luftversorgung eines Tauchers aus, ist der Tauchgang sofort kontrolliert zu beenden. So habe zumindest ich es gelernt. Den Sicherheitsstopp hätte man aber unter den gegebenen Bedingungen durchaus machen können. Ich könnte mir vorstellen, dass der Guide schlicht Angst hatte, dass du nicht ruhig bleiben würdest oder sogar selbst mit der Situation überfordert war und dich deshalb schnellstmöglich oben haben wollte. Ok ist es natürlich trotzdem nicht. Dass dir der Aufstieg zu schnell war, hättest du dem Guide auch mit Handzeichen signalisieren können. Theoretisch hättest du auch kurz an seinem Schnellablass ziehen können, um den Aufstieg etwas zu bremsen. Hätte er zwar bestimmt keine Freude gehabt, aber immerhin geht es ja auch um deine Gesundheit. An deiner Stelle würde ich die Basis nichtmehr besuchen. Schlecht gewartete Ausrüstung (ein Schlauch platzt im Normalfall nicht einfach so) und die Fehlende Nachbesprechung sprechen absolut nicht für diese Basis. Die Nachbesprechung hätte ja auch nach dem Tauchgang des Rests der Gruppe stattfinden können.
MinaMiAOWD
31.08.2016 12:18

Danke Steffi, für die Antwort. Schnellablass hatte ich gezogen, Jacket war leer...

calanquesCMAS **
31.08.2016 12:23

@ hausrocker - Wenn man mit guter Tarierung beginnt, muss man für einen kompletten Aufstieg überhaupt keine Luft ins Jacket lassen. Das ist ja reine Verschwendung, da man kurz danach die Luft gleich wieder ablässt. Im Normalfall reicht ein kräftiger Atemzug und ein, zwei Flossenschläge und man kommt schon in den Bereich wo man Luft ablassen muss. Man hätte in dem Fall also recht bald mit Entleeren beginnen und sich an den Sicherheitsstop herantasten können. Die Schwierigkeit besteht natürlich darin, syncron zu tarieren. Wenn das "Opfer" ruhig und unaufgeregt ist, kann es sich mit beiden Händen am "Retter" festhalten. Der "Retter" bedient dann beide Jackets.

31.08.2016 19:58

Also früher haben wir das doch geübt einen sogenannten Notaufstieg durchzuführen unter Einhaltung der max Aufstiegsgeschwindigkeit und ohne irgendeinen Sicherheitsstopp.

Gut das ist schon ca. 20 Jahre her, und heute taucht man mehr auf Sicherheit.

Trotzdem passiert da nichts von ca. 20 Meter in einen Rutsch auf 0 hoch zu gehen, einzige Einschränkung nicht zu schnell steigen.

Als Guide hätte ich es nicht anders gemacht. Es macht keinen Sinn mit einen Anfänger und kaputter Ausrüstung unter Wasser irgendwelche Experimente zu machen. Sicherheit gibts da nur über Wasser mit einen kontrollierten Aufstieg.

31.08.2016 22:19

TO: "Wie gesagt, eigentlich bin ich der Meinung ich hätte eher eine Tendenz zum absinken haben müssen."

Ne, auf keinen Fall, denn das Jacket hat ja keine Luft verloren.

Im Gegenteil:
- Durch die abströmende Luft aus der Flasche verlierst Du Abtrieb.
- Im Regelfall stellt sich eine erhöhte Atemfrequenz bei einem solchen Vorfall ein.
Da hat man ruckzuck 2-3 Kg Auftrieb.

ramklovApnoeTL, TL**
01.09.2016 00:03Geändert von ramklov,
01.09.2016 00:14

Ich denke, bis (vermutlich) auf den Sicherheitsstopp und ein  Nachbriefing in entspannter Runde hat der Guide alles richtig gemacht.

  • Du bist nicht panikartig durchgeschossen, abgesackt oder verloren gegangen. Vermutlich aus Angst davor hat der Guide Dich festgehalten.
  • Du bist trotz vollständigem Gasverlust mit ausreichend Luft an der Oberfläche angekommen. Was willst Du mehr?
  • Du konntest Dich nicht auf 3m halten. So hat der Guide selbstlos auch auf den Sicherheitsstopp verzichtet.
  • Du bist mit der "erlaubten" Geschwindigkeit aufgestiegen. Gut so!
  • Der Guide entschied sofort aufzutauchen. Richtig bei Deinem vollständigem Gasverlust.
  • Den Rest der Gruppe hatte der Guide auch noch unter Kontrolle. Hut ab.

Soviel zu  meinem Feedback.

schlickschürfer hat die Fragen zu Deinem Auftrieb/Abtrieb beantwortet. Denk insbesondere an die Wirkung der erhöhten Atemfrequenz.

gruß ramklov

01.09.2016 13:44

Hallo!

Würde mich interessieren, wie schnell das Gas denn aus war, es müsste eigentlich eine zeitlang dauern, bis die Flasche über den Mitteldruck komplett abgeströmt ist. Anscheinend waren ja noch über 100 Bar in der Flasche (oben steht, das die anderen noch um die 130 Bar hatten, demnach vermutlich deine Flasche auch).

Oder bricht durch das Abströmen aus dem gerissenen Schlauch der Mitteldruck soweit zusammen, das eine Versorgung über die 2.Stufe nicht mehr funktioniert? Hat das mal irgendwer ausprobiert was da passiert?

lg

 

BlubbBlubbBlubbBlubbdies und das...
01.09.2016 15:13

Das dauert eine ganze Weile... siehe: http://www.advanceddivermagazine.com/articles/lifeendingseconds/lifeendingseconds.html
Es gab dazu auch mal einen anderen Versuch mit anständigen metrischen Maßeinheiten... meine vom BSAC. Ich finde den Artikel nicht grad nicht mehr...

neoonfischvoll krass zertifiziert
01.09.2016 15:32

Die Zeit von ca. 1 Minute klingt vernünftig. Erste Stufen haben eine Literleistung von ca. 2000 Liter/Minute , das ergibt bei einer vollen 10 Liter Flasche genau eine Minute Abströmzeit. Der Mitteldruck dürfte nicht so stark abfallen, die zweite Stufe müßte funktionstüchtig bleiben.

01.09.2016 15:35
Wenn der Mitteldruckschlauch platzt ist nicht die erste Stufe der limitierende Faktor sondern das Flaschenventil. Dort sind etwas 2300l/ Min möglich.Bei 100 bar in einer M12/ 80 Cuft ist die Pulle dann ziemlich schnell leer. Ein geplatzter Mitteldruck ist, bezogen auf den Gasverlust, der worst case.Von wegen, dauert eine Weile....
01.09.2016 16:18

Wow, das regt zum nachdenken an....

Ich muss gestehen ich haette mir etwas mehr Zeit zum reagieren erwartet.

In dem Artikel von advanceddivermagazine sinds ca 1600 l/min, lt. Fullcave 2300 l/min, das ist jedenfalls dieselbe Größenordnung, passt also.

Das heisst bei einer M12, die vielleicht grad auf 100 Bar runter ist, das man etwa 35 sec. hat bis NULL.

Man sollte sich also nicht zu lange mit der Problemlösung aufhalten...

 

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