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Sauerstoffverbrauch bei Energie aus Zucker und Fett?

Hey,
hat der Luftverbrauch einen Einfluss darauf, ob mein Körper die Energie aus Zucker oder aus Fett herstellt?
Kann man also länger tauchen, wenn man mit leerem Magen tauchen geht, da die Energie von Anfang an im großen und ganzen aus Fett hergestellt wird?
Oder ist es THEORETISCH unerheblich, da es keinen Unterschied für den Sauerstoffverbrauch macht?
Gruß
Beggo
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MatttiTL* / ÜL Tauchen
06.12.2011 19:46
Es ist theoretisch nicht unerheblich, da bei der Energieerzeugung aus Fett und Zucker andere Stoffechselwege ablaufen.

Praktisch denke ich aber, dass es keinen unterschied macht, da ja auch mit leerem Magen noch genug Zucker im Körper gespeichert ist und dann auch noch andere Faktoren für den Luftverbrauch verantwortlich sind, als der reine Stoffwechsel: Entspannung, Kälte etc. - das ist mit aufgebrauchten Zucker und hängendem Magen sicher nicht günstiger

Darüber hinaus soll man nicht mit leerem Magen ins Wasser...
06.12.2011 22:29
Ganz grundsätzlich werden bei körperlicher Anstrengung vorrangig die Glycogen-Reserven hauptsächlich aus der Leber (also das Zucker-Reservoir sozusagen) mobilisiert, egal ob man gegessen hat oder nicht. Allerdings werden bei längerdauernder körperlichen Beanspruchung, die ein gewisses Anstrengungsmaximum nicht überschreitet, Energien aus Fettreserven hergestellt. Beim Laufen z.B. befindet man sich bis zu einem Puls von ca. 3/4 der max HerzfrequenzHerzfrequenz in diesen Fett-Verbrennungs-Bereich.

Der unterschiedliche Sauerstoffverbrauch bei der Energiegewinnung durch Fett oder Glucose ist aber nur marginal und wirkt sich daher nicht auf den Luftverbrauch beim Tauchen aus. Vor allem ist es egal, ob man Luft mit um die 18% Restsauerstoff oder mit 15-16% über den Regler ins Wasser pustet

Ciao, Philipp
07.12.2011 14:03
.. was ist von der Effiziens eigentlich günstiger? Wo bei wird weniger Sauerstoff bei gleicher Energiefreisetzung verbraucht?
Energie aus Fett oder aus Zucker/Glycogen?
Beggo
07.12.2011 14:27
Langsam.... Erstens ist es nicht zulässig, den Luftverbrauch allgemein als Basis anzunehmen. Die Frage fragt eigentlich nur nach dem Luftverbrauch, der der körperlichen Leistung zuzuordnen ist, nicht zB der Nervosität usw.

Der Sauerstoff dient zur Energiegewinnung aus Glykogen. Und das unabhängig davon, ob das Glykogen leicht verfügbar gespeichert ist (Leber, Muskeln) oder erst auf dem Wege der Umwandlung aus Fett (Glukoneogenese) bereit gestellt werden muss.
Den Untersschied macht die Belastungsdauer. Das leichter verügbare gespeicherte Glykogen wird zunächst verstoffwechselt, dadurch wird es weniger, und die Ausbeute geringer. Gleichzeitig wird aber die Energiebereitstellung aus Fett in die Wege geleitet. Die fängt langsam an (weil ja noch genug gespeichertes da ist), und zieht ungefähr nach 45` gleich, und nach Verbrauch der Glykogenreserven ist die Kapazität der Glykogengewinnung aus Fett der leistungsbestimmende Faktor. Hier setzt das Training ein. Wenn sich der Körper daran erinnert, dass das das Führungspersonal ihn dauernd zu langanhaltenden Leistungen prügelt, wird die Energiebereitstellung aus Fett effizienter, allerdings ohne das Primat des gespeicherten Glykogens zu ändern.
Letzteres bietet mehr Energie schneller. Der Fettumbau bietet Energie auf Langzeitbasis, aber nach oben gedeckelt. Wenn mehr abgefordert wird (Zwischensprint) wird gespeichertes abgefragt. Ist nix da, kann es passieren, das die Muskeln nein danke sagen, Dienst nach Vorschrift machen, sauer werden (niedriger pH -Wet verhindert elektirsche Erregung(Eigenschutz).
Wer klug dauerleistet, lässt etwas "Headroom" zum Wiederauffüllen der Glykogenspeicher (aus Fett, denn es ist idR wirklich genug da.

Wie merken? Man merkt das Übergehen in den Fettumbau am gesteigerten AMV, und daran, das einem warm wird. Der Fettumbau braucht mehr Sauerstoff, erzeugt mehr Abwärme. Schön, wenn man dabei Neopren anhat.

Der nötige Sauerstoffbedarf wird beim Tauchen mehr als gedeckt, da der Partialdruck höher ist.
Beim Tauchen mit reinem Sauerstoff (oder auf dem Fahrradergometer) ist die Kraftausdauer deswegen erstaunlich.
wwjkTaucher
07.12.2011 16:21
Aua MatV, bitte nochmal überlesen... Zucker aus fett geht beim menschen nicht, die Neogenese generiert Glukose aus Eiweiss. Und das passiert nicht! unter Belastung.

Drei Wege der Energiebereitstellung für belastung haben wir: Zuckerverbrennung mit Sauerstoff, Zuckerverbrennung ohne Sauerstoff (aerobe und anaerobe Glykolyse) sowie die Fettverbrennung. Diese drei Wege laufen immer paralell ab, je nach Belastung übernimmt aber einer die Hauptlast.
geringe Belastung: fettverbrennung. Mittlere Belastung: aerobe Glykolyse. Hohe Belastung: anaerobe Glykolyse.
Unterschiedlich ist die Zeitdauer, in der diese Wege Energie bereitstellen können. Aerobe Glykolyse ist nach etwa 90min am Ende (der Zucker aus der leber wird im übrigen den Muskeln nicht zur Verfügung gestellt), die anaerobe Glykolyse nach gut 1min. Fett geht über Stunden.

Fettverbrennung braucht mit Abstand am meisten Sauerstoff. das Problem ist hier nicht die Aufnahme, gerade beim tauchen, da der ppO2 doch fast immer deutlich über dem an der Oberfläche ist, sondern die Aufnahmekapazität. Und die kann man trainieren.
Noch dazu: Wird am Anfang einer Belastung die Glykolyse induziert, bleibt sie für die Dauer dieser Belastung die vorherrschende Energiebereitstellung. Sprich einmal hochgedreht ist Ende mit Fettverbrennung als Nr.1.
Fürs Tauchen: Strenge ich mich mit dem Schleppen der Ausrüstung z.B. zu sehr an, komm ich bei diesem TG nicht mehr richtig `runter`.

Auf die Frage bezogen: Ja, man hat einen Einfluss auf den Verbrauch, aber nicht der Verbrauch regelt die Energiebereitstellung, sondern umgekehrt. Komme ich ruhig ins Wasser, wird mein AMV niedriger sein als nach einer `Messinghausenanstrengung` z.B.

Und noch: Der energetisch effektivste Weg ist der der Fettverbrennung. Und damit auch der, der am wenigsten Atemumsatz erfordert.

Tümpitausche Sterne gegen Muscheln
12.12.2011 12:42
beggo, meist du wirklich das AMV beim Gerätetauchen oder denkst du an Apnoetauchen? Da könnten solche Überlegungen durchaus sinnvoll sein.
12.12.2011 22:30
wwjk,
ich bin da deutlich anderer Ansicht. Prof. De Maree wohl auch. Literaturtip: Physiopathologie des Fastens, Autor Dr. Heinz Fahrner. Körperliche Belastung im oberen GA1 Bereich ist essentiel dafür, dass es zur Fettumbildung beim Fasten kommt, sonst wird tatsächlich, wie du schreibst, Eiweiß abgebaut. Solange das Eiweiß solches ist, dass sowieso herumschwimmt (ist ja nicht alles Muskel..) ist das wurscht, aber dann! Die Leistungskapazität ist dann direkt an die Fettumwandlungskapazität gekoppelt. Bei zu hoher Abforderung bleibste einfach stehen... BTDT.
Bei einer Woche Fastenwandern habe ich Fett ab- und Muskeln aufgebaut.... Geht nach deiner Diktion ja garnicht... Versuch mal umzudenken, und bitte, lies den Fahrner. Ist alles mit Labordaten (in Vivo ) belegt.
wwjkTaucher
12.12.2011 23:26
Stimmt, geht nicht Ohne Steine kein Hausbau...und mit negativer Stickstoffbilanz kein Muskelaufbau. Kein Eiweiss gegessen, aber Pipi gemacht? Und wie willst Du dann den Stickstoffverlust durch den Harnstoff ersetzen?? Ok, eine Woche kein Urin-das überlebt man leider auch nicht...

Im übrigen, da hast Du recht, wird beim Fasten zunächst kein Muskeleiweiss abgebaut, sondern Eiweiss aus der Darmwand, den Haaren und der Haut. Etwa ab dem 4. bis 5. Tag kommt dann der Muskel an die Reihe.
Zu Deinem Buchtip sage ich mal besser nix. `Fettumbildung` ist ein nettes Wort, leider gibt es das in der menschlichen Physiologie nicht (im Tierreich schon). Pyruvat aus Acetyl-CoA geht halt nicht, damit auch nix Neogenese.

Aber lassen wir das, ich glaube, das würde hier den Thread sprengen. Bei entsprechender Gelegenheit aber gerne weiter.
13.12.2011 19:35
Hallo wwjk

ist leider Jahrzehnte her, aber beim Fettabbau entsteht doch Dihydroxyacetonphosphat, das könnte doch zur Glukose umgewandelt werden oder habe ich was vergessen bzw. ging das beim Menschen nicht.

Glückauf
wwjkTaucher
13.12.2011 20:03
Hallo Uwe,

zweiter Teilsatz stimmt, aber es entsteht bei der Glykolyse, nicht beim Fettabbau.

Grüsse

Wolfgang
13.12.2011 20:21
Danke Wolfgang!
Ist lange her und man vergißt immer mehr.

Schönen Abend noch.

Uwe
Antwort