Blanc: kwolf hat den entscheidenden Hinweis gegeben, wwjk eine gute und korrekte Antwort. Deine Frage lässt Interesse am Thema erkennen, deshalb im Anschluss eine Herleitung des Rechenweges und ein paar Hintergrundinformationen: Grundsätzlich (und für Luft; d.h. Stickstoff N2 als Inertgas, erläutert):
Bei einem Aufenthalt unter erhöhtem Druck, sättigen sich die verschiedenen Gewebe mit N2 auf. Der N2-Teildruck im venösen Blut steigt damit auch an. Dauert der Aufenthalt in der Tiefe lang genug, stellt sich ein Gleichgewicht mit überall gleich hohen N2-Teildrucken ein (die gleiche Systematik wie bei 1bar Umgebungsdruck; auch hier herrscht ein Gleichgewicht).
Um die Sättigungsvorgänge der Körpergewebe nachvollziehen zu können, definiert man "Modell"-Gewebe mit jeweils unterschiedlichen Sättigungsgeschwindigkeiten und rechnet anhand dieser die Aufsättigung mit Stickstoff durch. Für die Dekompressionsberechnung teilt man den Körper verschiedene Gruppen; bei Bühlmann ZHL-16 in 16 Gewebegruppen mit unterschiedlichen Halbwertszeiten (Sättigungszeiten) ein. Diese sind abhängig von der Gewebedurchblutung und der Speicherfähigkeit für Stickstoff.
Die unterschiedlichen Durchblutungsraten sind der wichtigste Faktor für das Deko-Modell und werden entsprechend im Modell berücksichtigt. Die sog. Kompartimente sind modellhafte Gewebe, die aber nicht mit tatsächlichen Geweben übereinstimmen. Kompartimente sind eine Grundlage für die vereinfachte Simulation von physiologischen und physikalischen Abläufen, die während Sättigung und Entsättigung mit Inertgasen im Körper ablaufen. Dazu haben diese Kompartimente unterschiedliche Halbwertszeiten und Modellparameter (a, b-Koeffizient). (Bühlmann-Modell)
Grob kann man Kompartimente in langsame, mittlere und schnelle Gewebe/Kompartimente unterteilen. Fett kann beispielsweise fünfmal mehr Stickstoff speichern als Muskelgewebe, hat aber wegen der geringeren Durchblutung eine relativ hohe Halbsättigungszeit und zählt somit zu den langsamen Geweben (dauert lange bis zur Sättigung, entsättigt aber auch sehr langsam). (siehe z.B. auch http://www.achim-und-kai.de/kai/tausim/saett_faq.html )
Nach einer Halbwertszeit hat ein Gewebe bei einem bestimmten Druck die Hälfte der Partialdruck-Differenz ausgeglichen, anderes gesagt die Hälfte der zusätzlichen Inertgasmenge (Stickstoff) aufgenommen, die es max. zusätzlich aufnehmen wird bei diesem Druck. Anders ausgedrückt: Die Halbwertzeiten / Halbsättigungszeiten beschreiben die Zeitspanne, die ein Gewebe nach einer Druckerhöhung benötigt, um die Hälfte der N2-Menge aufzunehmen, die dem Umgebungsdruck entspricht.
Nochmals im Detail: Die Halbsättigungszeit T ist diejenige Zeit, in der sich die Differenz (beim Tauchen die Partialdruckdifferenz) auf 50% halbiert hat. Nach zwei Halbsättigungszeiten (2 T) ist wiederum die Hälfte der verbleibenden 50% ausgeglichen und der Gesamtlevel der Sättigung hat 75% erreicht. Folgt man der reinen Mathematik wird erst nach unendlich langer Zeit ein Sättigungslevel von 100% erreicht. In der Tauchpraxis geht man nach 6 Durchgängen (6 T) von vollständiger Sättigung aus – das wären lt. Berechnung >98%, - gut genug für die Annahme der Vollsättigung. (Hinweis: Es gibt andere Modelle die mit 5T rechnen oder generell mit 24 Stunden usw.).
Beim Tauchen mit Pressluft wäre der Zeitpunkt der Vollsättigung erst nach über 2,5 Tagen (63,5 Std) erreicht, da die langsamsten Gewebe eine Sättigungs-Halbwertzeit von über 10 Stunden (635 min.) haben. Nebenbei bemerkt: Das schnellste Kompartiment (Nr. 1) mit einer Halbwertszeit von 4 Minuten wäre bereits nach 24 Minuten gesättigt. Im Mischgastauchen (z.B. WKPP, EKPP) geht man nach einer Grundzeit von 2.5h von einem Sättigungstauchgang aus.
In Folge eine Übersicht der Halbsättigungszeiten mit Stickstoff der 16 Kompartimente (hier lt. Bühlmann).
Nr. 1 – 4: schnelle Gewebe wie zB. ZNS, Rückenmark
Nr. 5 – 11 verschiedene Hautbereiche
Nr. 9 – 12: repräsentieren die Muskulatur
Nr. 13 – 16: langsame Gewebe wie zB Gelenke mit Bändern, Knorpel und Knochen
| Kompartiment | Halbsättigungszeit (N2) |
| 1 | 4.00 |
| 2 | 8.00 |
| 3 | 12.50 |
| 4 | 18.50 |
| 5 | 27.00 |
| 6 | 38.30 |
| 7 | 54.30 |
| 8 | 77.00 |
| 9 | 109.00 |
| 10 | 146.00 |
| 11 | 187.00 |
| 12 | 239.00 |
| 13 | 305.00 |
| 14 | 390.00 |
| 15 | 498.00 |
| 16 | 635.00 |
Das langsamste Kompartiment (16) bestimmt nun wiederum den Aufstieg, da es die tiefste Übersättigungstoleranz hat.
[pamb. tol. = (pt. i.g. - a) ·b, a= 0,2327, b= 0,9653, pt i.g. = 1.58 bar) 1.3 bar bzw. 3m).
Wir könnten also direkt auf 3m aufsteigen und müssen nun warten bis sich die Sättigung soweit abgebaut hat, dass man bis zur Oberfläche auftauchen kann, sprich pamb. tol gleich 1 bar ist.
Viel Spass beim Rechnen 