Hier können alle Fragen zum Thema Tauchausbildung ausgiebig diskutiert werden. Verbandsübergreifend kann hier nach allem gefragt werden was zum Bereich Aus- und Fortbildung gehört - moderiert von erfahrenen Tauchern.

Atemübung für Überwasser

Hallo zusammen,

beim tauchen lernt man ja, dass man einatmen, ausatmen und dann eine kleine pause machen soll.

Gibt es Atemübungen mit denen man die richtige Atmung verinnerlichen kann?

Oft liest man, dass man einfach abschalten soll und genau wie Überwasser atmen soll. Genau da liegt aber auch ein Problem, weil wenn ich abschalte (Überwasser) und dann mal aufdie Atmung achte, merke ich, dass quasi gar keine Pause vorhanden ist nach dem ausatmen.

So atme ich Unterwasser immer bewusst um nicht nach 20min die Flasche leer zu haben.

AntwortAbonnieren
Bert667CMAS***
09.11.2016 14:09Geändert von Bert667,
09.11.2016 14:13

Also ich habe noch nie davon gehört dass man dies "beim Tauchen lernt". Man lernt eigentlich eher "atme unbewusst und entspannt".

Der Tipp, unter Wasser nicht darüber nachzudenken und einfach zu atmen ist der absolut beste, um Luft zu sparen. Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich behaupte: Wenn du dich bewusst darauf konzentrierst, nach dem ausatmen eine Puase zu machen, wirst du mehr Luft brauchen als wenn du einfach nur atmest.

Atmen ist für unseren Körper die meiste Zeit ein automatischer und unbewusster Vorgang. D.h. der Kröper holt sich die Menge an Sauerstoff, die er gerade benötigt. Und die ist umso geringer, umso entspannter du bist.

Also kann man folgende Gleichung aufstellen:
Bei Tauchen entspannt sein = Geringer Luftverbrauch

Und das "ich konzentriere mich darauf, anders zu atmen als mein Körper es automatisch tut" ist definitiv nicht entspannend. Ich habe am Anfang auch immer gedacht "ohje ich brauch zuviel Luft und muss probieren wie ich den Verbrauch senke." Das ist Quatsch und absolut kontraproduktiv. Umso weniger du über Luftverbrauch nachdenkst, umso weniger Luft wirst du brauchen. Seit mir der Luftverbrauch egal ist, brauch ich mit Sicherheit 30% weniger als vorher als ich "bewusst" geatmet habe.

SolosigiPADI DM, RAB/VDST/CMAS CCR Tec, Poseidon SE7EN CCR
09.11.2016 14:27

@Bert667

thumbup schöner kann man es nicht sagen!

@tight

meistens brauchen Anfänger/ungeübtere Taucher am meisten Luft, weil die Tarierung (auch wenn du scheinbar schwebst) noch nicht so ganz intus ist:

- du atmest aus, hast das ganze noch nicht automatisiert (woher auch?) und sinkst ab. Instinktiv gibst du Luft in das Tariermittel, dann schwebst du wieder

- du atmest ein und steigst auf. Instinktiv lässt du Luft aus dem Inflator ab bis du wieder schwebst.

.........

Die Reaktion im Wasser ist immer sehr langsam! Die gilt beim Steuern eines Schiffes genauso wie beim Tauchen.

Und ein kleiner Trost: das ist uns allen so gegengen!
Ich kann mich noch wage daran erinnern als ich das 1. Mal bei den Pharaonen war: Check Dive mit dem Guide um irgend so einen (kleinen) Korallenblock herum. Am weitest entfernten Punkt habe ich dem Guide 50bar angezeigt. Dem sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen... lol2

Aber das kommt dann schon. Tauche und übe fleißig! Und dann poste das auch hier im Netz wie es dir dabei gegangen ist. Viele Novizen sind dir dankbar dafür.

Gruss

Solosigi

09.11.2016 14:41Geändert von kwolf1406,
09.11.2016 17:34

Nun, üben braucht man das nicht über Wasser, denn der Körper atmet automatisch, wenn man nicht darüber nachdenkt, mit der Pause in der Exspiration.

Im Gegensatz zu Bert667 wird durchaus in der Literatur empfohlen, unter Wasser genau dies zu trainieren: Pause in der Exspiration, denn unter Wasser hat man den Reflex, sich die Lungen voll zu pumpen und voll zu halten. Das halte ich für kontraproduktiv und stessfördern. Sicherlich ist die Konzentration auf die Atmung anfangs sogar noch mehr streßbehaftet, aber genügend Training kehrt das um und der Streßlevel sinkt - und auch der Bleibedarf. Siehe dazu auch das berühmte Büchlein von "Rahimi: Tauchen ohne Angst".

Ich meine, man soll das langsam angehen und zwischendurch Fünfe gerade sein lassen, um sich nicht zu überfordern, aber konsequent und langfristig die Atmung umstellen.

09.11.2016 14:45Geändert von kwolf1406,
09.11.2016 17:36

Im Vereinstraining lasse ich die Leute öfters kraulen, indem sie mit einem Armzug  einatmen und währen 2-3 Armzügen ausatmen und dann 2 Atemzüge in der Exspiration warten, bis sie wieder einatmen.

Bert667CMAS***
09.11.2016 14:54Geändert von Bert667,
09.11.2016 14:55

@kwolf,

irgendwie ist bei mir diese "Umstellung" automatisch gegangen indem ich einfach aufgehört habe, übers Atmen nachzudenken. Seitdem atme ich wie an Land: Ein, Aus, Kurze Pause.

Aber das musste ich nicht bewusst trainieren oder ähnliches. Das ging automatisch einher mit "entspannt und ohne darüber nachzudenken tauchen". D.h. es kam einfach mit der Zeit von selbst.

09.11.2016 15:03
Also mit bewusster Atmung habe ich kein Problem mit meinem Verbrauch, liege dann bei einem atemminutenvolumen von 12-18l(anfangs)Ägypten komme ich auch immer mit 100bar raus nach ner Stunde mit der 12erAber ich muss die Atempause bewusst machen, denn auch mit völliger Ruhe auf dem Bett liegend atme ich aus und direkt wieder ein wenn ich es nicht bewusst mache
Bert667CMAS***
09.11.2016 15:09Geändert von Bert667,
09.11.2016 15:09

Ich rate dir trotzdem mal, zu versuchen einfach nicht darüber nachzudenken und einfach entspannt zu atmen. Auch wenn du gleich wieder einatmest und keine Pause machst. Die Chancen sind groß, dass du trotzdem weniger Luft brauchst als mit der erzwungenen Pause.

09.11.2016 15:11

einen versuch ist es auf jeden fall wert

ich werde es mal testen, wenn die Luftmenge nicht entscheidend ist im Baggersee

shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
09.11.2016 16:36Geändert von shuttle,
09.11.2016 16:40

Also ich habe noch nie davon gehört dass man dies "beim Tauchen lernt

-> ich, meine Frau und viele meiner Kollegen trainieren das mit unseren Probanden (siehe auch kwolf) und nach vielen Jahren Ausbildung kann ich sagen, dass es sich lohnt (für die Probanden) , genau dies in der Ausbildung auch zu trainieren.

Man lernt eigentlich eher "atme unbewusst und entspannt"

Ja, wenn man sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen will, empfiehlt man das (als TL, der schnell fertig werden möchte)

 

weil wenn ich abschalte (Überwasser) und dann mal aufdie Atmung achte, merke ich, dass quasi gar keine Pause vorhanden ist nach dem ausatmen

->dann bist du die berühmte Ausnahme. Und ohne Quatsch: das solltest du mal mit einem Arzt diskutieren / untersuchen lassen (Stichwort Überpfüfung im Schlaf -> Rückschluss auf Atmungsverhalten im Wachzustand).

 

Bert667CMAS***
09.11.2016 17:07

Klar taucht man entspannter und ruhiger mit dieser Atmung. Aber muss man das wirklich "trainieren".
Wie gesagt: Wenn man beim Tauchen nicht mehr nervös ist und entspannt taucht, dann atmet man doch völlig automatisch wieder so wie über Wasser... Zumindest bei mir ist/war das so.

Tümpitausche Sterne gegen Muscheln
09.11.2016 17:53

Meine Atemfrequenz unter Wasser unterscheidet sich schon von über Wasser. Ich atme ganz tief ein und dann ganz langsam aus, ausatmen dauert mindestens drei Mal solange wie einatmen. Gibt es irgendeine Aufregung geht es sofort in den Ausatemmodus. Ausatmen wirkt sozusagen antipanisch. Irgendwann macht man das ganz automatisch. Ausatmen wirkt natürlich auch über Wasser antipanisch, einfach mal ausprobieren. Die Atmung zu kontrollieren lernt man auch beim Joga.

 

shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
09.11.2016 18:53Geändert von shuttle,
09.11.2016 18:57

Tümpi: thumbupthumbup

Bert667:

"Aber muss man das wirklich "trainieren". "

Müssen muss man natürlich gar nichts, aber es gibt Tauchern deutlich mehr Sicherheit, genauso, wie ein Apnoetraining

Du kennst, im Gegensatz zu den TL/Trainern, die sich dem Thema zugewandt haben / es in ihre Ausbildungen einbinden, den Unterschied zwischen einem trainierten und untrainierten Probanden nicht. Atemtechniken sind m.E. in der Ausbildung unterrepräsentiert, obwohl es die Tauchsicherheit deutlich erhöht. Gute Hinweise hat Tümpi oben gegeben.

Ich mach ein Beispiel: Nehme ein paar in Atemtechnik trainierte und untrainierte Taucher und führe mit Ihnen Szenarien aus Tauchsicherheit / Rettung / Rescue durch. Obwohl "nur" spielerischer Stress, liegen die AMV's bei untrainierten Personen oftmals um ein Vielfaches über dem von Personen à la Tümpi. Da du nach eigener Aussage derartige Trainings nicht kennst, kannst du den Wert nicht kennen.  Personen die - wie Tümpi es sehr gut ausdrückte - antipanische, bewußte Atemtechnik kennen /trainiert haben, fahren auch in Streßsituationen die Atmung herunter, ungeübte Personen kommen tlw. ins Hyperventilieren. Wie gesagt, gute Atemtechnik ist ein Sicherheitsgewinn und sollte in den Ausbildungen einen höheren Stellenwert erhalten.

Frag dich selbst: plötzlich einsetzende Strömung, ein auftretendes Problem, what ever. Bist du noch entspannt, ist deine Atmung noch gleich? Bei trainierten Personen ist die Chance hierfür deutlich höher.

Bert667CMAS***
10.11.2016 09:51

Ich kenne diese Atemübungen sehr gut und mache sie fast täglich, da ich seit über einem Jahr relativ intensiv Apnoe Training betreibe. wink 

Ich habe ja auch nie Atemübungen und bewusstes Atmen in Frage gestellt. Ich wollte nur in Erfahrung bringen ob es nicht normal ist, dass man in ruhigem Zustand unter Wasser unbewusst gleich atmet wie über Wasser oder ob es normal ist, dass man auch unter Wasser unbewusst anders atmet als über Wasser. Meine Erfahrung ist, dass das automatisch vonstatten ging und kein bewusster Prozess war.

 

shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
10.11.2016 12:27

I.d.R. dauert dies ohne Übung sehr lange und kehrt sich in Stress-Situationen beim Ungeübten auch schnell wieder um (einfache Übung: lass jemand auf 3m einen Dekostopp simulieren und konfrontiere ihn dann erstmalig mit einer komplexeren Aufgabe. Ein Großteil atmet nicht mehr aus und ploppt hoch). Probanden, die man von Anfang an auf eine gute Atemtechnik konditioniert, passiert dies weniger).

Antwort