Schreibe eine Bewertung

Bewertungen(1)

Reisebericht "Isles Of Scilly"
22.08.98 – 29.08. ...

Reisebericht "Isles Of Scilly"


22.08.98 – 29.08.98



Lage


Die Scilly-Inseln sind eine kleine Inselgruppe südwestlich von England. Diese Gruppe besteht aus fünf größeren, bewohnten und fünfzig kleinen, unbewohnten Inseln.



Die Inseln besitzen eine herrliche Küste, an der sich wilde Felsformationen mit versteckten, weißsandigen Stränden abwechseln. Durch die Nähe zum Golfstrom haben die Inseln ein mildes Klima, eine üppige Vegetation und sind ein Vogelparadies.



Die Felsen der Scillies sind bei Seefahrern berüchtigt, nicht umsonst liegen hier mehr als 800 Wracks aus allen Jahrhunderten. Am bekanntesten vielleicht die Torrey Canyon (1967, 61000-Tonnen-Öltanker), die T.W. Lawson (1907, einziger je gebauter 7-Master) und die Cita (1997, 3083-Tonnen-Containerschiff).



Anreise


Man erreicht die Scillies per Fähre, Flugzeug oder Helicopter. Wir haben die Fähre nach St. Mary´s genommen, weil es die preiswerteste Möglichkeit ist, auf die Scillies zu kommen (62 GBP/Person Hin + Rück). Die Überfahrt dauert knapp 3 Stunden.



Autos für Touristen sind auf den Scillies nicht erlaubt, deshalb muß man sein Auto in einer der Garagen im Hafen von Penzance z.B. "Harbour Garage" unterbringen (Fähre) oder kann es am Flugplatz (Flugzeug, Helicopter) kostenlos parken.



Hierzu noch als Tip, wenn man die Morgenfähre nimmt und schon am Vortag in Penzance ankommt, kann man super auf der Wiese vor der Jugendherberge (am großen Kreisverkehr am Ortseingang) zelten.



Bei Ankunft auf der Hauptinsel St. Mary´s wird man von seinem jeweiligen Gastwirt erwartet, der das Gepäck dann zum Hotel, Pension oder Campingplatz fährt. Die Taucher werden gleichzeitig vom Skipper erwartet, der das Gerödel direkt mit zur Basis nimmt.



Unterkunft


Wir hatten uns für "Garisson Campsite" entschlossen, dem einzigen Campingplatz auf St. Mary´s. Der Campingplatz liegt idyllisch, etwas erhöht, Blick aufs Meer, sehr großzügig angelegt und durch Brombeerhecken unterteilt.



Nach Hugh Town dem Zentrum und Hafen von St. Mary´s sind es knapp 10 Min. Im Ort gibt es einen großen Coop-Supermarkt und drei oder vier Pubs, in denen man auch sehr gut, vor allem frischen Fisch und Krustentiere, essen kann.



Tauchen


Auf St. Mary´s gibt es zwei Skipper: Mark Groves (Tel. 01720/422732) und Jim Henslin (Tel. 01720/422595 ). Wir haben bei Jim getaucht und ganz pauschal würde ich aus meinen Eindrücken (Tauchen mit Jim, Dia-Vortrag bei Mark) sagen, daß Mark eher was für Anfänger und Jim für Fortgeschrittene ist.


Jim´s Boot, die "Moonshadow", kann maximal 12 Taucher aufnehmen und hat Flaschen, Blei, Radar und GPS an Bord. Getaucht wird von Sonntag bis Freitag und beide Tauchgänge erfolgen relativ kurz hintereinander während einer Bootsausfahrt, so daß man i.d.R. gegen Mittag wieder zurück ist (Tauchwoche 90 GBP/Person).



Wir waren die einzigen Deutschen in der Gruppe, und wir hatten richtig viel Spaß mit unseren britischen Mittauchern und ihrem sprichwörtlichen Humor. Jim ist ein immer gut gelaunter, erfahrener Skipper, dessen Tauchbetrieb professionell abläuft. Trotzdem wurde auch auf Sonderwünsche eingegangen (Robben, Nitrox, Absetzen auf der anderen Seite der Insel etc.).



Die Wassertemperaturen lagen im August bei 12 – 14°C (TT-Anzug zu empfehlen) und die Sicht war wechselhaft, aber zum Teil auch sehr gut. Die See war auch sehr wechselhaft, aber dank Jim´s 25jähriger Erfahrung wurde immer ein Platz zum Tauchen gefunden. Nachfolgend eine Beschreibung einiger von uns betauchten Plätze:



St. Mary´s/Wrack der Cita


Ein Highlight für alle Wrack-Fans. Ein riesiges (man denkt, unter Wasser steht ein Hochhaus!) Container-Schiff, was 200 Container u.a. Gabelstapler, Golfsets, Ben Sherman-Hemden, Autoreifen, Turnschuhe an Bord hatte. Die Cita ist auch noch was für Schatzsucher, da sie erst 1997 gesunken ist. Man kann nach innen, davon ist aber abzuraten.



Eastern Isles + Western Rocks/Seehund-Kolonien


Die Seehunde waren mein ganz persönliches Highlight! Sie sind verspielt wie Hunde, drehen vergnügte Rollen, vermeiden Blickkontakt, beißen in die Flossen und Waden. Sie sehen total süß aus, mit ganz großen Augen und langen Barthaaren und fühlen sich ähnlich wie Delphine nur weicher an. Besonders neugierig sind die kleineren Seehunde, aber auch die Großen wurden manchmal richtig zudringlich.



St. Agnes/Wrack der Plympton, Wrack der Hator


Die Plympton ist ein großer Frachter der 1909 sank. Das Wrack liegt ziemlich tief und hat fast eine titanic-ähnliche Atmosphäre. Auf der Plympton liegt etwas höher die Hator, die sehr schön mit Anemonen und Weichkorallen bewachsen ist.



Hanjague


Hanjague ist eine den Eastern Isles vorgelagert Mini-Insel. Gleich beim Abtauchen hat uns eine sehr große Robbe begrüßt. Die Felsen sind überzogen mit farbintensiven Weichkorallen und Anemonen. In vielen Spalten saßen große Taschenkrebse und Langusten. Die Engländer hatten eine unglaublich große Languste mit nach oben gebracht, die Fühler allein waren 1 m lang.



Annett/Outer Ranneys Rocks/Wrack der T.W. Lawson


Die T.W. Lawson ist der einzige je gebaute 7-Master und sank 1907. Das Wrack ist herrlich von Kelp umgeben und sehr schön bewachsen.



St. Agnes/Wrack der Italian


Die Italian ist wieder ein großer Frachter, der mit dem Heck nach unten auf dem Grund liegt. Die Schraube liegt ca. bei 55 m. Bei 35 m ist der große Lademast im rechten Winkel abgeknickt.



Samson/Wrack der Colossus


Von diesem 1798 gesunkenen Wrack ist nicht mehr viel übrig, aber dieser Tauchplatz wird zum Treasure-Hunting angefahren (die Colossus soll etruskische Skulpturen und Porzellan an Bord gehabt haben). In nur 8,5 m sieht man nach kurzer Zeit nur noch Flossen nach oben zeigen. Alle Taucher wühlen zwischen dem Kelp nach Schätzen. Kupfernägel, Porzellanstückchen und Holz findet man überall. Einer unserer Mittaucher fand eine intakte Porzellanschüssel. Parallel mit uns am Wrack war ein professioneller Berger.



Wir haben eigentlich jeden Tag noch irgendwas vom Boot aus gesehen. Zweimal haben wir Riesenhaie beobachtet, einmal superdicht und lange direkt am Boot. Wir haben Delphine, springende Makrelenschwärme, einen sich sonnenden Mondfisch und fast jeden Tag Robben gesehen. Auf den meisten unbewohnten Inseln befinden sich Seehund- und Seevogelkolonien (Kormorane, Puffins, Oystercatcher).



Fazit


Offen gesprochen, die Scillies sind nichts für "Warmduscher" . Die See ist zum Teil sehr heftig, viele interessante Wracks liegen sehr tief, fast immer herrscht starke Strömung (Gezeiten), von den Wassertemperaturen ganz zu schweigen. Die Scillies liegen eben ziemlich weit draußen im Atlantik und das merkt man auch.



Weiterhin sind die Scillies mit Sicherheit kein Billig-Tauchurlaub, aber wer was Besonders sucht, sich für Wracks und Seefahrt interessiert, unberührte Natur genießen und sich dazu noch fernab jeglicher industriellen Zivilisation erholen will, der ist auf den Scillies genau richtig! Die Scillies liegen im wahrsten Sinne des Wortes noch hinter Land´s End und so fühlt man sich dort auch. Wir haben eine phantastische Woche mit unvergeßlichen Tauchgängen, netten englischen Urlaubsbekanntschaften, viel Cream Tea und Crab Sandwiches erlebt und werden auf jeden Fall wieder hinfahren!



Infos


Tourist Information Centre, http://www.scillyonline.co.uk, Tel. 01720/422536


Isles of Scilly Travel Centre,http://www.islesofscilly-travel.co.uk), Tel. 0345/105555


Harbour Garage, Penzance, 3,50 GBP/Tag, Tel. 01736/366406


Garrison Campsite, St. Mary´s, Tel. 01720/422670



Wer noch mehr über die Scillies wissen möchte, kann mir gerne ein e-mail schicken: daniela.roder@eurotape.de. Nach der Woche auf den Scillies waren wir noch eine Woche in Wales. Auch wer sich dafür (Camping, Sightseeing, Tauchen in Wales) interessiert kann sich bei mir melden.