Hallo Catrin,
ich war heute in Hemmoor und habe bei 4°C Wassertemperatur das xDeep Ghost getaucht.
Doch von vorne:
Das Ghost kommt fertig zusammengebaut mit einer gedruckten(!) englischsprachigen Anleitung in einem Karton. Nur die Flaschengurte und die Bleitaschen müssen selbst montiert werden. Die Flaschengurte habe ich erst mal in der Spüle gewässert, da sie sich (lt. Anleitung) weiten sollen wenn sie nass werden, und dann an der Flasche eingestellt. Dabei die erste Überraschung: Die Flaschengurte (inkl. Gummipolster und Schnalle) haben Abtrieb! Also wohl auch die komplette Begurtung da diese scheinbar aus dem selben Material hergestellt ist.
Gestern wollte ich im Wohnzimmer, mit Trocki an, die Begurtung einstellen. Hier schon die nächste Überraschung: Alles war schon korrekt eingestellt so wie es aus dem Karton kam, ganz umsonst geschwitzt

. Sicher Zufall aber ein guter, denn die Begurtung ist sehr schwer zu verstellen. Hält dafür aber sicher auch bombenfest. Nur die Schulter-D-Ringe habe ich ein wenig nach oben geschoben. Den D-Ring der links angebracht war habe ich entfernt, da kommt die Bleitasche hin an der ebenfalls ein D-Ring montiert ist. Den nun überzähligen D-Ring habe ich am Schrittgurt angebracht. Brauche ich zwar im Moment nicht aber andere Wings haben dort auch einen D-Ring (für Scooter). Das Ghost komischerweise nicht.
Die Bleitaschen sind einfach zu montieren. Zur Montage sind selbstsichernde Schrauben beigelegt, die Schrauben müssen also nicht bombenfest angezogen werden.
Leider schweigt sich die Anleitung darüber aus wie die Schrauben einzusetzen sind. Ich habe mir angesehen wie die anderen Schrauben eingesetzt sind und mich dann dafür enschieden: Schraubenkopf zum Rücken (hinter den Bauchgurt), Mutter auf die Seite der Blase.
Bei der Begurtung handelt es sich nicht, wie sonst bei Wings üblich, um ein durchgehendes Gurtband sondern um mehrere Gurtbänder. Alle Gurtbänder sind ausreichend lang. Alles ist sehr gut verarbeitet, die offenen Gurtenden sind mit Gummis fixiert, an der Backplate gibt es keine scharfen Kanten. Die Polster an der Schulter und den Lenden machen das Tragen etwas angenehmer (und das es schick aussieht schrieb ich ja schon

).
Die Flaschengurte haben ein interessantes Konzept: Für den besseren Halt der Flasche befinden sich Gummipolster an den Flaschengurten

. Das Gegenstück zu dem Klett am Gurtende ist nicht wie bei anderen Jackets auf dem Flaschengurt aufgenäht sondern auf dem Gummipolster. Dieses kann man dann hinschieben wo man es braucht. So passt es immer perfekt, selbst bei einer "dicken Berta" (12l kurz oder 15l).
Die Bleitaschen (XL) fassen locker 6kg, Testweise habe ich sogar 8kg darin untergebracht (Chocolate-Blei). Die Bleitaschen sind allerdings recht weit hinten auf dem Bauchgurt an der Backplate montiert. Deshalb kann man die Bleitaschen nicht mehr befüllen, wenn das Wing angelegt ist (bzw. ich kann das nicht). Die Bleitaschen müssen also vor dem Anlegen befüllt werden wenn man diese Aufgabe nicht seinem Tauchpartner anlasten will. Bei ADV-Jackets würde jetzt das Blei in den Taschen die Schultergurte runterziehen und das Anlegen extrem erschweren. Nicht so hier. Der Bauchgurt hat keine Verbindung mit den Schultergurten, daher lässt sich das Wings sehr gut auch mit integriertem Blei anlegen.
Der Tauchpartner sollte jedoch die Flasche halten.
Das Blei ist abwerfbar, das sollte man jedoch üben da es etwas fummelig ist die Schnalle aus dem Griff der Bleitasche auszufädeln. Dafür, möchte ich mal behaupten, ist es nahezu unmöglich das Blei zu verlieren.
Ich habe drei Kilo Blei weniger gebraucht als mit meinem Aqualung Axiom
Im Wasser macht das Wing eine gute Figur. Ich bin auf Anhieb gut damit zurecht gekommen, ich konnte mich in jede Lage gut bewegen. Das ich in eine horizontale Lage "gezwungen" werde kann ich nicht bestätigen. Gewöhnen musste ich mich allerdings erst daran, das es wenig Feedback über den Füllungsgrad der Blase gibt, das ist aber wohl bei allen Wings so. Erst wenn die Blase vollständig gefüllt war hat sie unten leicht gegen den Tauchanzug gedrückt. Die Flasche war deutlich fester fixiert als bei meinem Axiom und schlackerte nicht mehr hin und her. Sehr angenehm auch die neue Bewegungsfreiheit. Überhaupt nicht vermisst habe ich den Druck des Axioms wenn die Blase an der Oberfläche voll gefüllt ist

.
Die Blase ist etwas niedriger montiert als sonst bei Wings. Dadurch hebt einen die gefüllte Blase weiter aus dem Wasser, sogar weiter als das mein Axiom getan hat. Das ich von der gefüllten Blase nach vorne gedrückt werde, was ich schon häufiger von anderen Wing-Tauchern gehört habe, konnte ich hier nicht feststellen. Ich konnte mich auch problemlos auf den Rücken legen und auf dem Rücken treiben lassen.
Fazit: Kaltwassertest Bestanden
Falls die erste Stufe gegen den Kopf stößt kann der Tankadapter und die Blase niedriger montiert werden (insgesamt zwei Positionen).
After-Dive:
Weil der Inflatorschlauch mittig angebracht ist, ist es superleicht Wasser, welches beim Tauchgang in die Blase gelangt ist, abzulassen. Auch das spülen des Wings ist leicht, weil es nicht so sperrig wie ein ADV-Jacket ist (habe keine Badewanne, nur eine Dusche). Ich habe sogar spaßeshalber die Blase von innen gespült, einfach weil es so einfach war. Das habe ich bei meinem Axiom noch nie(!) getan, einfach weil es so sperrig ist und das Ablassen des Wassers so kompliziert.
Ich habe heute auch noch mit einem Wracktaucher gesprochen den ich gut kenne. Er taucht auch innerhalb von Wracks bei Forschungs- und Filmarbeiten. Bezüglich der einschaligen Blase meinte er dass das kein Problem wäre. Das Cordura-Material ist sehr robust. Er taucht natürlich ein doppelschaliges Wing mit Doppelgerät. In sehr engen Wracks habe er häufig Rost auf seinem Wing gehabt, die Außenschale sei aber noch nie beschädigt worden. Das Wings ist ja meist auch nur zu einem Teil gefüllt und hängt mehr oder weniger schlaff herum. Du kannst ja mal versuchen mit einem Messer in einen nicht gefüllten Luftballon ein Loch zu stechen, wenn der lose in der Luft hängt.
Für mich war die Wahl dieses Wings perfekt. Ein leichtes, bequemes Wing mit interessanten Konzepten für Monoflaschen zu einem attraktiven Preis (inkl. Bleitaschen beim Händler <500 Euro).
Sehr flach, so dass es gut in das Standard-Reisegepäck passt aber auch tauglich um hier damit zu tauchen (80% meiner Tauchgänge mache ich in Deutschland).
Modularität wird zwar häufig als Argument angeführt, ich halte das aber meist für überbewertet:
Zum Beispiel Atemregler:
Früher habe ich meine Atemregler immer für den Urlaub umgebaut. Dann habe ich mir aber einen Urlaubsregler gekauft, weil das umbauen angefangen hat zu nerven. Außerdem habe ich festgestellt das die O-Ringe unter dem ständigen Geschraube leiden.
Oder Lampen:
Für meine Lampe gibt es Wechsel-Lampenköpfe. Was glaubst du wie viele Lampenköpfe ich habe? Richtig - Einen
Zurück zum Wing:
Sollte ich anfangen mit dem Doppelgerät zu tauchen (was nicht passieren wird, aber wenn) brauche ich sowieso eine neue, größere Blase. Zudem ist das Doppelgerät fest mit der Backplate verschraubt. Beim Umbauen müsste ich also jedes Mal Singletank-Adapter abschrauben, Blase abschrauben, Doppelgeräte-Blase anschrauben, Doppelpack anschrauben. Das wäre mir auf Dauer auch zu nervig.
Mit dem Kauf eines Wings machst du nix verkehrt, auch oder gerade als Anfänger. Gib nichts auf das Geschwätz, das wäre nix für Anfänger. Ich kenne einige, die sich sofort nach dem OWD ein Wing zugelegt haben. Das ist zwar etwas teurer aber immer noch billiger als zuerst ein ADV-Jacket und dann ein Wing zu kaufen. Und ich kenne keinen, der dann doch lieber wieder ein ADV-Jacket haben wollte.
Welches du kaufst ist deine (schwere) Entscheidung. Wirst du auf ein Doppelpack umsteigen und häufiger in den Urlaub fahren oder auch noch mit Monoflaschen tauchen (wollen) wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch ein zweites (komplettes) Wing dazukommen.
Das Ghost kannst du aber ohne Bedenken kaufen. Es taugt ohne Einschränkungen für Kaltwassertauchgänge. Probegetaucht hast du es ja schon wenn ich das richtig gelesen habe.
Viele Grüße
Christian