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Wie schnell darf man ab und wieder auftauchen?

Bei meinem letzten Schnorchelausflug in Kroatien vor zwei Jahren hatten es mir die Seeigel angetan. Also bin ich immer schön fleißig in verschiedene Tiefen abgetaucht ( schätze mal so 7-10 Meter ) um Muscheln und anderes gezeugs hochzuholen. An einem Tag kann ich mich entsinnen auf der einen Seite leichte schmerzen gespürt zu haben. Aber eben nur ganz marginal. Mir kam es so vor, als käme das von dem ständigen Druckausgleich. Vor allem wenn es tief wurde, war eile angesagt, denn sooo lange kann ich die Luft dann auch nicht anhalten. (30-40 sec.) Vor allem unter Belastung. Daher schaue ich natürlich immer, dass es so schnell wie möglich wieder nach oben geht.

Daher meine Fragen:

Wie schnell darf man abtauchen?
Wie oft macht Ihr den Druckausgleich, also nach wievielen Metern? (Ich mach alle ca. 3 Meter)
Wie schnell darf wieder auftauchen?

Danke im Voraus.

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19.07.2009 19:44
Druckausgleich machst du am besten pro Meter Tiefe einmal - wobei es sinnvoll ist, den ersten Druckausgleich schon an der Oberfläche zu machen. Also deutlich öfters als du es beschrieben hast. Es darf NIE wehtun im Ohr!
Schnell runter und schnell rauf ist beim Apnoetauchen
(ohne Preßluft und Gerödel) kein Thema!
Ich hoffe mal, daß du keine lebenden Muscheln hochholst
und daß du die Seeigel tapfer aufessen tust (igitt...).
Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
19.07.2009 19:46
Wie schnell darf man abtauchen?
So schnell wie man den Druckausgleich hinbekommt.


Wie oft macht Ihr den Druckausgleich, also nach wievielen Metern?
Laufend, wenn du erst den Druckausgleich machst wenn es am Ohr zwickt, dann ist das schon viel zu spät.


Wie schnell darf wieder auftauchen?
Als Schnorchler eigentlich egal.
Als Gerätetaucher 10m die Minute. (die letzten 10 Meter)
19.07.2009 20:14
Nein, ich hole nur Muschelschalen nach oben und auch bei den Seeigeln haben es mir nur die Skelette angetan.
20.07.2009 00:38
Kleine Einschränkung zu folgender Aussage:

Wie schnell darf wieder auftauchen?
Als Schnorchler eigentlich egal.
Als Gerätetaucher 10m die Minute. (die letzten 10 Meter)

Ja, dies gilt aber NUR, wenn Du auch sonst (in dieser Zeit) nicht mit Gerät tauchst
20.07.2009 07:35
Druckausgleich sobald du Druck auf den Ohren spürst, alle 1-2 m mindestens. Nie alleine abtauchen und dir mal zeigen lassen, wie man richtig taucht. 30-40 Sek. Luftanhalten ist wirklich wenig, das solltest du verbessern, dann macht das auch mehr Spass.
SchneemannHobby-Apnoetaucher
20.07.2009 16:53
@Tümpi:
Wenn jmd. (freiwillig/wiederholt) tiefer als 5m taucht ist es fast schon ausgeschlossen, keine Druckausgleichtechniken zu beherrschen. Typischerweise ist begrenzt Unwissen darueber die Tauchtiefe von Kindern.

@Kroatienfan:
" An einem Tag kann ich mich entsinnen auf der einen Seite leichte schmerzen gespürt zu haben. "
Wo genau hattest Du denn Schmerzen?
Im Ohr, Torso oder in einer ganzen Koerperhaelfte?!
Wenn es Ohrschmerzen waren hast Du Fehler beim Druckausgleich gemacht.

"in verschiedene Tiefen abgetaucht"
Besorg dir ein Tiefenmessgeraet!
Ist praktisch und kann man sich auch schnell aus einem duennem Glasroehrchen (3-4mm Innendurchmesser -- wie in der Chemie) bauen, indem man eine Seite verschliesst. Das ist sogar recht genau, wenn man (Tiefen)-Markierungen draufmalt (und ziemlich genau, wenn der Oberflaechendruck und die Wasserdichte bekannt ist).

Wenn Du Geld zur Verfuegung hast, kannst Du sogar eins kaufen, das die maximal "getauchte" Tiefe anzeigt...

@Stephan K.
" Als Schnorchler eigentlich egal. "
Ich hatte bisher noch keine Schmerzen, wenn ich keine Fehler beim Druckausgleich gemacht habe, aber koennte es nicht sein, dass es der Brustkorb nicht so gut vertraegt, schnell auf- und abzutauchen, weil er komprimiert und dekomprimiert wird. Ich atme beim auftauchen (egal wie schnell) immer die Luft in meinen Lungen aus und wirke damit auch diesem (potenziell schmerzhaften) Effekt entgegen.


Viele Gruesse, Schneemann
BibeForschungstaucher
20.07.2009 17:08
7-10 m in 30 bis 40 Sekunden?

ich denke, da wird die reelle Tiefe etwas überschätzt. Dennoch erstmal an alle Vorredner, kann dem nur zustimmen.

Und um die Zeit UW noch etwas zu steigern, solltest du mal ein paar Wochen täglich üben, dich langsam steigern. Geh mal her, und setz dir ein Ziel: Bsp: 50 Sekunden. Nimm die Uhr, versuche das trocken. Klappts nicht, Pause machen, später nochmals versuchen. Ansonsten halt am nächsten Tag. Tip: Nicht auf die Uhr schauen, dich irgendwie "ablenken" schau dich um, les Plakate etc.
Wenn du dein Ziel erreicht hast, wunderbar, dasselbe morgen nochmals. Klappts da auch, die Messlatte um 5 (ev auch 10) Sekunden höher legen.

Du wirst dich wundern, wie schnell du bei 1,5 bis 2 Minuten bist, damit kann man beim Schnorcheln schonmal was anfangen.
Wenn du die Möglichkeit hast, im Bad zu trainieren:lenk dich ab, in dem du Kacheln zählst:

Und jetzt ganz wichtig! wenn du das im Wasser als Anfänger übst am besten unter Aufsicht. Und keinesfalls und niemals vorher Hyperventilieren (sehr schnelles, flaches Atmen)!!! Den Fehler machen viele zu anfangs, und es kann somit zum "Schwimmbad-Blackout" kommen. Durch das Hyperventilieren nimmt man so gut wie null mehr an
Sauerstoff auf, da wir unser Gewebe damit nicht wirklich übersättigen können. Aber man atmet sehr viel CO2 ab! Und jenes ist unser Atemreizgas. Wir atmen nicht, wenn uns der Sauerstoff knapp wird sondern wenn das Kohlendioxid zuviel wird. Wir verbrauchen im Normalfalle nur ca 4 % des Sauerstoffs (die Luft enthält aber ganze 21%). Wenn man nun aber Hyperventiliert, fehlt das CO2. Der Sauerstoff ist irgendwann alle, aber der Körper merkts nicht, weil noch nicht genügend CO2 da ist (oder erst zu spät).
Deshalb also der Tipp mir der Aufsicht.
Atme vor dem Abtauchen ein paarmal langsam und tief durch, und ab gehts nach unten, dabei ständig den Druckausgleich durchführen.

Dass du Schmerzen im Ohr hattest könnte aber unter Umständen daran gelegen haben, daß du den Druckausgleich viel zu heftig durchgeführt hast.

allzeit gut Luft und weiterhin viel Spaß beim Schnorcheln in Hrvatska
Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
20.07.2009 17:08
@Schneeman
Es wäre mir neu dass der Brustkorb gravierend komprimiert wird.
Normalerweise wird die Lunge komprimiert und die Inneren Organe, bzw. Blut kommt in den "Hohlraum" den die Lunge freigibt.

Solange ein Schnorchler nur an der Oberfläche atmet gibt es nicht wie beim Unterwassereinatmen (aus einer Pressluftflasche) die Gefahr der Lungenüberdehnung usw.


Der Kroatienfan solte hauptsächlich auf seine Ohren (Druckausgleich!) achten und natürlich auch eine vernünftige Maske tragen, damit die Augen keine Probleme machen.
(Bei "Chlorbrillen" werden die Augen durch den Unterdruck beim Abtauchen regelrecht aus den Höhlen gesaugt, was zu geplatzten Äderchen und sontigen Augenproblemen führen kann)
Deswegen ist eine Maske mit Nasenerker und der Druckausgleich in der Maske auch wichtig.


SchneemannHobby-Apnoetaucher
20.07.2009 17:32
@Stephan K.:
"Beim -> Abtauchen nimmt der Umgebungsdruck mit steigender Tiefe zu, dadurch wird der Brustkorb zusammen und der Bauch eingedrückt, was zu einem Höhertreten des Zwerchfelles führt. Dadurch steigt auch im Brustinnern der Druck an (Druckerhöhung = Volumenverkleinerung nach dem Boyle-Mariotteschen Gesetz)."
Das habe ich gerade dem Lexikon entnehmen koennen.
Lunge und Brustkorb werden komprimiert beim Apnoetauchen (wenn das nicht der Fall waer` und nur die Lunge kleiner wird, muessten entweder grosse Mengen an Koerperfluessigkeit verlagert werden, oder eben Organe dorthin verlagert werden -- was beides in diesem Ausmass vermutlich sehr schnell nicht mehr angenehm waere), also koennte (zumindest potenziell) ein Problem auftreten, wenn man es so schnell man wie Kroatienfan (bis zu 10m Tief in etwa 30s). Das Lungenvolumen wird also in ca. 15s halbiert und in 15s verdoppelt. Da Kroatienfan nicht nur rauf und runter taucht vielleicht sogar noch schneller.
Ich hatte, wie gesagt, bisher keine Probleme damit.
Allerdings tauche ich zwar laenger aber wirklich selten so tief und ich mache es wesentlich langsamer.

@Kroatienfan:
Nutzt Du Blei?
Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
20.07.2009 17:40
aus
http://www.freediving.de/physio2.htm#shift



Bloodshift

Lange nahm man an, dass die maximal erreichbare Tauchtiefe beim Apnoetauchen allein vom Verhältnis Lungentotalvolumen zu Residualvolumen bestimmt wird (siehe auch Lungenbarotrauma im Kapitel Risiken). Durch Messungen und medizinische Untersuchungen wurde aber festgestellt (und die erreichten Tiefen der Weltspitze bestätigen dies) dass bestimmte Faktoren die mögliche Tauchtiefe vergrössern. So kommt es bei gut trainierten Freitauchern zu einer Blutanreicherung in der Lunge (Bloodshift), die einen möglichen Unterdruck ausgleichen kann. Bei Robert Croft wurden in 39,5m Tiefe bereits zusätzliche 850 ml Blut in der Lunge festgestellt. Desweiteren wird der Bauchinhalt unter Hochdrängen des Zwerchfells in den Brustkorb verlagert.

SchneemannHobby-Apnoetaucher
20.07.2009 17:45
@Stephan K.
"Ab einer Tiefe von ca 30m beginnt der Druck in den Lungen negativ zu werden, da sie aufgrund der Verankerung der Rippen im Brustbein nicht weiter zusammengedrückt werden können. Durch den Bloodshift wird Blut in die Lungen verlagert, um ein Lungenbarotrauma mit nachfolgendem Lungenödem zu verhindern." -- Deine Quelle

Also wird vorher noch kraeftig gepresst und wenn Kroatienfan wirklich so schnell ist...
Ich denke aber, dass es schwer ist ohne Hilfsmittel genau zu wissen wie Tief man getaucht ist (bei >3m).
SchneemannHobby-Apnoetaucher
20.07.2009 18:19
@Stephan K.:
Ich glaube nicht, dass das "potenzielle Problem" in der Praxis Relevanz hat, sofern man nicht extrem schnelle Druckaenderungen bewaeltigen muss und nicht unter Osteoporose leidet.

@Kroatienfan:
Kannst Du alles mal etwas genauer beschreiben?
20.07.2009 20:22
Puhh, ich dachte ich hätte schon ziehmlich genaue Ausführungen gemacht. Aber gut:

Zu den Schmerzen...sie waren wirlich nicht schlimm. Nur agedeutet. Ich hatte schon mal eine Mittelohrentzündung. So hatte es sich aber nicht ansatzweise angefühlt. Eher so als wäre mein Trommelfell überlastet oder so. Jedesmal wenn ich runtertauchen wollte hatte ich gemerkt, dass das eine Ohr empfindlicher war und ich hatte mich instiktiv nicht mehr getraut weiter runter zu tauchen, da es bei Druck immer leicht geziept hatte. Daher hatte ich es 2 Tage sein lassen.

Zur Tiefe: Kann man natürlich schwer einschätzen ohne Messgeräte ist klar. Ich kann nur sagen, dass es da teilweise schon wirklich tief aussah. Der eigentliche Grund warum ich noch nicht tiefer bin war der, dass es da unten ab einer gewissen Tiefe brutal kalt geworden ist. Mir war ohne Tauchanzug zu kalt.

Zum Luft anhalten: Also so in der Ruhe schaffe ich schon 90 Sekunden. Allerdings unter Belastung sind es so 60 Sekunden (Wenn ich z.B. die Treppe rauf und runter gehe) Werde aber mal mehr Ausdauersport machen müssen und vor allem abnehmen. Habe sicherlich ca. 8-10kg zu viel am Bauch.
21.07.2009 15:43
@ Schneemann

"wenn das nicht der Fall waer` und nur die Lunge kleiner wird, muessten entweder grosse Mengen an Koerperfluessigkeit verlagert werden, oder eben Organe dorthin verlagert werden "

....und genau das passiert auch. Stichwort: inneres Blaukommen bei Helmtauchern, Bloodshift etc.

Sachdienliche Hinweise liefert u.a. auch der Ehm.

stay wet!
Michael
21.07.2009 16:52
@ Schneemann

"wenn das nicht der Fall waer` und nur die Lunge kleiner wird, muessten entweder grosse Mengen an Koerperfluessigkeit verlagert werden, oder eben Organe dorthin verlagert werden "

....und genau das passiert auch. Stichwort: inneres Blaukommen bei Helmtauchern, Bloodshift etc.

Sachdienliche Hinweise liefert u.a. auch der Ehm.

stay wet!
Michael
SchneemannHobby-Apnoetaucher
22.07.2009 00:27
@happybubbles:
"Ab einer Tiefe von ca 30m beginnt der Druck in den Lungen negativ zu werden, da sie aufgrund der Verankerung der Rippen im Brustbein nicht weiter zusammengedrückt werden können." -- ...

Die Verankerung der Rippen, hindert also die Lunge daran weiter zusammengedrueckt werden zu koennen? Wenn man etwas ueber die Aussage von oben nachdenkt, kommt man schnell zu dem Schluss, dass der Brustkorb wohl seine Groesse veraendern muss...
Und wenn es sehr schnell geht, dann ist es nicht allzu abwegig an Gefahren zu denken, oder?

Viele Gruesse, Schneemann
Antwort