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Verletzung durch Quallen

Hallo, ich der Praxis des Tauchens (Kromp und Co.) steht das man betroffene Stellen mit alkalischen Substanzen abwaschen soll, hier im Tauchernet und auch in Dänemark beim tauchen wird zu Essig geraten. (Ist doch Basisch oder ?!).
Was ist nun richtig ?
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26.08.2003 12:46
Alkalisch und basisch sind das gleiche.
)
Gruss
Katharina
26.08.2003 13:23
hallo katharina auf welche frage soll das die antwort sein?

Essigsäure ist eine Säure und Essig demzufolge Sauer.
26.08.2003 13:42
Also im Kromp steht alkalisch, z.b. Seifenlauge.
Und Seifenlauge hat doch nichts mit Säure zu tun sondern ist das Gegenteil wenn mich meine (wenigen) Chemiekenntnisse nicht täuschen.
Was soll man nun nehmen oder geht beides ?
26.08.2003 14:33
habe jetzt leider keine lektüre zur hand ... es gibt gifte von meeresbewohnern die man mit dem einem bekämpft und welche die man mit dem anderen bekämpft...

also sauer oder basisch/alkalisch

wenn man das falsche nimmt würde man die giftwirkung natürlich verstärken und das wäre nicht so dolle.
HarryCMAS*** usw.
26.08.2003 19:50
je nach quallenart gibt es unterschiedlich empfehlungen für die spülung zur ersten hilfe

-staatsquallen: essig

-portugisische galeere: meerwasser oder essig oder backpuver (regional unterschiedlich!)

-schirmquallen: backpulver oder magnesiumsulfat

-würfelquallen: essig

quelle: eichler, gefährliche meerestier erkennen, blv
http://www.taucher.net/buecher/buch.html?kategorie=13

27.08.2003 09:34
Noch ein Tip am Rande, habe ich aus einem medizinischen Fachblatt, selber aber noch nicht ausprobiert:

Nesselnde Stellen mit Rasierschaum einsprühen. Den Rasierschaum trocknen und ganz hart werden lassen und dann mit einem Messer oder Kreditkarte abziehen.

Macht m. E. Sinn. Der Rasierschaum ist ph-neutral, kann also bei allen Nesselgiften verwendet werden, er schließt die noch geschlossenen Kapseln ein und kann dann mit diesen einfach von der Haut gekratzt werden, ohne dass die Kapseln platzen.

Hat das schon mal jemand probiert? und Erfolg gehabt?

Meinungen würden mich interessieren.
28.08.2003 12:56
Also ich hab mit Essig gute Erfahrungen gemacht. Der neutralisiert aber man muß erst den stechenden Schmerz aushalten und ja nicht die Stelle berühren an der die Qualle "zugeschlagen" hat. (Damit die Nesselkapseln nicht platzen) Rasierschaum denke ich muß es nicht unbedingt sein. Schließlich geht es ja nur darum, die Nesselkapseln so von der Haut zu bekommen, dass sie nicht platzen, und das geht ja auch gut mit einen Messer oder etwas ähnlichem.
13.12.2003 19:40
Noch einmal zum Thema Neutralisation von Nesselkapseln. Für fast alle Quallen gilt die Anwendung von Essig. Nur bei der Polypenkolonie Physalis (Portugiesische Galeere) gibt es zum einen positive als auch negative Berichte. Die Behandlung mit Rasierschaum halte ich für gefährlich. Da vor allem durch das spätere Abschaben die Nesselkapseln ausgelöst werden
Auf meiner Seite www.gifte.de/Quallen.htm gibts noch ein paar Infos.
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
11.09.2004 10:22
Aloha zusammen,

es geht in erster Linie nicht darum, was bei Vernesselungen `hilft`, sondern das NICHT zu tun, was keinen weiteren SCHADEN anrichtet. Weiteres Leid prodziert man eben mit Kratzen/Reiben genauso wie mit dem art-unspezifische Therapieren mit taucherischen `Hausmitteln`, bzw. Essig, ein Mittel, was sich als effektiv bei den gefährlichsten Nesseltieren, Würfelquallen, erwiesen hat, nicht aber deswegen notwenigerweise für alle anderen Nessler geeignet ist.

Warum das eine Mittel nun gegen weiteren Nematocystenabschuss hilft und das andere ebendiese Reaktion hervorruft, liegt daran, dass es sich um unterschiedliche Arten, Gattungen, Familien, sogar Ordnungen und Klassen von Nesseltieren handelt, und eben deshalb in der unterschiedlichen Reaktion der Cnidocil- (`Sprengzünder`-)-Rezeptoren auf Moleküle, vergleichbar einer Art `allergischen Reaktion` auf Umweltreize.

Ich empfehle in allen therapeutischen Zweifelsfällen und Streitfragen die entsprechende wissenschaftliche Primär- und Sekundärliteratur zum Studium.
Als im Moment gute Sekundärliteratur (also mit Quellenangaben zu den relevanten wissenschaftlichen Pupblikationen) gilt:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3804716393/qid=1094890145/sr=1-1/ref=sr_1_8_1/302-4156866-5025614
Wem das zu aufwendig ist, kann alles abgekürzt auf einem Merkblatt über Verletzungen durch Meerestiere/Erste Hilfe auf der Seite www.bionaut-online.de nachlesen (via Steinfisch-Foto oder Vortrag "Achtung gefährlich"), bzw. downloaden.

Die komplette Nessel-Therapie-Diskussion gibt`s auf http://www.tauchernet.com/forum/bioShow.html?messageNummer=2022

Zur Portugiesischen Galeere siehe u.a. http://www.taucher.net/redaktion/44/show.html?topic=3

Best fishes!

Uli

B I O N A U T
Süßwasser und Meer erleben!
Ohne B I O fehlt dir was!
---------------------------
http://www.bionaut-seminare.de

><(((º>
Dipl. Biol. Uli Erfurth
- Ressortleiter `Umwelt und Wissenschaft` in der CMAS Germany
- Sachabteilungsleiter `Unterwasserbiologie und Umweltschutz` im Verband Internationaler Tauchschulen
16.02.2007 03:19
Hallo zusammen,
bin heute auf Fuerteventura von einer Portugisischen Galeere erwischt worden - zum "Glück" nur das rechte Bein vom Oberschenkel bis zum Fuss. Hier weiss anscheinend niemand über den Umgang mit den Dingern Bescheid. Da hilft dann das Internet: Ein australisches Forschungsteam hat festgestellt, dass das Baden in ca. 45°heißem Wasser besser helfen kann als Essig und Eis. Komischerweise habe ich mir die Füße, die voll von Lavasand waren, im Hotel - unabsichlich - mit sehr warmen Wasser abgewaschen. Dies empfand ich als sehr angenehm. Nachdem ich später den Artikel aus Australien las, setzte ich mich komplett in die Wanne. Das Resultat war sehr positiv. Mein Fuß ist jetzt - ca.6 Std nach Unfall fast normal, die oberen Teile des Beins sehen noch nach Brennessels aus - Schmerzen sind bis auf gelegentliches Jucken - komplett abgeklungen. Die Aussies nehmen an, das die Wärme das Eiweiss, aus dem die Gifte bestehen, unschädlich macht. Bei Essig kann anscheinend auch - je nach Spezies - der entgegengesetzte Effekt auftreten und die Schmerzen - und es tut saumäßig weh - verstärken. Soweit meine Erfahrungen. Ach ja - das Vieh sah aus wie eine Wasserflasche die hier neben Plastiktüten im Meer trieb - Vorsicht, bei mehreren "Flaschen" besteht Lebensgefahr!!
13.07.2008 17:11
Rasierschaum hilft bei Verletzungen durch Feuer- und Nesselquallen!!!
Neu im Internet entdeckt!
Dort kann man ein Quallen-Nothilfe-Pad bestellen. (www.rasierpad.eu)
Damit läßt sich der Rasierschaum einfach auf die vernesselte Haut auftragen.
Nach ca. 5 Minuten wird dann der Rasierschaum mit den inaktiven Neselkapseln wieder abgezogen.
Das Quallen-Nothilfe-Pad wird in einem praktischen widerverschließbaren Beutel mit einer Anwenderinformation geliefert. Zusätzlich sind auch die wichtigsten Punkte zur Anwendung auf dem Quallen-Nothilfe-Pad aufgedruckt. Ich finde dies sehr praktisch, denn so ein Zettel könnte am Strand mal schnell vom Wind verweht werden.
Insgesamt eine tolle Neuerung die in keiner Badetasche am Strand fehlen sollte.
11.10.2008 19:40
Hallo, ich hatte vor genau 7 Tagen Quallenkontakt an vier Stellen meines Körpers. Diese habe ich nach ca. 15 Min. mit Essig behandeln können und sehr gute Erfolge gehabt. Die Schwellung und Schmerzen ließen innerhalb von ca. 4 Stunden komplett nach. Geblieben ist eine leichte Rötung der Stellen. Nun flammen die Sypthome aber nach genau 7 Tagen wieder auf. Essig hilft nur noch gegen die Schwellung. Was bleibt ist ein schier unerträglicher Juckreiz. Hat jemand einen Rat?
01.08.2009 10:25
Also ich hatte an einer Stelle einen Quallenkontakt (Arm - nicht sicher, denn gesehen hab ich das Tier nicht), hat sehr gebrannt , getan hab ich nichts, nach ca 2 Stunden waren die Schmerzen herum. Eine Woche spaeter ist meine Haut noch vernarbt, seht in etwa so aus als haette ich mich geritzt (San Feliu, Costa Brava)
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
01.08.2009 12:03
Ein kurzes Update zwischenrein:
"Rasierschaum hilft bei Verletzungen durch Feuer- und Nesselquallen!!!", solch pauschale Sätze sind sehr gefährlich. Zum einen gibt es keine Art, die "Feuerqualle" heißt, auch keine die "Nesselqualle" heißt. Was also ist damit gemeint? "Alle Quallen, die nesseln?" Es nesseln ALLE Quallen, die Frage ist nur, WEN, bzw. wie reagiert ein Mensch auf Kontakt? Rasierschaum "hilft" tatsächslich, so scheints, bei einigen Arten, aber nicht allen. Vorsicht vor kontraproduktiver Ergebnissen bei mangelnder Artkenntnis! Die Diskussion im TN dazu:
http://www.taucher.net/forum/bioShow.html?messageNummer=2022
Dort, weiter unten, postet Feuerqualle den gleichen Text von oben nochmal und enthält als Antwort, dass es sich beim dem gepriesenen Produkt nur um einen Spatel handelt. Ich hab auf den Link bisher nicht mal geklickt, Freunde. Dafür ist mir die Zeit zu schade!

Bettina hat etwas, was man unter "wiederkehrenden Symptomen" umschreiben kann. Das gibt`s recht oft, leider. Hier werden dann starke Kortisonsalben verschrieben.
Auch hier ein Thread in TN: http://www.taucher.net/forum/Feuerkoralle__medi1922.html

Franz hat Glück gehabt, und eine Art getroffen, die nur wenig nesselt. Keine Portugiesische Galeere (Physalia physalis), keine Leuchtqualle (Pelagia noctiluca). Threads zu "Quallen" im Mittelmeer im TN:
http://www.taucher.net/forum/Quallen_im_Mittelmeer_bio2369.html
http://www.taucher.net/forum/Qualle_Mittelmeer_bio2570.html
http://www.taucher.net/forum/Mittelmeer__unbekannte_Qualle__Spanien__bio2977.html

Was Ralph schreibt, ist ganz interessant. Es mehren sich im Moment die Hinweise, dass die bisher bei Giftfischverletzungen empfohlene WÄRME-Therapie (lokal und auf 10 Sekunden begrenzte Hyperthermie bis max. 55 Grad) auch bei Vernesselungen eine erfolgreiche Schmerztherapie sein könnte. Mehr dazu sicher in Bälde. Sicher macht man bei heutigem Wissenstand nichts falsch, wenn man NACH dem erfolgreichen Entfernen der Nesseln, NACH dem Spülen der Wunde mit der entsprechenden Reagens (resp. Sand-Methode, Rasierschaum), dann noch ein "Wärmebad" der betroffenen Stelle nachlegt, ganz analog der Methode bei "Giftfischverletzungen". Wichtig: kurz (nicht länger als 10 Sekunden, und nicht heißer als 50, absolute Obergrenze 55 Grad) Kann sein, dass es kurzzeitig heiß und schmerzhaft wird, aber der Schmerz sollte auf Dauer nachlassen. (Das hat nichts mit der Denaturierung der Gifte zu tun, viel eher mit der Unterbindung der Histaminausschütttung! Nicht das die Diskussion bzw. Märchenstunde jetzt hier wieder losgeht!).
Es wäre gut, wenn jemand der das hier liest und anschließend vernesselt wird, diese Wärmemethode mal anwendet und hier berichtet. Am allerbesten jemand, der zwei Vernesselungen erlitten hat, und einmal "nur spült" und die andere Wunde "spült und erwärmt"!
Hier der wohl "beste" Thread zum Thema Wärmetherapie im TN:
http://www.taucher.net/forum/bioShow.html?messageNummer=2062

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