Hier können alle Fragen zum Thema Tauchausbildung ausgiebig diskutiert werden. Verbandsübergreifend kann hier nach allem gefragt werden was zum Bereich Aus- und Fortbildung gehört - moderiert von erfahrenen Tauchern.

Umfrage: Wissenschaftliches Tauchen zum Ozeanschutz

Geändert von Fine92,

Hi liebe Tauch- und Ozeanbegeisterte,

meine Partnerin und ich haben als Forschungstaucher:innen an Biodiversitäts- und Biomasse-Erhebungen teilgenommen und beschäftigen uns beruflich mit den Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten auf Artenvielfalt – an Land wie unter Wasser. Dabei stoßen wir immer wieder auf das Problem, dass belastbare, regionale Daten zur Gesundheit mariner Ökosysteme fehlen.

Als Taucher:in kann man aktiv zur Lösung beitragen und zwar ohne jahrelange Ausbildung oder teure Zertifikate. Die grundlegenden Methoden zur Datenerhebung lassen sich in kurzer Zeit erlernen. Mit etwas Anleitung kann aus einem Fun Dive ein wertvoller Beitrag zum Schutz unserer Meere und zugleich eine ganz neue, bereichernde Taucherfahrung werden.

Wir überlegen deshalb, einen Marine Conservation Kurs anzubieten, der in 2–3 Tauchtagen, inklusive praktischer Einführungen und begleitenden Lernmodulen und im Rahmen eines regulären Tauchurlaubs an einer Tauchschule stattfinden könnte.

Was meint ihr – würdet ihr an so etwas teilnehmen wollen? Würde euch das reizen?

Wir freuen uns sehr über euer Feedback!

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mario-diverRD,EAN<40,Deep, SRD, UW/Schiffsarchäologie I (VDST),
09.06.2025 16:17Geändert von mario-diver,
09.06.2025 16:25
Liest sich gut, Interesse grundsätzlich vorhanden 👍
Wie sollte solch eine Datenbank aussehen?
Wem stünde sie wie zur Verfügung?
Kurs wäre aber doch nicht kostenlos?

Taucht man in fernen Gefilden in der Gruppe mit Guide könnte es schwierig werden, sich abseits der Gruppe ernsthaft damit zu beschäftigen 🤔
Wäre eher etwas in Regionen, wo autarkes Tauchen wie zB. Curacao oder Bonaire möglich ist.

Gute Idee jedenfalls 👌

Passt grad dazu:
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ozeankonferenz-nizza-100.html


09.06.2025 18:02
Im Prinzip sicher eine gute Idee, allerdings weiß ich nicht , wie sicher das werden könnte, wenn man das nur ab- und zu im Urlaub macht. Saprobienindex-Bestimmungen (im Wesentlichen Abschätzung der Biomasse/Abundanzen und Arten/Diversität) sind zb meines Wissens nach sehr stark vom Erheber und dessen Erfahrung abhängig; dazu benötigt man auch gute Fach/Artenkenntnisse. Es ist sicher spannend und gut, die Grundlagen in einem Kurs zu vermitteln, aber die Daten werden nachher nicht wirklich belastbar sein, wenn es keine direkte wissenschaftliche Begleitung/QC gibt.
naturezertifizierter Hobbytaucher
09.06.2025 20:04Geändert von nature,
10.06.2025 13:47
Hi ihr Beiden,

ja gründsätzlich nett. Ihr schreibt ja, dass ihr in dem Bereich bereits arbeitet. Deswegen wird vermutlich alles unter Punkt 1) im Wesentlichen auf euch zutreffen. Die Möglichkeiten hängen dann davon ab in welcher Position ihr im System seid und welche Erfahrungen ihr bisher habt.

1) Ernsthafte Wissenschaftlichkeit: man braucht eine Uni bzw. ein Institut als Heimatbasis und Projektgelder, um den Grundbetrieb am Laufen zu halten. Ihr braucht ein Netzwerk und Infrastruktur, um die Daten zu verarbeiten. Final muss das in internationale öffentliche Sichtbarkeit und öffentlichen Nutzen übertragen werden (-> Publikationen etc.). Langfristig übernehmen dann doch die Studenten und Doktoranden die Kernarbeit, weil die Hobby-Ergebnisse höchstens mittelprächtig sind. Ab einem gewissen Punkt wird solche Arbeit halt auch sehr mühsam und dann steigen die Hobby-Wissenschaftler schnell aus bzw. fühlen sich von den Betreuern "versklavt" -> man will doch nur bisschen Spaß und nicht ernsthaft schuften. Selbstverständlich gibt es solche Kurse auch schon weltweit in unterschiedlichen Ausprägungen und in unterschiedlicher Nähe zum akademischen/behördlichen/gewerblichen Umfeld. Das sind ja meist Kurse mit Namen wie "reef check" und co. Bei den heimischen Seen zähle ich Lehrgänge wie "Tauchen für den Naturschutz" auch mit dazu. Natürlich gehören auch die vollwertigen Forschungstaucher-Ausbildungen über die Unis mit dazu (wovon ja nur ein absoluter Bruchteil der Teilnehmer danach das irgendwie forsetzen kann). Man wird dann ein Teil dieser Branche und arbeitet "leider" auch in Konkurrenz.

Ansonsten gibt es noch folgende Optionen:

2) einfach Hobby nebenbei: das geht immer, viel output wird dabei nicht herum kommen

3) wollt ihr beruflich Uni-unabhängig davon leben? Zumindest als Nebenerwerb? Das könnte an großen Tauchbasen mit interessierter Kundschaft leidlich funktionieren. Die Wissenschaftlichkeit ist aber nur Aushängeschild und verschwindet sehr schnell. Es ist dann mehr Urlaubs-Entertainment. Die Kundschaft ist dann für paar Stunden hobby-Wissenschaftler. Das ist auch okay. Hauptberuflich geht das nur, wenn man bereit ist viel zu pendeln und keine hohen Erwartungen hat.

Ich würde aus Spaß einen Kurs mal buchen, um euch auf die Finger zu fühlen. Und natürlich auch, um euch strenge fundierte Fragen zu stellen ;)

Grüße vom akademischen Kollegen
09.06.2025 21:05
Alles Kollegen hier 😉, redet vielleicht mit den Leuten von Hydra/Elba, die machen so was schon länger und können ggf ein paar Tipps geben
naturezertifizierter Hobbytaucher
09.06.2025 21:22Geändert von nature,
10.06.2025 12:29
Die Hydra-Feldstation auf Elba gibt es so leider nicht mehr.

Ich spekuliere, dass es nur einen kleinen Spielraum zwischen Uni-Arbeit und kurzzeitiger wissenschaftlicher Bespaßung von Urlaubern gibt. Vielleicht muss man es mit einem neuen Konzept probieren, welches an die heutige gesellschaftliche soziale, finanzielle und zeitliche Realität adaptiert ist. Zudem ist die Generation der Costeau-Filme mehrheitlich 50+, die jüngeren Generationen haben ihre eigenen (brutalen) Herausforderungen.
Fieldwork HYDRA Fieldwork
TilonautGeprüfter Forschungstaucher (DGUV); PADI Divemaster; EANx; Dry Suit
10.06.2025 13:40
Hallo,

auf dem Papier klingt so was immer super und meine Vorredner haben da schon einige gute Punkte angesprochen. Wie von nature bereits vermerkt, hat mich eure Beschreibung ebenso an den "reef check" survey Kurs erinnert, welcher sich scheinbar relativ global etabliert hat und in eine zumindest sehr ähnliche (Bedarfs-)Kerbe schlägt wie eure Idee, siehe deren Homepage und die jeweiligen Unterseiten. Tatsächlich habe ich noch nach der FT-Ausbildung den Reefcheck-Kurs gemacht im Zusammenhang mit einem Kurs für künstliche Riffe in Indo. Natürlich sind einem die Abläufe als FT da alle gut vertraut und weitestgehend bekannt, sind halt 100m-Transekten entlang derer beidseitig Flora und Fauna dokumentiert werden und die je Teilgebiet (dort unterteilt in Active Swimmers, Benthic and Sessile species) von 1 bis 2 Tauchern angegangen werden. Ob man da am Ende wirklich von wissenschaftlicher Qualität der Ergebnisse reden kann wage ich zu bezweifeln, zumindest ohne begleitenden Basentaucher (also Qualitätskontrolle durch Ausbilder sozusagen). Allerdings bessern sich die eigenen Fähigkeiten bezüglich Identifikation und "korrekter Zahlen" (im Sinne von übereinstimmender Ergebnisse mit Ausbilder) merklich nach einigen Durchgängen. Meistens werden solche Kurse vor Ort auch eher von Freiwilligenorganisationen angeboten als von auf Tourismus fokussierten Tauchcentern. Denn inwieweit das wirklich für "durchreisende" Urlauber an einem beliebigen Tauchspot interessant und im Umkehrschluss hilfreich für eine quantitative lokale Datenerhebung ist, lässt sich im Voraus nur schwerlich abschätzen aber zwecks dessen habt ihr ja auch sicher den Post hier aufgemacht. Viel Erfolg schon mal!
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